Arbeit und Bildung
Deutschkenntnisse und ein Arbeitsplatz werden immer wieder als "Schlüssel zur Integration" genannt. Wann dürfen Geflüchtete an Integrationskursen teilnehmen? Wann dürfen sie arbeiten? Und wie viele haben bereits einen Job gefunden? In unserer Rubrik haben wir aktuelle Zahlen und Fakten zum Thema zusammengefasst.
Wie viele Flüchtlinge haben Arbeit?
Derzeit haben 703.800 Menschen aus Asylherkunftsländern eine Beschäftigung (Stand: Juli 2024), die meisten von ihnen in sozialversicherungspflichtigen Stellen (599.300). Zudem gab es 104.500 geringfügig Beschäftigte. Die Zahl der Geflüchteten in Arbeit ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen: Ende 2014 – bevor viele Geflüchtete nach Deutschland kamen – waren es rund 70.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte aus Asylherkunftsländern. Eine separate Statistik zu Ukrainer*innen finden Sie >>hier.Quelle
Die Beschäftigungsquoten von Menschen aus Asylherkunftsländern steigen seit Jahren: Im Juli 2024 lag ihre Beschäftigungsquote bei 44,6 Prozent. Sie ist niedriger als die von Ausländern insgesamt (55,3) und der Gesamtbevölkerung (68,8).Quelle
Wie schnell finden Geflüchtete Arbeit?
Mit längerer Aufenthaltsdauer steigt der Anteil der Geflüchteten, die einen Job gefunden haben. Mit Ausnahme eines Einschnitts während der "ersten Welle" der Corona-Pandemie setzt sich ein grundsätzlich positiver Trend der letzten Jahre fort. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat diesen Zusammenhang für Menschen untersucht, die unter anderem in den Jahren 2015 und 2016 nach Deutschland kamen. Die Ergebnisse:
- Rund zwei Drittel, nämlich 64 Prozent der Geflüchteten, die 2015 kamen, haben einen Arbeitsplatz, davon fast Dreiviertel in Vollzeit, so ein Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) von 2024. Ihre Beschäftigung ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen.Quelle
- Nach acht und mehr Jahren Aufenthalt haben geflüchtete Männer eine höhere Erwerbstätigenquote (86 Prozent) als die durchschnittliche männliche Bevölkerung in Deutschland (81 Prozent). Bei geflüchteten Frauen liegt die Quote deutlich niedriger (33 Prozent).Quelle
- 70 Prozent üben eine qualifizierte Tätigkeit aus. Dennoch sind viele unterhalb des Ausbildungsniveaus beschäftigt, das sie vor ihrer Ankunft in Deutschland hatten, und zwar 41 Prozent der Personen, die seit sechs Jahren in Deutschland sind. Zwölf Prozent haben inzwischen eine höhere Ausbildung und eine dem entsprechende Stelle gefunden.Quelle
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie des DIW. Außerdem wird betont: Mehr als die Hälfte aller erwerbstätigen Geflüchteten arbeitet als Fachkraft (rund 60 Prozent). Insgesamt sind es zum Beispiel ein Drittel von allen männlichen Geflüchteten, die in den letzten zehn Jahren nach Deutschland gekommen sind.Quelle
Kurz nach ihrer Ankunft in Deutschland haben noch die wenigsten Geflüchteten Arbeit – denn sie unterliegen einerseits einem Arbeitsverbot, andererseits haben sie noch keine Sprachkenntnisse. Im ersten Jahr haben nur sieben Prozent von ihnen eine Stelle, nach sechs Jahren sind es 54 Prozent, nach sieben Jahren 62 Prozent.Quelle
Zwischen den Geschlechtern zeigt sich allerdings ein deutlicher Unterschied: So hatten sechs Jahre nach Zuzug 67 Prozent der Männer eine Arbeit gefunden, aber nur 23 Prozent der Frauen. Nach acht Jahren waren 39 Prozent der Frauen in Arbeit.Quelle
Wie viele Flüchtlinge sind arbeitslos?
Im Juli 2024 waren rund 814.600 Geflüchtete als arbeitsuchend bei der Bundesagentur für Arbeit oder einem Jobcenter gemeldet (mit Ukrainer*innen). Viele von ihnen befanden sich in Integrations- oder Ausbildungsmaßnahmen und waren nicht für den Arbeitsmarkt verfügbar. Etwas mehr als die Hälfte, nämlich 440.600 Geflüchtete, waren im Juli 2024 als arbeitslos registriert und standen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Eine separate Statistik für Ukrainer*innen finden Sie >> hier. Quelle
Die Arbeitslosigkeit unter Menschen aus den "klassischen" "Asylherkunftsstaaten" lag niedriger: Im Juli 2024 waren rund 512.700 Menschen aus Asyl-Ländern als arbeitsuchend gemeldet und 292.700 als arbeitslos. In dieser Statistik werden alle Menschen aus Asyl-Ländern gezählt, auch wenn sie schon lange in Deutschland leben oder nicht als Geflüchtete hierher gekommen sind. Quelle
Im Juli 2024 betrug die Arbeitslosenquote von Menschen aus "Asylherkunftsstaaten" 29,7 Prozent und war somit deutlich höher als in der Gruppe der Ausländer*innen insgesamt (15,0 Prozent) und der Bevölkerung insgesamt (7,0 Prozent)(Quelle). Für die Berechnung der Arbeitslosenquote muss auf die Daten zu Menschen aus den häufigsten "Asylherkunftsstaaten" zurückgegriffen werden.Quelle
Was sagen die Arbeitsmarkt-Zahlen aus? Und was nicht? Die Bedeutung der einzelnen Statistiken haben wir in einem Artikel erklärt. Ein FAQ der Bundesagentur für Arbeit mit den häufigsten Fragen gibt es hier.
