Mehrsprachigkeit
Mehrsprachigkeit gehört zur Realität vieler Menschen in Deutschland. Immer mehr Kinder und Jugendliche wachsen mehrsprachig auf. Einige Bundesländer haben Mehrsprachigkeitskonzepte entwickelt, die meisten bieten herkunftssprachlichen Unterricht an. Doch das Bildungssystem sei noch nicht ausreichend auf Mehrsprachigkeit eingestellt, so Expert*innen. Eine Übersicht zum Thema Mehrsprachigkeit in Deutschland, darunter auch Informationen zu den Integrationskursen.
Wie viele Menschen in Deutschland sprechen mehrere Sprachen?
Laut Mikrozensus sprechen 81 Prozent der Bevölkerung in Deutschland nur Deutsch zu Hause. 18,6 Prozent sprechen vorwiegend eine andere Sprache – geben aber zu knapp zwei Drittel an, auch Deutsch zu sprechen.
Unter den Menschen mit Einwanderungsgeschichte sprechen 22 Prozent nur Deutsch zu Hause, 66 Prozent sprechen vorwiegend eine andere Sprache – verwenden aber zu einem Großteil auch Deutsch. Häufig gesprochene Sprachen sind Russisch, Türkisch, Arabisch, Polnisch, Ukrainisch, Rumänisch Albanisch, Englisch und Kurdisch.Quelle
Hinweise darauf, wie viele Menschen in Deutschland mehrsprachig sind, geben zudem die Zahlen Personen, die selbst oder deren Eltern zugewandert sind. Viele von ihnen gebrauchen zwei oder mehr Sprachen in der Familie und im Alltag: Ein Viertel (25,6 Prozent) der deutschen Bevölkerung sind entweder selbst eingewandert oder beide Eltern sind eingewandert, von weiteren 5 Prozent ein Elternteil. Unter Kindern und Jugendlichen bis 15 Jahre sind es deutlich mehr: je 27,3 und 13 Prozent.Quelle
Die Daten geben keinen genauen Aufschluss darüber, wie viele Sprachen in mehrsprachigen Familien gesprochen werden oder wie die Kenntnisse in den jeweiligen Sprachen sind. Vor allem in neu zugewanderten Familien wird Deutsch zunächst wenig gesprochen. Studien zeigen, dass Mehrsprachige die Sprachen unterschiedlich einsetzen – sie wechseln innerhalb eines Gesprächs zwischen ihnen, drücken manche Themen in der einen, andere in der anderen Sprache aus. Wenn Familien vorwiegend eine andere Sprache sprechen, bedeutet das nicht, dass sie nicht auch Deutsch untereinander sprechen. Quelle
Wie viele Kinder sprechen mehrere Sprachen?
Laut Mikrozensus sprachen 2024 unter allen Kindern zwischen 6 bis 15 Jahren rund 76 Prozent in ihren Familien ausschließlich oder vorwiegend Deutsch. Unter Kindern mit Einwanderungsgeschichte sprachen knapp 70 Prozent vorwiegend eine andere Sprache. Am häufigsten sind dabei Arabisch, Kurdisch, Polnisch, Rumänisch, Russisch, Türkisch und Ukrainisch. Die Hälfte der Familien gab jedoch an, dass sie zu Hause auch Deutsch neben den anderen Sprachen verwenden.Quelle
Teilweise wird in Schulstatistiken der Bundesländer erhoben, ob Kinder "nichtdeutscher Herkunftssprache" sind. Die Ergebnisse fallen sehr unterschiedlich aus, so waren es 2023 etwa in Berlin rund 43 Prozent, in Sachsen rund 13 Prozent.Quelle
Eine Auswertung des SOEP 2019 zeigt, dass bei Kindern mit Migrationshintergrund in rund einem Fünftel der Familien mehrere Sprachen gleichermaßen genutzt werden. Ähnlich ist es bei Kindern, die selbst zugewandert sind.Quelle
Wie gehen Schulen mit Mehrsprachigkeit um?
