Extremistischer Islamismus und Terror
Wie viele extremistische Islamisten gibt es in Deutschland, wie viele Straftaten wurden im letzten Jahr verübt, und was gibt es zur Prävention? Zahlen und Fakten finden Sie in unserem Dossier.
Islamismus, Dschihadismus, Salafismus: Begriffe und Definitionen
Islamismus
Der Begriff Islamismus wird unterschiedlich gebraucht. Eine gängige Definition in der Wissenschaft bezeichnet den Islamismus als eine Ideologie, nach der das gesellschaftliche, rechtliche, kulturelle, politische und staatliche Leben nach islamischen Werten und Normen auszurichten ist.QuelleSeidensticker Tilman (2023), Islamismus. Geschichte, Vordenker, Organisationen, S.9, LINK; Mediendienst Integration (2019), Journalisten Handbuch zum Thema Islam, S. 27, LINK.
Jihadismus/Dschihadismus
"Jihad" ist arabisch und bedeutet Bemühung oder Anstrengung. In der islamischen Theologie gibt es den "großen Jihad", der den inneren Kampf mit Sünden, einem moralischen Leben oder dem Glauben bezeichnet. Zusätzlich gibt es noch den "kleinen Jihad". Der "kleine Jihad" wird von Jihadist*innen als Kampf für Gott und den Islam verstanden und zur Legitimierung von gewalttätigen sowie kriegerischen Handlungen instrumentalisiert. Sie sehen den "kleinen Jihad" als eine GlaubenspflichtDie Glaubenspflichten Islam sind die sogenannten fünf Säulen: 1, Glaubensbekenntnis 2, rituelle Gebete 3, Fasten im Monat Ramadan 4, Sozialabgaben an Bedürftige 5, Pilgerfahrt nach Mekka. Jihadist*innen sehen den kleinen Jihad als 6. Säule an. im Islam an. Der Großteil der muslimischen Community sieht den "Jihad" allerdings als spirituellen Kampf und lehnt Gewalt ab.QuelleStiftung Wissenschaft und Politik: "Jihadismus", LINK; Konrad Adenauer Stiftung: "Die Legitimation des Jihād im Islam ", LINK, Konrad Adenauer Stiftung: "Medien-Dschihad: Entwicklung, Inhalte und Ziele", LINK.
Salafismus
Der Salafismus ist eine Glaubensströmung, die auf eine besonders textnahe Auslegung des Koran und der Sunna sowie auf eine Religionsauslebung wie zu Zeiten Mohammeds abzielt. Viele extremistisch jihadistische Gruppen werden auch als salafistisch bezeichnet. Der Salafismus ist jedoch nicht notwendigerweise gewaltvoll.QuelleLandeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: "Islamismus und islamistischer Extremismus", LINK; Bundeszentrale für politische Bildung (2015): "Salafismus – was ist das überhaupt?", LINK.
Terrorismus
Laut dem Bundeskriminalamt stellen terroristische Straftaten die extremste Ausprägung von politisch oder religiös motivierter Kriminalität dar. Die Taten zielen darauf ab, das Verhalten oder die Grundsätze von Gesellschaften und Staaten zu beeinflussen. QuelleDeutscher Bundestag (2009), Terrorismus, S. 4, LINK.
Wie viele extremistische Islamisten gibt es in Deutschland?
Zur Frage, wie viele Islamisten es in Deutschland gibt, können unterschiedliche Behördenangaben herangezogen werden:
Das Bundesamt für Verfassungsschutz geht von 27.200 Personen mit Islamismuspotenzial aus. Die Zahl ergibt sich aus der Summe der Mitglieder- und Anhängerzahlen der einzelnen Beobachtungsobjekte des Verfassungsschutzes im Phänomenbereich „Islamismus / islamistischer Terrorismus“.Quelle Bundesamt für Verfassungsschutz (2024): "Verfassungsschutzbericht 2023", S. 210, Link.
Das Bundeskriminalamt hingegen führt Zahlen zu "Gefährdern" und "relevanten Personen" im Bereich islamistischer Terrorismus. Unter "Gefährdern" versteht das Bundeskriminalamt Personen, die "politisch motivierte Straftaten von erheblicher Bedeutung" begehen könnten. Darunter fallen Straftaten im Sinne von §100a der Strafprozessordnung (StPO), wie etwa die Finanzierung von Terrorismus (§89c) oder die Vorbereitung einer staatsgefährdenden Gewalttat (§89a). "Relevante Personen" sind Personen im Umfeld von Gefährdern, die "bereit sind, bei der Vorbereitung einer politisch motivierten Straftat von erheblicher Bedeutung logistisch zu helfen oder zu unterstützen". QuelleBundeskriminalamt: "Politisch motivierte Kriminalität. Einstufung von Personen"
Die Zahl der "Gefährder" im Bereich islamistischer Terrorismus beläuft sich laut Bundeskriminalamt (BKA) zum 2. Januar 2024 auf 483 Personen:
- 97 von ihnen befinden sich in Deutschland in Haft
- 208 sind in Deutschland freizügig aufhältig
- 178 befinden sich im Ausland.