Hinweis: Arbeitslosen-Zahlen sind sowohl für "Personen im Fluchtkontext" (nach Aufenthaltstitel) als auch für "Personen aus Asylherkunftsstaaten" (nach Staatsangehörigkeit) verfügbar. In der Grafik beziehen wir uns auf die engere Gruppe der "Personen im Fluchtkontext".
Wichtige Quellen für dieses Thema sind die Statistiken der Bundesagentur für Arbeit:
> "Personen im Fluchtkontext" (Arbeitslose nach Fluchtstatus)
> "Migrationsmonitor" (Arbeitslose nach Staatsbürgerschaften) sowie der
> "Zuwanderungsmonitor" des IAB (für Arbeitslosenquoten)
Ukrainische Geflüchtete auf dem Arbeitsmarkt
Ein Teil der Ukrainer*innen, die seit Kriegsbeginn nach Deutschland gekommen sind, hat Arbeit gefunden: Im Juli 2024 hatten rund 265.800 Ukrainer*innen eine Beschäftigung. Rund 213.200 von ihnen waren sozialversicherungspflichtig beschäftigt, weitere 52.600 übte eine geringfügige Beschäftigung aus. Die Beschäftigungsquote lag im Juli 2024 bei 29,4 Prozent.Quelle
Anteil der Berufstätigen steigt: Die größte bundesweite Befragung unter erwachsenen Flüchtlingen bis 65 Jahre ergab, dass immer mehr von ihnen in Deutschland Arbeit finden: In der neuesten Studie 2024 waren es 30 Prozent. Seit der ersten Befragung (August bis Oktober 2022) hat sich der Anteil der Befragten in Arbeit von 16 Prozent demnach nahezu verdoppelt. Auch seit der vorherigen Befragung im Sommer 2023 ist der Anteil um sieben Prozentpunkte gestiegen.Quelle
Männer häufiger berufstätig als Frauen: Dem Bericht des BiB zufolge waren Frauen seltener erwerbstätig als Männer (zuletzt 29 gegenüber 35 Prozent). Für beide Gruppen gab es aber seit der Vorbefragung im Sommer 2023 einen Anstieg: Damals waren 21 Prozent Frauen und 29 Prozent Männer in Arbeit. Während bei Frauen, die Kinder unter sechs Jahren betreuten, der Anteil der Berufstätigen bei 22 Prozent lag, ergab sich bei Männern hier kein Unterschied.Quelle
Welche Qualifikation bringen sie mit?
Die Befragung ergab für Geflüchtete aus der Ukraine mit einem höheren Bildungsabschluss: Die Wahrscheinlichkeit, angestellt zu sein, lag um sieben Prozentpunkte höher lag als bei geringer qualifizierten Kriegsflüchtlingen. Geflüchtete aus der Ukraine haben im Durchschnitt ein sehr hohes Bildungsniveau – sowohl im Vergleich zu anderen Geflüchteten, als auch im Vergleich zur Gesamtbevölkerung in Deutschland. Fast drei Viertel von ihnen (72 Prozent) gelten als "hochqualifiziert", besitzen also einen Hochschul- oder Fachhochschul-Abschluss. Auch im Verhältnis zur ukrainischen Bevölkerung sind Geflüchtete, die nach Deutschland gekommen sind, besonders gut qualifiziert.Quelle
In der Ukraine haben vergleichsweise viele Frauen in akademischen, technischen oder medizinischen Berufen gearbeitet – also in Bereichen, in denen in Deutschland große Personalengpässe herrschen. Das dürfte die Jobsuche erleichtern. Zahlen aus Beratungsstellen zeigen, dass viele Ukrainer*innen als Lehr- oder Pflegekräfte arbeiten möchten.Quelle
Regelmäßige Arbeitsmarkt–Befragungen ukrainischer Kriegsflüchtlinge: Seit Herbst 2022 werden geflohene Ukrainer*innen von mehreren Forschungsinstituten alle paar Monate im Bezug auf Arbeitsmarkt–Integration befragt, zuletzt im Frühjahr 2024 (LINK). Diese und die vorausgehende Befragung (LINK) führte das BiB mit dem Familiendemographischen Panel (FReDA) durch. An den ersten beiden Befragungsrunden im Herbst 2022 (LINK) und im Frühjahr 2023 (LINK) waren außerdem das IAB, das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) sowie das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) beteiligt.
In welchen Berufen arbeiten die Flüchtlinge aus der Ukraine?
