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Arbeitskräfte aus dem Ausland

Immer mehr ausländische Arbeitskräfte arbeiten in Deutschland. Für die Wirtschaft sind sie längst unverzichtbar – auch weil die Bevölkerung immer älter wird. Lange Zeit kamen jährlich hunderttausende Arbeitskräfte aus der EU. Inzwischen kommen viele Menschen aus Staaten außerhalb der EU, zum Beispiel Indien. Woher sie kommen und wie viele in Deutschland einen Job finden, erfahren Sie hier.

Wie viele Ausländer arbeiten in Deutschland?

Stand: Apr. 2025

Der Anteil ausländischer Beschäftigter steigt seit Jahren: 2023 lag er bei 15,3 Prozent und hat sich damit seit 2010 mehr als verdoppelt. Zum Vergleich: In der Bevölkerung lag der Anteil ausländischer Menschen 2022 laut Mikrozensus bei 14 Prozent. Es arbeiteten 2023 insgesamt 5,3 Millionen ausländische Beschäftigte in Deutschland in sozialversicherungspflichtigen Jobs (von insgesamt 34,7 Millionen Beschäftigten). Wenn man die geringfügig Beschäftigten mit einbezieht, liegt ihr Anteil etwas höher, bei 15,5 Prozent (von insgesamt 42,6 Millionen Beschäftigten).QuelleBundesagentur für Arbeit (2021): Beschäftigtenstatistik für Juni 2023, Tabelle 1 SVB und Tabelle 1 GB , Link

Die meisten ausländischen Beschäftigten in Deutschland haben eine türkische Staatsbürgerschaft, gefolgt von den Beschäftigten aus Polen. Besonders stark stieg in den letzten Jahren die Zahl der Beschäftigten aus Rumänien und Bulgarien. Und die Nicht-EU-Staaten werden immer wichtiger, seit die Zuwanderung aus der EU zurückgeht.

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Staatsbürgerschaft, 2021

Quelle: Bundesagentur für Arbeit / Migrationsmonitor

Es gibt rund 5 Millionen EU-Bürger, die in Deutschland arbeiten. Sie sind ähnlich gut am Arbeitsmarkt integriert wie der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung.QuelleInstitut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB, 2025): Migrationsmonitor, Februar 2025, Link

Was sind die Gründe?

Ein Grund ist der demographische Wandel: Jedes Jahr gehen mehr Beschäftigte in den Ruhestand als neue nachkommen. Je größer die Engpässe in verschiedenen Branchen werden, desto wichtiger wird Zuwanderung von ausländischen Arbeitskräften. Einschätzungen von Expert*innen finden Sie hier in einem ausführlichen Artikel.QuelleInstitut der deutschen Wirtschaft / Kofa, im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung (2021): Ohne sie geht nichts mehr, Link

Angesichts dieses Rückgangs wächst die Bedeutung von Migration für die Wirtschaft. Aktuell wäre ein Wirtschaftswachstum ohne Zuwanderung kaum noch möglich. Das zeigen Zahlen der Bundesregierung: Demnach sind etwa Dreiviertel der Stellen, die zwischen 2010 und 2023 neu geschaffen wurden, mit ausländischen Arbeitskräften besetzt worden (71 Prozent). Diese seien "unverzichtbar" für "Wohlstand und Stabilität der sozialen Sicherungssysteme in Deutschland", so die Bundesregierung.QuelleBundesregierung (2024): Antwort auf eine Anfrage der AfD, Bundestags-Drucksache 20/9967, Seite 1, Link


Aktuelle Zahlen zu ausländischen Beschäftigten in verschiedenen Branchen finden sich bei der Bundesagentur für Arbeit im Migrationsmonitor, der monatlich aktualisiert wird.

Wie viele Ausländer kommen zum Arbeiten nach Deutschland?

Stand: Apr. 2025

Die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte steigt seit Jahren. Bei EU-Arbeitskräften ist der Anstieg inzwischen deutlich langsamer als bei Arbeitskräften aus Nicht-EU-Staaten ("Drittstaaten").

Hinweis zu den Statistiken: Die Zuwanderung von ausländischen Fach- und Arbeitskräften kann man aus verschiedenen Statistiken ablesen. Der Grund: Arbeitskräfte aus EU-Ländern benötigen wegen der EU-Freizügigkeit keine Erlaubnis, um in Deutschland zu arbeiten. Ihre Zu- und Abwanderung wird nur indirekt aus den Arbeitsmarktzahlen für ausländische Beschäftigte ersichtlich. Für Menschen aus Nicht-EU-Staaten gibt es klarere Statistiken, da sie ein Visum und einen Aufenthaltstitel (zum Beispiel eine Blaue Karte) benötigen und in den Statistiken zur "Fachkräfte-Migration" erscheinen. 

Arbeitskräfte aus EU-Ländern

Arbeitskräfte aus EU-Ländern machen etwas weniger als die Hälfte aller ausländischen Beschäftigten in Deutschland aus. Viele von ihnen leben schon länger in Deutschland. Mitte 2024 arbeiteten hier rund 2,5 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte aus EU-Ländern. Zwar kommen immer noch viele Menschen aus EU-Staaten nach Deutschland zum Arbeiten, ihre Zahl ist in den letzten Jahren nur noch langsam gestiegen.QuelleBundesagentur für Arbeit (2024): Beschäftigte nach Staatsangehörigkeiten - Deutschland, Länder und Kreise (Quartalszahlen), Juni 2024, Tabellenblatt 3, Staatsangehörigkeit "EU insgesamt" und "sozialversicherungspflichtig Beschäftigte", Link, sowie Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf. 2024): Monitoring zur Bildungs- und Erwerbsmigration, Link

Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Ländern ("Drittstaaten") 

Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Ländern ("Drittstaaten") machen etwas mehr als die Hälfte aller ausländischen Beschäftigten in Deutschland aus. Die Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten steigt seit einigen Jahren an.

In Deutschland arbeiteten Mitte 2024 rund 3 Millionen Beschäftigte aus Nicht-EU-Ländern ("Drittstaaten"). Ihre Zahl ist in den letzten Jahren stärker gestiegen als bei Arbeitskräften aus der EU. Besonders stark stieg die Zuwanderung zum Beispiel aus Indien.QuelleBundesagentur für Arbeit (2024): Beschäftigte nach Staatsangehörigkeiten - Deutschland, Länder und Kreise (Quartalszahlen), Juni 2024, Tabellenblatt 3, Staatsangehörigkeit "Drittstaaten" und "sozialversicherungspflichtig Beschäftigte", Link sowie Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf. 2024): Monitoring zur Bildungs- und Erwerbsmigration, Link, sowie Destatis (2024): Erwerbsmigration im Jahr 2023 erneut stark gestiegen, Pressemitteilung, Link

 

Wie viele EU-Bürger arbeiten in Deutschland?

Stand: Nov. 2024

In Deutschland arbeiten rund 2,72 Millionen Staatsangehörige aus anderen EU-Ländern (Stand: Januar 2024). Die BeschäftigungsquoteDie Beschäftigungsquote im Rahmen der Beschäftigungsstatistik gibt den Anteil der Beschäftigten von 15 bis unter 65 Jahren an der gleichaltrigen Bevölkerung an. Quelle: Bundesagentur für Arbeit liegt bei rund 61,3 Prozent. In der Gesamtbevölkerung sind es 68,7 Prozent. Viel weniger sind arbeitslos: Im Januar 2024 waren etwa 238.000 EU-Staatsbürger arbeitslos, das ist ein Anteil von 8,9 Prozent (Gesamtbevölkerung: 7 Prozent).QuelleInstitut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (2024): Zuwanderungsmonitor, Januar, Seite 4, März, Seite 4

Die Zahlen gehen aus dem "ZuwanderungsmonitorInstitut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (2024): Zuwanderungsmonitor, Link, Ausgaben für März und Februar" des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Gezählt werden hier alle, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, auch in Minijobs. Selbstständige sind dabei nicht berücksichtigt.QuelleInstitut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (2024): Zuwanderungsmonitor, März, Seite 5

Besonders aus den Gebieten der EU-Osterweiterung arbeiten viele Menschen in Deutschland, insgesamt 1,6 Millionen Beschäftigte (EU-8 und EU-2). Allein aus Bulgarien und Rumänien (EU-2) sind es über 730.000. Die befürchtete "Armutszuwanderung" ist größtenteils ausgeblieben, stattdessen kamen sehr viele Arbeitskräfte. Forscher sprechen von einer Erfolgsgeschichte für die Wirtschaft. Die Beschäftigungsquoten für diese beiden Länder liegen für die EU-8 Staaten bei 62,1 Prozent, für die EU-2 sogar bei 69,1.

