Syrische Flüchtlinge
Seit März 2011 herrscht in Syrien Bürgerkrieg. Seitdem mussten mehrere Millionen Syrer*innen ihr Zuhause verlassen. Rund 7 Millionen Syrer*innen leben als Binnenflüchtlinge in Syrien. Weitere fünf Millionen leben in anderen Ländern, die meisten in den Nachbarländern Türkei, Libanon, Jordanien, Irak und Ägypten. Das Erdbeben in der Türkei und Syrien 2023 hat die Lebensbedingungen von Syrer*innen deutlich verschlechtert. Mit dem Sturz des Assad-Regimes im Dezember 2024 beginnt in Syrien eine neue politische Phase.
Syrische Geflüchtete in der Welt
Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR leben rund fünf Millionen Syrer*innen infolge des Bürgerkrieges außerhalb ihres Landes (Stand: Dezember 2024). Die meisten von ihnen befinden sich in den angrenzenden Staaten: der Türkei (3,1 Millionen), dem Libanon (783.000), in Jordanien (631.600), dem Irak (287.400) und in Ägypten (157.700).Quelle
Mehr als 1,6 Million syrischen Kriegsflüchtlinge haben zwischen 2011 und Ende 2023 einen Asylantrag in der Europäischen Union gestellt. In Deutschland leben laut UNHCR rund 759.000 syrische Geflüchtete und Asylbewerber*innen (Stand: 2023). Nicht alle in Deutschland lebende syrische Staatsbürger*innen gelten als Flüchtlinge nach der Definition des UNCHR.Quelle
Syrische Geflüchtete in Deutschland
Laut Bundesinnenministerium lebten Ende Oktober rund 974.100 syrische Staatsbürger*innen in Deutschland. Ein Großteil von ihnen kam als Flüchtling nach Deutschland.Quelle
Zwischen Januar und November 2024 haben rund 72.400 Syrer*innen einen Asyl-Erstantrag in Deutschland gestellt. Nach dem Sturz des Assad-Regimes im Dezember 2024 hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) die Bearbeitung der Asylanträge von Syrer*innen vorübergehend eingestellt, betroffen sind Medienberichten zufolge 47.270 Anträge.Quelle
Laut Statistischem Bundesamt lebten in Deutschland Ende 2023 rund 712.000 syrische "Schutzsuchende". Als Schutzsuchende gelten alle Ausländer*innen, die sich unter Berufung auf humanitäre Gründe in Deutschland aufhalten. Dazu zählen auch Asylbewerber*innen im Verfahren sowie abgelehnte Asylbewerber*innen. Die Diskrepanz zur Zahl der syrischen Staatsbürger*innen nach dem Ausländerzentralregister lässt sich dadurch erklären, dass viele syrische Staatsbürger*innen andere Aufenthaltstitel (zum Beispiel zur Ausübung eines Berufs oder zum Studium) haben. Seit 2014 stellen Syrer die größte Gruppe unter den Schutzsuchenden in Deutschland.Quelle
Syrische Geflüchtete hatten zum Stichtag 30. Juni 2024 einen Aufenthaltstitel nach folgenden Schutzformen (Haupt-Schutzformen) – ausgenommen sind dabei Personen, die inzwischen einen anderen Aufenthaltstitel haben, weil sie z.B. arbeiten oder studieren:
- Asylberechtigte: 5.317 Personen
- Flüchtlingsschutz nach der Genfer Flüchtlingskonvention: 334.357 Personen
- Subsidiärer Schutz: 266.001 Personen
- Aufnahme durch den Bund/oberste Landesbehörde (sogenannte Kontingentflüchtlinge): 18.619 Personen.Quelle
Diese Zahlen können von anderen Erhebungen zu Schutzformen abweichen, denn viele Personen haben inzwischen einen anderen Aufenthaltstitel bekommen als bei ihrem ursprünglichen Asylantrag.
Wer sind die syrischen Geflüchteten?
