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Muslime

Die Geschichte des Islam in Deutschland reicht über ein Jahrhundert zurück. Die meisten der heute bestehenden Moscheegemeinden und Dachverbänden entstanden aber ab den 1970er Jahren. Damals kamen im Zuge der Anwerbung von "Gastarbeiter*innen" Muslim*innen aus der Türkei, Ex-Jugoslawien und dem Maghreb nach Deutschland. Wie viele Muslim*innen leben heute in Deutschland? Welchen Glaubensrichtungen gehören sie an? Zahlen und Fakten zum Thema finden Sie in dieser Rubrik.

Wie viele Muslime leben in Deutschland?

Stand: Aug. 2023

Die genaue Zahl der Muslim*innen lässt sich nur schwer bestimmen, da in Deutschland die Religionszugehörigkeit der Einwohner*innen nur in Ausnahmefällen erfasst wird. Eine Hochrechnung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) für 2019 kommt auf 5,3 bis 5,6 Millionen Muslim*innen in Deutschland. Das entspricht einem Anteil von 6,4 bis 6,7 Prozent an der Gesamtbevölkerung von 83,17 Millionen Menschen.QuelleBundesamt für Migration und Flüchtlinge (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland", S. 37, LINK

2015 lebten der Hochrechnung zufolge zwischen 4,4 und 4,7 Millionen Muslim*innen in Deutschland. Ihr Anteil ist somit in den letzten Jahren gestiegen. Hinzugekommen sind vor allem Personen aus arabischsprachigen Ländern, darunter viele Geflüchtete.QuelleBundesamt für Migration und Flüchtlinge (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland", S. 39, LINK

Der Studie zufolge leben 96,5 Prozent der Muslim*innen in Deutschland in den alten Bundesländern. Gerade die Menschen, die selbst oder deren Vorfahren durch Anwerbeabkommen nach Deutschland gekommen sind, leben meist in Westdeutschland. Die meisten Muslim*innen in Ostdeutschland sind nach Deutschland Geflüchtete.QuelleBundesamt für Migration und Flüchtlinge (2021):"Muslimisches Leben in Deutschland (2020). Fact Sheet zur regionalen Verteilung muslimischer Religionsangehöriger mit Migrationshintergrund aus einem muslimisch geprägten Herkunftsland nach Bundesland", LINK

In Umfragen schätzen viele Menschen die Zahl und den Bevölkerungsanteil der Muslim*innen an ihren Gesellschaften oft weitaus höher ein, als er tatsächlich ist. In Deutschland und Frankreich wird der Anteil der Muslim*innen an der Gesamtbevölkerung des eigenen Landes im Durchschnitt vier Mal höher eingeschätzt, als er in Wirklichkeit ist. In Polen und Ungarn wird der tatsächliche Anteil sogar um ein 70-faches überschätzt.Quelle Ipsos (2016): Perils of Perception. A 40-country-study, S.6, LINK

Wie aussagekräftig sind die Zahlen des BAMF?

Die Berechnung des BAMF stützt sich auf Ergebnisse der Untersuchung "Muslimisches Leben in Deutschland"(MLD-Studie) von 2020, sowie auf den Mikrozensus von 2019:

  • In der MLD-Studie wurden rund 5.000 Menschen mit Migrationshintergrund aus muslimisch geprägten HerkunftsländernAfghanistan, Bangladesch, Iran, Pakistan, Irak, Jordanien, Libanon, Syrien, Jemen, Saudi-Arabien, VAE, Marokko, Ägypten, Libyen, Algerien, Tunesien, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien, Türkei, sowie ca. 11.000 Haushaltsangehörige indirekt nach ihrer Religionszugehörigkeit befragt.
  • Dann wurde der Anteil derer, die sich als Muslim*innen bezeichnen, auf alle eingewanderten Menschen aus dem jeweiligen Land hochgerechnet. Grundlage dafür sind die Daten des Mikrozensus 2019.
  • Für die Daten einiger LänderBangladesch, Jemen, Saudi-Arabien, VAE wurde auf das Ausländerzentralregister zurückgegriffen, welche daher Ungenauigkeiten aufweisen könnten. Die Studienautor*innen gehen aber nur von einer "minimalen Verzerrung" aus, da es sich um kleine Zahlen handele. 
  • Muslim*innen ohne Migrationshintergrund (z.B. Konvertit*innen) oder mit anderem Migrationshintergrund kommen in der Rechnung nicht vor.

Die Wissenschaftler*innen haben die Methode der Selbstbefragung gewählt, weil sie davon ausgehen, dass nicht alle Einwander*innen und ihre Nachkommen aus einem muslimisch geprägten Land auch tatsächlich selbst Muslim*innen sind. Beispielsweise bezeichnet sich nur die Hälfte der Menschen mit iranischem Migrationshintergrund als muslimisch. Über die Schwächen der statistischen Erfassung hat die Islamwissenschaftlerin Riem Spielhaus 2013 eine Expertise für den MEDIENDIENST verfasst.QuelleBundesamt für Migration und Flüchtlinge (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland", LINK; MEDIENDIENST Integration (2013): "Wer ist Muslim und wenn ja wie viele?", LINK

Steigt die Zahl der Muslim*innen in Deutschland?

In einer Studie aus dem Jahr 2017 hat das Pew Research Center errechnet, dass sich die Zahl der Muslim*innen in Deutschland bis zum Jahr 2050 auf 6 bis 8,5 Millionen erhöhen könnte. Gründe dafür seien eine weitere Einwanderung und eine – im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen – etwas höhere Geburtenrate. Der Anteil der Muslim*innen an der deutschen Bevölkerung würde dann 8,7 bis 10,8 Prozent betragen. Expert*innen aus Deutschland halten diese Prognosen für realistisch. Das Pew Research Center geht auch davon aus, dass die Zahl der Muslim*innen in Europa in den kommenden Jahren zunehmen wird.QuellePew Research Center (2017): "urope's Growing Muslim Population", LINK; MEDIENDIENST Integration (2017): "Beim Wort 'Muslime' geht das Kopfkino an", LINK 

Konfessionen in Deutschland

Über 55 Prozent der Bevölkerung in Deutschland gehören einer christlichen Kirche an (rund 45,7 Millionen Menschen). Circa 45 Prozent der Deutschen gehört anderen Konfessionen an oder ist konfessionslos. Bei einem Vergleich (siehe Grafik) muss jedoch beachtet werden, dass die Zahl der Mitglieder von Kirchen und Gemeinden mit der geschätzten Gesamtzahl von Muslim*innen in Deutschland ins Verhältnis gesetzt wird.QuelleBundesamt für Migration und Flüchtlinge (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland", S. 37, LINK; 

 

Wie viele Muslime leben in Europa?

Stand: Aug. 2023

In EuropaNach Pew: Europäische Union mit Schweiz und Norwegen leben laut Pew Research Center rund 25,77 Millionen Muslim*innen. Damit machen Menschen muslimischen Glaubens rund 4,9 Prozent der Gesamtbevölkerung aus.QuellePew Research Center (2017): "Europe's Growing Muslim Population", S.5, LINK

Im europäischen Vergleich steht Deutschland in absoluten Zahlen an zweiter Stelle. Hier leben 5,3 bis 5,6 Millionen Muslim*innen (laut BAMF 2021) beziehungsweise 4,95 Millionen (laut Pew Research Center 2017). Nur in Frankreich leben laut Pew Research Center mit rund 5,7 Millionen mehr Muslim*innen als in Deutschland.QuelleBAMF (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland", S. 9, LINK; Pew Research Center (2017): "5 Facts about the Muslim population in Europe", LINK

Was den prozentualen Anteil von Muslim*innen an der Bevölkerung betrifft, liegt Deutschland im europäischen Mittelfeld. Musliminnen und Muslime haben hier einen Bevölkerungsanteil von 6,3 bis 6,7 Prozent laut BAMF 2021 beziehungsweise 6,1 Prozent laut Pew Research Center 2017. Andere west- und nordeuropäische Einwanderungsländer wie Frankreich, Schweden, Belgien, die Niederlande und Österreich weisen einen höheren Anteil von Muslim*innen an der Gesamtbevölkerung auf als Deutschland.Quelle Pew Research Center (2017): "5 Facts about the Muslim population in Europe", LINK

Den größten Anteil von Muslim*innen an der Bevölkerung weisen traditionell muslimisch geprägte europäische Länder auf:

  • Kosovo (über 90 Prozent laut Pew)
  • Albanien (über 80 Prozent laut Pew, rund 59 Prozent laut Zensus 2011)
  • Bosnien und Herzegowina (rund 51 Prozent laut Zensus 2013, 45 Prozent laut Pew)Quelle Pew: "The Future of World Religions. Kosovo. Albania. Bosnia and Herzegowina"; IMIS und BpB (2013): "Länderreport Albanien", LINK; Agency for Statistics of Bosnia and Herzegovina (2016): "Census of Population, Households and Dwellings in Bosnia and Herzegovina 2013. Final Results", S. 68, LINK

Gefolgt werden sie von Ländern, die aus historischen Gründen große muslimische Minderheiten aufweisen:

  • Mazedonien (39,3 Prozent laut Pew)
  • Zypern (rund 25 Prozent laut Pew für die gesamte Insel)
  • Montenegro (18,7 Prozent laut Pew)
  • Bulgarien (10 Prozent laut Zensus 2011 bis 14 Prozent laut Pew)Quelle Pew: "The Future of World Religions. Republic of Macedonia. Montenegro. Cyprus. Bulgaria". Pew Research Center (2017): "5 Facts about the Muslim population in Europe", LINK

 

Welchen Migrationshintergrund haben Muslime in Deutschland?