Der Arbeitsagentur zufolge haben zum Sommer 2024 mehr als die Hälfte der berufstätigen Flüchtlinge aus der Ukraine eine Tätigkeit im "Helferbereich" aufgenommen, etwa im Dienstleistungsbereich, der Zeitarbeit, im Gast– oder Baugewerbe.Quelle
Den wissenschaftlichen Befragungen zufolge gingen knapp 45 Prozent der berufstätigen Flüchtlinge aus der Ukraine zuletzt Tätigkeiten nach, die dem Anforderungsniveau ihrer Anstellungen vor Kriegsbeginn in der Ukraine entsprachen (Stand: Dezember 2023).Quelle
Ende 2022 gab etwa ein Fünftel der Geflüchteten (21 Prozent) an, in Berufen mit eher niedrigem Qualifikationsniveau zu arbeiten, beispielsweise in der Reinigung oder Gastronomie. Weitere 23 Prozent waren zuletzt in Jobs tätig, die hohe Qualifikationen erfordern: Etwa in der Lehre und Forschung an Hochschulen, in der Softwareentwicklung und -programmierung oder im Rechnungswesen und Controlling.Quelle
Bis sie ausreichende Deutschkenntnisse haben, könnten sich einige von ihnen für Jobs entscheiden, in denen weniger Deutschkenntnisse nötig sind, wie etwa Reinigungsberufe oder Zeitarbeit – und dann in diesen niedrig qualifizierten Bereichen "festhängen". Fachleute empfehlen deshalb bessere Sprach- und Integrationsangebote.Quelle
In der ersten Hälfte des Jahres 2022, als die meisten Flüchtlinge nach Deutschland kamen, hatten noch die wenigsten von ihnen Deutschkenntnisse – einer Befragung zufolge schätzten 80 Prozent ihre Deutschkenntnisse als schlecht ein. Das änderte sich in den darauffolgenden Monaten: Bei einer erneuten Befragung im Sommer 2023 gab schon die Hälfte von ihnen an, inzwischen mäßige bis gute Deutschkenntnisse zu haben.Quelle
Wie viele Ukrainer*innen sind arbeitslos?
Tatsächlich arbeitslos gemeldet waren laut der Bundesagentur für Arbeit im September 2024 rund 212.000 Ukrainer*innen. Das sind rund 9.000 Personen weniger als im August.Quelle
Mit rund 108.000 Personen wartete etwa die Hälfte derer, die im September 2024 arbeitslos gemeldet waren, auf Anerkennung ihrer Berufsausbildung in Deutschland oder hatte noch keine Berufsausbildung.Quelle
Insgesamt waren im September 2024 zwar rund 531.000 Ukrainer*innen bei der Arbeitsagentur als erwerbsfähig gemeldet. Etwa zwei Drittel von ihnen (326.000) hatten keinen Job – standen aber auch aktuell nicht für den Arbeitsmarkt zur Verfügung – etwa, weil sie als alleinerziehendes Elternteil ein Kind betreuen oder Integrationskurse besuchen, um Deutsch zu lernen.Quelle
Zwischen Oktober 2023 und August 2024 waren rund 50.000 weniger Ukrainer*innen arbeitslos gemeldet als im Vorjahreszeitraum – sie haben entweder Arbeit gefunden, sich selbstständig gemacht oder eine Ausbildung begonnen.Quelle
Wie viele Ukrainer*innen besuchen Integrationskurse?
Die meisten Flüchtlinge aus der Ukraine werden entweder demnächst Sprachkurse absolvieren oder haben diese bereits durchlaufen, wie Daten der Bundesagentur für Arbeit sowie aus die jüngste Befragungsstudie des BiB belegen.
Im September 2024 waren laut Arbeitsagentur rund 100.000 Ukrainer*innen in Integrationskursen eingeschrieben – und standen dem Arbeitsmarkt damit nicht zur Verfügung. Inzwischen haben rund 270.000 Ukrainer*innen einen Kurs absolviert, etwa 90 Prozent von ihnen mit Deutschkenntnissen auf B1- oder A2-Niveau (Stand: September 2024).Quelle
Laut einer Schätzung der Bundesarbeitsagentur werden mehr als 70 Prozent der aktuell 100.000 Teilnehmenden die Kurse innerhalb des kommenden halben Jahres abschließen.Quelle
Der vierten Befragungsstudie des BiB zufolge hatten zum Mai 2024 bereits knapp 70 Prozent der Flüchtlinge einen Sprach– und Integrationskurse abgeschlossen, 55 Prozent von ihnen mit B1-Niveau.Quelle
Abgesehen von Sprachkenntnissen sind weitere Herausforderungen für den Arbeitsmarktzugang langwierige Anerkennungsverfahren von Qualifikationen, wie Expert*innen regelmäßig betonen. Auch können viele der oft alleinerziehenden Mütter hierzulande noch nicht arbeiten, da sie kleine Kinder betreuen.Quelle
Arbeitsbereitschaft
Die Bereitschaft, in Deutschland zu arbeiten, ist unter Kriegsflüchtlingen hoch: Im Rahmen einer Befragung im Frühjahr 2023 gaben 93 Prozent der nichterwerbstätigen Geflüchteten an, einer Arbeit in Deutschland nachgehen zu wollen. In einer Online-Erhebung des Ifo-Instituts unter ukrainischen Geflüchteten gaben drei von vier Befragten an, dass sie entweder schon einen Job gefunden haben oder sich für eine Arbeit interessieren – auch unter dem eigenen Qualifikationsniveau. Nur zehn Prozent der Teilnehmenden äußerten, dass sie kein Interesse oder keine Möglichkeit haben, eine Beschäftigung aufzunehmen. Weitere 16 Prozent gaben an, dass sie zwar gerne arbeiten würden, aber ihre Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt als gering einschätzen.Quelle
Jobturbo für ukrainische Geflüchtete
Mit dem sogenannten Jobturbo verkündete das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) im Herbst 2023 ein Maßnahmenpaket, um Geflüchtete aus der Ukraine und anderen Ländern schneller in Arbeit zu bringen. Im Rahmen des Jobturbo wurde unter anderem mehr Personal für Sprachkurse für ukrainischen Geflüchtete angestellt. Außerdem soll es mehr Jobbörsen und Informationsangebote geben. Für das Programm wurden rund 300.000 ukrainische Haushalte angeschrieben.Quelle
Wie viele Flüchtlinge machen eine Ausbildung?