114 als "Gefährder" eingestufte Personen werden mit Haftbefehl gesucht (Stichtag 29. September 2023).QuelleAnfrage des Mediendienstes an das Bundeskriminalamt (Januar 2024).
Hinzu kommen 505 "relevante Personen" (Stand 2. Januar 2024).
- 18 der "relevanten Personen" sind inhaftiert,
- 434 sind freizügig in Deutschland aufhältig und
- 53 befinden sich im Ausland.QuelleAnfrage des Mediendienstes an das Bundeskriminalamt (Januar 2024)
Die bekanntesten islamistischen Gruppen in Deutschland
Salafistische Bewegungen
Der Salafismus ist eine sunnitisch-islamistische Glaubensströmung. Die Grundlage der Strömung ist die Berufung auf die ersten drei muslimischen GenerationenDas sind die ersten drei Generationen nach dem Propheten Mohammed: seine Gefährt*innen, Begleiter*innen und Personen, die unmittelbar im Kontakt zu ihm standen, sowie die Nachkommen dieser Personengruppen. und die laut ihnen "goldene Frühzeit" des Islam. Dementsprechend werden auch der Koran und die Sunna so textnah und authentisch wie möglich – nach dem Vorbild der frommen Vorgänger*innen – ausgelegt. Jegliche abweichende oder moderne Auslegungen werden als Abweichung vom "wahren Glauben" gesehen. Unterschieden wird bei Salafist*innen zwischen den Purist*innenPurist*innen konzentrieren sich auf ein gottgefälliges Leben, welches einer möglichst reinen Lehre des Islam folgt. Das Ziel ist, ein besonders frommes Leben nach dem Vorbild des Propheten zu leben. Dabei spielen Gewalt sowie politisches Engagement nicht unbedingt eine große Rolle., politischen Salafist*innenPolitische Salafist*innen bemühen sich um ein politisches und gesellschaftliches System, welches auf ihren Zielen und ihrem Gedankengut basiert. Das Verhältnis zur Gewaltverwendung ist dabei ambivalent. und jihadistische Salafist*innenJihadistische Salafist*innen sehen die Anwendung von Gewalt als legitimes Mittel an, um ihre Ziele, unter anderem gegenüber ihren Feind*innen, zu etablieren. Darunter fallen etwa die Gruppe "islamische Staat" oder Al-Qaida.. Zudem unterscheidet sich die Auslebung von traditionelleren und Neo-Salafist*innen. Der Salafismus ist mit rund 10.500 Anhängern im Jahr 2023 (2022: 11.000) die größte in Deutschland vertretene extremistisch-islamistische Gruppe.QuelleBundesamt für Verfassungsschutz (2019), Salafismus in Deutschland. Missionierung und Jihad, S. 5-7, LINK; BMI (2024): Verfassungsschutzbericht 2023, S. 210, LINK; Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, LINK; Bundeszentrale für politische Bildung, LINK.
Islamischer Staat
Der „Islamische Staat“ ist eine jihadistisch-salafistische Terrororganisation, die sich in den 2000er Jahre in Jordanien, Afghanistan und Irak gründete. Zu Beginn gehörte die Organisation zu Al-Qaida, 2014 wurde sie unabhängig. Das Ziel der Gruppe ist es, die Menschen vom Islam zu überzeugen, ein globales KalifatDas Kalifat ist das Territorium des Kalifen. Dieser übernimmt die Führung der muslimischen Gesellschaft in politischer, militärischer und administrativer Hinsicht. zu errichten und damit die hervorgehobene Stellung des sunnitischen Islams wiederherzustellen. Sie versucht mit Gewalt, Anhänger*innen zu rekrutieren und Territorien zu erobern. Weltweit wird von mehreren zehntausend bis hunderttausend Mitgliedern und Anhänger*innen ausgegangen. Genaue Zahlen gibt es sowohl global als auch für Deutschland nicht. 2014 rief der IS in ein Kalifat aus, das Teile Syriens und des Iraks umfasste. Der IS wurde 2017 von mehreren Streitkräften besiegt und agiert seitdem aus dem Untergrund.QuelleLandeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, LINK; Guido Steinberg (2018), Das Ende des IS?, S. 7, LINK; Bundeszentrale für politische Bildung, LINK; Informationsdienst Wissenschaft, LINK; Konrad Adenauer Stiftung, LINK.