Stand: Aug. 2023

Eine Schätzung des Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zeigt, dass die Zusammensetzung der Muslime mit MigrationshintergrundDie Schätzung des BAMF beruht auf der Studie "Muslimisches Leben", für die rund 5.000 Menschen mit Migrationshintergrund aus muslimisch geprägten Herkunftsländern, sowie ca. 11.000 Haushaltsangehörige indirekt nach ihrer Religionszugehörigkeit befragt wurden. Muslim*innen ohne Migrationshintergrund (z.B. Konvertit*innen) oder mit anderem Migrationshintergrund kommen in der Rechnung nicht vor. Weitere Informationen zu den Zahlen des BAMF gibt es hier. in Deutschland vielfältiger geworden ist:

  • Demnach hatten Ende 2019 rund 2,5 Millionen und damit weniger als die Hälfte (45,1 Prozent) der Muslim*innen in Deutschland ihre Wurzeln in der Türkei (Zum Vergleich: 2011 lag ihr Anteil noch bei 67,5 Prozent, 2015 bei 50,6 Prozent).
  • Muslim*innen aus dem Nahen Osten stellen mit knapp 1.050.000 Personen mittlerweile die zweitgrößte Herkunftsgruppe (19,2 Prozent).
  • An dritter Stelle folgen rund 1.046.000 Muslim*innen aus südosteuropäischen Herkunftsländern (19,2 Prozent).QuelleBAMF (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland" S. 42, LINK

 

 

Wie viele Sunniten, Schiiten, Aleviten gibt es in Deutschland?

Stand: Mar. 2024

Für die repräsentative Untersuchung "Muslimisches Leben in Deutschland" (2021) wurden Muslim*innen auch danach gefragt, welcher islamischen Glaubensrichtung sie sich zurechnen. Demnach bezeichnen sich fast drei Viertel als sunnitischeÜber 85 Prozent aller Muslim*innen weltweit sind Sunniten. Sie sind somit die größte Glaubensgemeinschaft im Islam. Sunniten erkennen die ersten vier Nachfolger Mohammeds als "rechtgeleitete Kalifen" an. Diese waren Gefährten des Propheten, aber nicht alle mit ihm verwandt. Muslim*innen. Rund 10 Prozent der Muslim*innen in Deutschland rechnen sich den AlevitenAleviten sind eine eigenständige Religionsgemeinschaft, die ihren Glauben als Yol (mystischer Weg) bezeichnet. Das Alevitentum hat sich aus vorislamischen, schiitischen und mystischen Elementen in Anatolien entwickelt, so dass unterschiedliche Verständnisse darüber exisiteren. zu, rund 4 Prozent den SchiitenMit einem geschätzen Anteil von 10 bis 15 Prozent stellen Schiiten weltweit die zweitgrößte Gruppierung der Muslim*innen dar. Ihre Entstehung geht auf den Nachfolestreit nach dem Tod des Propheten Mohammed zurück. Schiiten bestanden auf einen direkten Nachkommen des Propheten und folgen deshalb nur dem vierten der Kalifen, Ali ibn Abi Talib..QuelleBAMF (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland", S. 58, LINK

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppierungen sind mal mehr, mal weniger deutlich. Gruppen können sich beispielsweise überschneiden. So kann man einer SufiSufismus ist ein Sammelbegriff für in Orden organisierte spirituelle Strömungen im Islam. Ihre Mitglieder, die Sufis, praktizieren regelmäßige Gebetsmeditationen. Der Sufismus entstand im mittelalterlichen Persien als Gegenbewegung zu einer immer stärkeren Ausrichtung des Islam am Gesetz.gemeinschaft angehören, die zugleich sunnitisch oder schiitisch ist.

Wie viele muslimische Frauen tragen ein Kopftuch?

Stand: Aug. 2023

Das Kopftuch ist in öffentlichen Debatten in Deutschland zu einem Symbol für den Islam geworden. Dabei trägt es nur eine Minderheit aller muslimischen Frauen in Deutschland, wie Studien zeigen:

  • 30 Prozent der muslimischen Frauen in Deutschland tragen ein Kopftuch, eine überwiegende Mehrheit von 70 Prozent trägt kein Kopftuch. Zu diesem Ergebnis kam die Untersuchung "Muslimisches Leben in Deutschland", die 2021 veröffentlicht wurde.QuelleBAMF (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland, Studie im Auftrag der Deutschen Islam Konferenz", S. 117, LINK
  • Unter den befragten Musliminnen über 16 Jahren gaben in einer vertiefenden Umfrage 62 Prozent an, nie ein Kopftuch zu tragen. 34 Prozent gaben an, immer ein Kopftuch zu tragen. Vier Prozent antworteten, sie trügen es "manchmal" oder "meistens".QuelleBAMF (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland, Studie im Auftrag der Deutschen Islam Konferenz", S. 119, LINK
  • Bei türkeistämmigen muslimischen Frauen tragen laut einer repräsentative Befragung der Universität Münster 2016 rund 31 Prozent ein Kopftuch.QuellePollack; Müller; Rosta; Dieser, Anna (2016): "Integration und Religion aus der Sicht von Türkeistämmigen in Deutschland", S. 16, LINK




Wovon hängt ab, ob sich Frauen für ein Kopftuch entscheiden?

  • Persönlicher Glaube: Wichtigster Faktor, sich für das Kopftuch zu entscheiden, ist laut der Studie "Muslimisches Leben in Deutschland" von 2021 der persönliche Glaube. 88,6 Prozent der Frauen, die ein Kopftuch tragen, betrachteten dies als ihre religiöse Pflicht. Erwartungen von anderen wurden nur selten als Motiv genannt (4,4 bis 4,6 Prozent). Mehrfachnennungen waren möglich. Von den stark gläubigen Musliminnen tragen rund 61 Prozent immer ein Kopftuch, rund 6 Prozent meistens oder manchmal. Rund ein Drittel der stark Gläubigen trägt nie ein Kopftuch in der Öffentlichkeit.QuelleBAMF (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland", S. 120f., LINK
  • Alter und Migrationsgeschichte: Ältere Frauen tragen häufiger ein Kopftuch als jüngere Frauen und im Ausland geborene muslimische Frauen häufiger als muslimische Frauen, die in Deutschland geboren sind.QuelleBAMF (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland", S. 117f. und 119, LINK; Pollack; Müller; Rosta; Dieser (2016): "Integration und Religion aus der Sicht von Türkeistämmigen in Deutschland", S. 16, LINK
  • Herkunftsland: Muslimische Frauen, die selbst oder deren Eltern aus Nordafrika, dem Nahen und Mittleren Osten sowie der Türkei stammen, tragen häufiger ein Kopftuch als Frauen, die familiäre Bezüge nach Südosteuropa haben.QuelleBAMF (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland", S. 118 und 120, LINK
  • Konfession: Rund jede dritte sunnitischeÜber 85 Prozent aller Muslim*innen weltweit sind Sunniten. Sie folgen der Sunna, dem Weg des Propheten. Im Gegensatz zu Schiiten verehren Sunniten die ersten vier Nachfolger Mohammeds als "rechtsgeleitete Kalifen". Diese waren Gefährten Mohammeds, aber nicht alle mit ihm verwandt. und schiitische Frau trägt ein Kopftuch. Bei der Minderheit der Ahmadiyya sind es über die Hälfte (58,9 Prozent). Im Alevitentum ist es eher unüblich ein Kopftuch zu tragen, lediglich rund fünf Prozent der befragten Alevitinnen gaben an, ein Kopftuch zu tragen.QuelleBAMF (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland", S. 119, LINK

Die Studie zeigt auch, warum sich Frauen gegen ein Kopftuch entscheiden: 77 Prozent der befragten Frauen gaben an, dass sie das Kopftuch nicht als relevant für das Ausüben ihres Glaubens erachten. Als weitere Gründe haben Frauen, die manchmal oder nie ein Kopftuch tragen, die Angst vor Benachteiligung in der Schule, der Ausbildung oder am Arbeitsplatz genannt (35 Prozent). Befürchtungen vor Belästigung und Beschimpfungen wurden von 13 Prozent der Frauen als Grund gegen ein Kopftuch angegeben.QuelleBAMF (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland", S. 122, LINK

Neben dem Kopftuch oder Hijab gibt es andere Schleier und Gewänder im Islam: Die Burka ist ein weites Gewand, das Gesicht und Körper vollständig bedeckt. Zum Sehen gibt es ein feinmaschiges Gitter. Sie ist vor allem in Afghanistan und Pakistan verbreitet. Der arabische Niqab ist ein Gesichtsschleier, der mit einem langen Gewand und einem Kopftuch kombiniert wird. Er lässt einen kleinen Seeschlitz frei. Burkas und Niqabs werden häufig in Diskussionen um Verschleierungsverbote in Deutschland genannt. Der Tschador ist ein schwarzer bodenlanger Umhang, der vor allem im Iran getragen wird. Er umhüllt Kopf und Körper, das Gesicht ist frei. Der Chimar ist ein Schleier bis zur Taille, der in verschiedenen Farben getragen wird.QuelleNdM-Glossar (2020): "Musliminnen und Muslime", LINK; NDR Kultur (2017): "Die unterschiedlichen Arten der Verschleierung", LINK

Wo gilt ein Kopftuchverbot?

