Aus- und Einwanderung
Anders als oft wahrgenommen ist Deutschland ein traditionelles Einwanderungsland. Im Deutschen Reich, in der Weimarer Republik und der Bundesrepublik Deutschland hat es immer Migranten gegeben. Allerdings sind erst nach dem Zweiten Weltkrieg mehr Menschen ein- als ausgewandert. Zieht man von den Zugewanderten die Zahl der Ausgewanderten ab, erhält man folgende Wanderungsbilanz:
Zuwanderung und Abwanderung
Zahlen für 2022: Laut Statistischem Bundesamt sind 2022 rund 2,67 Millionen Menschen nach Deutschland zugewandert, rund 2,48 Millionen von ihnen hatten einen ausländischen Pass. Etwa 1,2 Million Menschen sind abgewandert. Damit lag die "Nettozuwanderung" bei rund 1,46 Millionen Personen – viermal so hoch wie 2021. Hauptgrund ist die Fluchtmigration aus der Ukraine.Quelle
Zahlen für 2021: 2021 sind 1,3 Millionen Menschen nach Deutschland zugewandert, davon rund 1,1 Millionen Ausländer*innen. Die "Nettozuwanderung" lag bei rund 329.200 Personen.Quelle
Unklar ist, bei wie vielen der Zugezogenen es sich wirklich um "Zuwanderer" handelt – die also nur vorübergehend nach Deutschland kommen – und bei wie vielen um "Einwanderer", die dauerhaft bleiben. Dasselbe gilt für die Fortzüge: Auch hier weiß man nicht, ob es sich um eine temporäre oder eine bleibende Auswanderung handelt.
Woher kommen die Zuwanderer nach Deutschland?
Woher sind die Zugewanderten zugezogen?
Die Mehrheit der Zugewanderten zog 2022 aus einem anderen europäischen Land nach Deutschland (rund 79 Prozent). Mehr als eine Million von ihnen kamen aus der Ukraine. Etwa ein Viertel der Zugewanderten kamen aus einem Staat der Europäischen Union.
Aus Asien zogen etwa 13 Prozent zu (insbesondere aus Syrien, Afghanistan und Indien), aus Afrika etwa 2,7 Prozent und rund 2,3 Prozent aus Amerika. Die Angaben beziehen sich auf die Herkunftsländer, nicht auf die Staatsangehörigkeit der Menschen, die zugezogen sind.Quelle
Welche Staatsangehörigkeit haben sie?
Die meisten Zugewanderte hatten 2022 die Staatsangehörigkeit eines europäischen Landes – mehr als eine Million von ihnen waren Ukrainer*innen. Am häufigsten hatten Zugewanderte die ukrainische, die rumänische, die polnische oder die türkische Staatsbürgerschaft – deutsche Staatsbürger nicht berücksichtigt. Die Übersicht:
Wie hat sich die Zuwanderung verändert?
Flucht, Arbeit, Studium: Menschen migrieren aus verschiedenen Gründen nach Deutschland. Eine Übersicht:
Die Fluchtmigration ist nach einem vierjährigen Rückgang wieder gestiegen. 2022 kmane insbesondere viele Schutzsuchende aus der Ukraine nach Deutschland.Quelle
Familiennachzüge sind im Vergleich zum "COVID-Jahr" 2020 leicht gestiegen. 2021 wurden 81.705 entsprechende Aufenthaltstitel ausgestellt.Quelle
Die Zahl der Bildungsausländer*innen, die in Deutschland ein Studium aufnehmen, ist nach der "COVID-Pause" auch wieder gewachsen. 2021 erreichte sie 102.549 Personen.Quelle
Auch kommen mehr Menschen aus Nicht-EU-Staaten, um in Deutschland zu arbeiten. 2021 sind 40.421 Personen eingereist, die einen Aufenthaltstitel für eine Erwerbstätigkeit erhielten.Quelle
Hinweis: Rund 47 Prozent der Menschen, die 2021 nach Deutschland migrierten, wanderten aus einem Staat der Europäischen Union ein. Da sie dafür keine Gründe angeben müssen und auch keinen Aufenthaltstitel benötigen, werden ihre Beweggründe in vielen Bereichen, etwa bei der Aufnahme einer Arbeit, nicht systematisch erfasst.Quelle
Wie viele Visa werden für Deutschland erteilt?
Ein Visum benötigt, wer aus einem Nicht-EU-Staat kommt und nach Deutschland einreisen will. Rund 600.000 Visa hat Deutschland 2021 erteilt (592.400). Zur Hälfe sind das kurzfristige (Reise-) Visa (288.000) und zur anderen Hälfte längerfristige Visa (305.000).Quelle
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Visa 2021 leicht gestiegen, allerdings liegen die Zahlen immer noch deutlich unter den Vor-Corona-Jahren (2019: 2,3 Millionen Visa). Der Rückgang betrifft vor allem Visa für Kurzaufenthalte ("Schengen-Visa"), die Zahl der längerfristigen Visa ("Nationale Visa"), darunter die für Beschäftigung und Studium, liegt inzwischen fast wieder auf dem Vor-Corona-Niveau (2021: 305.000, 2019: 325.000).
Besonders stark war der Rückgang für Visa aus China (minus 96 Prozent im Vergleich zu 2019, besonders bei kurzfristigen Visa). Die drei wichtigsten Herkunftsländer waren:
- Türkei (103.500 Visa; 2020: 83.000 Visa; 2019: 251.000),
- Russland (39.400 Visa; 2020: 77.000 Visa, 2019: 341.000),
- China (18.300 Visa; 2020: 49.000 Visa, 2019: 435.000).
Rund 93.000 Anträge wurden abgelehnt. Das entspricht einer Ablehnungsquote von etwa 13 Prozent (einige Anträge wurden von den Antragssteller*innen selbst zurückgezogen).Quelle
Wann kamen die meisten Einwanderer nach Deutschland?
Es lassen sich in der deutschen Einwanderungsgeschichte verschiedene Phasen und Haupt-Wanderungsmotive erkennen.
Die meisten Einwanderer*innen kamen
- mittels Anwerbeabkommen als sogenannte "Gastarbeiterinnen" und "Gastarbeiter" in die BRD (1955 bis 1973) und als "Vertragsarbeiter" in die DDR (bis 1990),
- durch den Familiennachzug zu bereits in Deutschland lebenden Ausländern (vor allem zwischen 1973 und 1985, aber auch bis heute),
- als Aussiedler und Spätaussiedler (vor allem zwischen 1987 und 1999),
- als Flüchtlinge (Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre und verstärkt wieder seit 2014),
- und als Bürger der Europäischen Union im Zuge der Freizügigkeit.
Der MEDIENDIENST hat in einem Artikel die wichtigsten Migrationsbewegungen seit dem 18. Jahrhundert dargestellt. Ein weiterer Artikel gibt eine Übersicht über Migration in die DDR.
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