Al-Qaida
Die salafistisch-jihadistischen Terrorgruppe entstand 1988 in Afghanistan, unter anderem unter Mitwirkung Osama bin Ladens. Er war ein afghanischer MujahidinMujahidin (Pl. Form) leitet sich vom Wort Jihad ab und bedeutet übersetzt: die, die sich im Jihad engagieren., der Al-QaidaDer Name bedeutete Basis oder auch Grundsatz. zu einer multinationalen Organisation machte. Ein Ziel der Gruppe ist es, durch die selbst ernannte Befreiung von muslimisch geprägten Ländern ein Kalifat unter der Scharia zu bilden. Außerdem gilt die sogenannte westliche Welt und insbesondere die USA und Israel als zu bekämpfende Feinde. Meist werden die Vorhaben gewaltsam versucht umzusetzen. Die Kern-Gruppe al-Qaidas ist heute als eine Art Leitzentrale für etwa 5 weitere UntergruppenAl-Qaida auf der arabischen Halbinsel, Komitee zur Befreiung Syriens, Die Jugend, al-Qaida im muslimischen Maghreb, al-Qaida auf dem indischen Subkontinenten zu verstehen und nicht mehr operativ tätig. Die restlichen Organisationen sind weiterhin regional, außerhalb Europas, aktiv. Mitgliederzahlen gibt es weder für Deutschland noch global.Quelle Konrad Adenauer Stiftung, LINK; Jason Burke (2004), Al Qaeda, S.18 und 19, LINK; Bundesakademie für Sicherheit (2017), Al-Qaida seit 2011, S. , LINK; Bundeszentrale politischer Bildung, LINK; Oxford Reference, LINK.
Hizbollah
Die schiitisch libanesische Organisation und ParteiDer Name bedeutet übersetzt "Partei Gottes" entstand in den 1980ern im Kontext der "Islamischen Revolution" im Iran, der palästinensischen Bewegung und der schiitischen Mobilisierung im Libanon. Ihre Ziele sind nicht nur die Errichtung eines islamischen Staats, die Stärkung von Schiit*innen und der Widerstand gegenüber Israel, sondern auch soziale ZieleSo betreibt die Gruppe etwa Schulen, Gesundheitseinrichtungen oder günstigere Dienstleistungen als der Staat.. Der gewalttätige militärische Arm ist in Deutschland als Terrorgruppe eingestuft und die Gruppe ist seit 2020 verboten. Dennoch werden in Deutschland rund 1250 Anhänger*innen (mit Islamismuspotenzial) vermutet. Durch den regionalen Fokus gibt es wenig Aktivität der Organisation in Deutschland. Dennoch kommt es immer wieder zu Berichten von Anhänger*innen, die etwa in Moscheen Predigten halten oder schon zuvor mit der Hizbollah gearbeitet haben. Die Hauptaktivität bezieht sich auf die Finanzierung der Mutterorganisation im Libanon.QuelleBMI (2024) Verfassungsschutzbericht 2023, S. 210, LINK; BMI (2020), Pressemitteilung, LINK; Tagesschau (2024), Erster Prozess gegen mutmaßliche Hisbollah-Mitglieder, LINK; Konrad Adenauer Stiftung, LINK; August Norton (2018), Hezbollah: A Short History, S. 25, 34-35, LINK, Zeit (2024), Will die "Partei Gottes" den großen Krieg?, LINK.
Hamas
Die HamasIst die Abkürzung für „Harakat al-Muqawama al-Islamiya“ (arabisch) und bedeutet „Islamische Widerstandsbewegung“. ist eine jihadistische Organisation, deren Ziele, Ideologie und Handlungen von Antisemitismus und Gewalt geprägt sind. Der Verfassungsschutz geht für 2023 von rund 450 Mitgliedern und Anhänger*innen in Deutschland aus, die vor allem Propaganda und Spendensammelaktivitäten betreiben sollen. Am 2. November 2023 erließ das Bundesinnenministerium ein Betätigungsverbot für die Hamas. Ursprünglich wurde die Hamas 1987 in Gaza von palästinensischen Mitgliedern der ägyptischen Muslimbrüder nach der ersten IntifadaDie erste Intifada (Arabisch für Aufstand) fand zwischen 1987 und 1993 statt und bezeichnet eine Welle von gewaltvollen Aufständen und Protesten von Palästinenser*innen gegen Israel. gegründet. Sie agiert sowohl als Partei als auch als Wohltätigkeitsorganisation. Zu ihren Zielen zählt die Errichtung eines islamischen Staates auf dem Gebiet Palästinas und die Regierung des palästinensischen Volkes – wobei Palästina ihrer Auffassung nach auch das Staatsgebiet Israels umfassen soll.QuelleVerfassungsschutz (2024), "Kompendium des BfV", S. 137, LINK; Bundeszentrale für politische Bildung (2008), "Die Erste Intifada und das Friedensabkommen von Oslo", LINK; Bundesinnenministerium, "Vereinsverbote", LINK; Innenministerium Nordrhein-Westfalen, "Hamas", LINK; Konrad Adenauer Stiftung, "Hamas", LINK; Bundesinnenministerium (2024) Verfassungsschutzbericht 2023, S. 210, LINK.
