Geschichte der Migration in Deutschland
Deutschland ist seit Langem Ein- und Auswanderungsland. Im 19. Jahrhundert wanderten viele Menschen nach Amerika aus, andere kamen im Zuge der Industrialisierung zum Arbeiten nach Deutschland. Während der beiden Weltkriege gab es millionenfache Vertreibungen und Deportationen. Ab den 50er-Jahren kamen Zuwander*innen zunächst vor allem als Arbeitskräfte nach Deutschland, internationale Konflikte bis hin zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine führten zu Fluchtmigration. Eine Übersicht über die wichtigsten Migrationsbewegungen.
Migration und Flucht im 17.,18. und 19. Jahrhundert
Die Zeit vor dem ersten deutschen Nationalstaat war von verschiedenen Auswanderungsbewegungen zum Beispiel nach Amerika und Russland geprägt. Ebenso gab es Einwanderung in die deutschen Staaten, wie die der Hugenotten im 17. Jahrhundert.
Anwerbung von Hugenotten in Brandenburg
Das Kurfürstentum Brandenburg war im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) stark zerstört worden. Daher erließ Kurfürst Friedrich Wilhelm 1685 das Edikt von Potsdam, um das Land wieder aufzubauen und neu zu bevölkern. Er sicherte Hugenottinnen und Hugenotten, die vor religiöser Verfolgung aus Frankreich geflohen waren, weitreichende Freiheiten zu und versprach, die vollen Kosten für ihre Reise nach Brandenburg zu übernehmen. Dem Aufruf folgten rund 20.000 Hugenotten. Das wurde besonders in Berlin deutlich: Ungefähr ein Viertel der damals 30.000 Einwohner*innen kam aus Frankreich. Sie sorgten nicht nur für einen demographischen, sondern auch für einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung, unter anderem wurde für sie der Französische Dom errichtet.Quelle
Auswanderung nach Osten – die Russlanddeutschen
Zarin Katharina II. ("die Große") ließ 1763 den "Kolonistenbrief" in Europa verbreiten, um Russland zu bevölkern. Denn das Reich war riesig, jedoch vielerorts menschenleer. Der Aufruf garantierte Siedler*innen zahlreiche Freiheiten, Rechte und Vergünstigungen. Diesem Aufruf folgten rund 31.000 Menschen, vor allem aus den deutschen Gebieten. Sie wurden vorwiegend in die Region um die Wolga gelenkt. In einer zweiten Anwerbungswelle ab 1804 unter Zar Alexander I. sollten erneut viele Siedler*innen gefunden werden. Dieses Mal jedoch unter strengeren Auswahlkriterien wie etwa der Arbeitserfahrung. Zwischen 50.000 und 55.000 überwiegend Deutsche kamen so in die Schwarzmeer-Region. Vor dem Ersten Weltkrieg lebten etwa 2,4 Millionen Deutsche im Russischen Reich, zwei Drittel davon Nachkommen der Siedler.Quelle
Politische Verfolgung und Emigration nach der 48er-Revolution
Nachdem die Revolution von 1848 scheiterte – die sich gegen Repressionen und Zensur auflehnte und etwa mehr politische Teilhabe forderte – emigrierten viele Enttäuschte. Einige politische Exilant*innen versuchten zunächst besonders aus Belgien, Frankreich, der Schweiz und Großbritannien heraus das politische Geschehen in den deutschen Ländern zu beeinflussen. Viele migrierten in die USA, sie wurden zu den "Forty-Eighters“. Weitaus mehr Menschen flohen in der Zeit vor extremer Armut: Über eine Million Deutsche wanderten zwischen 1848 und 1860 in die USA aus, etwa vier- bis zehntausend waren "Forty-Eighters“. Quelle
Auswanderung nach Amerika
Die große Auswanderungswelle aus dem deutschsprachigen Raum über den Atlantik begann schon um 1700. Dabei gingen die Auswander*innen vor allem in die heutigen Vereinigten Staaten, gefolgt von Kanada, Brasilien und Argentinien. Die Hochzeit der "transatlantischen Massenauswanderung" (Klaus J. Bade) war das 19. Jahrhundert: Von 1816 bis 1914 wanderten 5,5 Millionen Deutsche in die USA aus. Der Hauptgrund für die Auswanderung war das schnelle Bevölkerungswachstum, das für Armut und Arbeitslosigkeit sorgte. Zum Ende des Jahrhunderts stellten die deutschen Einwander*innen die größte ausländische Bevölkerungsgruppe in den USA. Rund 20 Prozent der Auswander*innen zogen später zurück.Quelle
Migration im Deutschen Kaiserreich 1871 bis 1918
Im Deutschen Kaiserreich gab es sowohl Aus- als auch Einwanderungsbewegungen: Für die Industrialisierung wurden Arbeitskräfte benötigt, gleichzeitig erleichterten schnellere Transportwege und eine zunehmende Globalisierung die Auswanderung.