Aktuell befinden sich rund 50.000 Menschen aus den acht häufigsten "Asylherkunftsländern" in einer Ausbildung (Stand: September 2023). Während die Zahl der deutschen Auszubildenden stagnierte, wuchs sie besonders bei den ausländischen Auszubildenden. Ihre Zahl hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt (Ende 2023: insgesamt 212.000) und sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung, wie die Bundesagentur für Arbeit mitteilte.Quellen
Die häufigsten Herkunftsländer von Auszubildenden mit Fluchthintergrund sind:
- Syrien (21.200)
- Afghanistan (10.100)
- Irak (8.800)
Während der Corona-Pandemie ist ihre Zahl um rund 15 Prozent zurückgegangen (September 2020: 57.000). Der positive Trend der letzten Jahre wurde damit vorerst gestoppt. Die Statistik erfasst zwar nur die Herkunftsländer und nicht den Flüchtlingsstatus der Auszubildenden; dennoch deutete der starke Anstieg der letzten Jahre darauf hin, dass mehr Flüchtlinge eine Ausbildung beginnen.Quellen
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) zählte 2022 rund 15.600 neue Ausbildungsverträge von Menschen aus Asylstaaten. Etwa Dreiviertel haben 2022 ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen (73 Prozent). Unter deutschen Auszubildenden liegt diese Quote deutlich höher (92 Prozent). Warum die Quote bei Flüchtlingen niedriger ausfällt, wird zur Zeit vom BIBB erforscht.Quelle
Wer darf eine Ausbildung machen?
Wann Flüchtlinge eine Ausbildung anfangen dürfen, hängt von ihrem Aufenthaltsstatus ab und ist ähnlich wie bei der Arbeitsaufnahme geregelt:
- Anerkannte Flüchtlinge dürfen ohne Einschränkung in Deutschland eine Ausbildung beginnen.
- Asylbewerberinnen und -bewerber können nach drei Monaten eine schulische Ausbildung beginnen. Das gilt jedoch nicht für Asylsuchende aus "sicheren Herkunftsländern": Sie dürfen während des gesamten Verfahrens weder eine Arbeit aufnehmen noch eine Ausbildung beginnen.
- Für Geduldete gilt: Seit dem Inkrafttreten des Integrationsgesetzes im August 2016 haben sie einen Anspruch darauf, für die Zeit einer dreijährigen Ausbildung in Deutschland zu bleiben. Finden sie nach erfolgreichem Abschluss Arbeit, die ihrer Qualifikation entspricht, können sie weitere zwei Jahre bleiben ("3+2-Regelung"). Die Bundesländer sind für die Umsetzung verantwortlich. Bewerber*innen aus "sicheren Herkunftsländern" dürfen auch mit einer Duldung unter Umständen keine Ausbildung beginnen und sind grundsätzlich von der 3+2-Regelung ausgenommen. Quellen
• Regelmäßige aktuelle Zahlen zum Thema bietet die Bundesagentur für Arbeit in ihrer Publikation "Beschäftigte nach Staatsangehörigkeiten". Sie erscheint quartalsweise, immer mit etwa 6 Monaten Verzögerung.
• Viele Zahlen zu Auszubildenden mit Fluchthintergrund bietet das Bundesinstitut für Berufsbildung in dieser Tabelle (Bewerbungen, Verträge, etc., Tabellenblatt 2) (Download)
• Übersicht mit den Regeln für Unternehmen, die Geflüchtete einstellen wollen, finden sich bei der DIHK-Initiative "Unternehmen integrieren Flüchtlinge", Link
"Spurwechsel": Wie viel Geduldete machen eine Ausbildung?
Geduldete gelten als "ausreisepflichtig", können aber nicht abgeschoben werden. Sie haben nur wenige Rechte und dürfen meist nicht arbeiten. Seit einigen Jahren haben sie aber die Möglichkeit, wegen einer Ausbildung vorläufig in Deutschland zu bleiben ("Spurwechsel").
Den "Spurwechsel" über eine Ausbildung versuchen inzwischen weniger Geduldete: Rund 3.400 Menschen verfügen über eine Ausbildungsduldung (Stand: Dezember 2023), so die Bundesregierung auf Anfrage der Linkspartei. Die Zahl geht seit Jahren zurück. Und rund 1.500 Menschen hatten Ende 2023 eine Beschäftigungsduldung (1.543). Zum Vergleich: Insgesamt leben rund 194.000 Menschen mit einer Duldung in Deutschland.Quelle
Der deutliche Rückgang liegt daran, dass viele Geduldete eher die neue Möglichkeit des "Chancenaufenthalt" nutzen. Weitere haben ihre Ausbildung bereits abgeschlossen: Rund 10.000 Geduldete haben eine Aufenthaltserlaubnis für qualifizierte Geduldete. Das bedeutet, sie haben solch eine Ausbildung hinter sich und nun einen vorläufigen Aufenthaltstitel.Quelle
Die Regelung: Seit 2016 dürfen Geduldete, die einen Ausbildungsplatz bekommen, für drei Jahre in Deutschland bleiben ("Ausbildungsduldung"). Finden sie nach erfolgreichem Abschluss eine Arbeit, die ihrer Qualifikation entspricht, können sie weitere zwei Jahre bleiben ("3+2-Regelung"). 2020 wurde die Regelung erweitert. Geduldete können nun auch mit einer Beschäftigung in Deutschland bleiben, sofern sie zahlreiche Voraussetzungen erfüllen ("Spurwechsel").Quelle
Was ist eine Duldung?
