Aus- und Einwanderung
Anders als oft wahrgenommen ist Deutschland ein traditionelles Einwanderungsland. Im Deutschen Reich, in der Weimarer Republik und der Bundesrepublik Deutschland hat es immer Migranten gegeben. Allerdings sind erst nach dem Zweiten Weltkrieg mehr Menschen ein- als ausgewandert. Zieht man von den Zugewanderten die Zahl der Ausgewanderten ab, erhält man folgende Wanderungsbilanz:
Zuwanderung und Abwanderung
Zahlen für 2021: Laut Statistischem Bundesamt sind 2021 rund 1,3 Millionen Menschen nach Deutschland zugewandert, rund 1,1 Millionen von ihnen hatten einen ausländischen Pass. Etwa eine Million Menschen sind abgewandert. Damit lag die "Nettozuwanderung" bei rund 316.500 Personen – mit einem Anstieg von rund 44 Prozent im Vergleich zu 2020.Quelle
Unklar ist, bei wie vielen der Zugezogenen es sich wirklich um "Zuwanderer" handelt – die also nur vorübergehend nach Deutschland kommen – und bei wie vielen um "Einwanderer", die dauerhaft bleiben. Dasselbe gilt für die Fortzüge: Auch hier weiß man nicht, ob es sich um eine temporäre oder eine bleibende Auswanderung handelt.
Woher kommen die Zuwanderer nach Deutschland?
Woher sind die Zugewanderten zugezogen?
Die Mehrheit der Zugewanderten zog 2020 aus einem anderen europäischen Land nach Deutschland (rund 69 Prozent). Etwa 53 Prozent wanderten aus einem Staat der Europäischen Union ein. Aus Asien zogen etwa 11 Prozent zu, aus Afrika etwa 4 Prozent und rund 4 Prozent aus Amerika. Die Angaben beziehen sich auf die Herkunftsländer, nicht auf die Staatsangehörigkeit der Menschen, die zugezogen sind.Quelle
Welche Staatsangehörigkeit haben sie?
Rund 66 Prozent aller Zugewanderten waren 2020 EU-Bürger*innen. Am häufigsten hatten Zugewanderte die rumänische, die polnische oder die bulgarische Staatsbürgerschaft – deutsche Staatsbürger nicht berücksichtigt. Die Übersicht:
Wie hat sich die Zuwanderung verändert?
Flucht, Arbeit, Studium: Menschen migrieren aus verschiedenen Gründen nach Deutschland. Die Zahl derjenigen, die aus humanitären Gründen einwandern, nimmt seit 2015/2016 wieder ab. Dafür migrieren mehr Menschen, um in Deutschland zu arbeiten oder zu studieren. Eine Übersicht:
Die Fluchtmigration ging in den letzten drei Jahren zurück, nachdem sie in den Jahren 2015/2016 stark angestiegen war. Das zeigt sich an den Asylantragszahlen. 2019 wurden laut Migrationsbericht 142.509 Asylerstanträge gestellt.Quelle
Familiennachzügegingen in den letzten Jahren leicht zurück. 2019 wurden 96.633 entsprechende Aufenthaltstitel ausgestellt. Quelle
Die Zahl der Bildungsausländer*innen, die in Deutschland ein Studium aufnehmen, ist in den letzten Jahren gewachsen. 2019 erreichte sie mit 110.974 Studierenden im Erstsemester einen neuen Höchststand. Das waren 12 Prozent mehr als 2015.Quelle
Auch kommen mehr Menschen aus Nicht-EU-Staaten, um in Deutschland zu arbeiten. 2019 sind 64.219 Personen eingereist, die einen Aufenthaltstitel für eine Erwerbstätigkeit erhielten. Seit 2015 stieg die Zahl um 65,3 Prozent.Quelle
Hinweis: 51 Prozent der Menschen, die 2019 nach Deutschland migrierten, wanderten aus einem Staat der Europäischen Union ein. Da sie dafür keine Gründe angeben müssen und auch keinen Aufenthaltstitel benötigen, werden ihre Beweggründe in vielen Bereichen, etwa bei der Aufnahme einer Arbeit, nicht systematisch erfasst.Quelle
Wie viele Visa werden für Deutschland erteilt?
Ein Visum benötigt, wer aus einem Nicht-EU-Staat kommt und nach Deutschland einreisen will. Rund 562.000 Visa hat die Bundesrepublik 2020 erteilt. Das ist ein deutlicher Rückgang (minus 75 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr (2019: 2,29 Millionen Visa). Gründe waren die Reisebeschränkungen sowie der eingeschränkte Betrieb der Botschaften im Zuge der Corona-Pandemie. Besonders stark war der Rückgang für Visa aus China (minus 89 Prozent). Die drei wichtigsten Herkunftsländer waren:
- Türkei (rund 83.000, 2019: 251.000),
- Russland (rund 77.000 Visa, 2019: 341.000)
- China (rund 49.000 Visa, 2019: 435.000 Visa).
Rund 92.000 Anträge wurden abgelehnt. Das entspricht einer Ablehnungsquote von etwa 14 Prozent (einige Anträge wurden von den Antragssteller*innen selbst zurückgezogen).Quelle
354.000 Menschen bekamen Visa für Kurzaufenthalte ("Schengen-Visa"). Die Zahl der längerfristigen Visa ("Nationale Visa") lag bei 191.000 und damit 41 Prozent niedriger als im Vorjahr (2019: 325.000). Davon waren 61.000 Visa für eine Beschäftigung, das waren etwa halb so viel wie im Vorjahr (2019: 119.000). Beim Familiennachzug war der Rückgang nicht ganz so deutlich: 76.000 Visa für den Familiennachzug nach Deutschland wurden 2020 ausgestellt, 30 Prozent weniger als im Vorjahr (2019: 108.000).Quelle
Wann kamen die meisten Einwanderer nach Deutschland?
Es lassen sich in der deutschen Einwanderungsgeschichte verschiedene Phasen und Haupt-Wanderungsmotive erkennen.
Die meisten Einwanderer*innen kamen
- mittels Anwerbeabkommen als sogenannte "Gastarbeiterinnen" und "Gastarbeiter" in die BRD (1955 bis 1973) und als "Vertragsarbeiter" in die DDR (bis 1990),
- durch den Familiennachzug zu bereits in Deutschland lebenden Ausländern (vor allem zwischen 1973 und 1985, aber auch bis heute),
- als Aussiedler und Spätaussiedler (vor allem zwischen 1987 und 1999),
- als Flüchtlinge (Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre und verstärkt wieder seit 2014),
- und als Bürger der Europäischen Union im Zuge der Freizügigkeit.
Der MEDIENDIENST hat in einem Artikel die wichtigsten Migrationsbewegungen seit dem 18. Jahrhundert dargestellt. Ein weiterer Artikel gibt eine Übersicht über Migration in die DDR.
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