Alter- und Geschlecht: Syrische Geflüchtete sind mehrheitlich männlich. Etwa 41 Prozent der syrischen Staatsbürger*innen in Deutschland sind Frauen. Syrer*innen in Deutschland sind tendenziell jünger als die Allgemeinbevölkerung: Ihr Durchschnittsalter liegt bei rund 25 Jahren. 37 Prozent sind minderjährig.Quelle
Bildungsqualifikation: Im Verhältnis zu anderen Flüchtlingsgruppen sind syrische Geflüchtete gut qualifiziert. Fast die Hälfte der Personen, die zwischen 2015 und 2017 nach Deutschland kamen, hatten ein Gymnasium oder eine Hochschule abgeschlossen. Bei Geflüchteten, die später nach Deutschland kamen, waren es mehr als ein Drittel. Derzeit besuchen rund 206.000 syrische Schüler*innen eine allgemeinbildende Schule in Deutschland (Schuljahr 2023/2024). Weitere 56.100 besuchen eine Berufsschule.Quelle
Arbeitsmarkt: Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit sind etwa 226.600 Syrer*innen sozialversicherungspflichtig beschäftigt (Stand: Mai 2024). Rund 279.600 Syrer waren bei der Arbeitsagentur zu Ende November 2024 als "arbeitsuchend" gemeldet. Von ihnen gelten 155.100 als "arbeitslos" – das heißt: Sie stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Die Arbeitslosenquote von syrischen Staatsangehörigen liegt bei 37 Prozent (etwas mehr als der Durchschnitt von Personen aus sogenannten Asylherkunftsländern: 29,9 Prozent).Quelle
Familie: Im Verhältnis zu anderen Geflüchteten sind volljährige Syrer*innen, die in Deutschland Schutz suchen, öfter verheiratet. Von denen, die zwischen 2017 und 2023 Asyl in Deutschland beantragt haben, waren mehr als 60 Prozent verheiratet. Viele Kinder von syrischen Geflüchteten sind in Deutschland geboren: Zwischen 2019 (als die Erhebung begonnen wurde) und 2024 waren das etwa 56.200 Kinder.Quelle
Ethnische Herkunft und Religion: Die überwiegende Mehrheit der Syrer*innen, die seit 2015 Asyl in Deutschland beantragt haben, sind arabisch (mehr als 60 Prozent). Etwa ein Drittel gehört zur kurdischen Minderheit. Eine klare Mehrheit (mehr als 90 Prozent) ist muslimischen Glaubens, weniger als 2 Prozent sind Christen und rund ein Prozent Jesiden.Quelle
Familiennachzug bei Syrern
Seit 2015 sind rund 128.000 syrische Staatsangehörige zum Zweck der Familienzusammenführung nach Deutschland gekommen (Stand: 31.12.2022).Quelle
Seit Mitte 2016 erhalten viele syrische Geflüchtete den sogenannten "subsidiären Schutz". Für sie gelten Einschränkungen beim Familiennachzug: Zwischen März 2016 und Juli 2018 durften sie keine Angehörigen zu sich nach Deutschland holen. Seit dem 1. August ist das wieder erlaubt – allerdings nur für 1.000 Personen pro Monat.Quelle
Einbürgerung von syrischen Geflüchteten
Seit 2021 haben viele syrische Kriegsflüchtlinge, die zwischen 2015 und 2016 nach Deutschland gekommen sind, die Möglichkeit, sich einbürgern zu lassen. Seitdem sind Syrer*innen die größte Gruppe unter den Neu-Eingebürgerten. Insgesamt haben zwischen 2016 und 2023 rund 161.000 syrische Staatsbürger*innen den deutschen Pass erhalten – knapp 90 Prozent von ihnen in den letzten zwei Jahren. Auch unter den Personen, die eine Einbürgerung beantragt haben, sind Syrer*innen bei weitem am ersten Platz, wie eine Befragung des MEDIENDIENSTES vom März 2023 festgestellt hat.Quelle
Bedingungen zur Einbürgerung
Ausländer*innen, die die deutsche Staatsangehörigkeit erwerben möchten, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllen. Einen Anspruch auf Einbürgerung hat, wer (unter anderem):
- seit fünf Jahren dauerhaft und rechtmäßig in Deutschland lebt,
- sich zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Grundgesetzes bekennt,
- keine antisemitische oder rassistische Straftaten begangen hat,
- zum Zeitpunkt der Einbürgerung ein unbefristetes oder auf Dauer angelegtes Aufenthaltsrecht hat,
- seinen Lebensunterhalt eigenständig sichern kann,
- über ausreichende Deutschkenntnisse verfügt,
- nicht wegen einer Straftat verurteilt worden ist und
- den "Einbürgerungstest" bestanden hat.