Mit einer Duldung gilt man als "ausreisepflichtig", kann aber nicht abgeschoben werden. Während dieser Zeit haben Geduldete kaum Rechte und dürfen meist nicht arbeiten, manchmal über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg. Wichtige Ausnahmen sind die Ausbildungsduldung, die Beschäftigungsduldung und seit Ende 2022 der Chancenaufenthalt. Mehr in unserem Dossier.
Welche Unternehmen beschäftigen häufig Geflüchtete?
Kleine und mittlere Betriebe beschäftigen verhältnismäßig viele Geflüchtete, nämlich 56 Prozent der Arbeitnehmer*innen aus den acht wichtigsten außereuropäischen Asyl-Herkunftsländern. Das zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 2022. Zum Vergleich: Insgesamt arbeiten in solchen Betrieben 43 Prozent aller Beschäftigten. Eine Rolle spielen dabei Vorerfahrungen: Geflüchtete haben bessere Chancen in Betrieben, in denen bereits vorher ausländische Beschäftigte oder Geflüchtete gearbeitet haben.
Die größten Unternehmen beschäftigen vergleichsweise wenige Geflüchtete, auch wenn es Fortschritte gibt: Im Jahr 2024 arbeiteten mehr als 9.200 Beschäftigte aus Asylherkunftsländern und über 1.000 aus der Ukraine in Dax-Unternehmen in Deutschland – insgesamt 10.248 Personen. Das zeigte eine Recherche des Mediendienst. Das sind mehr als anderthalb mal so viel wie 2021. Zwei Unternehmen stechen dabei besonders hervor: Dreiviertel der Geflüchteten arbeiten bei der DHL Group (Ex-Deutsche Post, 5.593) und bei BMW (2.500).Quelle
Auch bei der Ausbildung bemühen sich Dax-Unternehmen nicht so stark wie andere. Im Jahr 2024 arbeiteten 169 Auszubildende aus Asylherkunftsländern bei Dax-Unternehmen, die auf die Umfrage geantwortet haben, und nur 18 aus der Ukraine. Vor zwei Jahren gab es noch 380 Auszubildende aus Asylherkunftsländern in Dax-Unternehmen. Damit ist die Zahl der Auszubildenden aus Asylherkunftsländern in den letzten Jahren um die Hälfte zurückgegangen.Quelle
Warum beschäftigen die großen Unternehmen so wenig Geflüchtete?
Ein Grund könnte die Personalrekrutierung sein. Große Unternehmen können sich ihr Personal gewissermaßen als erstes "aussuchen". Geflüchtete seien da möglicherweise nicht die erste Wahl, vermuten Expert*innen. Für sie sei es bequemer, wenn sie jemand einstellen, der schon perfekt Deutsch kann und einen deutschen Abschluss hat.
Außerdem ist die Personalstruktur von DAX-Unternehmen eine besondere. Dort arbeiten überdurchschnittlich viele Hochqualifizierte. Bereiche, in denen nur geringe Qualifikationen gebraucht werden, werden oft "outgesourcet". Die Deutsche Post beschäftigt viele Geflüchtete im Bereich der Zustelldienste. Sie bietet zusätzliche Sprachkurse an sowie Bewerbungstrainings und Mentor*innen-Programme. Quellen
• Zahlen und Hintergründe dazu, warum große Unternehmen seltener Geflüchtete beschäftigten, >> hier
• Im Netzwerk "Unternehmen integrieren Flüchtlinge" sind mehrere Tausend Unternehmen engagiert, die Geflüchtete beschäftigen.
Wann dürfen Flüchtlinge arbeiten?
Für anerkannte Flüchtlinge und Asylberechtigte gilt: Sie können uneingeschränkt arbeiten. Ihre Zahl ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Asylsuchende hingegen, die sich noch im Asylverfahren befinden, dürfen laut Bundesagentur für Arbeit frühestens nach drei Monaten Aufenthalt in Deutschland arbeiten. Das Gleiche gilt für Menschen, die in Deutschland geduldet werden. Nicht arbeiten dürfen Flüchtlinge, solange sie verpflichtet sind, in einer Aufnahmeeinrichtung zu wohnen.Quelle
Eine Ausnahme beim Arbeitsmarktzugang gilt für Asylsuchende aus "sicheren Herkunftsstaaten": Sie dürfen für die gesamte Zeit des Asylverfahrens nicht arbeiten. Auch für Geduldete aus diesen Ländern gibt es keine Arbeitserlaubnis. In einem Artikel hat der MEDIENDIENST die Bestimmungen für Asylbewerber*innen aus "sicheren Herkunftsländern" zusammengefasst. Quelle
Seit August 2019 ist die "Vorrangprüfung" ausgesetzt. Sie besagte, dass Asylsuchende und Geduldete sich zwar um eine Arbeit bemühen können. Allerdings hatten andere zuerst Vorrecht auf die Stelle, nämlich alle deutschen Arbeitnehmer*innen, EU-Bürger*innen und bestimmte andere Ausländer*innen nach dem "Vorrangprinzip".Quelle
Geduldete, die schon länger in Deutschland leben, können seit Anfang 2023 versuchen, über das Chancen-Aufenthaltsrecht einen dauerhaften Aufenthaltstitel zu erreichen. Ausführliche Infos dazu gibt es in unserer Rubrik.
> Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat eine Übersicht zum Thema Arbeitsmarktzugang veröffentlicht.
> Das Bundesarbeitsministerium fasst die wichtigsten Infos in einer Übersicht zusammen.
> Eine gutes FAQ zur rechtlichen Rahmenbedingungen bietet die Initiative "Unternehmen integrieren Flüchtlinge"
Wie viele Personen nehmen an Integrationskursen teil?
Wie Integrationskurse aufgebaut sind und wer zur Teilnahme berechtigt ist, finden Sie hier.
Wie viele Personen nehmen an Integrationskursen teil?
In den letzten zwei Jahren haben deutlich mehr Menschen einen Integrationskurs begonnen als in den Jahren zuvor, 2023 waren es rund 363.000. Das liegt zum einen an niedrigeren Teilnahmezahlen während der Corona-Pandemie sowie daran, dass viele Geflüchtete aus der Ukraine einen Kurs begonnen haben. 2024 rechnet das BAMF mit 360.000 Teilnehmenden, 2025 mit rund 326.000.Quelle
Woher kommen die Teilnehmenden?
2023 kam rund die Hälfte der neuen Teilnehmenden aus der Ukraine. Rund 10 Prozent waren Syrer*innen. Rund 8 Prozent kamen aus Afghanistan, rund 4 Prozent aus der Türkei. Die Zusammensetzung der Kurse hat sich in den letzten Jahren stark verändert: 2014 kam knapp die Hälfte der neuen Teilnehmenden aus EU-Staaten.Quelle
Wie viele legen den "Deutsch-Test für Zuwanderer" ab?
2023 haben rund 294.372 Personen einen "Deutsch-Test für Zuwanderer" abgelegt – mehr als doppelt so viele wie 2022. Rund 56 Prozent erreichten dabei das Niveau B1 ("ausreichende Deutschkenntnisse") des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER), 33 Prozent das Niveau A2 ("hinreichende Deutschkenntnisse"), 11,2 Prozent lagen darunter. Quelle
Was bringen die Integrationskurse?
Die Integrationskurse sind der Ort, an dem Zugewanderte Deutsch lernen können und sind wichtig für ihre Integration in Gesellschaft und Arbeitsmarkt:
Arbeitsmarkt
Eine Analyse aus dem Jahr 2024 zeigt: Integrationskurse können deutlich dazu beitragen, dass Geflüchtete ein Job finden. Besonders für Frauen steigen die Chancen, einen Job zu finden, so eine weitere Auswertung. Eine Analyse des IAB zu ukrainischen Geflüchteten zeigt: Solange Personen einen Kurs besuchen, stehen sie dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung – haben danach aber bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.Quelle
Sprachkenntnisse
Einer Studie der OECD 2024 zufolge sind die Integrationskurse effektiv: Die Sprachkenntnisse von Migrant*innen haben sich stärker verbessert als in anderen Ländern. Gerade Personen mit niedrigem Bildungsstand fällt es aber schwer, Deutsch zu lernen. Eine Studie des DIW zeigt: Besonders für Geflüchtete sind die Integrationskurse wichtig. Denn sie haben weniger Möglichkeiten, Deutsch über die Arbeit oder soziale Kontakte zu lernen. Trotz niedrigeren Ausgangsniveaus sprechen sie nach 4 Jahren ähnlich gut Deutsch wie andere Migrant*innen.Quelle
Diskussionen gibt es immer wieder um die Testergebnisse: Die Kurse verfehlten ihr Ziel, weil viele Teilnehmer das vorgegebene Sprachniveau B2 nicht erreichen (Mehr dazu hier). Forschenden zufolge liegt das auch an der Struktur der Kurse:
- Zu wenig Zeit: Einer Studie des Leibnitz-Institut für Deutsche Sprache zufolge ist das Ziel B1 zu hoch gesteckt, A2 sei für die Kurse realistischer in der vorgegebenen Zeit.Quelle
- Zu heterogen: Manche Teilnehmer sind unter-, andere überfordert. Einer Evaluation des BAMF 2023 und Fachleuten zufolge ist es schwer, in den Integrationskursen auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und den sehr unterschiedlichen Bildungsstand der Teilnehmer einzugehen. Gleiches gilt für die schwierige Situation, in der sich geflüchtete Kursbesucher befinden.Quelle
- Fehlende Ausstattung: Viele Lehrkräfte arbeiten als Honorarkräfte, laut Evaluation des BAMF fällt es vielen Kursträgern schwer, gute Lehrer zu finden. Gerade die Alphabetisierungskurse, in denen Personen erst die lateinische Schrift oder teilweise überhaupt eine Schrift lernen, seien nicht ausreichend ausgestattet, so eine Analyse von Forschenden.Quelle
Das BAMF veröffentlicht einmal im Jahr die Integrationskursgeschäftsstatistik. Vorläufige Zahlen gibt es in der Statistik für das erste Halbjahr.