Die Kultusministerkonferenz erkennt Mehrsprachigkeit als Ressource an, die gefördert werden soll. Mittlerweile gibt es viele Konzepte, die andere Sprachen im Unterricht mit einbeziehen – etwa mit mehrsprachigen Arbeitsblättern oder der Möglichkeit, in der Familiensprache zu recherchieren. Wie Schulen mit Mehrsprachigkeit umgehen und wie die Forschungslage zum Thema ist, haben die Mehrsprachigkeitsforscherinnen Galina Putjata und Melanie David-Erb von der Goethe-Universität Frankfurt am Main in einer Expertise für den Mediendienst zusammengefasst.Quelle
Laut der Forscherinnen ist das Schulsystem trotz der vielen mehrsprachigen Schüler oft einsprachig orientiert. Das zeigt sich unter anderem an:
- Konzepten zu Mehrsprachigkeit im Unterricht: Sie hätten bisher meist nur Projektcharakter, Materialien gebe es kaum. Zuweilen komme es gar zu Sprachverboten, die Schülern untersagten, ihre Familiensprachen im Unterricht oder den Pausen zu verwenden.
- Schuleingangsuntersuchungen, die in allen Bundesländern vor der Grundschule durchgeführt werden. Es werde zwar erfasst, ob Kinder weitere Sprachen neben Deutsch sprechen, die Kenntnisse in den Sprachen würden aber nur in Ausnahmen erhoben. Dadurch würden die Sprachkenntnisse und der Lernstand von Kindern unterschätzt.
- Unterricht in den Familiensprachen (herkunftssprachlicher Unterricht, mehr dazu hier). Er ist of nur ein freiwilliges Angebot am Nachmittag und häufig nur für Grundschüler, dadurch habe er eine schulische Randständigkeit.
- Lehrkräften: Sie seien zu wenig auf die unterschiedlichen sprachlichen Voraussetzungen der Kinder und Jugendlichen vorbereitet, es fehle an Aus- und Fortbildung. Das könne mitunter zu Überforderungen führen.Quelle
In der Expertise bereiten die Forscherinnen die Studienlage zur Mehrsprachigkeit auf und zeigen:
- Kinder profitieren von Vorkenntnissen in anderen Sprachen bei Denk- und Lernprozessen. Wenn mehrsprachige Schüler auf all ihre Sprachkenntnisse zugreifen können, begünstigt das das Lernen auch in anderen Fächern.
- Eine negative Bewertung von Sprachen, insbesondere von Sprachen gesellschaftlicher Minderheiten, kann negative Folgen auf die Selbstwahrnehmung und Persönlichkeitsentwicklung von Kindern haben.
- Weitere Studien zeigen, dass der Einbezug von Mehrsprachigkeit im Unterricht förderlich für Lernprozesse aller Schüler*innen, auch der einsprachigen, sein kann und etwa ihre Lese- und Schreibfähigkeiten sowie ihr Sprachbewusstsein fördern kann.Quelle
Welchen Einfluss haben die Deutschkenntnisse auf den Schulerfolg?
Einfluss auf den Bildungserfolg von Schüler*innen in Deutschland haben vor allem sozioökonomische Faktoren, wie das Bildungsniveau der Eltern. Mehrsprachigkeit in der Familie wirkt sich an sich nicht negativ auf den Bildungserfolg aus: Wenn Eltern mindestens gute Deutschkenntnisse haben, hat dies keinen Einfluss, zeigt die Auswertung des SOEP: Kinder besuchen dann genauso häufig ein Gymnasium wie Kinder ohne Migrationshintergrund.Quelle
Es hat aber einen Einfluss, wenn kaum oder wenig Deutsch zu Hause gesprochen wird – was etwa bei vielen neu zugewanderten Kindern der Fall ist. Laut IQB Bildungstrend 2022 haben Schüler*innen dann weniger Kompetenzen beim Lesen und Zuhören im Fach Deutsch. Bei Rechtschreibung – die in der Schule vermittelt wird – hat die Familiensprache hingegen keinen Einfluss. Im Fach Englisch zeigen sie sogar bessere Kompetenzen.Quelle
Unterricht in Türkisch, Arabisch und anderen Herkunftssprachen
Im Schuljahr 2021/2022 gab es in vierzehn Bundesländern sogenannten herkunftssprachlichen Unterricht. Das geht aus einer Recherche des MEDIENDIENSTES hervor. Im herkunftssprachlichen Unterricht können Schüler*innen ihre Familiensprache lernen oder vertiefen. Er wird entweder von den Bundesländern oder den jeweiligen Konsulaten angeboten.
- Zwölf Bundesländer haben im Schuljahr 2021/2022 eigenen herkunftssprachlichen Unterricht angeboten. Nordrhein-Westfalen hat das breiteste Angebot mit Unterricht in 28 Sprachen, danach folgen Rheinland-Pfalz und Sachsen mit je achtzehn Sprachen.