Ebenfalls islamistische und vom Verfassungsschutz beobachtete, aber nicht als gesichert extremistisch eingestufte Gruppen sind unter anderem:
Muslimbrüder
Die Muslimbrüder wurden 1928 von Hasan al-Banna in Ägypten gegründet und sind mittlerweile laut Angaben des Innenministeriums NRW in etwa 70 Ländern vertreten – in Deutschland seit den 1960er Jahren. Sie sind eine sunnitisch-islamistische, aber auch pan-islamische Gruppe. Ihr Ziel ist es Ziel, ein islamisch geprägtes Regierungssystem auf Grundlage der Scharia in arabischen und muslimisch geprägten Ländern zu etablieren. Die hiesigen Vertreter*innen werden vom Verfassungsschutz beobachtet, jedoch nicht als extremistisch eingestuft. In anderen Ländern gibt es Abspaltungen von gewaltbereiten und extremistischen Gruppen – offiziell folgen die Muslimbrüder einem Gewaltverzicht. Laut einer Erhebung des Verfassungsschutzes gibt es etwa 1.450 Anhänger*innen in Deutschland.QuelleKonrad Adenauer Stiftung, LINK; Innenministerium Nordrhein-Westfalen, LINK; Verfassungschutz (2024), Verfassungsschutzbericht 2023, S. 210 und 252, LINK; Bundeszentrale für politische Bildung, LINK.
Millî Görüş
Millî Görüş ist eine türkische islami(sti)sche Organisation, die 1969 entstanden ist. Sie ist islamistisch, aber nicht Teil des extremistischen Islamismus. Das bedeutet, dass sie zwar das islamische „System der gerechten Ordnung“ langfristig auf gesellschaftlicher und politischer Ebene verankern möchte. Allerdings nicht durch Gewalt, sondern Bildungsarbeit wie etwa Finanzierung von Schulen, Moscheen oder Wohlfahrtsprojekten. In Deutschland ist die Bewegung seit den 1980er Jahren durch etwa die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) vertreten. Der Verfassungsschutz geht von rund 10.000 Mitgliedern mit Islamismuspotenzial aus. Insgesamt soll es über 30.000 Mitglieder geben. Die Eigenangaben der Organisation fallen deutlich höher aus.Quelle Verfassungsschutz Baden-Württemberg, LINK; MI Nordrhein-Westphalen, LINK; BIS Hamburg, LINK; BIM (2024), Verfassungsschutzbericht 2023, S. 210, LINK; Millî Görüş (2015), Selbstdarstellung, S. 19, LINK.
Wie viele islamistische Straftaten gibt es?
2023 registrierte das Bundeskriminalamt 990 islamistische Straftaten, im Jahr 2022 381. Das ist ein Anstieg um rund 160 Prozent.Quelle Bundeskriminalamt auf Anfrage des Mediendienst Integration, Mai 2024.
Wie werden islamistische Straftaten erfasst?
Die Landeskriminalämter übermitteln dem Bundeskriminalamt alle politisch motivierten Straftaten. Die Länder ordnen sie ausgehend von den Motiven zur Tatbegehung und den Tatumständen verschiedenen „Themenfeldern" zu (u. a. dem Oberthemenfeld „Islamismus/Fundamentalismus“) sowie einem „Phänomenbereich“ (-links-, -rechts-, -ausländische Ideologie-, -religiöse Ideologie-, -sonstige Zuordnung-), abhängig von den ideologischen Hintergründen und Ursachen der Tatbegehung. Straftaten aus islamistischer Motivation werden im Phänomenbereich PMK -religiöse Ideologie- unter dem Oberthemenfeld „Islamismus/Fundamentalismus“ erfasst.
Wie viele extremistische Islamisten reisen aus Deutschland aus?
Die Zahlen
Laut Verfassungsschutzbericht 2022 sind seit 2011 mehr als 1.150 Personen aus Deutschland in Richtung Syrien und Irak ausgereist, bei denen der Verfassungsschutz davon ausgeht, dass sie dort auf Seiten des "Islamischen Staates" und anderer terroristischer Organisationen an Kampfhandlungen teilnehmen oder jene unterstützen wollten. Reisen in andere Länder zählen als Einzelfälle und werden statistisch nicht erfasst. In den letzten Jahren versuchten immer weniger Personen auszureisen: 2022 gab es Ausreiseversuche im unteren zweistelligen Bereich, keiner der Versuche war erfolgreich.QuelleBundesinnenministerium (2023): Verfassungsschutzbericht 2022, S. 192; Anfrage des Mediendienstes beim Bundeskriminalamt.
Wer sind die ausreisenden Personen"?
Zu etwa 65 Prozent der Personen liegen dem BKA konkrete Anhaltspunkte vor, dass sie auf Seiten des sogenannten Islamischen Staats (IS), der Al-Qaida oder ihnen nahestehenden Gruppierungen sowie anderer terroristischer Gruppierungen an Kampfhandlungen teilnehmen bzw. teilgenommen haben oder diese in sonstiger Weise unterstützen bzw. unterstützt haben.Quelle Bundeskriminalamt auf Anfrage des MEDIENDIENST Integration, Januar 2024.