Stand: Jul. 2024

Im Staatsdienst:

Schulen

Das Bundesverfassungsgericht hat 2015 ein generelles Kopftuchverbot für Lehrerinnen an öffentlichen Schulen für unzulässig erklärt, weil es dem Grundrecht auf Glaubensfreiheit widerspreche. Alle Bundesländer bis auf Berlin lassen das Kopftuch für Lehrerinnen seither grundsätzlich zu. Nur bei einer konkreten Gefährdung des Schulfriedens seien Einschränkungen erlaubt, urteilten die Richter*innen in Karlsruhe.QuelleBundesverfassungsgericht (2015): "Beschluss des Ersten Senats vom 27. Januar 2015", LINK

In mehreren Bundesländern unterrichten heute vereinzelt Lehrerinnen, die ein Kopftuch tragen.Quelle Wissenschaftliche Dienste Bundestag (2017): "Zur Situation kopftuchtragender Lehrerinnen in ausgewählten Bundesländern. Dokumentation", LINK

In Hamburg, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern gab es nie ein Kopftuch-Verbot für Lehrerinnen und andere Beamtinnen. Andere Bundesländer haben seit 2015 ihre bis dahin geltenden Verbote für Lehrerinnen und andere Staatsbeamtinnen geändert oder legen bestehende Gesetze nun verfassungskonform aus.

Nur das Bundesland Berlin hält an seinem strikten Kopftuch-Verbot fest. Dem 2005 erlassenen "Neutralitätsgesetz" zufolge dürfen Lehrkräfte keine "sichtbaren religiösen und weltanschaulichen Symbole" wie das Kopftuch tragen. Dieses Verbot gilt auch für Beamtinnen und Beamte in der Rechtspflege, dem Justizvollzug und der Polizei. Es gilt aber nicht für den Religions- und Ethikunterricht sowie für private Schulen und Berufsschulen. Im August 2020 wurde dieses Verbot vom Bundesarbeitsgericht als "unverhältnismäßiger Grundrechtseingriff" bezeichnet, der Entschädigungsanspruch der kopftuchtragenden Lehrerin wurde bestätigt. In Zukunft müsse der Schulfrieden konkret gefährdet sein, um ein Kopftuchverbot an Schulen durchsetzen zu können. Ein pauschales Verbot sei nicht rechtens.

Eine Beschwerde des Lands Berlin gegen die Entscheidung vor dem Bundesverfassungsgericht wurde im Januar 2023 nicht angenommen. Die Justizsenatorin kündigte an, das Gesetz zu ändern. Wie aus einer Anfrage der LINKEN an den Senat hervorgeht, hat das Land Berlin bisher Entschädigungen in Höhe von 22.170 Euro aufgrund des "Neutralitätsgesetzes" an abgelehnte Bewerberinnen gezahlt (Stand März 2023). Aus einem Rundschreiben der Bildungsverwaltung des Senats Ende März geht hervor, dass diese "von ihrer bisherigen wortgetreuen Anwenung des Neutralitätsgesetzes abrücken (wird)". Lehrerinnen wird somit das Tragen eines Kopftuchs nicht mehr pauschal verboten werden.QuelleGesetz zu Artikel 29 der Verfassung von Berlin vom 27. Januar 2005, LINK; Bundesarbeitsgerichts (2020): "Pressemitteilung Nr. 28/2020 vom 27. August 2020", LINK; Berliner Senat (2023): "Antwort auf eine Schriftliche Anfrage von Elif Eralp, MdA für die Fraktion DIE LINKE. Drucksache 19/14937, 15.3.2023, LINK; Anfrage an die Senatsverwaltung für Bildung des MEDIENDIENST Integration vom 3.4.2023;

Pläne, auch Kindern an öffentlichen Schulen das Tragen eines Kopftuchs zu verbieten, hat die nordrhein-westfälische Landesregierung 2018 ins Spiel gebracht, aber dann ad acta gelegt. Wie viele Mädchen in Nordrhein-Westfalen ein Kopftuch tragen, ist ihr nicht bekannt.QuelleAntwort der Nordrhein-westfälischen Landesregierung (2018): "Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion. Drucksache 17 / 2669, 23.5.2018", LINK

Gerichte

Im Februar 2020 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass ein Kopftuchverbot für Rechtsreferendarinnen im Gerichtssaal rechtmäßig ist. Geklagt hatte eine muslimische Rechtsreferendarin, weil sie wegen ihres Kopftuches unter anderem nicht mit auf der Richterbank sitzen durfte. In den meisten Bundesländern dürfen Richterinnen, Staatsanwältinnen, Referendarinnen oder Schöffinnen bei ihren Amtshandlungen im Gerichtssaal kein Kopftuch tragen. Eine Schöffin hat dagegen vor dem Bundesverfassungsgericht Verfassungsbeschwerde eingelegt.QuelleBundesverfassungsgericht (2020): "Pressemitteilung Nr. 13/2020 vom 27. Feburar 2020", LINK; OLG Hamm (2024): Beschluss vom 11.4.2024, 5 Ws 64/24, LINK; Gesellschaft für Freiheitsrechte (2024): "Neutralität statt Vielfalt?", LINK

In der Privatwirtschaft:

Private Arbeitgeber, die ihren Angestellten verbieten, am Arbeitsplatz ein Kopftuch zu tragen, verstoßen gegen das Allgemeine Antidiskriminierungsgesetz. Gleiches gilt, wenn sie Bewerberinnen einen Ausbildungsplatz oder eine Stelle verwehren, weil sie ein Kopftuch tragen. Ein Kopftuch-Verbot am Arbeitsplatz aus sachlichen Gründen – etwa, wenn die Arbeit mit Maschinen durch das Tragen eines Kopftuchs zu gefährlich ist – ist aber zulässig.

Arbeitgeber*innen dürfen außerdem das Kopftuch am Arbeitsplatz verbieten, wenn sie zugleich das sichtbare Tragen jedes anderen politischen, philosophischen oder religiösen Zeichens verbieten. Der Wunsch des Arbeitgebenden, Neutralität am Arbeitsplatz zu wahren und entsprechend von ihren Beschäftigten ein neutrales Auftreten einzufordern, kann das Verbot rechtfertigen. Das gilt aber nur für Tätigkeiten, die im weiteren Sinne für das Unternehmen repräsentativ sind. Das wurde in einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes von 2017 klargestellt und in erneuten Urteilen 2021 und 2022 bestätigt. Arbeitgeber*innen müssen die Entscheidung individuell gut begründen – ein pauschales Kopftuchverbot ist nicht möglich.QuelleEuropäischer Gerichtshof (2017): "Urteil vom 14. März 2017", LINK; Europäischer Gerichtshof (2021): "Urteil vom 15. Juli 2021", LINK; Europäischer Gerichtshof (2022): "Urteil vom 13. Oktober 2022", LINK

In kirchlichen Einrichtungen:

Für kirchliche Einrichtungen gelten erhebliche Ausnahmen vom übrigen Arbeitsrecht. Sie dürfen ihren Mitarbeiterinnen deshalb ebenfalls das Tragen eines Kopftuchs untersagen. Das hat das Bundesarbeitsgericht in Erfurt 2014 entschieden.Quelle Bundesarbeitsgericht (2014): "Pressemitteilung Nr. 48/14 zum Urteil des 5. Senats vom 24.9.2014", LINK

Muslime in den Medien

Stand: Jul. 2024

Studien zeigen, dass die Berichterstattung über den Islam und Muslim*innen oft stereotyp und negativ ist. So zeichneten mehr als drei Viertel aller Berichte, die das Forschungsinstitut Media Tenor International 2016Medientenor International (2016): Das Medienbild zum Islam treibt die Angst. Link  in einer Langzeitstudie auswertete, ein negatives Bild von Muslim*innen und dem Islam. Ältere Studien kamen zu ähnlichen Ergebnissen.Hafez, Kai (2002): Die politische Dimension der Auslandsberichterstattung, 2 Bde., Baden-Baden; Hafez, Kai/Carola Richter (2007): "Das Islambild von ARD und ZDF", in: Aus Politik und Zeitgeschichte 26-27(2007), S. 40-46

Diese Ergebnisse heißen aber nicht, dass Medien pauschal islamfeindlich und vor allem nicht explizit negativ berichteten, so Tim Karis vom Centrum für Religionswissenschaften (CERES). Das Problem sei eher eine unterschwellige, wiederkehrende Themensetzung oder das Rückgreifen auf stereotype Islam-Bilder.QuelleKaris, Tim (2019). Muslime in den Medien, S. 110. In: Handbuch Islam und Muslime. Mediendienst Integration: Berlin.

Weitere Studien haben ergeben:

  • Insbesondere nach den Anschlägen vom 11. Septembers 2001 wurde der Islam in der Berichterstattung oft in Zusammenhang mit Terrorismus gebracht und als "Bedrohung"Koller, C. & Schatz, R. (2015): Openness for Dialogue Reached a New Low. Media Tenor. Annual Dialogue Report 2015, S.7. Link für die westliche Welt dargestellt.
  • Seit der sogenannten Flüchtlingskrise 2015 werden Geflüchtete und der Islam in deutschen Medien häufig thematisch miteinander verknüpft. Darüber hinaus werden muslimische Geflüchtete oft als kulturell "Andere" präsentiert, die einer "europäischen christlichen Kultur" gegenüberstünden. Das ist das Ergebnis einer Studie aus dem Jahr 2018Müller, T. (2018): Constructing cultural borders: depictions of Muslim refugees in British and German media. Zeitschrift für Vergleichende Politikwissenschaft, Volume 12, S. 263-277, die vergleicht, wie die "Flüchtlingskrise" in der deutschen und britischen Presse dargestellt wurde. 
  • Insbesondere männliche muslimische Migranten werden oft als eine unterschätzte Bedrohung für die deutsche Gesellschaft dargestellt, so das Ergebnis einer UntersuchungWigger, I., 2019: Anti-Muslim Racism and the Racialisation of Sexual Violence: 'Intersectional Stereotyping' in Mass Media Representations of Male Muslim Migrants in Germany. In: Culture and Religion 20 (3), S. 264-266 aus dem Jahr 2019. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch eine Studie 2016Abadi et al., 2016: Leitkultur and discourse hegemonies: German mainstream media coverage on the integration debate between 2009 and 2014,S. 565-566: Muslim*innen werden in deutschen Zeitungen meist als problematische, andersartige, bedrohliche und homogene Gruppe dargestellt.
  • Auch über muslimische Frauen gibt es gängige Stereotype: verschiedene Analysenzur Übersicht: Lüneborg, M. (2011): Migrantinnen in den Medien, S. 19-21 zeigen, dass Musliminnen in den Medien als rückschrittlich oder kulturell fremd dargestellt werden.