- In neun Bundesländern organisieren Konsulate Unterricht an öffentlichen Schulen. In Baden-Württemberg und Bayern gibt es nur Konsulatsunterricht und kein staatliches Angebot.
- In Thüringen und Sachsen-Anhalt gibt es keine Form von herkunftssprachlichem Unterricht.
Einige Bundesländer bauen ihr Angebot an staatlichem herkunftssprachlichem Unterricht aus. Ein Grund dafür ist die Kritik, insbesondere am türkischen Konsulatsunterricht, ideologischen Einfluss auf die Schülerinnen und Schüler zu nehmen. So hat etwa das Saarland den Konsulatsunterricht 2019 an öffentlichen Schulen abgeschafft.Quelle
Ein Großteil des herkunftssprachlichen Unterrichts findet an Grundschulen statt. An weiterführenden Schulen gibt es weniger Angebote – und meist nur als Wahlfach. Einige Bundesländer, darunter NRW, Rheinland-Pfalz und Berlin, verfolgen das Ziel, die Herkunftssprachen vermehrt als Fremdsprache und nicht mehr als Wahlfach anzubieten – gleichberechtigt zu Englisch oder Spanisch. Fachleute begrüßen die Entwicklung: Wenn die Sprachkenntnisse offiziell im Abschlusszeugnis stehen, bedeute das eine Anerkennung der Herkunftssprachen. Ein Problem sei aktuell, dass die Lehrkräfte für Herkunftssprachen fehlen, sie werden bisher in Deutschland kaum ausgebildet.
Eine Umfrage unter Eltern mit Migrationshintergrund in Hamburg 2016 zeigt: Eine große Mehrheit der Eltern findet herkunftssprachlichen Unterricht wichtig, die meisten geben aber an, dass ihre Kinder solchen Unterricht nicht besuchen. Der wichtigste Grund dafür sind fehlende Angebote an den Schulen.Quelle
Konsulatsunterricht geht auf einen Beschluss der Kultusministerkonferenz von 1964 und eine Richtlinie des Rats der Europäischen Gemeinschaften zurück. Dahinter stand die Überlegung, Kinder auf die Rückkehr in das Heimatland ihrer Eltern vorzubereiten. Der Konsulatsunterricht hat sich seitdem kaum verändert: Der Unterricht wird von den Konsulaten oder Botschaften organisiert und finanziert. Neben der Sprache werden auch Inhalte zu Land und Kultur vermittelt. Für den Unterricht nutzen die Konsulate Räumlichkeiten von Schulen, ein Großteil des herkunftssprachlichen Unterrichts wird an Grundschulen durchgeführt. In manchen Bundesländern beteiligen sich die Ministerien oder Schulaufsichtsbehörden an den Lehrplänen und kontrollieren den Unterricht, andere Bundesländer überlassen den Unterricht vollständig den Konsulaten.Quelle
Deutschpflicht auf dem Schulhof
Immer wieder gibt es Berichte über Schulen, die ihren Schüler*innen untersagen, andere Sprachen als Deutsch zu sprechen.Quelle
Grundlage für die Deutschpflicht sind Regeln, die Lehrkräfte, Schüler*innen und Eltern einzelner Schulen freiwillig vereinbart haben. Es gibt keine gesetzlichen Verbote. In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage sagte das Kultusministerium Baden-Württemberg 2017, dass es ein Verbot anderer Sprachen außerhalb des Unterrichts für verfassungswidrig und für einen Eingriff in die Grundrechte der Schüler*innen halte. Sie müssten frei entscheiden können, auf welcher Sprache sie sich unterhalten. Ein Verbot aus dem Juli 2020 stufte das Verwaltungsgericht Freiburg im Oktober 2022 als eine Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts und somit als rechtswidrig ein. Eine Grundschülerin musste eine Strafarbeit schreiben, da sie auf dem Schulhof Türkisch gesprochen hatte.Quelle
Fachleute weisen darauf hin, dass Schulen mit den Verboten nicht anerkennen, dass viele Kinder mehrsprachig sind. Wenn Kinder eine andere Sprache sprechen, heißt es nicht, dass sie das daran hindere Deutsch zu lernen. Verbote würden die Sprachen und ihre Sprecher*innen abwerten und können die Lernmotivation der Kinder schwächen. Es sei wichtiger, die Sprachen zu fördern als sie zu verbieten. Zudem würden die Verbote nur bei manchen Sprachen greifen – etwa Türkisch. Verbote von Englisch gebe es hingegen nicht.Quelle
Exkurs: Deutschpflicht in Arbeitspausen
2019 bezog die Antidiskriminierungsstelle des Bundes Stellung zu einem Fall, in dem ein Unternehmen den Angestellten verboten hatte, Türkisch in der Pause zu sprechen. Das Fazit: Sprachverbote in Pausenräumen stellt eine Diskriminierung dar. Die Pause diene der der Erholung und es gebe keine berechtigtes Interesse des/der Arbeitgeber*in, dass nur Deutsch gesprochen werde.Quelle
Wie viele Personen nehmen an Integrationskursen teil?