Wie viele EU-Bürger sind arbeitslos?

Leistungen nach SGB II ("Hartz IV") erhalten laut IAB 400.000 EU-Ausländer in Deutschland (Stand: Dezember 2023). Arbeitslos waren im Januar 2024 etwa 238.000 EU-Staatsbürger. Die sogenannte SGB-II-HilfequoteSGB II-Hilfequoten geben an, wie groß der Anteil von hilfebedürftigen Personen, die nach dem SGB II leistungsberechtigt sind, an einer bestimmten Bevölkerungsgruppe ist. Quelle: Bundesagentur für Arbeit von Unionsbürger*innen lag im Dezember 2023 bei 8,8 Prozent (Gesamtbevölkerung: 8,4 Prozent). Darunter fallen auch sogenannte Aufstocker, die zwar arbeiten, aber so wenig verdienen, dass sie zusätzlich Hartz IV beantragt haben.QuelleInstitut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (2024): Zuwanderungsmonitor, März, Seite 5  und Seite 6

Wie viele Menschen aus Nicht-EU-Staaten arbeiten in Deutschland?

Stand: Apr. 2025

Aktuell arbeiten rund 2,8 Millionen Beschäftigten aus Nicht-EU-Ländern ("Drittstaaten") in Deutschland. Und die Zuwanderung steigt von Jahr zu Jahr: Aktuell leben rund 420.000 Ausländer*innen mit einem Aufenthaltstitel zum Arbeiten für Nicht-EU-Bürger*innen ("befristeten Aufenthaltstitel zur Erwerbstätigkeit") in Deutschland, die vor Kurzem zum Arbeiten gekommen sind. Inzwischen kommen mehr Menschen von außerhalb der EU als aus EU-Staaten zum Arbeiten nach Deutschland (Zahlen). Besonders stark stieg die Zuwanderung zum Beispiel aus der Ukraine oder Indien.QuelleDestatis (2024): Erwerbsmigration im Jahr 2023 erneut stark gestiegen, Pressemitteilung, Link

Der häufigste Aufenthaltstitel für Menschen aus Nicht-EU-Staaten ist die Blaue Karte für Hochqualifizierte. In den letzten Jahren haben immer mehr Menschen aus Drittstaaten außerhalb der EU diese Blaue Karte bekommen. Mehr zur "Blauen Karte" gibt es >>hier. Über die Blaue Karte hinaus gibt es noch andere "Aufenthaltstitel zu Erwerbszwecken", sowohl für Gerinqualifizierte als auch für Fachkräfte.

Vor allem aus der Türkei und vom Westbalkan

Die meisten Nicht-EU-Arbeitskräfte, die in Deutschland leben, kommen aus "klassischen" Zuwanderungsländern wie der Türkei oder den Westbalkanstaaten. Aber auch weitere Staaten werden immer wichtiger, wie etwa die Ukraine oder Indien. Mehr dazu >>hier.

Erstmals mehr Arbeitskräfte aus Drittstaaten als aus der EU

Auch Daten der Bundesagentur für Arbeit zeigen: Die Zahl der Beschäftigten aus Nicht-EU-Staaten ("Drittstaaten") steigt. Seit Ende 2023 übersteigt die Zahl der Nicht-EU-Ausländer (2,7 Millionen) erstmals die der EU-Ausländer (2,6 Millionen), die in Deutschland sozialversicherungspflichtig arbeiten. Die Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten wird in  Zukunft noch wichtiger werden, betont zum Beispiel der Arbeitsmarkt-Experte Herbert Brücker (IAB) in einer Folge unseres Podcasts.QuelleBundesagentur für Arbeit (2024): Beschäftigte nach Staatsangehörigkeiten, September 2023, Link

In welchen Berufen arbeiten viele Ausländer?

Stand: May. 2022

Mehr als jede dritte Reinigungskraft hat eine nicht-deutsche Staatsbürgerschaft. Auf Baustellen sind es ähnlich viele. Auch bei LKW-Transporten, Paketzustelldiensten oder in der Altenpflege – ohne Zuwanderung würde in vielen Branchen kaum noch etwas funktionieren.

Was sind die Gründe?

Ein Grund ist der demographische Wandel: Jedes Jahr gehen mehr Beschäftigte in den Ruhestand als neue nachkommen. Je größer die Engpässe in verschiedenen Branchen werden, desto wichtiger wird Zuwanderung von ausländischen Arbeitskräften. Daher wächst in der "Mitte" der Arbeitswelt der Anteil ausländischer Arbeitskräfte. Also in klassischen Mittelstandsberufen wie LKW-Fahrer, Bürokraft, Bauelektriker oder in der Altenpflege.QuelleInstitut der deutschen Wirtschaft / Kofa, im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung (2021): Ohne sie geht nichts mehr, Link

Ein weiterer Grund: Deutsche Schulabgänger*innen bevorzugten eher akademische Berufe anstatt der klassischen Ausbildungsberufe. "Hier tun sich Lücken auf, in die ausländische Arbeitskräfte vorstoßen." Damit federn sie heute schon die Engpässe ab, die sonst deutlich stärker spürbar wären, so die Einschätzungen von Expert*innen in einem ausführlichen Artikel.

In einigen Berufen sind ausländische Beschäftigte die Mehrheit

Besonders deutlich zeigt sich der Trend, wenn man einzelne Berufe anschaut. In einzelnen, sehr kleinen, Berufsgruppen machen sie inzwischen sogar die Mehrheit der Beschäftigten aus, zum Beispiel bei den Tänzer*innen und Köch*innen. Die Statistik zeigt auch Kurioses: Jeder fünfte der "Zauberer/innen und Illusionist/innen" kommt aus dem Ausland. Kaum ausländische Beschäftigte findet man hingegen in der Justiz, bei Notaren oder unter den Schornsteinfeger*innen.

 


Aktuelle Zahlen zu ausländischen Beschäftigten in verschiedenen Branchen finden sich bei der Bundesagentur für Arbeit im Migrationsmonitor, der monatlich aktualisiert wird.

Wie viele Visa werden für Deutschland erteilt?

Stand: Jan. 2025

Rund 1,6 Millionen Visa hat Deutschland 2023 erteilt (1.648.746). Zu einem großen Teil sind das kurzfristige (Reise-)Visa ("Schengen-Visa") und zu einem kleineren Teil längerfristige Visa ("Nationale Visa"). Kein Visum benötigen Personen aus EU-Staaten, für einige Länder gibt es Ausnahmen. QuelleAuswärtiges Amt: Visa-Statistik 2023,  Übersicht sowie eigene Berechnung; Tabelle der Schengen-Visa sowie Tabelle der Nationalen Visa und eigene Berechnungen 

Das ist ein starker Anstieg im Vergleich zu den beiden Vorjahren (2022: 1,3 Millionen Visa; 2021: 592.000). Die Zahl liegt aber noch deutlich unter den Vor-Corona-Jahren (2019: 2,3 Millionen Visa). Der Rückgang betrifft vor allem Visa für Kurzaufenthalte ("Schengen-Visa").QuelleAuswärtiges Amt: Visa-Statistik 2023,  Übersicht sowie eigene Berechnung; Tabelle der Schengen-Visa sowie Tabelle der Nationalen Visa sowie Visa-Statistik 2022,  Übersicht sowie eigene Berechnung; Tabelle der Schengen-Visa sowie Tabelle der Nationalen Visa und eigene Berechnungen 