Neben der inhaltlichen Berichterstattung spielt auch die Bildauswahl eine zentrale Rolle in der Darstellung des Islam und von Muslim*innen in den Medien:

  • Wiederkehrende "Symbolbilder" in Artikeln über islamische Themen und Muslim*innen seien vollverschleierte Frauen, bewaffnete Islamist*innen oder anonyme Menschenmassen in Mekka, schreiben die Medienwissenschaftler*innen Sabrina Schmidt und Kai HafezHafez, K., Schmidt, S. (2020): Rassismus und Repräsentation: das Islambild deutscher Medien im Nachrichtenjournalismus und im Film. Link. Insbesondere das Kopftuch werde zu veranschaulichenden Zwecken eingesetzt. Anstatt die Vielfältigkeit muslimischen Lebens abzubilden, wirke diese Bildsprache anonymisierend, homogenisierend und entmenschlichend. 

Verschiedene Online-Plattformen, der MEDIENDIENST INTEGRATION sowie Wissenschaftler*innen geben Anregungen für Medienschaffende, wie eine ausgewogene Berichterstattung über den Islam und Muslim*innen aussehen könnte:

  • Der Fotojournalist Julius Matuschik hat den Blog "Moin und Salam" ins Leben gerufen, um die Vielfalt muslimischen Lebens in Deutschland zu zeigen, als Gegenentwurf zu einer einseitigen BildberichterstattungDeutschlandfunk Kultur (2021): Das andere Bild vom Islam. Link.
  • Für eine ausgewogenere Berichterstattung über den Islam und Muslim*innen bedarf es der Perspektive von Muslim*innen und Gemeinden. Der MEDIENDIENST hat zwei Info-Papiere zur muslimischen Zivilgesellschaft und zu islamischen Verbänden in Deutschland mit Hintergrundinformationen und Ansprechpartner*innen zusammengestellt.
  • Weitere Hinweise finden sich in unserem Handbuch "Muslime in den Medien"Karis, Tim (2019). Muslime in den Medien, S. 110. In: Handbuch Islam und Muslime. Mediendienst Integration: Berlin. Link.

Staatsverträge zwischen Bundesländern und muslimischen Gemeinden

Stand: Jan. 2023

Was sind Staatsverträge?

In Deutschland haben die meisten islamischen Gemeinden nicht den rechtlichen Status als Körperschaft des öffentlichen Rechts (KdöR) und sind nicht so oft in großen DachverbändenIm Gegenteil zur katholischen oder evangelischen Kirche in Deutschland etwa. organisiert. Bundesweit gibt es verschiedene Kooperationsmodelle zwischen Ländern und Gemeinden oder Verbänden, in denen Bereiche wie etwa Bestattung, Seelsorge, der Umgang mit Feiertagen oder auch staatliche Unterstützung geregelt werden. In Hamburg wurde 2012 der erste Staatsvertrag zwischen einem Bundesland und den muslimischen Gemeinden ausgehandelt.QuelleAIWG (2021): Das Verhältnis zwischen Staat und islamischen Religionsgemeinschaften. Der Hamburger Staatsvertrag aus Praxisperspektive, S.6-10

Wo gibt es Staatsverträge?

  • Hamburg hat 2012 als erstes Land mit den Verbänden DITIB, SCHURA Hamburg und VIKZ einen Vertrag ausgehandelt, der acht inhaltliche Punkte umfasst, die das Gemeindeleben betreffen.
  • Bremen hat 2013 ebenfalls mit diesen Verbänden einen Staatsvertrag abgeschlossen mit teils inhaltlichen Überschneidungen.
  • In Niedersachsen wurde 2013 ebenfalls mit einem ähnlichen Vorhaben begonnen. Hier waren die Vertragspartner auf religiöser Seite SCHURA Niedersachsen und DITIB. Die Verhandlungen wurden jedoch 2017 ausgesetzt und liegen seitdem auf Eis.
  • Ähnliche Entwicklungen gab es in Rheinland-Pfalz. Hier wurde 2016 mit Verhandlungen zwischen Land, DITIB, SCHURA Rheinland-Pfalz, VIKZ und Ahmadiyya begonnen. Diese wurden im Sommer 2016 (nach dem Putschversuch in der Türkei) ausgesetzt. 2020 wurden dann zwischen den Verhandlungspartnern Zielvereinbarungen beschlossen, darunter eine Satzungsänderung bei DITIB. Erst nach einer Evaluation, die aktuell läuft, sollen die Verhandlungen fortgeführt werden.QuelleAIWG (2021): Das Verhältnis zwischen Staat und Religionsgemeinschaften

Was steht im Hamburger Vertrag?

Der Vertrag aus Hamburg beinhaltet 13 Artikel. Geregelt werden Themen wie Feiertage, finanzielle Unterstützung beim Betrieb kultureller Einrichtungen, islamische Theologie, Religionsunterricht, Seelsorge, Rundfunk, Gemeindebauten sowie Bestattung:

Auch wenn durch den Vertrag bereits einiges erreicht wurde, gibt es auf beiden Seiten Kritikpunkte. So gab es von staatlicher Seite immer wieder Kritik am Vertragspartner SCHURA Hamburg, der auch das IZH angehörte. Das IZH ist dem Verfassungsschutz als Ableger des iranischen Regimes in Europa bekannt und sorgte wegen Aufrufen zur antisemitischen Al-Quds-Demo für Skandale. Seit November 2022 ist das IZH jedoch nicht mehr Mitglied bei SCHURA Hamburg.QuelleNDR (2022):Katharina Fegebank distanziert sich vom Islamischen Zentrum Hamburg

Die Gemeindeseite sieht gerade bei den Artikeln 7-10 Handlungsbedarf:

  • So wurden zwar Schritte getan, um möglichst umfassend Seelsorge im öffentlichen Bereich zu gewährleisten, jedoch fehlt es hier an Professionalisierung und Finanzierung.
  • Die Einbindung der Gemeinden in das öffentliche Rundfunkwesen ist bis jetzt noch gar nicht vonstatten gekommen. Von den 58 Sitzen im Rundfunkrat des NDR ist keiner von einem Vertreter der muslimischen Vertragspartner besetzt.
  • Auch beim Bau neuer Moscheen gab es im letzten Jahrzehnt keine Verbesserungen: Nach einer Untersuchung von 2013, in der bereits Platzmangel und fehlende Kooperation von staatlicher Seite kritisiert wurden, bestätigt der Ko-Autor der Studie Joachim Reinig, dass sich seitdem nichts grundlegend gebessert habe und auch ein städtischer Ansprechpartner für die Gemeinden fehle.
  • Im Bestattungswesen ist durch den Vertrag zwar die Praxis institutionalisiert worden, Verstorbene nach islamischem Ritus bestatten zu können. Aber die Gemeinden können immer noch keine eigenen Friedhöfe betreiben, weil dafür der Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts nötig wäre.

Ausführliche Informationen zum Hamburger Staatsvertrag finden Sie auch in unserem Artikel: HIER

Antimuslimischer Rassismus

Stand: Mar. 2025

Was ist antimuslimischer Rassismus?

"Antimuslimischer Rassismus" steht für die pauschale Abwertung und Diskriminierung von Muslim*innen und Menschen, die als Muslim*innen wahrgenommen werden. 

Verwandte Begriffe sind "Muslimfeindlichkeit, "Islamfeindlichkeit" oder "Islamophobie". Erklärungen und die Abgrenzung vom Begriff "Islamkritik" bietet ein Informationspapier des MEDIENDIENST.QuelleMEDIENDIENST INTEGRATION (2021): "Antimuslimischer Rassismus in Deutschland. Zahlen und Fakten", LINK; MEDIENDIENST INTEGRATION (2016): "Was unterscheidet 'Islamfeindlichkeit' von 'Islamophobie'?", LINK

Der Unabhängige Expertenkreis Muslimfeindlichkeit hat 2023 in einem umfassenden Bericht antimuslimische Einstellungen in Deutschland und Diskriminierung in Bereichen wie Politik, Bildung, Kultur und Alltag analysiert. Nach dem rassistischen Anschlag von Hanau 2020 hatte der damalige Innenminister Horst Seehofer das Gremium eingesetzt, dem neun Wissenschaftler*innen und Expert*innen angehörten. Anfang 2024 zog das Bundesinnenministerium die Veröffentlichung des Expertenkreises zurück, nachdem Publizist*innen gegen ihre Nennung in dem Bericht geklagt hatten. Der Bericht wurde im Juli 2024 mit leicht veränderten Passagen erneut veröffentlicht.QuelleUnabhängiger Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (2024): "Muslimfeindlichkeit. Eine deutsche Bilanz" LINK

Antimuslimische Straftaten

2024 zählte die Polizei 1.554 islamfeindliche Straftaten. Dazu gehören Körperverletzungen, Beleidigung, Sachbeschädigung und Volksverhetzung. Die Zahlen sind vorläufig, es können Nachmeldungen folgen.QuelleDeutscher Bundestag (2025): "Drucksache 20/14989", S. 3 und Anlage 2, LINK, eigene Berechnungen

2023 zählte die Polizei 1.464 islamfeindliche Straftaten. Die Zahl war im Vergleich zum Vorjahr stark angestiegen und hat sich mehr als verdoppelt (2022: 610 Straftaten, +140 Prozent). Rund 83 Prozent der Straftaten (1.211) waren politisch rechts motiviert. Stark zugenommen hatten islamfeindliche Straftaten, die durch eine ausländische Ideologie motiviert waren (2023: 72, +620 Prozent).QuelleBundesinnenministerium (2024): "Bundesweite Fallzahlen 2023 Politisch motivierte Kriminalität", S. 11, LINK.