Wie viele Personen nehmen an Integrationskursen teil?
In den letzten zwei Jahren haben deutlich mehr Menschen einen Integrationskurs begonnen als in den Jahren zuvor, 2023 waren es rund 363.000. Das liegt zum einen an niedrigeren Teilnahmezahlen während der Corona-Pandemie sowie daran, dass viele Geflüchtete aus der Ukraine einen Kurs begonnen haben. 2024 rechnet das BAMF mit 360.000 Teilnehmenden, 2025 mit rund 326.000.Quelle
In Integrationskursen werden Deutschkenntnisse und Informationen zum deutschen Rechtssystem sowie zur Geschichte vermittelt. Sie bestehen aus einem Sprachkurs und einem Orientierungskurs. Der Sprachkurs soll Kenntnisse bis zum Niveau B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER) für Sprachen vermitteln. Der Kurs umfasst in der Regel 600 Unterrichtseinheiten und schließt mit dem "Deutsch-Test für Zuwanderer" (DTZ) ab. Der Orientierungskurs behandelt die Themen Rechtsordnung, Geschichte und Kultur. Er umfasst 100 Unterrichtseinheiten und schließt mit dem Test "Leben in Deutschland" ab.
Manche Integrationskurse sind auf bestimmte Zielgruppen ausgerichtet. Unter anderem gibt es Alphabetisierungskurse. Nach den Integrationskursen können Migrant*innen, die Arbeit suchen bzw. bereits arbeiten, Berufssprachkurse besuchen („Berufsbezogene Deutschsprachförderung“).
Berechtigt zur Teilnahme sind ausländische Staatsbürger*innen, die auf Dauer oder schon länger in Deutschland leben – etwa anerkannte Geflüchtete – Menschen aus EU-Staaten und Spätaussiedler*innen. Asylbewerber*innen (unabhängig von ihrer Bleibeperspektive), Personen mit einer Duldung nach § 60a Absatz 2 Satz 3, sowie Personen im Chancen-Aufenthalt haben zwar keinen Anspruch auf die Kurse, können aber teilnehmen falls Kurzplätze verfügbar sind. Nach Auskunft des BAMF an den MEDIENDIENST ist das aktuell (Oktober 2024) der Fall. Gleiches gilt für deutsche Staatsbürger*innen, die nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen. Personen können auch zur Teilnahme am Integrationskurs verpflichtet werden.Quelle
Woher kommen die Teilnehmenden?
2023 kam rund die Hälfte der neuen Teilnehmenden aus der Ukraine. Rund 10 Prozent waren Syrer*innen. Rund 8 Prozent kamen aus Afghanistan, rund 4 Prozent aus der Türkei. Die Zusammensetzung der Kurse hat sich in den letzten Jahren stark verändert: 2014 kam knapp die Hälfte der neuen Teilnehmenden aus EU-Staaten.Quelle
Wie viele legen den "Deutsch-Test für Zuwanderer" ab?
2023 haben rund 294.372 Personen einen "Deutsch-Test für Zuwanderer" abgelegt – mehr als doppelt so viele wie 2022. Rund 56 Prozent erreichten dabei das Niveau B1 ("ausreichende Deutschkenntnisse") des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER), 33 Prozent das Niveau A2 ("hinreichende Deutschkenntnisse"), 11,2 Prozent lagen darunter. Quelle
Was bringen die Integrationskurse?