Kolonialismus und Migration
Britische und französische Siedlungskolonien, der Sklavenhandel und die Migration innerhalb des Commonwealth sind Beispiele dafür, dass Kolonialismus und Migration eng miteinander verbunden sind. Dies gilt auch in kleinerem Umfang für das Deutsche Reich: Bis 1914 ließen sich etwa 23.000 Deutsche in den Kolonien nieder. Zugleich wurden Schwarze Menschen in Deutschland sichtbarer, 1890 lebten schätzungsweise 150 in Hamburg sowie 1903 rund 200 in Berlin. Mehr zur Geschichte Schwarzer Menschen in Deutschland hier.Quelle
Landflucht und Urbanisierung
Mit dem 19. Jahrhundert begann auch in Deutschland die Industrialisierung, die Bevölkerung wuchs stark. So setzte eine Verstädterung der landwirtschaftlich geprägten Gebiete ein und die Städte wuchsen rasant: 1871 gab es acht Städte im Deutschen Reich, die mehr als 100.000 Einwohner*innen hatten, 1910 waren es 48. Es begann eine umfangreiche Binnenwanderung, mit der "Landflucht" zogen viele Menschen von den Dörfern in die Städte. Zuwanderung von Ausländer*innen machte nur einen kleinen Teil aus: 2,4 Prozent der 2 Millionen Berliner*innen kamen 1907 aus dem Ausland.Quelle
Dienstmädchenmigration – ein internationaler Arbeitsmarkt
Auch junge Frauen und Mädchen aus unteren sozialen Schichten zogen vermehrt in die Städte. Hier arbeiteten sie als Dienstmädchen in bürgerlichen Haushalten. Das Besondere an dieser Migration war, dass alleinstehende Frauen international so mobil wurden wie nie zuvor: Der Arbeitsmarkt für deutsche Dienstmädchen erstreckte sich in die europäischen Hauptstädte und sogar nach Übersee. Besonders attraktiv waren Städte wie Berlin, Paris, Budapest und Wien. In Paris kamen im Jahr 1901 rund 7.600 der 17.700 ausländischen Dienstbotinnen aus Deutschland.Quelle
Arbeiter*innen für die Industrialisierung
Die Hochphase der Industrialisierung begann im Deutschen Reich gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Es wurden verstärkt Arbeitskräfte gebraucht: Innerhalb weniger Jahre wurde das Deutsche Reich so vom Auswanderungsland zum weltweit zweitwichtigsten Einwanderungsland nach den USA. So wanderten etwa die sogenannten "Ruhrpolen" aus dem damals preußischen Teil Polens in das westdeutsche Industriegebiet ein. Sie waren polnischsprachige preußische Staatsbürger*innen, es handelte sich also um Binnenmigration. Auch Ostpreußen wurde Ziel von Wanderarbeiter*innen aus dem russischen Teil Polens sowie aus Italien und Österreich-Ungarn. Vor allem die ausländischen Pol*innen stießen hier auf eine nationalistisch geprägte "Abwehrpolitik". 1914 gab es 1,2 Millionen ausländische Wanderarbeiter*innen im Deutschen Reich. Im Ersten Weltkrieg wurden weiter ausländische Arbeiter*innen angeworben. Hinzu kamen 1,5 Millionen Kriegsgefangene, die zur Arbeit in Deutschland gezwungen wurden.Quelle
Migration und Flucht in der Weimarer Republik 1918 bis 1933
Migrationsbewegungen in der Zwischenkriegszeit entstanden vor allem als Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs: Neue politische Systeme und verschobene Staatsgrenzen führten dazu, dass Millionen von Menschen umsiedeln oder fliehen mussten, auch in die Weimarer Republik.