In einer Analyse aus dem Jahr 2016 haben das Bundeskriminalamt, das Bundesamt für Verfassungsschutz und das "Hessische Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus" den Radikalisierungsverlauf von ausgereisten extremistischen Islamisten untersucht. Die Ergebnisse zu 784 Personen, die ausgereist sind oder einen Ausreiseversuch unternommen haben:
- 22- bis 25-Jährige stellten die größte Altersgruppe der Ausgereisten
- Rund 21 Prozent der Ausreisenden waren weiblich
- Von 72 der 784 Personen ist bekannt, dass sie bis zu ihrer Ausreise Schüler waren. Ein Viertel von ihnen besuchte das Gymnasium, ein Viertel eine Fach-/Berufsschule beziehungsweise ein Berufskolleg. Bei 289 Personen liegen den Behörden Informationen über ihren höchsten Schulabschluss vor: 36 Prozent hatten das Abitur beziehungsweise die Fachhochschulreife erlangt, 23 Prozent einen Realschulabschluss beziehungsweise die mittlere Reife und 27 Prozent einen Haupt- oder Volksschulabschluss. Sieben Prozent hatten einen „sonstigen Abschluss“ und sieben Prozent keinen Schulabschluss.
- 134 Personen waren Konvertiten
- Zwei Drittel der Ausgereisten waren bereits polizeilich in Erscheinung getreten.QuelleBundeskriminalamt et al. (2016): "Analyse der Radikalisierungshintergründe und -verläufe der Personen, die aus islamistischer Motivation aus Deutschland in Richtung Syrien oder Irak ausgereist sind", S. 12, 14, 16f.
Wie viele extremistische Islamisten kehren nach Deutschland zurück?
Sogenannte Rückkehrer*innen sind Islamist*innen, die aus Europa in die Kriegsgebiete in Syrien oder Irak reisen und sich dann wieder in Deutschland aufhalten. In vielen Fällen haben sie im Ausland Erfahrung im Umgang mit Waffen gesammelt.
Laut Verfassungsschutzbericht 2022 befinden sich 40 Prozent der rund 1.150 Ausgereisten wieder in Deutschland. Bei mehr als 150 der zurückgekehrten Personen liegen nach Angaben des Verfassungsschutzes Erkenntnisse vor, dass sie sich aktiv an Kämpfen in Syrien oder im Irak beteiligt oder dafür eine Ausbildung absolviert haben.QuelleBundesinnenministerium (2023): Verfassungsschutzbericht 2022, S. 193.
Aus welchen mutmaßlichen Gründen ausgereiste Islamist*innen eigenständig zurückkehren, zeigt eine Analyse von 2016 im Auftrag der Innenministerkonferenz:
- In zehn Prozent der Fälle seien Desillusion und Frustration ausschlaggebend gewesen.
- In weiteren zehn Prozent der Fälle sei Druck der Familie oder anderer Personen aus dem sozialen Umfeld entscheidend gewesen.
- In acht Prozent der Fälle vermuten die Behörden eine taktisch motivierte Rückkehr – um sich zu erholen oder um Ausrüstung oder Geld zu besorgen.
- Ein Viertel der Rückkehrer kooperiert mit den Sicherheitsbehörden. In 22 Prozent der Fälle kooperieren die Eltern mit den Sicherheitsbehörden.QuelleBundeskriminalamt et al. (2016): "Analyse der Radikalisierungshintergründe und -verläufe der Personen, die aus islamistischer Motivation aus Deutschland in Richtung Syrien oder Irak ausgereist sind", S. 31
Islamistische Anschläge in Deutschland
In der EU kam es zwischen 2020 und 2022 zu 14 islamistisch motivierten Attentaten, weitere 16 wurden verhindert. Die meisten (versuchten) Attentate fanden in Frankreich, Deutschland und Belgien statt. In Deutschland konnten vom 1. Januar 2023 bis 20. Januar 2024 zwei Anschläge verhindert werden.QuelleEuropol (2023): "Terrorism Situation and Trend Report", S. 24 und 25; LINK; Deutscher Bundestag (2024): Drucksache 20/10396, S. 3, LINK
In Deutschland wurden die Taten überwiegend von Einzeltäter*innen beziehungsweise Kleingruppen begangen. Teilweise hatten die Täter*innen Kontakte zu Terrormilizen, wie etwa dem "Islamischen Staat".QuelleEuropäischer Rat (2024): "Terrorismus in der EU", LINK; BMI (2019): "Verfassungsschutzbericht 2018", S. 172, LINK
Ein Überblick islamistischer Attentate in Deutschland seit 2011, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
- Am 23. August 2024 verletzte ein Mann beim Solinger Stadtfest elf Personen, von denen drei starben. Die Tat reklamierte die terroristisch islamistische Organisation Islamischer Staat für sich. Aktuell sitzt der Verdächtige in Untersuchungshaft.QuelleWDR (2024): "Nach Anschlag in Solingen", Link; SWR (2024), "Tödlicher Messerangriff", Link; Tagesschau (2024): "Wie ist der Stand bei den Solingen-Ermittlungen?", Link.