Visa-Zahl nimmt weiter zu

Laut Auswärtigem Amt ist die Zahl der Arbeitsvisa ("Visa zur Erwerbstätigkeitszwecken", mehr dazu unten) aktuell auf einen neuen Höchststand gestiegen: 2024 wurden laut einer ersten Auswertung 174.000 solcher Visa für Arbeits- und Fachkräfte aus dem Ausland vergeben. QuelleAuswärtiges Amt auf Anfrage des Mediendienst sowie Zeit (2024): 2024 deutlich mehr Visa für Fachkräfte vergeben, Link

Die Zahl der längerfristigen Visa ("Nationale Visa") ist weiter gestiegen, darunter die für Beschäftigung und Studium. Im Jahr 2023 wurden 400.000 Nationale Visa vergeben (400.226). Sie liegt inzwischen über dem Vor-Corona-Niveau.QuelleAuswärtiges Amt: Visa-Statistik 2023,  Übersicht sowie eigene Berechnung; Tabelle der Nationalen Visa 

Besonders stark war der Rückgang für Visa für Menschen aus Russland (minus 92 Prozent im Vergleich zu 2019) und aus China (minus 60 Prozent im Vergleich zu 2019) verzeichnet. Die fünf wichtigsten Herkunftsländer (kurz- und längerfristige Visa zusammen) waren:

  1. Türkei (244.000 Visa; 2022: 215.000),
  2. China (175.393 Visa; 2022: 25.000),
  3. Indien (168.208 Visa, 2022: 117.000),
  4. Kosovo (74.281 Visa, 2022: 66.500),
  5. Belarus (54.045 Visa; 2022: 29.000).QuelleAuswärtiges Amt: Visa-Statistik 2023,  Übersicht sowie eigene Berechnung; Tabelle der Schengen-Visa sowie Tabelle der Nationalen Visa sowie Visa-Statistik 2022,  Übersicht sowie eigene Berechnung; Tabelle der Schengen-Visa sowie Tabelle der Nationalen Visa und eigene Berechnungen 

Die meisten Menschen, die längerfristig bleiben, zum Beispiel zum Arbeiten oder Studieren, kommen aus:

  1. Indien (49.000 Visa)
  2. Türkei (46.500 Visa)
  3. Kosovo (18.000 Visa).QuelleAuswärtiges Amt: Visa-Statistik 2023,  Übersicht sowie eigene Berechnung; Tabelle der Nationalen Visa 

Im November 2023 trat das Gesetz zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung in Kraft. Laut Informationen der dpa wurden im ersten Halbjahr 2024 rund 40.000 Visa an Fachkräfte ausgestellt (Vorjahreszeitraum: 37.000). 2023 wurden 79.000 Visa im Rahmen des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes ausgestellt.QuelleAuswärtiges Amt (2024), Statistik zu erteilten Visa, LINK; tagesschau (2024), "Deutschland stellt mehr als 80.000 Arbeitsvisa aus", LINK

Insgesamt wurden 2023 rund 253.000 Visa-Anträge abgelehnt. Das entspricht einer Ablehnungsquote von etwa 13,2 Prozent (einige Anträge wurden von den Antragssteller*innen selbst zurückgezogen).QuelleAuswärtiges Amt: Visa-Statistik 2023,  Übersicht sowie eigene Berechnung; Tabelle der Schengen-Visa sowie Tabelle der Nationalen Visa und eigene Berechnungen 

Aufenthalt für Hochqualifizierte – Blaue Karte EU

Stand: Apr. 2025

Die Blaue Karte EU ist ein Aufenthaltstitel, der es Hochqualifizierten aus Nicht-EU-Staaten ("Drittstaaten") erlaubt, in einem EU-Staat zu arbeiten. Sie ist das europäische Pendant zur US-amerikanischen "Green Card". Wer einen Job in Aussicht hat, kann so für zunächst vier Jahre nach Deutschland kommen.QuelleDie Bundesregierung (2025): Blaue Karte EU, Link.

Im ersten Halbjahr 2024 wurden in Deutschland rund 23.000 Blaue Karten neu ausgestellt, was etwa 36 Prozent der gesamten ErwerbsmigrationErsterteilung einer Aufenthaltserlaubnis ausmachte. Im gesamten Jahr 2023 wurden rund 41.000 Blaue Karten neu ausgestellt. Ende 2023 lebten etwa 114.000 Menschen mit einer Blauen Karte in Deutschland. Seit 2018 hat sich die Anzahl der Inhaber einer Blauen Karten mehr als verdoppelt. Die Zahl der Personen, welche anschließend eine Niederlassungserlaubnis erhielten, hat sich fast verdreifacht.QuelleBAMF Forschungszentrum (2024): Monitoring zur Bildungs- und Erwerbsmigration: Erteilung von Aufenthaltstiteln an Drittstaatsangehörige 2023, Seite 15 und 31, Link; BAMF Forschungszentrum (2025): Monitoring zur Bildungs- und Erwerbsmigration: Erteilung von Aufenthaltstiteln an Drittstaatsangehörige Halbjahresbericht 2024, Seite 12, Link; BAMF (2024): Zahlen zur Blauen Karte EU, Link.

Es werden auch Menschen mitgezählt, die schon länger in Deutschland leben und vorher einen anderen Aufenthaltstitel hatten. Mehr als die Hälfte aller Blauen Karten ging 2023 an Menschen, die neu zugewandertDie Personen hatten keinen vorherigen Aufenthaltstitel, so dass von einer Neuzuwanderung ausgegangen wird. sind (rund 21.200). Der Großteil der Blauen Karten der EU wird in Deutschland ausgestellt (2023 waren es fast 78 Prozent).QuelleBAMF Forschungszentrum (2024) 'Monitoring zur Bildungs- und Erwerbsmigration: Erteilung von Aufenthaltstiteln an Drittstaatsangehörige 2023, Seite 16, Link; Eurostat (2024) 'EU Blaue Karten nach Art der Entscheidung, Beruf und Staatsangehörigkeit', Link, eigene Berechnung.

Die wichtigsten Herkunftsländer unter den Zugewanderten mit einer Blauen Karte waren 2023:

  • Indien (rund 25 Prozent)
  • die Russische Föderation (rund 20 Prozent)
  • die Türkei (rund 10 Prozent)
  • der Iran (rund 5 Prozent)

Ähnlich war die Situation im 1. Halbjahr 2024: Indien (rund 20 Prozent), Türkei (rund 13 Prozent), Russische Föderation (rund 10 Prozent) und der Iran (rund 7 Prozent).QuelleBAMF Forschungszentrum (2024) 'Monitoring zur Bildungs- und Erwerbsmigration: Erteilung von Aufenthaltstiteln an Drittstaatsangehörige. 2023.', Seite 20, Link; BAMF Forschungszentrum (2025): Monitoring zur Bildungs- und Erwerbsmigration: Bericht für das erste Halbjahr 2024, Seite 16, Link.

Wer kann eine Blaue Karte bekommen? 

Die Blaue Karte wird vorrangig an Personen mit abgeschlossenem Hochschulstudium erteilt. Für IT-Fachkräfte gilt allerdings eine Sonderregel: Sie können auch eine Blaue Karte erhalten, wenn sie statt eines Hochschulabschlusses drei Jahre Berufserfahrung vorweisen.QuelleDie Bundesregierung (2025): Blaue Karte EU, Link.

Außerdem benötigen alle Interessierten einen Arbeitsvertrag oder ein verbindliches Arbeitsplatzangebot mit einem bestimmten Mindestgehalt. Derzeit liegt die Untergrenze bei einem Jahresgehalt von 48.300 Euro. Für einige Berufe ist das Mindestgehalt etwas niedriger und liegt bei rund 43.800 Euro, da in diesen Branchen besonders viele Stellen unbesetzt sind. Das betrifft zum Beispiel Ärzt*innen, Apotheker*innen, Ingenieur*innen, Lehrkräfte und Beschäftigte in der Kinderbetreuung und im Gesundheitswesen. Die Liste der Engpassberufe wurde zuletzt im November 2023 erweitert. Die Blaue Karte ist auf maximal vier Jahre befristet und kann unter bestimmten Voraussetzungen nach zwei bis drei Jahren in eine (unbefristete) Niederlassungserlaubnis münden.QuelleMake it in Germany (2025) 'Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz auf einen Blick', Link.