Welche Statistiken gibt es neben den polizeilich erfassten Fällen?

Nicht alle antimuslimischen Vorfälle werden angezeigt oder von der Polizei als muslimfeindlich erkannt. Die Europäische Grundrechteagentur (FRA) stellte in einer Umfrage zwischen 2021 und 2022 fest, dass nur 12 Prozent der Betroffenen muslimfeindliche Vorfälle und Straftaten melden. Eine nicht-repräsentative Studie des zivilgesellschaftlichen Bündnisses ClaimClaim - Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit ist ein Bündnis aus 50 muslimischen und nicht-muslimischen zivilgesellschaftlichen Initiativen. LINK zeigt: In Deutschland meldet die Mehrheit der Betroffenen Übergriffe nicht und nimmt keine Beratungsangebote in Anspruch (57 Prozent).QuelleEuropean Union Agency for Fundamental Rights (2024): "Being Muslim in the EU", S. 64, LINK; Perry, S. et al. (2023): "Erfahrungen und Umgangsstrategien von Betroffenen von antimuslimischem Rassismus", S. 17, 18, 24f, LINK

Claim führt daher jährlich eigene Zählungen durch. 2023 erfasste das Bündnis 1.926 strafbare und nicht strafbare VorfälleGezählt wurden Fälle von 17 Beratungs- und Meldestellen aus 13 Bundesländern, Fallmeldungen des Meldeportals "I-Report", Fallzahlen aus Antworten auf parlamentarische Anfragen und aus der Statistik zur politisch motivierten Kriminalität sowie Fälle aus Pressemeldungen der Polizei und Medienberichten.. Dazu zählen Beleidigungen, Körperverletzungen oder Bedrohungen. Besonders betroffen sind muslimische Frauen, auch Angriffe von Erwachsenen auf Kinder wurden registriert. Die Zahlen haben sich im Vergleich zu 2022 mehr als verdoppelt, wobei damals nur Daten aus sieben Bundesländern einflossen. Claim geht sowohl bei den selbst erfassten als auch bei den offiziellen Zahlen von einem großen Dunkelfeld aus.QuelleClaim - Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit et al. (2024): "Zivilgesellschaftliches Lagebild antimuslimischer Rassismus. Antimuslimische Vorfälle in Deutschland 2023", S. 25, LINK; (2023): "Zivilgesellschaftliches Lagebild antimuslimischer Rassismus. Antimuslimische Vorfälle in Deutschland 2022", S. 19, 22f; LINK

Antimuslimische Vorfälle und Straftaten nach dem 7. Oktober 2023

Es gibt unterschiedliche Zahlen zu antimuslimischen Vorfällen nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023:

  • Rund 10.400 politisch motivierte Straftaten erfasste das Bundeskriminalamt (BKA) seit dem 7. Oktober 2023 im Zusammenhang mit dem Nahost-Krieg. Darunter sind etwas über 270 antimuslimische StraftatenAngaben des Bundeskriminalamts auf Anfrage des Mediendienstes (Stand: 20.12.2024). Es handelt sich vor allem um Sachbeschädigungen und Volksverhetzungen.
  • Insgesamt hat die Zahl der antimuslimischen Straftaten 2023 deutlich zugenommen; schon vor dem Angriff der Hamas waren die registrierten Straftaten angestiegen. Der MEDIENDIENST hat zur Entwicklung mit Fachleuten gesprochen.
  • Das Netzwerk Claim im Oktober einen starken Anstieg von Meldungen und Beratungsanfragen. Zwischen 7.10. und 31.12.2024 zählte Claim 679 antimuslimische VorfälleClaim zählt strafbare und nicht strafbare Vorfälle von Beratungs- und Meldestellen aus fünf Bundesländern, Fallmeldungen des Meldeportals "I-Report" und Fälle aus Pressemeldungen der Polizei und Medienberichten. .
  • In einer Chronologie zeigt ZEIT Online eine Auswahl antimuslimischer Vorfälle und Straftaten in Deutschland seit dem Überfall der Hamas auf Israel.QuelleDeutscher Bundestag (2024): "Drucksache 20/11292", LINK; (2023): "Drucksache 20/9262", LINK, eigene Berechnungen; Claim (2024): "Zivilgesellschaftliches Lagebild antimuslimischer Rassismus, Fälle 2023", S. 27f, LINK; (2023): "Pressemitteilung - Gewaltvolle Übergriffe, Drohungen, Diskriminierungen: Zahl antimuslimischer Vorfälle bundesweit erneut gestiegen", LINK; "Claim warnt vor einer Zunahme von antimuslimischem Rassismus: Aktuell drei antimuslimische Vorfälle pro Tag in Deutschland", LINK; Bundeskriminalamt (2024) auf Anfrage des MEDIENDIENST; ZEIT Online (2024): "Was Muslimen in Deutschland passiert",

Angriffe auf Moscheen

Zu islamfeindlichen Straftaten gehören auch Angriffe auf Moscheen. 2024 erfassten die Behörden 54 Straftaten gegen Moscheen. Die Zahlen sind vorläufig, es können Nachmeldungen folgen.QuelleDeutscher Bundestag (2024): "Drucksache 20/14898", LINK, S. 3, 5, eigene Berechnung

2023 zählte das Bundesinnenministerium 70 Angriffe auf Moscheen, ein Anstieg um rund 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (62). Die meisten der Taten waren Sachbeschädigungen und Volksverhetzungen. 40 der Angriffe waren politisch rechts motiviert, 14 Taten durch eine ausländische Ideologie.QuelleBundesinnenministerium (2024): "Bundesweite Fallzahlen 2023 Politisch motivierte Kriminalität", S. 18, LINK.

Die Organisation FAIR InternationalFAIR steht für "Federation Against Injustice And Racism" und steht der Organisation der "Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş" (IGMG) nahe. dokumentiert Angriffe auf Moscheen auf der Webseite #brandeilig – und kommt dabei teils zu deutlich höheren Zahlen als das Bundesinnenministerium. 2022 hat die Organisation rund 70 Übergriffe erfasstFAIR auf Anfrage des MEDIENDIENST INTEGRATION, 26.06.2023 (2021: 63, 2020: 148). Der islamische Dachverband DITIB erfasste 2022 in einer eigenen Erhebung 35 Angriffe auf Moscheen (2021: 44, 2020: 111).QuelleTürkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB) (Hrsg., 2023): "Moscheeübergriffe - das Jahr 2022. Ein Bericht der DITIB-Antidiskriminierungsstelle", S. 8, LINK; #brandeilig: Chronik

Warum gibt es unterschiedliche Zahlen zu Moscheeangriffen?

Behörden, DITIB und #brandeilig verwenden unterschiedliche Definitionen von "Moscheen" und "Angriffen". Die Behörden haben eine enge Definition von "Moscheen" und zählen nur Straftaten. DITIB zählt auch Angriffe auf Gebetsräume in öffentlichen Einrichtungen (z.B. Flughäfen, Krankenhäuser und Universitäten) sowie Fälle, die nicht strafrechtlich relevant sind. #brandeilig zählt auch Angriffe gegen Einrichtungen, die von den Täter*innen als islamisch wahrgenommen werden, als Moscheeangriffe.QuelleUnabhängiger Expertenkreis Muslimfeindlichkeit: "Muslimfeindlichkeit – Eine deutsche Bilanz 2023", S. 69f., LINK

Antimuslimische Einstellungen

Mehrere repräsentative Untersuchungen zeigen: Vorurteile und negative Einstellungen gegenüber Muslim*innen und dem Islam sind in Deutschland weit verbreitet. 