- Bei einer Veranstaltung am Mannheimer Marktplatz am 31. Mai 2024 verletzte ein Mann mit einem Messer sechs Personen schwer, darunter einen Polizisten, der kurz darauf verstarb. Laut Sicherheitsbehörden habe der Täter mit dem IS sympathisiert. Seine Tat wird dennoch aktuell nicht als islamistischer Terror eingestuft.QuelleTagesschau (2024), "Angriff auf Meinungsfreiheit und Innere Sicherheit", LINK; Tagesschau (2024): Mordanklage im Fall Rouven Laur erhoben, Link.
- Am 6. November 2021 stach ein 27-Jähriger in einem Zug zwischen Regensburg und Nürnberg mit einem Messer auf vier Passagiere ein. Die Tat wurde von den Sicherheitsbehörden inzwischen als islamistisch motivierter Angriff eingestuft. Hinweise waren Inhalte auf dem Facebook-Account des Angreifers sowie Propagandavideos der Terrormiliz "Islamischer Staat", die bei einer Durchsuchung seiner Wohnung gefunden wurden. Der Mann wurde zu 14 Jahren Haft verurteilt.QuelleBundesinnenministerium (2022): "Verfassungsschutzbericht 2021", S. 177, LINK; taz (2022): "Anklage wegen islamistischer Tat", LINK; Welt (2021): "Ermittler erwägen bei ICE-Messerangriff nun doch einen islamistischen Hintergrund", LINK; Süddeutsche Zeitung (2022): "Angreifer wollte 'wahllos nicht-muslimische Menschen' töten", LINK
- Am Abend des 4. Oktober 2020 werden in Dresden zwei Männer mit einem Messer angegriffen. Einer überlebt schwer verletzt, der andere verstirbt wenig später. Der Tatverdächtige, der seit 2015 in Deutschland lebt, wurde vom sächsischen Landeskriminalamt als islamistischer GefährderUnter einem "Gefährder" versteht das Bundeskriminalamt Personen, die "politisch motivierte Straftaten von erheblicher Bedeutung" begehen könnten. Darunter fallen schwere Straftaten im Sinne von § 100a der Strafprozessordnung (StPO), wie etwa die Finanzierung von Terrorismus oder die Vorbereitung einer staatsgefährdenden Gewalttat. geführt. Er stand im September 2018 vor Gericht, wegen Anleitung zur Begehung einer schweren staatsgefährdenden Straftat. Zudem soll er versucht haben, in Chats Unterstützer*innen für die Terrormiliz "Islamischer Staat" anzuwerben. Das Oberlandesgericht Dresden verurteilte den 21-Jährigen im Mai 2021 wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe.QuelleSächsische Zeitung (2021): "Höchststrafe für Messerangriff in Dresden", LINK; Der Generalbundesanwalt (2021): "Anklage wegen des Anschlags am 4. Oktober 2020 in Dresden erhoben", LINK; Der Spiegel (2021): "Der Mörder, der Angst vor der Hölle hat", LINK
- Ein 26-Jähriger verübt am 27. April 2020 einen Brandanschlag auf ein türkisches Geschäft in Waldkraiburg (Bayern). Sechs Menschen werden verletzt. Bei der Vernehmung gibt der Täter an, Anhänger der Terrormiliz "Islamischer Staat" zu sein. Den Ermittlungen zufolge plante er weitere Attentate, unter anderem auf die DITIB-Zentralmoschee in Köln. Der Generalbundesanwalt ermittelte wegen Vorbereitung schwerer, staatsgefährdender Gewalttaten. Am 2. März 2021 wurde der Prozess vor dem Oberlandesgericht München eröffnet, der Angeklagte gesteht die Taten. Am 23. Juli 2021 wird er vom Gericht wegen versuchten Mordes in 26 Fällen, schwerer Brandstiftung und der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt. Zudem stellte das Gericht bei ihm Schizophrenie fest.QuelleSpiegel (2020): "Bundesanwaltschaft übernimmt Ermittlungen im Fall Waldkraiburg", LINK; Tagesspiegel (2020): "Mutmaßlicher Täter von Waldkraiburg ist IS-Anhänger", LINK; FAZ (2021): "Angeklagter im Prozess um Anschläge in Waldkraiburg geständig", LINK; Zeit Online (2021): "Neuneinhalb Jahre Haft für für Angeklagten im Waldkraiburg-Prozess", LINK
- Am 28. Juli 2017 greift ein 26-Jähriger mehrere Menschen mit einem Messer in einem Hamburger Supermarkt an. Ein Mann wird getötet, sechs weitere Menschen werden verletzt. Das Gericht stuft den Angreifer als Einzeltäter ein, der mit der Terrormiliz "Islamischen Staat" sympathisierte. Er wird zu lebenslanger Haft verurteilt.QuelleTagesspiegel (2017): "Messerstecher aus Hamburger Supermarkt wegen Mordes angeklagt", LINK; Welt (2018): "Lebenslange Haft für Messerstecher in Hamburger Supermarkt", LINK