Was sind Integrationskurse?
Integrationskurse sind Kurse, die Deutschkenntnisse und Informationen zum deutschen Rechtssystem sowie zur Geschichte vermitteln sollen. Sie wurden 2005 eingeführt und bestehen aus einem Sprachkurs und einem Orientierungskurs:
- Der Sprachkurs soll Kenntnisse bis zum Niveau B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER) für Sprachen vermitteln. Der Kurs umfasst in der Regel 600 Unterrichtseinheiten und schließt mit dem "Deutsch-Test für Zuwanderer" (DTZ) ab.
- Der Orientierungskurs behandelt die Themen Rechtsordnung, Geschichte und Kultur. Er umfasst 100 Unterrichtseinheiten und schließt mit dem Test "Leben in Deutschland" ab.
Manche Integrationskurse sind auf bestimmte Zielgruppen ausgerichtet. Unter anderem gibt es Alphabetisierungskurse und Kurse für Frauen.Quelle
Wer darf an Integrationskursen teilnehmen?
Berechtigt zur Teilnahme sind ausländische Staatsbürger*innen, die auf Dauer oder schon länger in Deutschland leben – etwa anerkannte Geflüchtete – Menschen aus EU-Staaten und Spätaussiedler*innen. Asylbewerber*innen (unabhängig von ihrer Bleibeperspektive), Personen mit einer Duldung nach § 60a Absatz 2 Satz 3, sowie Personen im Chancen-Aufenthalt haben zwar keinen Anspruch auf die Kurse, können aber teilnehmen falls Kurzplätze verfügbar sind. Nach Auskunft des BAMF an den MEDIENDIENST ist das aktuell (Oktober 2024) der Fall. Gleiches gilt für deutsche Staatsbürger*innen, die nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen. Personen können auch zur Teilnahme am Integrationskurs verpflichtet werden.Quelle
Wie viele Personen an den Kursen teilnehmen und wie viele sie abschließen, finden Sie hier.
Kinder aus Flüchtlingsfamilien an Kitas
Geflüchtete Kinder haben ein Anrecht auf einen Kitaplatz. Eine Ausnahme machen viele Bundesländer bei Kindern, die in Erstaufnahmeeinrichtungen leben.
Kinder mit Fluchterfahrung seltener in Kitas
Laut einer Studie des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe besuchen 79,2 Prozent der Kinder mit Fluchterfahrung eine Kindertageseinrichtung – das ist deutlich seltener als bei gleichaltrigen Kindern ohne Migrationshintergrund (97,9 Prozent) und bei Kindern mit Migrations- aber ohne Fluchthintergrund (94,2 Prozent). Ein häufiger Grund ist, dass sie in ihrer Region keinen Kita-Platz finden. Außerdem hängt die Platzvergabe oft davon ab, ob die Eltern berufstätig sind.Quelle
Der Großteil der befragten Eltern wünscht sich, dass ihre Kinder eine Kita besuchen: Sie erhoffen sich Kontakt zur deutschen Sprache (98,2 Prozent), zu anderen Kindern (97,6 Prozent) und zur deutschen Kultur (95,8 Prozent). Von den befragten Erzieher*innen stimmten 94,1 Prozent der Aussage zu, die "Integration von Kindern mit Fluchthintergrund gelingt in ihren Einrichtung insgesamt gut".Quelle
Aus der Ukraine geflüchtete Kinder unterrepräsentiert
Laut dem zweijährlich erscheinenden Bericht „Bildung in Deutschland 2024“ stammt seit Anfang 2022 ein besonders hoher Anteil geflüchteter Kinder aus der Ukraine, die oftmals mit ihren Müttern Deutschland erreichen. Im Vergleich sind diese Kinder in Kitas allerdings unterrepräsentiert. Nach etwa einem Jahr Aufenthalt in Deutschland besuchten zu Beginn des Jahres 2023 gerade mal 51 Prozent der geflüchteten Kindern aus der Ukraine unter 6 Jahren eine Kita (12 Prozent der unter 3-Jährigen, 63 Prozent der 3- bis 6-Jährigen).Quelle
Bis Mitte 2023 stieg der Anteil von aus der Ukraine geflüchteten Kindern in Kindertagesbetreuungen laut Bildungsbericht auf 62 Prozent an (26 Prozent der unter 3-Jährigen, 76 Prozent der 3- bis 6-Jährigen). Dennoch liege der Anteil von aus der Ukraine geflüchteten Kindern in Kitas weiterhin unter dem der gleichaltrigen Bevölkerung (unter 3-Jährige: 36 Prozent, 3- bis unter 6-Jährige: 91 Prozent) und bewege sich auf dem Niveau von Kindern mit Einwanderungsgeschichte (unter 3-Jährige: 22 Prozent, 3- bis unter 6-Jährige: 78 Prozent).Quelle
Kita-Nutzung hilft auch geflüchteten Müttern
Folgen seien Teilhabebarrieren, etwa was den Spracherwerb oder die Ausbildung angehe – das gelte auch für die Mütter der Kinder. Auswertungen des Deutschen Jugendinstituts (DJI) im Rahmen des Berichts „Bildung in Deutschland 2024“ zeigen, dass aus der Ukraine geflüchtete Mütter häufiger Angebote der medizinischen Versorgung, Hilfe bei der Arbeitssuche oder beim Deutschlernen wahrnehmen, wenn ihre Kinder in der Kita betreut werden.Quelle
Wie viele Flüchtlingskinder gehen in die Schule?