  • Die repräsentative Leipziger Autoritarismus Studie 2024 zeigt: Fast die Hälfte (48,3 Prozent) der Befragten stimmt der Aussage zu, sich "durch die vielen Muslime [...] manchmal wie ein Fremder im eigenen Land" zu fühlen. Mehr als ein Drittel (34,9 Prozent) der Befragten findet, dass Muslim*innen die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden sollte.QuelleDecker, O.; Kiess, J.; Heller, A.; Brähler, E. (Hg.) (2024): "Vereint im Ressentiment - Autoritäre Dynamiken und rechtsextreme Einstellungen, Leipziger Autoritarismus Studie", S. 67, Link; Universität Leipzig auf Anfrage des MEDIENDIENSTES 2024.
  • Ist antimuslimischer Rassismus in Ostdeutschland verbreiteter als im Westen? Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen: Laut Leipziger Autoritarismus Studie 2024 finden in Ostdeutschland 43,2 Prozent, man sollte Muslim*innen die Zuwanderung nach Deutschland untersagen, gegenüber 32,8 Prozent in Westdeutschland. Im Vergleich zu 2022 haben antimuslimische Einstellungen in Westdeutschland stark zugenommen, im Osten leicht abgenommen. Demgegenüber konnte der  Religionsmonitor 2023 keine signifikanten Unterschiede bei der Muslimfeindlichkeit in Ost und West feststellen. Eine Rolle bei der Einstellung gegenüber Muslim*innen spielt das Alter: Junge Menschen sehen Musliminnen und den Islam weniger negativ als Ältere.Junge Menschen wachsen in einem (religiös) vielfältigen Umfeld auf und erleben interreligiöse Kontakte als Normalität, so die Studienautoren..QuelleDecker, O. et al. (2024): "Vereint im Ressentiment. Leipziger Autoritarismus Studie, S. 67, LINK; Bertelsmann Stiftung (2024): "Religionsmonitor 2023. Zwischen Pauschalisierung und Differenzierung", S. 30f, LINK;

  • Aus dem repräsentativen Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung 2023 geht hervor: Mehr als die Hälfte (58 Prozent) der nicht-muslimischen Bevölkerung denkt, dass Muslim*innen sich gegen die Freiheiten und Rechte der Menschen richten. 45 Prozent glauben, dass Muslim*innen zur Gewalt aufrufen. Der Aussage "Musliminnen und Muslime sind frauenfeindlich" stimmen sogar 65 Prozent zu. 74 Prozent sind der Meinung, dass Musliminnen und Muslime lieber unter sich bleiben. Seit zehn Jahren empfinden mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung in Umfragen den Islam als Bedrohung (2023: 52 Prozent).QuelleBertelsmann Stiftung (2024): "Religionsmonitor 2023. Zwischen Pauschalisierung und Differenzierung", S. 7, 25, LINK
  • 51 Prozent der nicht-muslimischen Bevölkerung lehnen laut Religionsmonitor 2023 eine*n muslimische*n Bürgermeister*in in ihrer Stadt ab. Weitere Studien kommen mit einer anderen Methodik zu einer etwas geringeren Ablehnung. 58 Prozent gaben beim Religionsmonitor an, dass sie nicht in eine Gegend ziehen wollen, in der viele Muslim*innen wohnen.QuelleBertelsmann Stiftung (2024): "Religionsmonitor 2023. Zwischen Pauschalisierung und Differenzierung", S. 35, LINK; GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (2022): „Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften ALLBUS 2021 - Variable Report“, S. 429, LINK [Download unter: Codebücher: ZA5280_cdb.pdf (Codebuch)]; Sozialwissenschaftliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (2018): "Islam und Muslim*innen in Deutschland: Die Sicht der Bevölkerung. Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage", S. 4, LINK
  • Wer Muslim*innen persönlich kennt, neigt eher dazu, eine positive Meinung über sie zu haben. Das geht aus einer 2018 veröffentlichten Umfrage des Pew Research Center aus den USA hervor. Die Kontakthypothese, wonach persönliche Kontakte gegen Vorurteile helfen, wird auch durch weitere Studien gestützt.QuellePew Research Center (2018): "In Western Europe, familiarity with Muslims is linked to positive views of Muslims and Islam", LINK;Bertelsmann Stiftung (2023): "Religionsmonitor Kompakt: Antisemitsmus, Rasssismus und gesellschaftlicher Zusammenhalt", S. 10, LINKSozialwissenschaftliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (2018): "Islam und Muslim*innen in Deutschland: Die Sicht der Bevölkerung. Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage", S. 11, LINK; Decker, O., Kiess, J., Heller, A., Brähler, E. (Hg.) (2022): "Autoritäre Dynamiken in unsicheren Zeiten. Neue Herausforderungen - alte Reaktionen?", Leipziger Autoritarismus Studie, S. 71, LINK; Öztürk, C. (2022): "Medialisierte Muslim*innenfeindlichkeit? Über das Zusammenspiel parasozialer und realer Intergruppenkontakte und ihrer Bedeutung für antimuslimische Einstellungsmuster", in: Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik 6, S. 491-524, LINK

Wie oft erleben Muslim*innen in Deutschland Rassismus?

Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass Muslim*innen oft Diskriminierung erleben:

Der repräsentative Nationale Diskriminierungs- und Rassismusmonitor des DeZIM-Instituts (2025) zeigt: 21 Prozent der muslimischen Frauen und 16 Prozent der muslimischen Männer haben in den letzten 12 Monaten mindestens einmal im Monat offene Diskriminierung erlebt. Dazu zählen etwa Beleidigungen oder Drohungen. Subtile Diskriminierung erlebten 61 Prozent der Muslimas und 52 Prozent der muslimischen Männer mindestens einmal monatlich. Dazu gehört, dass andere sie unfreundlich behandeln oder nicht ernst nehmen. Besonders häufig erleben Muslim*innen Diskriminierung in der Öffentlichkeit oder bei Behörden, rund ein Drittel der Befragten hat dort im letzten Jahr Rassismus erlebt.QuelleDeZIM (2025): "Verborgene Muster, sichtbare Folgen", S. 25, 27, 31, LINK

In einer nicht-repräsentativen Umfrage von Claim gaben 2023 78 Prozent der BefragtenBefragt wurden 740 volljährige Muslim*innen und Menschen in Deutschland, die als mulimisch wahrgenommen werden. an, dass sie von antimuslimischen Übergriffen und Diskriminierung betroffen sind. Die häufigste Diskriminierungsform ist, dass die Menschen für das Verhalten von anderen Muslim*innen mitverantwortlich gemacht werden, etwa für das Verhalten des türkischen Präsidenten Erdogan (56 Prozent). Die Mehrheit der Betroffenen meldet Übergriffe nicht und nimmt keine Beratungsangebote in Anspruch (57 Prozent).QuellePerry, S., Göcmen, I., Hanano, R., Ceyhan, G (2023): "Erfahrungen und Umgangsstrategien von Betroffenen von antimuslimischem Rassismus", S. 17, 18, 24f, LINK

Zwischen 2006 und 2022 haben sich 1.026 Personen an die Beratung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes gewandt, die sich wegen ihrer muslimischen Religionszugehörigkeit benachteiligt fühlten. 2022 und 2021 waren es jeweils rund 150 PersonenIm Vergleich zu den vorherigen Jahren sind die Beratungsanfragen 2022 und 2021 gestiegen. Laut Antidiskriminierungsstelle sind Menschen immer häufiger bereit, sich gegen Diskriminierung zu wehren. (2022: 153, 2021: 154). Die meisten Betroffenen berichteten von Diskriminierungen im Bereich ArbeitBeispielsweise beim Zugang zur Beschäftigung oder bei Kündigungen. Darauf folgten Diskriminierungserfahrungen bei Dienstleistungenz.B. Bankgeschäfte oder Zutritt zu Fitnesszentren sowie im Bereich Bildung.QuelleBundestagsdrucksache 19/17069: "Antimuslimischer Rassismus und Diskriminierung von Muslimen in Deutschland", S. 21, LINK; Antidiskriminierungsstelle des Bundes auf Anfrage des MEDIENDIENSTES, August 2023; eigene Berechnungen

Muslim*innen sind häufig von Mehrfachdiskriminierungen betroffen. Das heißt, dass sie sowohl wegen ihrer Religion als auch etwa ihrer Herkunft, Hautfarbe oder ihres Geschlechts diskriminiert werden. Zahlen zur Diskriminierung von Muslim*innen findet man hauptsächlich in Studien zur Diskriminierung von Migrant*innen oder Menschen mit Migrationshintergrund, die auch die Religionszugehörigkeit erfassen.QuelleAntidiskriminiserungsstelle des Bundes (2010): "Diskriminierung aufgrund der islamischen Religionszugehörigkeit im Kontext Arbeitsleben - Erkenntnisse, Fragen und Handlungsempfehlungen", S. 13ff., LINK; Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) (2018): "'Wo kommen Sie eigentlich ursprünglich her?'. Diskriminierungserfahrungen und phänotypische Differenz in Deutschland", S. 4, LINK

  • Besonders häufig erleben Muslim*innen Diskriminierung bei der Arbeitssuche. Laut einer Studie des WZB Berlin 2018 bekommen Muslim*innen deutlich weniger positive Rückmeldungen auf ihre Bewerbungen als andere Bewerber*innen. Eine Studie des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) von 2016 zeigte, dass besonders Frauen mit einem türkisch klingenden Namen benachteiligt werden, die ein Kopftuch tragen. Auch andere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen.QuelleKoopmans, R.; Veit, S., Yemane, R. (2018): "Ethnische Hierarchien in der Bewerberauswahl: Ein Feldexperiment zu den Ursachen von Arbeitsmarktdiskriminierung". Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Discussion Paper SP VI 2018-104, S. 23f., LINK; Weichselbaumer, D. (2016): "Discrimination against Female Migrants wearing Headscarves." IZA Discussion Paper 10217, S. 12, LINK; Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Hrsg.) (2018): „Türkeistämmige Personen in Deutschland“, S. 50, LINK; Antidiskriminierungsstelle des Bundes (Hrsg.) (2017): „Diskriminierungserfahrungen in Deutschland“, S. 167, LINK
  • Laut einer Umfrage (durchgeführt 2022, veröffentlicht 2024) der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) erlebte rund die Hälfte der muslimischen Personen (47%) in der EU rassistische Diskriminierung in den letzten fünf Jahren. Das sind deutlich mehr als bei der Befragung 2016. In Deutschland ist der Wert mit 68% besonders hoch. EU-weit haben rund 40 Prozent der Befragten Muslim*innen Diskriminierung bei der Arbeitssuche erlebt. Jeweils 35 Prozent haben Diskriminierung auf dem Arbeitsplatz und bei der Wohnungssuche erlebt. Nur 6 Prozent der Befragten, die angaben, Diskriminierung erlebt zu haben, meldeten den Vorfall.QuelleEuropean Union Agency for Fundamental Rights (2024): "Being Muslim in the EU", S. 44, 45, 53 und 57, LINK; für Deutschland vgl. Pressemitteilung zur Studie, LINK
  • Die zweite Generation muslimischer Zuwanderer*innen berichtet häufiger von Diskriminierung als die erste Generation: Während sich in der ersten Zuwanderungsgeneration 15 Prozent aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit diskriminiert fühlen, sind es in der Nachfolgegeneration 22 Prozent. Dies geht aus einer Studie der FRA von 2018 hervor. Unterschiede in der Wahrnehmung von Diskriminierung können laut einer Studie aus dem Jahr 2017 darauf zurückgeführt werden, dass die Angehörigen der zweiten Generation einen stärkeren Gleichheitsanspruch entwickelt haben und stärker für Diskriminierung sensibilisiert sind.QuelleEuropean Union Agency for Fundamental Rights (2018): "Zweite Erhebung der Europäischen Union zu Minderheiten und Diskriminierung. Muslimas und Muslime – ausgewählte Ergebnisse", S. 14 und 15, LINK; Uslucan, Hacı-Halil (2017): "Diskriminierungserfahrungen türkeistämmiger Zuwanderer_innen" In: Karim Fereidooni/Meral El (Hrsg.): Rassismuskritik und Widerstandsformen, S. 130, LINK