„Grenzlandvertriebene“
Nach dem Ersten Weltkrieg zerbrachen die europäischen Reiche und es bildeten sich kleinere Nationalstaaten. Die Folge waren auch sogenannte "Grenzlandvetriebene": Staatsbürger*innen des ehemaligen Deutschen Kaiserreiches kamen in die Weimarer Republik, weil ihr Wohnort nun in anderen Staaten wie etwa Frankreich, Dänemark oder Polen lag. Sie wurden zunächst in "Heimkehrlagern" untergebracht. Von dort aus sollten sie auf Arbeitssuche gehen und eigene Wohnungen finden. Die deutsche Regierung wollte sie eigentlich in den nun ausländischen Gebieten behalten, um die ehemaligen Reichsgrenzen auch gegen den Versailler Vertrag zurückfordern zu können. Dennoch kamen in den Nachkriegsjahren rund eine Million Menschen aus den abgetretenen Gebieten in die Weimarer Republik, die meisten aus Elsass-Lothringen (150.000) und den polnischen Westgebieten (850.000).Quelle
Russische und jüdische Zuwander*innen aus Osteuropa
Wegen der kommunistische Revolution und des Bürgerkriegs im ehemaligen Russischen Zarenreich flohen 1,5 Millionen Menschen, unter ihnen viele Adelige und Unternehmer*innen. In den Jahren 1922/23 suchten 600.000 russische Flüchtlinge Schutz in der Weimarer Republik, mehr als die Hälfte von ihnen in Berlin. Der Großteil wanderte weiter nach Paris oder New York, vor allem wegen einer restriktiven Politik, die den Flüchtlingen aus Russland weder rechtliche noch wirtschaftliche Unterstützung bei der Integration bot. Viele Jüdinnen und Juden flohen in der Zeit die vor gewalttätigen Ausschreitungen in Ost- und Südosteuropa. Rund 70.000 ersuchten bis 1921 Asyl in der Weimarer Republik, wo die antisemitischen Pogrome bald immer offener und exzessiver wurden.Quelle
Deportation, Vertreibung und Flucht 1933 bis 1945
Durch den deutschen Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg wurden Millionen Menschen umgesiedelt, vertrieben oder deportiert, andere emigrierten oder mussten fliehen.
Judenverfolgung und Holocaust im NS-Regime
Die nationalsozialistische Regierung erließ nach der Wahl Adolf Hitlers zum Reichskanzler zahlreiche antisemitische Gesetze. Übergriffe auf Jüdinnen und Juden und ihre Ausgrenzung aus der Gesellschaft wurden geduldet und bestärkt. Bis 1939 verließen 247.000 der etwa 500.000 Jüdinnen und Juden Deutschland. Doch immer mehr Staaten wollten keine jüdischen Flüchtlinge einreisen lassen. Mit einer Konferenz 1938 im französischen Évian versuchte der damalige US-Präsident Franklin D. Roosevelt die Aufnahme global zu regeln, außer der Dominikanischen Republik wollte aber kein beteiligter Staat den Flüchtenden Schutz gewähren. Trotz der weltweit restriktiven Einwanderungspolitik gelang es zwischen 1940 und 1945 nochmals 31.500 Jüdinnen und Juden zu fliehen, den meisten von ihnen nach Palästina und in die USA. Zwischen 1940 und 1945 wurden 130.000 Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Nur schätzungsweise 27.000 bis 32.000 überlebten das NS-Regime in Deutschland. Mehr als sechs Millionen Juden wurden Opfer des Holocausts.Quelle
Zwangsarbeit, Deportation, Vertreibung, Umsiedlung
Millionen Menschen wurden vertrieben, zwangsumgesiedelt oder verschleppt. Um die Kriegswirtschaft am Laufen zu halten, verschleppte das Dritte Reich Menschen aus den eroberten Gebieten als Zwangsarbeitskräfte. Von ihnen gab es im Oktober 1944 knapp acht Millionen. Sie kamen vor allem aus der Sowjetunion, aber etwa auch aus Belgien und Frankreich. Gleichzeitig wurden rund neun Millionen Personen aus den annektierten Gebieten vertrieben, um dort "Volksdeutsche" anzusiedeln, die außerhalb des Reichs lebten. In der Aktion "Heim ins Reich" wurden Deutsche, die beispielsweise in der Bukowina (heute Teil von Ukraine und Rumänien) lebten, dort angesiedelt. Bis 1944 wurden über eine Million Personen so umgesiedelt. Die Gesamtzahl der Geflüchteten, Vertriebenen und Deportierten in Europa belief sich bis Kriegsende 1945 auf geschätzte 50 bis 60 Millionen Menschen. Das waren rund 10 Prozent der damaligen europäischen Bevölkerung. Viele überlebten die Flucht, Vertreibung oder Deportation nicht.Quelle