Ausländer*innen in Leiharbeit

Stand: May. 2022

Ausländische Beschäftigte arbeiten deutlich häufiger in der LeiharbeitArbeit, bei der Beschäftigte für eine begrenzte Zeit im Betrieb eines anderen Arbeitgebers arbeiten. Sie bleiben bei ihrem bisherigen Arbeitgeber angestellt. (6 Prozent) als deutsche Beschäftigte (2 Prozent). In der Leiharbeitsbranche stieg ihr Anteil in den letzten Jahren: Mehr als jede*r dritte Beschäftigte in der Leiharbeit hatte 2019 einen ausländischen Pass (37 Prozent). In den Jahren von 2000 bis 2012 lag ihr Anteil noch bei durchschnittlich 17,4 Prozent.QuelleBundesagentur für Arbeit (2020): Entwicklungen in der Zeitarbeit, Seite 13. sowie Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung: (2014): Zeitarbeit in Deutschland, Seite 8 

Der Anstieg ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass viele Geflüchtete, die seit 2015 nach Deutschland gekommen sind, in der Branche arbeiten. Jede*r sechste Beschäftigte in Leiharbeit kommt inzwischen aus einem Asylherkunftsland. Unter Geflüchteten arbeiten deutlich mehr in der Leiharbeit (13 Prozent) als bei Beschäftigten insgesamt (2 Prozent). Für sie bietet Zeitarbeit offenbar einen Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt. Gewerkschaften kritisieren, dass Leiharbeit oft keine Perspektive auf einen sicheren Job biete, und sie mit einem höheren Risiko verbunden ist, arbeitslos zu werden.QuelleBundesagentur für Arbeit (2020): Entwicklungen in der Zeitarbeit, Seite 13. sowie Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB): Leiharbeit - Neue Trends und alte Probleme (2019), Seite 3

Anerkennung von ausländischen Abschlüssen

Stand: Oct. 2024

Die Nachfrage bei Anerkennungsverfahren für ausländische Abschlüsse ist auf einem neuen Höchststand: 2023 wurden rund 62.000 Anträge auf Anerkennung neu gestellt, das sind etwa 26 Prozent mehr als im Vorjahr.

2023 wurde in rund 65.500 Anerkennungsverfahren positiv entschieden. Die meisten Anerkennungen gibt es im Gesundheitsbereich: Pflegepersonal, Ärzt*innen, Apotheker*innen und weitere Berufe im medizinischen Sektor machten 67 Prozent der entschiedenen Fälle aus. Deutlich seltener sind Anerkennungen aus der am zweithäufigsten vertretenen Berufsgruppe: Mechatronik-, Energie- und Elektrobereich (6 Prozent).QuellenStatistisches Bundesamt (2024) Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen 2023, Tabelle 21231-04 und -14, eigene Berechnungen LINK

Zum Hintergrund: Es gibt zahlreiche Berufe, in denen sich ausländische Arbeitskräfte unmittelbar bei Unternehmen bewerben können (zum Beispiel im Bereich KFZ-Mechatronik, im Einzelhandel oder als Tischlerin oder Tischler). Für einige Berufe benötigt man in Deutschland aber eine Zulassung (z.B. Ärztinnen und Ärzte oder Lehrkräfte). Für Zugewanderte heißt das, sie müssen zuerst ihre Abschlüsse anerkennen lassen bevor sie in Deutschland in diesen Berufen arbeiten dürfen.

Für Berufe, die vom Bund geregelt werden, gibt es das Anerkennungsgesetz (betrifft z.B. Ärztinnen und Ärzte oder Pflegekräfte). Für Berufe, die auf Länderebene geregelt werden, gibt es für alle Bundesländer eigene Anerkennungsgesetze (z.B. bei Lehrkräften, bei Erzieherinnen und Erziehern oder in Ingenieurberufen). Die Regelungen weichen zum Teil stark voneinander ab. Die meisten Anerkennungen entfallen auf den Bund, etwa ein Fünftel auf die Bundesländer.QuellenStatistisches Bundesamt (2024): Pressemitteilung Nr. 346 vom 12. September 2024, Link ; Statistisches Bundesamt (2023), Statistischer Bericht ausländische Berufsqualifikationen 2022, Tabelle 21231-01, eigene Berechnung, LINK.

Seit dem 1. März 2024 muss die Anerkennung des ausländischen Abschlusses nicht mehr zwingend vor der Einreise erbracht werden. In den vom Bund geregelten Berufen kann eine "Anerkennungspartnerschaft" geschlossen werden: Der Arbeitgeber kümmert sich gemeinsam mit der Fachkraft nach der Einreise um die Anerkennung.QuelleBundesministerium für Bildung und Forschung (2024), Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen, LINK

Wer lässt seine Abschlüsse anerkennen?

Die Personen, die im Jahr 2023 eine Anerkennung bekommen haben, kamen zu rund einem Fünftel aus der EU. Am häufigsten ließen Menschen aus der Türkei ihre Abschlüsse anerkennen, gefolgt von Menschen aus den Philippinen und Tunesien. Auch Syrien war ein wichtiges Herkunftsland.QuelleStatistisches Bundesamt (2024), Statistischer Bericht ausländische Berufsqualifikationen 2022, Tabelle 21231-22 und 21231-25, eigene Berechnung, LINK.

In unserer Rubrik "Flucht und Asyl" finden Sie Zahlen und Fakten zu Flüchtlingen, die ihre Berufsabschlüsse anerkennen lassen möchten.

Eine bundesweite Übersicht von Beratungsstellen, die Einwanderer bei der Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse unterstützen, bietet das IQ Netzwerk "Integration durch Qualifizierung".

Wie groß ist der Fachkräftemangel?

Stand: Mar. 2025

Der Fachkräftemangel ist in den letzten Jahren zu einem der größten Probleme der deutschen Wirtschaft geworden. Hauptgrund ist der demographische Wandel in Deutschland: In den nächsten 15 Jahren wird die Generation der Babyboomer in den Ruhestand gehen. Unter dem Strich gehen mehr Menschen in Rente als neue einheimische Arbeitskräfte nachkommen. Hierdurch fehlen in vielen Bereichen Arbeitskräfte.

Bis zum Jahr 2027 werden etwa 54.000 Arbeitskräfte fehlen, so eine Schätzung des Fachkräftemonitorings des Bundesarbeitsministeriums. Der Mangel ist geringer als bisher angenommen, vorher war man von einem Bedarf von 240.000 Stellen ausgegangen. In dieser Prognose ist das abgeschwächte Wirtschaftswachstum und die aktuelle Zuwanderung bereits berücksichtigt.Quelle Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (2023 und 2022): Fachkräftmonitoring für das BMAS 2023, S.32 LINK sowie Fachkräftemonitoring für das BMAS 2022, LINK; Bertelsmann Stiftung (2024): Zuwanderung und Arbeitsmarkt, S.5 Link. 

Bisher ging man davon aus, dass eine langfristig eine Nettozuwanderung von mindestens 400.000 Personen im Jahr notwendig ist. Grundlage war eine Schätzung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Eine aktuellere Prognose der Bertelsmann-Stiftung von November 2024 geht von einem niedrigeren Bedarf aus, mit einer Nettozuwanderung von 288.000 bis 368.000 Personen, die jedes Jahr bis 2040 zuwandern. Weitere Strategien gegen den Fachkräftemangel sind, die Frauenerwerbstätigkeit weiter zu erhöhen und mehr Menschen zu qualifizieren.QuelleInstitut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (2021): IAB-Kurzbericht 25/2021 LINK, Bertelsmann Stiftung (2024): Zuwanderung und Arbeitsmarkt, S.5 Link

In welchen Berufen fehlen Fachkräfte?