- Am 19. Dezember 2016 rast ein Attentäter mit einem LKW in den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz und tötet zwölf Menschen. Mehr als 50 Menschen werden verletzt, einige davon schwer. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ reklamiert den Anschlag für sich. Vier Tage nach dem Anschlag erschießt die italienische Polizei den Täter bei einem Schusswechsel in der Nähe von Mailand. Er war den deutschen Sicherheitsbehörden als militant-islamistischer GefährderUnter einem "Gefährder" versteht das Bundeskriminalamt Personen, die "politisch motivierte Straftaten von erheblicher Bedeutung" begehen könnten. Darunter fallen schwere Straftaten im Sinne von § 100a der Strafprozessordnung (StPO), wie etwa die Finanzierung von Terrorismus oder die Vorbereitung einer staatsgefährdenden Gewalttat. bekannt. Von März 2018 bis Juni 2021 befasste sich ein Untersuchungsausschuss unter anderem mit der Frage, ob der Anschlag hätte verhindert werden können. Er kam zu dem Schluss, dass individuelle Fehleinschätzungen und Versäumnisse sowie strukturelle Probleme bei zuständigen Behörden verantwortlich waren.QuelleFAZ (2016): "IS reklamiert Attacke auf Weihnachtsmarkt für sich", LINK; Bundeszentrale politische Bildung (2021): "Vor Fünf Jahren: Islamistischer Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt", LINK; Bundestag (2021): "Abschlussbericht zum Attentat von Berliner Breitscheidplatz übergeben", LINK
- Am Rande eines Musikfestivals in Ansbach (Bayern) zündet am 24. Juli 2016 ein Attentäter einen Sprengsatz. Er verletzt damit 15 Menschen und tötet sich selbst. Der Täter, der als Asylbewerber nach Deutschland kam, war laut Bundesamt für Verfassungsschutz mutmaßlich Sympathisant der Terrormiliz „Islamischer Staat“, die den Anschlag für sich reklamierte.QuelleTagesschau (2016): "Attentat offenbar mit islamistischem Hintergrund", LINK; BMI (2017): "Verfassungsschutzbericht 2016", S. 174, LINK
- Am 18. Juli 2016 verletzt ein 17-Jähriger fünf Menschen mit einer Axt und einem Messer in einem Regionalzug bei Würzburg (Bayern). Die Polizei erschießt den Täter auf der Flucht. Der damalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) stuft die Tat "im Grenzgebiet zwischen Amoklauf und Terror" ein.QuelleSZ (2016): "Bundesanwaltschaft ermittelt zu Anschlag von Würzburg", LINK
- Mit einer selbst gebastelten Bombe verüben drei Jugendliche am 16. April 2016 einen Anschlag auf einen Tempel der Sikh-Gemeinde in Essen. Drei Menschen werden verletzt. Die Täter werden zu Haftstrafen zwischen sechs und sieben Jahren verurteilt. Laut der Richter*innen sei ihr Motiv Hass auf andere Religionen gewesen. Zudem hätten sie Kontakt zu salafistischen Kreisen gehabt.QuelleZeit Online (2017): "Lange Haftstrafen für Anschlag auf Sikhgemeinde", LINK; FAZ (2016): "Jetzt stehen die Dschihadisten vor Gericht", LINK
- Am 26. Februar 2016 greift eine IS-Sympathisantin einen Bundespolizisten in Hannover mit einem Messer an und verletzt ihn lebensgefährlich. Knapp ein Jahr später verurteilt das Oberlandesgericht Celle die 16-Jährige zu sechs Jahren Jugendgefängnis. Die Verbindung zur Terrororganisation „Islamischer Staat“ belegt das Gericht unter anderem durch Chats auf dem Handy der Jugendlichen.QuelleZeit Online (2017), "16-Jährige wegen Messerattacke zu sechs Jahren Haft verurteilt", LINK
- Am 2. März 2011 erschießt ein Mann zwei US-amerikanische Soldaten am Frankfurter Flughafen. Zwei weitere verletzt er schwer. Nach Einschätzung der Bundesanwaltschaft handelt es sich um einen Einzeltäter, der sich im Internet radikalisierte. Das Oberlandesgericht Frankfurt verurteilt ihn zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Das Attentat gilt als erster islamistisch motivierter terroristischer Anschlag in Deutschland.QuelleBundesinnenministerium (2012), "Verfassungsschutzbericht 2012", LINK; Spiegel (2011): "Flughafen-Attentäter gesteht Anschlag", LINK
Islamistische Anschläge in der EU
Laut Statistikenhier 2010-2021 und hier 2022 von Europol kam es zwischen 2010 und 2023 zu 149 islamistischen AngriffenIn der Statistik sind verhinderte und gescheiterte Anschläge mitinbegriffen. in der EU. Der Think Tank Fondapol geht von 174 gesicherten Angriffen zwischen 1984 und April 2024 aus, insgesamt könnten es 204 sein. Fast die Hälfte aller Attacken ereigneten sich in Frankreich.Quelle Fondapol (2024) Islamist Terrorist Attacks in the World 1979 - 2024, S. 62f, Link; European Council (2020): Terrorism in the EU: facts and figures, Link; European Union Terrorism Situation and Trend Report 2023, S. 24, Link.