Die Schulpflicht in Deutschland gilt auch für geflüchtete Kinder und Jugendliche. In einigen Bundesländern (Berlin, Bremen, Hamburg, Saarland und Schleswig-Holstein) setzt die Schulpflicht mit dem Asylantrag ein. In anderen hingegen beginnt sie nach drei (wie in Bayern und Thüringen) oder sechs Monaten (wie in Baden-Württemberg). Oft gilt die die Schulpflicht erst, wenn die Kinder die Erstaufnahmeeinrichtung verlassen haben und einer Kommune zugewiesen wurden. In manchen Erstaufnahmeeinrichtungen erhalten die Kinder gesonderten Unterricht. Unabhängig davon gilt das Recht auf einen Schulbesuch nach Artikel 28 UN-Kinderrechtskonvention.Quelle
Es gibt keine Zahlen dazu, wie viele geflüchtete Kinder und Jugendliche eine Schule besuchen. Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) schätzt, dass rund 130.000 geflüchtete Kinder und Jugendliche zwischen Januar 2015 und März 2018 neu in das Schulsystem eingetreten sind.Quelle
Aus einer Kurzanalyse des BAMF geht hervor, dass 93 Prozent der 6- bis 10-jährigen Geflüchteten eine Schule besuchen, unter gleichaltrigen ohne Fluchthintergrund sind es 98 Prozent. Unter den 15- und 16-Jährigen sind es 87 Prozent der Geflüchteten und 98 bis 99 Prozent der Jugendlichen ohne Fluchthintergrund.Quelle
Laut einer Studie des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe 2021 warten geflüchtete Kinder im Durchschnitt 7,1 Monate nach ihrer Ankunft in Deutschland darauf, am Schulunterricht teilzunehmen. Sie werden öfter in nicht-altersgemäßen Klassenstufen unterrichtet: 40,2 Prozent der 15-Jährigen mit Fluchterfahrung besuchen die Klassenstufen 6-8. Unter den 15-Jährigen ohne Flucht- oder Migrationshintergrund sind es 6,5 Prozent. Für geflüchtete Jugendliche hängt viel davon ab, an welchen Schulen die "Zuwandererklassen" stattfinden, die sie auf den Übergang in andere Klassen vorbereiten sollen. Finden sie an Haupt- oder Realschulen statt, schaffen sie es seltener, ans Gymnasium zu wechseln.Quelle
Eine Studie des RWI Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung kommt 2022 zum Ergebnis, dass der Bildungserfolg von geflüchteten Kindern im Grundschulalter sich deutlich reduziert, wenn sie eine Vorbereitungsklasse anstelle einer Regelklasse besuchen. Insbesondere in den Fächern Deutsch und Mathematik sind Unterschiede sichtbar, aber auch in Englisch und den Naturwissenschaften. Außerdem schafften Kinder in Vorbereitungsklassen mit geringerer Wahrscheinlichkeit den Sprung auf ein Gymnasium. Sie landeten häufiger in einer weiterführenden Schule mit einem hohen Migrant*innenanteil. Für die Untersuchung analysierten die Forscherinnen Daten aus den Jahren 2013 bis 2019 aus Hamburg.Quelle
In einer Expertise für den MEDIENDIENST schreiben die Bildungswissenschaftlerinnen Juliane Karakayali und Birgit zur Nieden 2016 zu Berliner "Willkommensklassen": Die separierte Beschulung produziert eine Reihe von organisatorischen Problemen – etwa durch eine hohe Fluktuation in den Klassen. Die Forscherinnen empfehlen, geflüchtete Kinder möglichst schnell in Regelklassen zu integrieren und separaten Deutschunterricht anzubieten.
Flüchtlinge an Hochschulen
Mehr als 3.700 "Studierende mit Fluchthintergrund" haben sich laut einer Umfrage im Wintersemester 2018/2019 neu an deutschen Hochschulen immatrikuliert. Seit 2015 sind über 10.000 Geflüchtete neu hinzugekommen. Knapp 5.200 absolvierten im vergangenen Semester studienvorbereitende Maßnahmen. Über 27.000 nahmen an einer Studienberatung teil.
Flüchtlinge gelten für deutsche Hochschulen als ausländische Studienbewerber. Wie diese müssen sie eine Hochschulzugangsberechtigung und ausreichende Deutschkenntnisse vorweisen. Um sich einzuschreiben, ist kein bestimmter Aufenthaltsstatus erforderlich. Laut einer Studie der Universität Hildesheim stehen Geflüchtete jedoch vor besonderen Schwierigkeiten, wenn ihr Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist oder sie geduldet werden: Die Wohnsitzauflage für Asylbewerber und Geduldete schränkt die Wahl des Studienorts ein. Zudem sind sie in den ersten 15 Monaten in Deutschland nicht gesetzlich krankenversichert, die Hochschulen verlangen jedoch den Nachweis einer Krankenversicherung.
Zeugnisse, die belegen, dass sie die Hochschulzugangsberechtigung in ihrem Herkunftsland bereits erworben haben, können Flüchtlinge häufig nicht vorlegen. Für diesen Fall hat sich die Kultusministerkonferenz im Dezember 2015 auf ein dreistufiges Verfahren zu Anerkennung geeinigt. Wie dieses in der Praxis umgesetzt wird, bestimmen die Bundesländer selbst.
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