Politische Emigrant*innen
"Exilant*innen" verließen das nationalsozialistische Deutschland, da sie aufgrund ihrer politischen Ansichten oder ihres künstlerischen Schaffens verfolgt wurden. Die Zahl der politischen Emigrant*innen aus Deutschland wird auf 30.000 bis 40.000 geschätzt. Sie flohen zum Beispiel nach Frankreich oder in die damalige Tschechoslowakei, einige auch in die USA oder nach Südamerika. Bekannte Autor*innen im Exil waren etwa Thomas und Heinrich Mann, Bertolt Brecht, Else Lasker-Schüler, Anna Seghers oder Stefan Zweig.Quelle
Migration und Flucht in der BRD und der DDR bis 1989
In der Nachkriegszeit war das besetzte Deutschland von Fluchtbewegungen sowohl von internationalen Opfern der NS-Diktatur als auch von deutschen Vertriebenen geprägt. Schon bald warben die BRD und die DDR Arbeitskräfte aus dem Ausland an, die für die Wirtschaft benötigt wurden.
Vertriebene
Zum Ende des Krieges kam es wegen Gebietsabtretungen und neuen Grenzen zu großen Fluchtbewegungen, größtenteils nach Westen. Rund 14 Millionen Deutschstämmige flohen vor der vorrückenden sowjetischen Armee oder Vertreibungsaktionen in Ost-, Mittel- und Südosteuropa. Hunderttausende überlebten die Vertreibung, Flucht oder Deportation nicht. Rund 12,5 Millionen von ihnen gelangten in die BRD und die DDR, andere etwa nach Österreich. Innerhalb der Besatzungszonen variierte der Anteil der zugezogenen Vertriebenen stark: Die französischen Besatzungsbehörden weigerten sich, Vertriebene aufzunehmen, ihr Bevölkerungsanteil lag dort 1947 bei nur einem Prozent, in der sowjetischen Besatzungszone war es ein Viertel.Quelle
"Displaced Persons"
Nach Kriegsende nahmen die Alliierten zehn bis zwölf Millionen "Displaced Persons" (DP) in Obhut, hauptsächlich Überlebende der Arbeits-, Konzentrations- und Vernichtungslager. In den ersten Monaten konnten rund fünf Millionen in ihre Heimatländer, vor allem in die Sowjetunion, Polen und Frankreich, zurückkehren. Bürger*innen der Sowjetunion wurden teilweise zur Rückkehr gezwungen, obwohl sie dort als vermeintliche Kollaborateure mit Verfolgung zu rechnen hatten. 1950 lebten noch etwa 150.000 DPs in Aufnahmelagern in Deutschland. Sie waren gesetzlich nicht mit deutschen Flüchtlingen und Vertriebenen gleichgestellt und erhielten meist keine Entschädigung für das, was sie unter der nationalsozialistischen Herrschaft erlitten hatten.Quelle
"Flucht in den Westen" aus der DDR
Zwischen 1949 und 1961 überquerten 2,7 Millionen Menschen die deutsch-deutsche Grenze Richtung Westen. Um diese Binnenmigration zu stoppen, ließ die DDR-Regierung 1961 die Mauer rund um West-Berlin bauen und schirmte die Grenzen zu Westdeutschland ab. Bis zum Mauerfall gelang es dennoch rund 700.000 weiteren Menschen, die DDR zu verlassen, etwa indem sie nach Besuchen nicht zurückkehrten, als politische Häftlinge von der BRD freigekauft wurden oder erfolgreich die Ausreise beantragten. Darüber hinaus gelang es 5.000 DDR-Bürgern, die Mauer zu überwinden, oft unterstützt von Fluchthelfer*innen. Mindestens 138 Menschen kamen an der deutsch-deutschen Grenze ums Leben.Quelle
Flucht in die BRD und die DDR