Mehr dazu in diesem Artikel.
Abschiebungen nach Syrien
Zwischen 2012 und 2020 galt für Syrien ein generelles Abschiebeverbot. Dies wurde nicht weiter verlängert. Trotzdem gab es keine Abschiebungen nach Syrien. Zum einen pflegte die Bundesregierung keine Beziehung zum autoritären Regime von Präsident Bashar Al-Assad. Zum anderen haben alle internationalen Berichte zur Sicherheitslage im Land bestätigt, dass – obwohl in Teilen des Landes keine Kampfhandlungen mehr stattfanden – die Lebenssituation und Menschenrechtslage weiterhin katastrophal war. Rückkehrern drohten Inhaftierung, Folter, unmenschliche Behandlung und allgemeine Lebensgefahr. In der Regel schieben keine Mitgliedstaaten der Europäischen Union Personen nach Syrien ab. Eine Ausnahme ist Schweden: Auf Anfrage des Mediendienstes gab die schwedische Grenzpolizei bekannt, dass zwischen 2021 und 2024 15 Personen nach Syrien abgeschoben wurden (Stand: August 2024).Quelle
News Zum Thema: Syrische Flüchtlinge
Syrische Flüchtlinge Aufnahmeprogramm für Syrer kommt in die Gänge
Vor einem Jahr hat die Bundesregierung beschlossen, ein Aufnahmeprogramm für syrische Flüchtlinge aus dem Krisengebiet aufzustellen. Von dem Kontingent für 10.000 Schutzsuchende sind bislang erst 4.000 eingereist – die meisten davon in den letzten Wochen. Darüber hinaus haben die Bundesländer eigene Aufnahmeprogramme gestartet und wollen sie weiterführen. Der Mediendienst hat den aktuellen Stand für Sie zusammengefasst.
Syrische Flüchtlinge Antragszahlen übertreffen Kontingente bei weitem
Deutschland hat bisher zugesagt, ein Kontingent von insgesamt 10.000 Flüchtlingen aus Syrien aufzunehmen. Am 28. Februar ist die Anmeldefrist für in Deutschland wohnende Syrer abgelaufen, um die Aufnahme von Verwandten aus der Krisenregion zu beantragen. Die Zahl der Anträge übertrifft jedoch bei weitem die auf die Bundesländer verteilten Kontingente. Allein in Niedersachsen wurden rund 3.200 Aufnahmeersuche für nur 470 Plätze gestellt. Flüchtlingsorganisationen kritisieren das System.
Position Migrationsforscher "Wir könnten mehr für Syrer tun!"
Die schlimmste humanitäre Krise seit Jahrzehnten – so bezeichnen die Vereinten Nationen die Flüchtlingskatastrophe im syrischen Bürgerkrieg. 2,4 Millionen Syrer suchen Schutz im Ausland. Doch Europa und Deutschland tun sich schwer, diese Menschen aufzunehmen. Lediglich 13.000 Flüchtlinge sollen in der gesamten Europäischen Union Schutz finden und davon ist bislang nur ein Bruchteil angekommen. Dabei gibt es europäische Gesetze, die großzügigere Hilfsmaßnahmen vorschreiben.