Die Integrationskurse sind der Ort, an dem Zugewanderte Deutsch lernen können und sind wichtig für ihre Integration in Gesellschaft und Arbeitsmarkt:
Arbeitsmarkt
Eine Analyse aus dem Jahr 2024 zeigt: Integrationskurse können deutlich dazu beitragen, dass Geflüchtete ein Job finden. Besonders für Frauen steigen die Chancen, einen Job zu finden, so eine weitere Auswertung. Eine Analyse des IAB zu ukrainischen Geflüchteten zeigt: Solange Personen einen Kurs besuchen, stehen sie dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung – haben danach aber bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.Quelle
Sprachkenntnisse
Einer Studie der OECD 2024 zufolge sind die Integrationskurse effektiv: Die Sprachkenntnisse von Migrant*innen haben sich stärker verbessert als in anderen Ländern. Gerade Personen mit niedrigem Bildungsstand fällt es aber schwer, Deutsch zu lernen. Eine Studie des DIW zeigt: Besonders für Geflüchtete sind die Integrationskurse wichtig. Denn sie haben weniger Möglichkeiten, Deutsch über die Arbeit oder soziale Kontakte zu lernen. Trotz niedrigeren Ausgangsniveaus sprechen sie nach 4 Jahren ähnlich gut Deutsch wie andere Migrant*innen.Quelle
Diskussionen gibt es immer wieder um die Testergebnisse: Die Kurse verfehlten ihr Ziel, weil viele Teilnehmer das vorgegebene Sprachniveau B2 nicht erreichen (Mehr dazu hier). Forschenden zufolge liegt das auch an der Struktur der Kurse:
- Zu wenig Zeit: Einer Studie des Leibnitz-Institut für Deutsche Sprache zufolge ist das Ziel B1 zu hoch gesteckt, A2 sei für die Kurse realistischer in der vorgegebenen Zeit.Quelle
- Zu heterogen: Manche Teilnehmer sind unter-, andere überfordert. Einer Evaluation des BAMF 2023 und Fachleuten zufolge ist es schwer, in den Integrationskursen auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und den sehr unterschiedlichen Bildungsstand der Teilnehmer einzugehen. Gleiches gilt für die schwierige Situation, in der sich geflüchtete Kursbesucher befinden.Quelle
- Fehlende Ausstattung: Viele Lehrkräfte arbeiten als Honorarkräfte, laut Evaluation des BAMF fällt es vielen Kursträgern schwer, gute Lehrer zu finden. Gerade die Alphabetisierungskurse, in denen Personen erst die lateinische Schrift oder teilweise überhaupt eine Schrift lernen, seien nicht ausreichend ausgestattet, so eine Analyse von Forschenden.Quelle
Das BAMF veröffentlicht einmal im Jahr die Integrationskursgeschäftsstatistik. Vorläufige Zahlen gibt es in der Statistik für das erste Halbjahr.
Minderheitensprachen in Deutschland
In Deutschland gibt es sieben offiziell anerkannte und geschützte Minderheitensprachen: Dänisch, Romanes, Nord- und Saterfriesisch, Niederdeutsch sowie Ober- und Niedersorbisch.Quelle
- Obersorbisch sprechen rund 20.000 Personen in Deutschland, Niedersorbisch rund 5.000.Quelle
- Saterfriesisch sprechen etwa 1.500 bis 2.500 und Nordfriesisch rund 10.000 Menschen.Quelle
- Etwa 50.000 Personen gehören der dänischen Minderheit an. Die große Mehrheit (98-99 Prozent) spricht Dänisch.Quelle
- Nieder- bzw. Plattdeutsch sprechen rund 2 bis 2,5 Millionen Menschen.Quelle
- Es gibt keine Zahlen zu aktiven Sprecher*innen von Romanes.Quelle
1992 trat Deutschland der "Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprache" bei, in der sich die Unterzeichner dazu verpflichten, "Praktiken entgegenzutreten, die den Gebrauch von Regional- oder Minderheitensprachen im Zusammenhang mit wirtschaftlichen oder sozialen Tätigkeiten behindern sollen".
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Expertise Mehrsprachigkeit an Schulen
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Bundeshaushalt 2025 Wie geht es mit den Integrationskursen weiter?
Über 300.000 Menschen beginnen jährlich einen Integrationskurs, um Deutsch zu lernen. Den Kursen stehen Kürzungen bevor. Ein Factsheet dazu, was geplant ist und welche Folgen das haben könnte.
MEDIENDIENST-Recherche Wo gibt es herkunftssprachlichen Unterricht?
Einige Bundesländer bauen ihre staatlichen Angebote zum herkunftssprachlichen Unterricht weiter aus. Das zeigt eine Recherche des MEDIENDIENSTES. Doch auch der Konsulatsunterricht wird vielerorts weiterhin stark nachgefragt.