Fachkräfte sind in den vergangenen Jahren in vielen Berufen und Regionen deutlich knapper geworden: Die Bundesagentur für Arbeit (BA) verzeichnete Ende 2023 Engpässe in 183 Berufsgruppen – die Zahl der Engpassberufe ist leicht zurückgegangen, liegt aber trotz des Rückgangs weiterhin auf einem sehr hohen Niveau (zum Vergleich: Während es 2017 nur 25 Berufsgruppen waren, stieg die Zahl bis 2022 auf 200 an). Insgesamt fehlten damit Fachkräfte in etwa jedem siebten untersuchten Beruf. Ein Mangel an Fachkräften besteht vor allem in den Pflege- und Gesundheitsberufenz.B. Pflegekräfte, Physiotherapie, (zahn)medizinische Fachangestellte, im Handwerk und in den Bauberufenz.B. Klempnerei, Zimmerei, Dachdeckerei. Darüber hinaus gibt es Engpässe im technischen BereichSanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Mechatronik, Elektrotechnik u.a., in VerkaufsberufenVerkauf Back- und Konditoreiwaren, Verkauf Fleischwaren, Lebensmittelverkauf u.a., im Gastronomieservice, sowie bei Berufskraftfahrer*innen im Güterverkehr.Quelle Bundesagentur für Arbeit (Juni 2024): Fachkräftepassanalyse 2023, im pdf-Bericht Seite 13 LINK, Fachkräfteengpassanalyse 2022, im pdf-Bericht, Seite 14, LINK, sowie Fachkräfteengpassanalyse 2017, Seite 7, LINK.

Die Engpässe schlagen sich oft darin nieder, dass Stellen lange unbesetzt bleiben. Ein Beispiel: In der Pflege konnten 2023 offene Fachkräftestellen im Schnitt mehr als dreieinhalb Monate (112 Tage) lang nicht besetzt werden. Außerdem gibt es in manchen Berufen starke regionale Unterschiede: Während 2023 Fachkräfte im Gartenbau in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg und Bayern gesucht wurden, war die Situation in Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Berlin, Brandenburg Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt entspannter.QuelleBundesagentur für Arbeit: Interaktives Angebot zur Engpassanalyse 2023, "Suche nach Beruf", "813x+821 Pflegefachkräfte", Basiswerte, LINK, Fachkräfteengpassanalyse 2023, Excel-Tabelle "2023_Länderergebnisse", Tabellenblatt "Fachkräfte", LINK

Ein Problem für Unternehmen

Auch die Unternehmen sehen Probleme: Laut einer Umfrage hatten 2023 die Hälfte aller befragten Unternehmen Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen (50 Prozent), besonders in der Baubranche und im Industriebereich – so der jüngste "Fachkräftereport" des Deutschen Industrie- und Handelskammertags von November 2023. Mehr als die Hälfte der Unternehmen sieht Arbeitskräfte aus dem Ausland als mögliche Gegenstrategie (55 Prozent).QuelleDeutscher Industrie- und Handelskammertag (2023): Fachkräftereport 2023/2024, S. 4. Link

In welchen Ländern Deutschland um Fachkräfte wirbt

Medien zufolge will die Bundesagentur für Arbeit in Zukunft vor allem in 13 Ländern um Arbeitskräfte werben: Brasilien, Mexiko, Kolumbien und Ecuador, Marokko, Tunesien, Ägypten, Jordanien, Indien, Indonesien, Usbekistan und die Philippinen sowie Ghana.QuelleSpiegel (2024): In diesen 13 Staaten sucht Deutschland nach Fachkräften, Link

Nicht nur Fachkräfte fehlen

Häufig wird in der Debatte um Arbeitskräftezuwanderung von "Fachkräfteeinwanderung" gesprochen. Expert*innen weisen jedoch daraufhin, dass in vielen Wirtschaftsbereichen, beispielsweise im Dienstleistungsbereich, auch ungelernte Arbeitskräfte dringend gesucht werden. Oft wäre es also präziser, von "Arbeitskräftemangel" zu sprechen.

Wichtige Quellen

• Bundesagentur für Arbeit: Jährliche Fachkräfteengpassanalyse, Link
sowie Interaktives Datenportal mit Details zum Bedarf in einzelnen Branchen, Link, und die Übersicht zu Fachkräfte-Engpässen in verschiedenen Berufen, Link

• DIHK-Arbeitsmarkt- und Konjunkturreport: Jährliche Umfrage bei Unternehmen, Link

• Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (2023): Fachkräftemonitoring für das BMAS, Mittelfristprognose bis 2027, Linkhttps://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/Forschungsberichte/fb-625-fachkraeftemonitoring-bmas-mittelfristprognose-2027.pdf?__blob=publicationFile&v=3

Welche Migrationsabkommen gibt es?

Stand: Apr. 2025

Aktuell schließt die Bundesregierung eine Reihe von Migrationsabkommen mit anderen Ländern ab. Das Ziel: Es soll mehr Abschiebungen in die Länder geben, gleichzeitig sollen mehr Arbeits– und Fachkräfte kommen. Ein Überblick (Stand April 2025): 

  • Das erste der "neuen Migrationsabkommen" hat Deutschland 2022 mit Indien abgeschlossen, im Dezember 2023 folgte Georgien und im September 2024 Kenia und Usbekistan.
  • Anfang 2024 wurden eine Vereinbarung mit Marokko getroffen. Mit Kirgisistan und Kolumbien wurden bereits Absichtserklärungen unterzeichnet, auf die demnächst ein Abkommen folgen soll.
  • Auch mit Moldau, den Philippinen und Ghana hat die Bundesregierung Gespräche aufgenommen.QuellePressemitteilungen des BMI/Antwort des BMI auf Anfrage des MEDIENDIENSTES; eine Übersicht gibt es hier beim BMI
  • Es gibt weitere Vereinbarungen zur Gewinnung von Fachkräften – zum Beispiel die "Pflegekräfte-Vereinbarungen" ("Triple-Win") mit derzeit sieben Ländern. Auch schloss das Bundesarbeitsministerium zuletzt eine Absichtserklärungen mit Vietnam ab, die Arbeitsmigration fördern sollen. Ein geplantes Programm mit Brasilien wurde Ende 2023 ausgesetzt, unter anderem da die Pflegekräfte in Brasilien selbst benötigt werden.QuelleBundesarbeitsministerium (2024): Programm Triple-Win, LINK, sowie BMAS auf Anfrage des MEDIENDIENSTES (Juni 2024)

In diesem Punkt geht es um Migrationsabkommen, die Deutschland direkt mit anderen Ländern abschließt. Mehr zu EU–Abkommen unten.

Seit den 1990er Jahren hat Deutschland rund 30 Abkommen abgeschlossen, die sich vor allem auf die Rückübernahme von Staatsbürger*innen fokussierten. Rund die Hälfte davon wurde mit anderen EU-Staaten abgeschlossen.

Im Interview mit dem MEDIENDIENST sagt Migrationsforscher Marcus Engler: Viele Arbeitskräfte würden durch die einzelnen Abkommen vermutlich nicht kommen, auch die Abschiebungen könnten nicht so leicht erhöht werden. Damit wirklich mehr Menschen kämen, müssten Vorhaben wie das Fachkräfteeinwanderungsgesetz richtig umgesetzt werden – ganz ohne Abkommen: Aktuell seien die Ausländerbehörden stark überlastet und auch die Erteilung von Visa dauere oft sehr lange.

Eine Analyse der Stiftung Wissenschaft und Politik zu den Abkommen gibt es hier.

Eine Recherche des Mediendienstes (Dezember 2024) zu Migrationsbewegungen nach dem Abkommen mit Indien gibt es hier.

Reguläre Migration aus Partnerländern überwiegt

Die Zahl der Personen aus den Partnerländern, die 2023 hier ein nationales Visum – also etwa für eine Arbeit, ein Studium oder Familienzusammenführung – bekommen haben, ist für die meisten Länder viel höher als die Zahl der Asylantragstellenden. Ausnahmen sind Georgien, Kolumbien und Moldau.

 

Vergleicht man die Jahre 2018 und 2023, haben sich die Einwanderungszahlen aus den zehn Ländern insgesamt erhöht.

 

Gemessen am Gesamtanteil der Asylerstangräge 2023 machte der Anteil der Anträge von Staatsbürger*innen, die aus Indien, Kolumbien, Kenia, Marokko, Georgien, Moldau, Usbekistan, Kirgisistan, den Philippinen und Ghana kamen, insgesamt lediglich 5,6 Prozent aus.