Auch Menschen aus anderen Ländern flohen in das geteilte Deutschland: 1973 und 1974 kamen etwa Geflüchtete aus Chile in die BRD und die DDR, ab 1978 vietnamesische "Boat People" in die BRD. Andere größere Fluchtbewegungen kamen in den 1980er Jahren aus Polen, der Türkei oder dem Iran. In der DDR lebten nur wenige politische Flüchtlinge, so etwa Personen aus Chile. In den 1950er Jahren wurden griechische Kinder und Jugendliche aufgenommen, deren Eltern Kommunisten oder Partisanen waren, sowie Lehrer und Parteifunktionäre. Auch spanische Bürgerkriegsflüchtlinge wurden aufgenommen.Quelle
Gastarbeiter*innen und Vertragsarbeiter*innen
Mit dem Ausbau des Außenhandels brauchte die Bundesrepublik mehr Arbeitskräfte, als zur Verfügung standen. Der Bau der Mauer stoppte die Migration aus der DDR. Ab 1955 schloss die BRD mit Italien, Spanien, der Türkei und anderen Ländern Anwerbeabkommen ab. Von den 14 Millionen sogenannten Gastarbeiter*innen kehrten 11 Millionen nach dem Anwerbestopp 1973 in ihre Heimat zurück. Besonders Menschen aus der Türkei, Italien und Jugoslawien blieben jedoch und holten Familienangehörige nach.Quelle
Auch die DDR warb seit Mitte der 1960er Jahre ausländische Arbeiter*innen aus Partnerstaaten an. 1989 lebten 93.600 Vertragsarbeiter*innen in der DDR. Sie kamen aus Vietnam (59.000) und Mosambik (15.000).Quelle
Migraton und Flucht in Deutschland seit 1990
Der Fall des Eisernen Vorhangs ermöglichte besonders Gruppen aus der ehemaligen Sowjetunion die Migration nach Deutschland. Konflikte brachten neue Fluchtbewegungen nach Deutschland mit sich und mit der europäischen Integration entstand eine neue Arbeitsmigration.
Postsowjetische Migrant*innen
In den 1950er Jahren begann der Zuzug der (Spät-)Aussiedler*innen nach Deutschland. Die meisten kamen ab Ende der 1980er, mit der Öffnung und Auflösung der ehemaligen Sowjetunion, wo sie als deutsche Minderheit lebten. Bis 2022 wurden über viereinhalb Millionen (Spät-)Aussiedler*innen und Nachkommen in Deutschland registriert. Eine weitere Gruppe von Zuwander*innen aus der ehemaligen Sowjetunion waren sogenannte jüdische "Kontingentflüchtlinge": Zwischen 1993 und 2021 wanderten rund 219.000 Jüdinnen und Juden ein, die meisten bis 2004.Quelle
Mehr in unserem zu Dossier Postsowjetische Migration.
Asylsuchende im wiedervereinigten Deutschland
Seit Ende der 1980er Jahre war die Zahl der Asylbewerber*innen in der BRD gestiegen. Nach dem Mauerfall erreichte sie einen Höchststand: 1992 beantragten 438.191 Menschen Asyl, vor allem Bürgerkriegsflüchtlinge aus Jugoslawien sowie Roma aus Rumänien und Bulgarien. Es folgte eine stark polarisierte Asyldebatte. Sie wurde begleitet von gewaltsamen Übergriffen auf Unterkünfte und Wohnhäuser von Zugewanderten. Im Jahr 1993 verabschiedete der Bundestag den sogenannten Asylkompromiss. Die Zahl der Asylbewerber*innen ging daraufhin stark zurück und sank 2008 auf einen Tiefstand von 28.000. Einen neuen Höchststand erreichten die Zahlen 2015/2016, als viele syrische Bürgerkriegsflüchtlinge nach Deutschland kamen. 2022 kamen über eine Million Menschen aus der Ukraine nach Deutschland.Quelle
Mehr in unserem Dossier "Flucht und Asyl"
Migration aus EU-Staaten
Ab Mitte der 2000er steigt die Zahl der Zuwander*innen nach Deutschland, die meisten von ihnen kommen aus Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Die Freizügigkeit ermöglicht es ihnen, ohne Visum nach Deutschland einzureisen und hier zu arbeiten. Der Anstieg lässt sich unter anderem durch die Zuwanderung von Menschen aus südlichen EU-Ländern erklären, deren Arbeitsmärkte besonders hart von der europäischen Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren nach 2007 betroffen waren, sowie auf Zuwanderung im Zuge der EU-Osterweiterung.Quelle
Mehr in unserer Rubrik "Wer kommt, wer geht?"