Anti-Terrorismus Initiativen der EU
In Europa gibt es einige Maßnahmen, die gegen (islamistischen) Terrorismus arbeiten. So führte die EU nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 eine Liste von Terroristen ein, die Sanktionsmaßnahmen unterliegen. 2004 wurde zudem ein Anti-Terrorismus Koordinator eingesetzt.Quelle European Council (2022): The EU's work to tackle terrorism, Link; European Council (2022) The EU‘s response to terrorism, Link.
2015 verabschiedeten die EU Staats- und Regierungschefs eine gemeinsame Erklärung, die als Leitfaden für die gemeinsame Anti-Terrorismus Arbeit dienen soll. 2020 gab es eine weitere Erklärung.QuelleEuropean Council (2022) The EU‘s response to terrorism, Link.
2016 gründete sich als Reaktion auf die islamistischen Terroranschläge im Jahr 2015 das European Counter Terrorism Centre - ECTC. Zu dem Zentrum gehören außerdem das Advisory Network und die EU Internet Referral Unit. Zudem hat die EU ein Netzwerk, welches Radikalisierungsprozesse erkennen und verhindern soll: Radicalisation Awareness Network (RAN).QuelleEuropean Council (2022): Terrorism in the EU: facts and figures, Link, Europol (o.D.): European Counter Terrorism Centre - ECTC, Link, EU (o.D.): Radicalisation Awareness Network (RAN), Link.
Welche Datenbanken gibt es?
Unterschiedliche Organisationen veröffentlichen Berichte zur internationalen Entwicklung von (islamistischem) Terrorismus heraus. Dazu gehören Europol, Vision of Humanity oder Fondapol.
Außerdem gibt es verschiedene Datenbanken zu (islamistischem) Terroranschlägen. Diese unterscheiden sich in ihren Kriterien und veröffentlichen daher unterschiedliche Zahlen. Eine aktuelle Datenbank ist etwa das Global Terrorism Trends and Analysis Center (GTTAC). Die Global Terrorismus Database (GTD) sammelte Zahlen bis zum Jahr 2020, die Datenbank Our World in Data bis 2021.Quelle GTD (o.D.): Overview, Link; GTTAC (o.D.): Methodology, Link; Our World in Data (o.D.): Terrorism, Link.
Islamistische Anschläge weltweit
Die weltweit am meisten von islamistischem Terrorismus betroffenen Länder (1979-2024) liegen nicht in Europa:
- Afghanistan: 17.075 Angriffe
- Somalia: 10.768 Angriffe
- Irak: 8.209 Angriffe
- Nigeria: 3.950 Angriffe
- Syrien: 3.421 Angriffe.Quelle Fondapol (2024) Islamist Terrorist Attacks in the World 1979 - 2024, S. 66, Link
Was gibt es zur Prävention islamistischer Radikalisierung?
Wie läuft islamistische Radikalisierung ab, wie kann sie erkannt werden und welche Prävention gibt es? Das erklärt der Islamwissenschaftler Dr. Yunus Yaldiz hier im Interview im Juni 2024.
Es gibt in jedem Bundesland Präventionsprojekte sowie eine bundesweite Struktur, die die Projekte vernetzt. Dazu gehören das Kompetenznetzwerk Islamistischer Extremismus und die Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus.
Einen Überblick zu Anlaufstellen bieten die Plattform MAPEX sowie die seit 2015 geführte Datenbank der Bundeszentrale für politische Bildung. Zusätzlich gibt es eine Zusammenfassung von Projekten.
Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) wurde 2012 eine zentrale "Beratungsstelle Radikalisierung" mit einer Hotline geschaffen. Seit der Schaltung der Hotline sind dort etwa 5.500 Anfragen eingegangen (Stand Ende 2023). 2023 wurde mit 313 Anrufen ein Höchststand erreicht. Die Beratungsstelle ist Teil eines bundesweiten Beratungsnetzwerks, das aus 13 zivilgesellschaftlichen und vier staatlichen Angeboten besteht.Quelle Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (2022): 10 Jahre Beratungsstelle Prävention; Bundestagsdrucksache 19/13991, S. 13, BAMF (2024): Jahresbilanz 2023, Link
Nach den Anschlägen in Mannheim und Solingen gründete die Bundesregierung eine Task Force zur Islamismusprävention. Die Taskforce soll Handlungsempfehlungen zu Präventions- und Distanzierungsarbeit erarbeiten. Der erste Schwerpunkt liegt auf der Online-Radikalisierung junger Menschen.QuelleBMI (2024): Neue Initiative zur Bekämpfung islamistischer Radikalisierung, Link; BMI (2024): Bundesinnenministerin Faeser beruft neue Task Force Islamismusprävention mit Expertinnen und Experten, Link.