Weitere Bemühungen, um Fachkräfte zu werben, sind die "Zentren für Migration und Entwicklung", wo sich Interessierte über Arbeitsmöglichkeiten in Deutschland informieren können. Die gibt es in Nigeria, Ägypten, Ghana, Indonesien, Irak, Jordanien, Marokko, Nigeria, Pakistan und Tunesien. Ein weiteres öffnet voraussichtlich in Indonesien im Sommer 2024. In weiteren Ländern – Albanien, Serbien, Kosovo, Gambia und Senegal – gibt es solche Zentren, sie werden aber langsam zurückgefahren.QuelleBMZ auf Anfrage des MEDIENDIENSTES, März 202

Die Weltgesundheitsorganisation WHO veröffentlicht regelmäßig eine Liste von rund 50 StaatenZum Beispiel Angola, Eritrea, Sudan, Pakistan oder Bangladesh, aus denen keine Pflegekräfte angeworben werden sollten. So soll ein "Care Drain" verhindert werden, also eine zu starke Abwanderung aus Ländern, die bereits selbst einen Fachkräftemangel im Gesundheitswesen haben. Deutschland verzichtet auf die Anwerbung aus solchen Ländern und untersagt das auch für private Anbieter. QuelleWeltgesundheitsorganisation WHO (2024): WHO health workforce support and safeguards list, Seite 6, LINK sowie Bundesarbeitsministerium(2024): Anlage zur Verordnung über die Beschäftigung von Ausländerinnen und Ausländern, LINK
Bundesagentur für Arbeit (2024): Informationen zum Anwerbe - und Vermittlungsverbot von Gesundheits- und Pflegepersonal aus Staaten der sog. WHO -Liste, LINK

Bürokratische Hürden verhindern Fachkräftemigration

Wie stehen die Partnerländer zu den Abkommen? Der MEDIENDIENST hat im März 2024 dazu mit Fachleuten gesprochen, die in und zu den Ländern arbeiten. Es könnten mehr Fachkräfte kommen, derzeit seien die bürokratischen Hürden aber noch sehr hoch. Neben Deutschland gebe es viele weitere Länder, mit denen Abkommen abgeschlossen werden.

In vielen Ländern seien die Abkommen mit Deutschland eine Möglichkeit, Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Für andere stelle sich die Frage, ob Auswanderung von qualifizierten Personen gefördert und im Gegenzug mehr Menschen zurückgenommen werden sollten. Es gebe auch einen Widerspruch: Einerseits brauche Deutschland dringend Migrant*innen, andererseits versuche es andere Länder dazu zu bringen, Migration zu verhindern und Migrant*innen zurückzunehmen. Zu den Statements.

 

Abkommen auf EU-Ebene

Auf EU-Ebene wurden seit 2007 eine Reihe von Abkommen abgeschlossen. Eine Übersicht gibt es hier. Fachleuten zufolge waren diese aber weitgehend wirkungslos. Sie fokussierten sich auf irreguläre Migration und ließen die Interessen der Herkunftsstaaten unberücksichtigt. Jüngst hat die EU mit Tunesien und Ägypten Abkommen geschlossen, beide Länder sollen Migrant*innen an der Flucht nach Europa hindern. Forscher*innen zufolge wird das Menschen nicht an der Migration hindern, sondern eher auf gefährlichere Routen treiben.

Wie beliebt ist Deutschland bei Fachkräften aus dem Ausland?

Stand: Oct. 2024

Deutschland ist im Vergleich zu anderen großen Industriestaaten mittelmäßig attraktiv für Fachkräfte. So liegt es im aktuellen OECD-Ranking für "Fachkräfte-Attraktivität" auf Platz 15 von 38, hinter Ländern wie Kanada, den USA, Großbritannien oder Schweden. Sehr beliebt ist es bei Studierenden. QuelleOECD (2023): Talent attractiveness 2023, Link sowie "Migration Policy Debates" (März 2023), Seite 1

Potentielle Fachkräfte sind sehr interessiert an einem Job in Deutschland - entscheiden sich aber oft für andere Länder. Die Gründe hat die OECD in einer großen Umfrage unter 30.000 potentiellen Migrant*innen im Ausland abgefragt. Ergebnis: Nur 5 Prozent arbeiteten drei Jahre später in Deutschland. Die größten Probleme: die deutschen Visa-Stellen im Ausland. Befragte berichten von teilweise monatelangen Wartezeiten, während andere Länder teilweise schon nach einer Woche eine Visa-Entscheidung anbieten können.QuelleOECD (2024):Wer will nach Deutschland und wer schafft es, Link

Ein weiteres Problem: Viele Fachkräfte, die in Deutschland arbeiten, berichten von Rassismus und Diskriminierung, laut OECD-Umfrage besonders bei der Wohnungssuche, in der Schule der Kinder oder auf der Straße. In einer Umfrage der IAB 2024 (Erhebungszeitraum: 2022) gaben 56 Prozent der FachkräfteIn der Befragung wurden nur Personen berücksichtigt, die einen Aufenthaltstitel nach Inkrafttreten des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes (1. März 2020) erhalten haben. aus dem Ausland an, dass sie im Vorjahr in mindestens einem Lebensbereich Diskriminierung erfahren hatten. Besonders häufig passierte das bei der Wohnungssuche (40 Prozent), in der Öffentlichkeit (auf der Straße/in öffentlichen Verkehrsmitteln: 26 Prozent; in Geschäften/Restaurants: 23 Prozent) sowie bei der Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz (22 Prozent).QuelleOECD (2024):Wer will nach Deutschland und wer schafft es, Link; IAB (2024): "Gute Arbeitsmarktintegration trotz bürokratischer Hürden und Diskriminierung", S. 6, Link

Steuervorteile für neu zugewanderte ausländische Fach- oder Arbeitskräfte gibt es bislang nicht. Die Bundesregierung plant solche als Teil ihrer "Wachstumsinitiative". Europäische Beispiele für solche Steuervorteile gibt es etwa in den Niederlanden oder Portugal.QuelleWissenschaftlicher Dienst des Deutschen Bundestags (2024): Steuervorteile für neu zugewanderte ausländische Fachkräfte, Seite 5

Online-Umfragen mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen

In einer Online-Umfrage (MethodikAn der nicht-repräsentativen Online-Umfrage beteiligten sich rund 12.000 Teilnehmer aus 173 Ländern. Damit Ergebnisse gewertet wurden, mussten mindestens 50 Teilnehmer aus einem Land antworten. Für Deutschland antworteten "rund 1.000 Personen", Link) unter mehr als 12.000 "Expats" landete Deutschland 2023 unter beliebten Zielen zum Arbeiten auf Platz 49 von 53 weltweit. Die Hauptgründe für die Unzufriedenheit vieler Expats: die fehlende Willkommenskultur sowie fehlende Digitalisierung, Sprachbarrieren und Probleme bei der Wohnungssuche. Drei von zehn Expats finden, dass die deutsche Bevölkerung "nicht freundlich" zu ausländischen Arbeitskräften sei (weltweit: 18 Prozent). QuelleInternations (2024): Expat City Ranking 2023, Link

Online-UmfragenFür die nicht-repräsentative Online-Umfrage "Decoding global Talent" der Boston Consulting Group und des Personaldienstleisters Stepstone wurden nach Unternehmens-Angaben 150.000 Menschen weltweit befragt. 14.000 davon lebten in Deutschland. Link von Unternehmensberatungen messen eine höhere Beliebtheit. So lag Deutschland in einer Online-Umfrage u.a. von der Boston Consulting Group von 2024 auf Platz 5 hinter Australien, USA, Kanada und Großbritannien. QuelleStepstone, Boston Consulting Group (2024): Decoding Global Talent, Ergebnisse, Link

 

Schreckt Rechtspopulismus Fachkräfte ab?

Stand: Oct. 2024

Der Fachkräftemangel ist in den letzten Jahren zu einem der größten Probleme der deutschen Wirtschaft geworden. Aktuelle Zahlen haben wir hier zusammengestellt.