Beratungsstellen für Betroffene

Es gibt kaum BeratungsstellenEine Liste mit Ansprechpartner*innen hat CLAIM zusammengestellt, eine interaktive Karte mit Beratungstellen in allen Bundesländern bietet der Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt., die sich direkt an Betroffene von antimuslimischem Rassismus und Islamfeindlichkeit richten. Das geht aus einer 2021 veröffentlichten Kurzstudie der Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit CLAIM hervor. Die Studienautor*innen fordern mehr spezialisierte Beratungsangebote.QuelleCLAIM - Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit (2020):"Beratungsangebote für Betroffene von antimuslimischem Rassismus, S. 17, 42

Antimuslimische Stereotype in den Medien

Studien zeigen, dass die Berichterstattung über den Islam und Muslim*innen oft stereotyp und negativ ist. "Der Islam" taucht häufig in Zusammenhang mit Terrorismus als Bedrohung auf. Muslim*innen werden oft als rückschrittlich, fremd oder bedrohlich dargestellt.

>> Zahlen und Fakten dazu finden Sie in unserer Rubrik "Der Islam" und Muslim*innen in den Medien.

Wie viele Moscheen gibt es in Deutschland?

Stand: Aug. 2023

Laut einer Studie aus dem Jahr 2012 gibt es etwa 2.350 islamische Gebetsräume und Moscheen in Deutschland. Andere Schätzungen gehen von bis zu 2.750 Moscheen und Gebetsräumen aus. Dabei werden manchmal nur Moscheen und Gebetsräume gezählt, in denen Freitagspredigten gehalten werden, und manchmal auch alevitische Gemeinden mitgezählt, die ihre Gottesdienste („Cem“) in als „Cem-Evi“ bezeichneten Gemeindehäusern abhalten.Quelle Halm, D. & Sauer, M. (2012): "Islamisches Gemeindeleben in Deutschland", S. 58, LINK; Die ZEIT (2016): "Das ist eine Moschee", LINK

Die meisten islamischen Gemeinden in Deutschland betreiben ihre Gebetsräume in ehemaligen Fabriken, Wohnhäusern und Ladengeschäften. Diese Einrichtungen werden häufig als Hinterhofmoscheen bezeichnet. Darüber hinaus sind in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten viele neue Moscheebauten entstanden, die mit Minarett oft schon von außen als solche erkennbar sind.QuelleBeinhauer-Köhler, Barbara und Leggewie, Claus (2009): "Moscheen in Deutschland: Religiöse Heimat und gesellschaftliche Herausforderung"

Der Stil vieler dieser Moscheebauten lehnt sich an Bautraditionen aus den HerkunftsländernIm osmanischen Baustil wurde etwa 2005 die Şehitlik-Moschee in Berlin-Neukölln und die 2008 eröffnete Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh (beide DITIB) errichtet. der Gemeindemitglieder an. Daneben entstanden aber auch einige innovative Moscheebauten, die sich in einer modernen Architektur um möglichst große Transparenz und Offenheit bemühen – so zum Beispiel das 2005 eröffnete „Islamische Forum“ im bayrischen Ort Penzberg mit einer Glasfassade und einem kunstvoll aus Stahlplatten gefertigten Minarett oder die DITIB-Zentralmoschee in Köln, die hauptsächlich vom Kirchenarchitekten Paul Böhm entworfen wurde.

Andere Moscheen lehnen sich an ortsübliche Baustile an – etwa die Moschee im schleswig-holsteinischen Rendsburg, die aus gelbem und weißem Backstein besteht und damit Elemente norddeutscher Backsteinarchitektur aufnimmt. Zudem gibt es immer mehr "Öko-Moscheen", die Photovoltaik-Anlagen auf ihrem Dach montiert haben, um eigenen Strom zu erzeugen. In Norderstedt errichtet eine türkisch-islamische Gemeinde derzeit eine Moschee mit zwei 21 Meter hohen Minaretten, die als kleine Windkraftanlagen dienen sollen.QuelleWelzbacher, Christian (2017): "Europas Moscheen. Islamische Architektur im Aufbruch"

Finanzierung von Moscheen in Deutschland

Stand: Sep. 2024

Islamische Organisationen erklären in der Regel, dass sie sich primär durch Mitgliedsbeiträge und Spenden von Moscheebesuchern finanzieren. Hinzu kommen Einkünfte durch Vermietungen und Dienstleistungen oder Erlöse aus dem Verkauf in vereinseigenen Läden, die zur Moschee gehören. Große islamische Dachverbände wie die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) erzielen durch die Organisation von Pilgerreisen oder durch ihre Buch- und Zeitschriftenverlage zusätzliche Einnahmen. Islamische Organisationen sind mehrheitlich als gemeinnützige Vereine eingetragen und deshalb verpflichtet, ihre Buchhaltung regelmäßig vorzulegen.QuelleDeutscher Bundestag. Wissenschaftliche Dienste (2018): "Finanzierung von Moscheen bzw. 'Moscheevereinen'", LINK

Finanzierung aus dem Ausland

Die Frage, ob und wie viel Geld aus dem Ausland an deutsche Moscheegemeinden fließt, sorgt immer wieder für Diskussionen. Verlässliche Zahlen dazu gibt es aber nicht. Bekannt ist, dass einzelne Moscheebauten in Deutschland durch größere Spenden aus dem AuslandDie Berliner Khadija-Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde wurde mit Spendengeldern weiblicher Ahmadiyya-Mitglieder aus der ganzen Welt finanziert. Ein weiteres Beispiel ist die Al-Nour-Moschee in Hamburg: Sie erhielt laut Medienberichten eine Spende von 1,1 Millionen Euro vom Staat Kuwait für den Umbau der ehemaligen Kapernaum-Kirche. ermöglicht wurden. So wurde die für ihre moderne Architektur bekannte Moschee im bayrischen Penzberg vom Emir des Golfstaats Schardscha bezahlt. Manche Moscheevorstände werben im Ausland, etwa am arabischen Golf, um größere Summen, um laufende Ausgaben oder Großprojekte wie einen Moscheebau finanzieren zu können. Aus einmaligen Spenden lassen sich jedoch noch keine generellen Rückschlüsse auf eine Einflussnahme aus dem Ausland ziehen, sagen Fachleute.QuelleDeutscher Bundestag. Wissenschaftliche Dienste (2017): "Ausländische Finanzierung des Islam in Deutschland. Kurzinformationen", LINK

Es gibt aber auch indirekte Formen der Finanzierung aus dem Ausland. So zahlt beispielsweise die türkische Religionsbehörde Diyanet die Gehälter der Imame, die in den fast 1.000 DITIB-Moscheen in Deutschland predigen. Nahezu alle Gemeinden des türkisch-islamischen Dachverbands DITIB sowie einiger anderer VerbändeIslamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) und Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa (ATIB) nehmen die Dienste dieser Imame, die aus der Türkei entsandt und bezahlt werden, in Anspruch.QuelleKAS (2019): "Imame – made in Europe?", S.3., LINK

Viele Moscheegemeinden greifen auf eine dieser Formen der Unterstützung aus dem Ausland zurück, um ihre Imame und Seelsorger oder ihre Moscheebauten und ihren Koranunterricht zu finanzieren. Viele soziale Aufgaben wie Jugend- und Seniorenarbeit, Beratungstätigkeit und Flüchtlingshilfe werden von ehrenamtlichen Helfern übernommen.QuelleHalm, D. & Sauer, M. (2015): "Soziale Dienstleistungen der in der Deutschen Islam Konferenz vertretenen religiösen Dachverbände und ihrer Gemeinden", LINK

Anders als Kirchen oder jüdische Gemeinden, werden Moscheegemeinden dabei bisher nicht finanziell vom Staat unterstützt.QuelleDeutscher Bundestag. Wissenschaftliche Dienste (2018): "Finanzierung von Moscheen bzw. 'Moscheevereinen'", S.12,  LINK

Was spricht gegen eine "Moschee-Steuer"?