Starker Rechtspopulismus ist vermutlich schlecht für Fachkräfte-Anwerbung

Die rechtspopulistischen und teils rechtsextremen Positionen der AfD belasten vermutlich den Wirtschafts-Standort Deutschland. Das ist das Ergebnis einer Forschungs-Übersicht von 2024, die empirische Studien zum Thema ausgewertet hat. Wo die AfD oder ähnliche rechtspopulistische Bewegungen stark seien, gebe es "einen nicht zu unterschätzenden Nachteil bei der Anwerbung von in- und ausländischen Fachkräften". Unter anderem wird auf ein Experiment hingewiesen, wonach Dresden weniger attraktiv sei für inländische Fachkräfte, weil dort über Jahre "asyl- und migrationskritische Kundgebungen" stattfanden.QuelleLeibniz-Zentrum für europäische
Wirtschaftsforschung (2024): Rechtspopulismus und Standortattraktivität, Seiten 2 und 5, Link

Mehr als 500 Unternehmen haben sich Anfang 2024 gegen Rechtspopulismus ausgesprochen. Auch die deutschen Handwerks-Betriebe sprachen sich gegen "Hetze und Rassismus" aus. Bei direkten Befragungen sehen die Vertreter von Wirtschafts- und Arbeitgeberverbänden die AfD kritisch: Die Mehrheit lehnt laut einer Befragung des WZB 2024 den Kontakt zur Partei ab und sieht von ihr keine positiven Beiträge zur Wirtschaft in Deutschland. Vielmehr werde die Partei als "systemfeindlich und systemgefährdend" angesehen. Ein Grund: die wirtschaftspolitischen Ideen der AfD. Kritisch sehen die Wirtschaftsvertreter*innen Forderungen nach dem Austritt aus der EU oder dem Euro-Raum und die Ablehnung von Zuwanderung.QuelleWissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) (2024): Die deutsche Wirtschaft und die AfD, Seite 25, Link

Qualifizierte Arbeitskräfte fühlen sich abgeschreckt

Intoleranz und Diskriminierung beeinflussen stark, ob qualifizierte Arbeitskräfte in ein Land gehen wollen oder nicht, das belegen Studien. Zwar ist Deutschland beliebt bei Studierenden, aber nur mittelmäßig beliebt bei ausgebildeten Arbeitskräften. Ein wichtiger Grund: Die als mittelmäßig wahrgenommene Willkommenskultur ("inclusiveness"), so OECD-Befragungen.QuelleOECD (2019): Measuring and Assessing Talent Attractiveness in OECD Countries, Seite 19 und Seite 47, Link

In einer Online-Umfrage (MethodikAn der nicht-repräsentativen Online-Umfrage beteiligten sich rund 12.000 Teilnehmer aus 173 Ländern. Damit Ergebnisse gewertet wurden, mussten mindestens 50 Teilnehmer aus einem Land antworten. Für Deutschland antworteten "rund 1.000 Personen", Link) unter mehr als 12.000 "Expats" landete Deutschland 2023 unter beliebten Zielen zum Arbeiten auf Platz 49 von 53 weltweit. Die Hauptgründe für die Unzufriedenheit vieler Expats: die fehlende Willkommenskultur. Drei von zehn Expats finden, dass die deutsche Bevölkerung "nicht freundlich" zu ausländischen Arbeitskräften sei (weltweit: 18 Prozent). Die Ergebnisse von solchen Online-Umfragen sind offenbar wenig zuverlässig und weichen teils stark voneinander ab. QuelleInternations (2024): Expat City Ranking 2023, Link

 

Wie viel Geld schicken Migranten in ihre Herkunftsländer?

Stand: Apr. 2025

Insgesamt flossen im Jahr 2024 etwa 7,7 Milliarden Euro als Rücküberweisungen ("Remittances") ins Ausland, so Schätzungen der Bundesbank. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg von rund 14 Prozent. Experten schätzen, dass der Großteil von Arbeitsmigranten in Deutschland stammt – und nicht von Geflüchteten. Ein Großteil ging an Angehörige in Europa (ca. 5,5 Milliarden).QuelleBundesbank (2025) Zahlungsbilanz Tabelle "Heimatüberweisungen und Arbeitnehmerentgelte" sowie Mediendienst Integration (2024) : Die meisten Rücküberweisungen gehen nach Europa, Link

Besonders viel Geld ging in die Türkei, nach Polen, Italien und Rumänien. Das ist wenig überraschend, da aus diesen Ländern in der Vergangenheit die meisten Arbeitskräfte nach Deutschland kamen. Besonders stark stiegen in den vergangenen zwei Jahren Rücküberweisungen nach Indien (plus 25 Prozent im Vergleich zu 2022), in die Ukraine (plus 23 Prozent) und nach Afghanistan (plus 14 Prozent). Insgesamt wurden ca. 1,2 Milliarden Euro oder 15 Prozent in Asyl-Herkunftsländer überwiesen, aus denen viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen (Ukraine, Syrien, Irak, Afghanistan).QuelleBundesbank (2025) Zahlungsbilanz Tabelle "Heimatüberweisungen und Arbeitnehmerentgelte"

Nur ein geringer Teil dieses Geldes dürfte aus Asylleistungen stammen. So zeigte eine Studie von 2024: Während unter Migrant*innen 12 Prozent Geld ins Ausland überweisen, sind es unter Geflüchteten 7 Prozent (Befragungen zwischen 2013 bis 2022). Ein weiterer Hinweis: Nur 14 Prozent aller Menschen aus Asylherkunftsländern bekommen überhaupt Asylleistungen. Die Gelder dürften deshalb vor allem von Geflüchteten stammen, die einen Job gefunden haben.QuelleDeutsches Instiitut für Wirtschaftsforschung (DIW) (2024): Geflüchtete senden seltener Geld ins Ausland als andere Migranten, DIW-Wochenericht 49/2024, Seite 3, Link;Bundesbank (2024) Zahlungsbilanz Tabelle "Heimatüberweisungen und Arbeitnehmerentgelte" sowie BIM, Brücker (2024): Eine Einschätzung der Bezahlkarte für Geflüchtete, Seite 8

Die Zahlen zu Remittances sind Schätzungen anhand verschiedener Statistiken (zur Methode siehe Box unten). Dazu werden freiwillige Meldungen von Kreditinstituten abgeglichen mit der Zahl der ausländischen Beschäftigten aus dem jeweiligen Land in Deutschland. Bei Abweichungen entscheidet die Beschäftigten-Zahl. Es ist nicht möglich, zu unterscheiden, ob Arbeits-Migrant*innen oder Geflüchtete das Geld überwiesen haben. Die Bundesbank betont: Auf Basis dieser Zahlen lässt sich keine Aussage treffen darüber, ob Geflüchtete Teile ihrer Sozialleistungen ins Ausland überweisen.QuelleAntwort der Bundesbank auf eine Anfrage des Mediendienstes (10/2023)

Zur Methode

Der größte Teil privater Rücküberweisungen wird von der Bundesbank geschätzt, im Rahmen der Zahlungsbilanz. Meldungen zu einzelnen Geldüberweisungen erhält sie nur bei Überweisungen von über 12.500 Euro.

Die Schätzungen erfolgen in zwei Schritten: Die Bundesbank erhält monatlich freiwillige Meldungen von Banken und Kreditinstituten zu vermutlichen privaten Überweisungen (gesammelte, nicht einzelne Werte). Im zweiten Schritt werden diese freiwilligen Meldungen einem "Plausibilitäts- Check" unterzogen. Anhand der aktuellen Zahlen der ausländischen Beschäftigten aus dem jeweiligen Land legt die Bundesbank einen "Plausibilitäts-Intervall" fest, in dem die Rücküberweisungen liegen sollten.

Bei Abweichungen – oder wenn nur sehr wenige Daten zu Überweisungen in ein Land vorliegen – entscheidet die Zahl der Beschäftigten. Besonders für Länder, in denen kein funktionierendes Banken-System existiert – wie zum Beispiel Syrien – ist es wahrscheinlich, dass vor allem anhand der syrischen Beschäftigten in Deutschland geschätzt wird. Ob das so ist, wollte die Bundesbank auf Anfrage des Mediendienstes nicht mitteilen, mit Verweis auf "statistische Geheimhaltung". Die Weltbank veröffentlicht keine Schätzungen zu Syrien. Mehr...

"Remittances" weltweit

Weltweit gesehen steigen Rücküberweisungen seit Jahren an. Expert*innen schätzen, dass dieser Trend anhalten wird. Trotzdem sieht die Weltbank aktuell für 2023 ein langsameres Wachstum oder sogar eine Stagnation bei den Remittances. Als Gründe nennt sie eine langsamere wirtschaftliche Entwicklung in Sendeländern und sinkende Reallöhne. Die meisten Remittances weltweit gehen laut Weltbank nach Indien, Mexiko, China, die Philippinen und Pakistan.QuelleWeltbank (2023): Remittances Remain Resilient but Likely to Slow, Link

Die Weltbank schätzt neben den ausgehenden Überweisungen auch, wie viele Remittances in Länder eingehen. Für europäische Länder schätzt sie höhere Werte für Zahlungen aus Deutschland: Polen (3,2 Mrd. USD), Türkei (1,8 Mrd. USD). Für Asyl-Länder schätzt sie deutlich niedrigere Werte von Zahlungen aus Deutschland für 2021: Afghanistan (24 Mio. USD), Irak (83 Mio. USD), für Syrien gibt es keine Angaben.QuelleWeltbank / KNOMAD (2023): Remittances, Table „Bilateral Remittance Matrix“, Link

Im internationalen Vergleich liegt Deutschland auf Platz vier der Länder, aus denen die höchsten Rücküberweisungen ausgehen. Vor 20 Jahren war es auf Platz drei.QuelleIOM, World Migration Report 2024 LINK

Gute und schlechte Folgen von Rücküberweisungen

Mit den Geldern finanzieren die Familien in den Herkunftsländern etwa Arztbesuche oder ermöglichen es Kindern, zur Schule zu gehen. Und sie reduzieren generell die Armut der Empfänger. In einigen Ländern, wie zum Beispiel Moldawien, gab es durch die höhere Nachfrage teilweise sehr schnelle Lohnsteigerungen.Quellevgl. Bundeszentrale für politische Bildung (2021): Wie sich Migration auf die Herkunftsländer auswirkt, Link

Es gibt aber auch Nachteile: Rücküberweisungen können die Inflation verstärken, da die Wirtschaft dadurch mehr importiert und selbst weniger konkurrenzfähig ist. Und Haushalte, die keine Rücküberweisungen erhalten, leiden an der Preissteigerung.Quelle vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (2021): Wie sich Migration auf die Herkunftsländer auswirkt, Link

Kaum Rückgänge während Corona

Der Einfluss der Corona-Pandemie auf die Rücküberweisungen war gering. Der Anstieg bei den Überweisungen setzte sich fort, wenn auch etwas verlangsamt. Auch weltweit sind die Werte der Rücküberweisungen im Jahr 2021 insgesamt stabil und vergleichbar mit denen vor Beginn der Pandemie.  Dafür könnte es verschiedene Gründe geben: Migrant*innen schicken oft kurzfristig mehr Geld in ihr Heimatland, wenn es benötigt wird, etwa bei Naturkatastrophen oder anderen Krisen. Viele würden eher bei sich sparen, als Rücküberweisungen an die Familie einzustellen.Quellevgl. Mediendienst Integration (2023): Migranten schicken mehr Geld in ihre Herkunftsländer, Link


Die wichtigsten Fragen zu Rücküberweisungen / Remittances beantworten wir in einem Factsheet, hier >>

Eine aktuelle Übersicht zum Forschungsstand zu "Rücküberweisungen" bietet die Bundeszentrale für politische Bildung, hier >>

Wie viel Kindergeld geht ins Ausland?

Stand: Nov. 2024

Insgesamt zahlte Deutschland 2023 für rund 17,5 Millionen Kinder Kindergeld. Davon waren rund 1,6 Prozent (276.851) nicht-deutsche Kinder, die im Ausland leben – in den allermeisten Fällen die Kinder von EU-Arbeitskräften, die in Deutschland arbeiten. Es waren besonders häufig Kinder polnischer Kindergeldberechtigter (127.244), gefolgt von Kindern tschechischer (rund 32.399) und rumänischer Staatsbürger*innen (rund 31.500).QuelleFamilienkasse (2024): Monatliche Bestandsstatistik der Bundesagentur für Arbeit, jeweils Zahlen für Dezember

Mehrere Jahre stieg die Zahl der im Ausland lebenden Kinder von ausländischen Arbeitskräften in Deutschland, für die Kindergeld gezahlt wird. Das war unter anderem darauf zurückzuführen, dass mehr EU-Ausländer*innen in Deutschland lebten, erklärte der Arbeitsmarktforscher Herbert Brücker vom „Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung“ (IAB) im Interview mit dem MEDIENDIENST. Seit 2021 geht die Zahl der Kinder und die gezahlten Beträge zurück.

Nach geltendem EU-RechtVerordnung (EG) 883/2004 und Verordnung (EG) 987/2009 sowie nach dem deutschen EinkommensteuergesetzEStG §62, LINK können EU-Bürger*innen für ihre Kinder im Ausland Kindergeld beantragen, sofern sie in Deutschland steuerpflichtig arbeiten. Das gilt auch für Saisonarbeiter*innen, die einkommensteuerpflichtig in Deutschland arbeiten. Die Höhe des Kindergeldes muss exakt dem von inländischen Arbeitskräften entsprechen – so ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs EuGH von 2021. Niedrigere Sätze – etwa für Arbeitskräfte, deren Kinder im Ausland leben – sind nicht zulässig. Im konkreten Fall ging es um eine Sonderregelung in Österreich, die vom EuGH für unzulässig erklärt wurde.QuelleEuropäischer Gerichtshof (2021): Urteil des Gerichtshofs in der Rechtssache C-328/20, Link

Dass EU-Bürger*innen für ihre im Ausland lebenden Kinder in Deutschland Kindergeld beziehen können, sorgt immer wieder für Kontroversen. Ein Faktencheck des MEDIENDIENSTES zeigt jedoch, dass die Aufregung nicht angebracht ist. Etwa ist es nicht möglich, in mehreren EU-Staaten volles Kindergeld zu bekommen.

Wann kamen die meisten Einwanderer nach Deutschland?

Stand: Nov. 2021

Es lassen sich in der deutschen Einwanderungsgeschichte verschiedene Phasen und Haupt-Wanderungsmotive erkennen.

Die meisten Einwanderer*innen kamen

  • mittels Anwerbeabkommen als sogenannte "Gastarbeiterinnen" und "Gastarbeiter" in die BRD (1955 bis 1973) und als "Vertragsarbeiter" in die DDR (bis 1990),
  • durch den Familiennachzug zu bereits in Deutschland lebenden Ausländern (vor allem zwischen 1973 und 1985, aber auch bis heute),
  • als Aussiedler und Spätaussiedler (vor allem zwischen 1987 und 1999),
  • als Flüchtlinge (Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre und verstärkt wieder seit 2014),
  • und als Bürger der Europäischen Union im Zuge der Freizügigkeit.

Der MEDIENDIENST hat in einem Artikel die wichtigsten Migrationsbewegungen seit dem 18. Jahrhundert dargestellt. Ein weiterer Artikel gibt eine Übersicht über Migration in die DDR.

Zur Rubrik "Arbeitsmarkt": Integration & Arbeit von Migranten und ihren Nachkommen

News Zum Thema: Arbeitskräfte

Migration in Portugal  "Ausnahmeerscheinung in Europa"

Portugal wirbt seit Jahren um Flüchtlinge und Migrant*innen. Warum? Ein Gespräch mit dem portugiesischen Sozialwissenschaftler Carlos Nolasco.

Faktencheck  Kindergeld für EU-Bürger

Deutschland zahlt mehr Kindergeld für Kinder, die im Ausland leben, als vor einigen Jahren. Das sorgt für emotionale Debatten. Der Faktencheck des MEDIENDIENSTES zeigt aber: Die Aufregung ist nicht angebracht.

Europäische Union  Fakten zur Kindergeld-Debatte

Seit Tagen gibt es eine kontroverse Debatte über Kindergeld-Zahlungen für Kinder im Ausland. Der MEDIENDIENST hat wichtige Informationen zusammengefasst: Um wie viele Kinder von EU-Bürgern geht es? Was sind die rechtlichen Rahmenbedingungen? Und was würde passieren, wenn man die Zahlungen kürzt?

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