Immer wieder wird die Idee einer „Moschee-Steuer" ins Gespräch gebracht. Auf muslimischer Seite stießen solche Vorschläge bislang aber eher auf Skepsis. Manche argumentieren, eine zentral erhobene Steuer widerspreche sowohl dem muslimischen Selbstverständnis als auch der gegenwärtigen Organisationsform des Islams in Deutschland. Moscheegemeinden, die sich vom Druck zentralistisch geführter Dachverbände lösen wollen, fürchten außerdem Gängelung und Missmanagement durch die Zentralen, sollten diese über die Verwendung einer solchen „Moscheesteuer“ verfügen. Aber auch die großen islamischen Organisationen zeigen bisher wenig Interesse an einer „Moschee-Steuer“. Das gilt selbst für die der Ahmadiyya-Gemeinde, die etwa in Hessen als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt ist und damit beanspruchen könnte, dass der Staat für sie ihre Mitgliedsbeiträge über eine Steuer einzieht.QuelleFriedrich-Ebert-Stiftung. Forum Berlin (2018): "Die Finanzierung muslimischer Organisationen in Deutschland", LINK

 

Imamausbildung in Deutschland

Stand: Aug. 2023

Die meisten Imame werden im Ausland ausgebildet

In Deutschland arbeiten schätzungsweise 2.000 bis zu 2.500 Imame. Einer Untersuchung der Konrad-Adenauer-Stiftung zufolge wurden rund 90 Prozent der Imame im Ausland ausgebildet. Die türkische Religionsbehörde DiyanetDie Diyanet ist die türkische Religionsbehörde und entsendet u.a. Imame nach Deutschland. entsendet etwa Imame im Rotationssystem nach Deutschland.QuelleAIWG (2019): "Imamausbildung in Deutschland. Perspektiven aus Gemeinden und Theologie", S. 10, LINK; BAMF (2012): "Islamisches Gemeindeleben in Deutschland", S.244ff., LINK; KAS (2019): „Imame – Made in Europe? Ausbildung und Beschäftigung von islamischen Geistlichen in Deutschland und Frankreich“, S. 3, LINK

Alle Informationen zur Imamausbildung finden Sie in unserem Factsheet: >>> zum Download

Das steht immer wieder in der Kritik. Fachleute befürchten, dass andere Staaten dadurch Einfluss auf deutsche Moscheegemeinden oder Verbände nehmen könnten. Zudem sei zu bedenken, dass einige Imame ausschließlich in ihrer Muttersprache predigen und nur schlecht mit deutschsprachigen Moscheebesucher*innen, insbesondere jüngeren Muslim*innen, kommunizieren können.QuelleZur finanziellen Unterstützung der Ditib durch die Diyanet: FES (2018): "Finanizerung muslimischer Organisationen in Deutschland, Finanzierung religiöser und sozialer Dienste der DITIB", S.34-39, LINK; die Einflussnahme durch die Ditib ist immer wieder Gegenstand im Bundestag: Deutscher Bundestag (2020):"Drucksache 19/25656", LINK; ferner: Deutsche Welle (2019): "Imame made in Germany", LINK; AIWG (2019): "Imamausbildung in Deutschland. Perspektiven aus Gemeinden und Theologie", S.17-18, LINK

Welche Ausbildungsprogramme gibt es in Deutschland?

Mehrere islamische Dachverbände bilden in Deutschland eigenes religiöses Personal aus, unterrichtet wird größtenteils in anderen Sprachen. Der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) etwa bietet ein vierjähriges Ausbildungsprogramm in Köln an, unterrichtet wird in arabischer und türkischer Sprache. Eine Übersicht zu den Ausbildungsangeboten der islamischen Gemeinden bietet die Deutsche Islam Konferenz (DIK) und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).QuelleBAMF (2020): „Bestandserhebung zur Ausbildung religiösen Personals islamischer Gemeinden“, S. 12, LINK; siehe dazu auch KAS (2018): „Islam als Beruf. Beschäftigungsperspektiven für Absolventen der Studiengänge ‚Islamische Theologie‘ in Deutschland“, S. 7, LINK

Anfang 2020 eröffnete die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (Ditib) ein eigenes Kolleg zur Ausbildung von Imamen in Dahlem (Eifel). Absolvent*innen eines islamisch-theologischen Studiums können hier eine zweijährige, praktische Ausbildung machen, die sie auf die Gemeindearbeit vorbereitet. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CDU) begrüßte das Programm.QuelleDITIB-Kolleg: ZDF (2020): "Neues Ausbildungszentrum - Ditib-Imame aus der Eifel", LINK; Bundesministerium des Inneren (2020): “Bundesinnenminister Seehofer zieht positive Zwischenbilanz: ‚Deutsche Islam Konferenz trägt dazu bei, dass mehr Angebote der Imamausbildung in Deutschland und in deutscher Sprache geschaffen werden“, LINK; Vgl. NDR Kultur (2019): „Die Imamausbildung der DITIB ist keine Lösung“, LINK; Deutschlandfunk Kultur (2019): „Imame sollen in Deutschland und auf Deutsch ausgebildet werden“, LINK; Die ZEIT (2020): „Die zukünftigen Imame werden indoktriniert“, LINK

Im Juni 2021 startet die erste verbandsübergreifende, deutschsprachige Imamausbildung am "Islamkolleg Deutschland" in Osnabrück. Das Kolleg ist Teil eines Modellprojekts der Universität Osnabrück in Kooperation mit mehreren islamischen OrganisationenDazu gehören das Bündnis Malikitischer Gemeinden, die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland, der Zentralrat der Marokkaner in Deutschland, der Zentralrat der Muslime in Deutschland sowie Muslime in Niedersachsen.. Neben Gemeindepädagogik und Seelsorge sollen hier auch Soziale Arbeit und Politische Bildung Teil der Ausbildung sein. Voraussetzung ist ein Bachelorabschluss in Islamischer Theologie oder einem verwandten Studienfach. In einer ersten Phase finanzieren das Land Niedersachsen sowie das Bundesinnenministerium das Projekt. Das sehen einige größere islamische Verbände, die nicht am Projekt beteiligt sind, kritisch. Sie befürchten, dass dort eine Art "Staatsislam" vermittelt wird.QuelleDIK (2020): "Bestandserhebung zur Ausbildung religiösen Personals islamischer Gemeinden", LINK; Islamkolleg: Deutschlandfunk Kultur (2020): "Von Modellprojekt an Uni Osnabrück Imam-Ausbildung in Niedersachsen", LINK; Islamkolleg Deutschland e.V. (2020); Rede des Bundesinnenministers zur Ausbildung religiösen Personals islamischer Gemeinden auf der Deutschen Islam Konferenz, 2020, LINK; IslamiQ (2019): "Muslime kritisieren geplantes 'Islamkolleg'", LINK

Was macht ein Imam?
Imame leiten die Pflichtgebete und das Freitagsgebet in islamischen Gemeinden an. Weitere Aufgaben sind die praktische Gemeindearbeit wie Seelsorge oder religiöser Unterricht. Ein Imam ist kein geweihter Amtsträger wie etwa ein Priester. In kleineren Gemeinden übernehmen oft Freiwillige die Aufgaben. In größeren Gemeinden arbeitet meistens ein professioneller Imam, der eine Ausbildung absolviert hat und fest angestellt ist.

Wer kann Imam werden?
Welche Voraussetzung man als Imam braucht, bestimmen in Deutschland die Gemeinden, zum Beispiel ein abgeschlossenes Studium der islamischen Theologie und eine praktische Ausbildung. Die Ausbildung zum Imam ist aber nicht zwingend eine akademische, sie unterscheidet sich je nach Land und Ausbildungsprogramm.

Gibt es Imaminnen?
Frauen können als Imamin arbeiten, es gibt jedoch wenige praktizierende Imaminnen in Deutschland. Die Ditib etwa beschäftigt Imaminnen, sie predigen jedoch nicht und sind eher auf die Gemeindearbeit mit Frauen fokussiert. In einigen wenigen liberalen Gemeinden leiten auch Frauen die Gebete an, in Deutschland etwa Seyran Ateş. Es handelt sich aber um Ausnahmen.Quellesiehe AIWG (2019): "Imamausbildung in Deutschland. Perspektiven aus Gemeinden und Theologie", S.8, LINK; Heinrich-Böll-Stiftung (2007): "Mehr als Vorbeter: Zur Herkunft und Rolle von Imamen in Moscheevereinen", LINK; Die Zeit (2017): "Wir Imaminnen folgen dem Propheten Mohammed", LINK; Deutsche Welle (2008): "Der Ruf der Muezzinin: Weibliche Imame in Deutschland", LINK; Deutsche Welle (2006): "Frauen predigen den Islam", LINK; FAZ (2018): "Gegen Kinderkopftuch, für Vielfalt", LINK; Encyclopedia of Islam (2020): "Lemma Imam", LINK

Islamischer Religionsunterricht in Deutschland

Stand: Apr. 2025

In elf Bundesländern gibt es an öffentlichen Schulen einen islamischen Religionsunterricht beziehungsweise Angebote für muslimische Schüler. Das geht aus einer Recherche des Mediendienstes 2025 hervor. Es gibt unterschiedliche Modelle: 

  • In Berlin wird islamischer Religionsunterricht in alleiniger Verantwortung eines islamischen LandesverbandsDie "Islamische Föderation Berlin" (IFB) erteilt den Unterricht seit 2001. erteilt. Religionsunterricht ist in Berlin weder ordentliches Unterrichtsfach noch verpflichtend. Quelle Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie auf Anfrage des Mediendienstes (2025).

  • In Niedersachsen und Baden-Württemberg gibt es islamischen Religionsunterricht als reguläres Angebot. In Niedersachsen wird die Zusammenarbeit zwischen Land und den religiösen Gemeinden durch ein BeiratsmodellIm Beirat für den islamischen Religionsunterricht in Niedersachsen sind die SCHURA Niedersachsen (Landesverband der Muslime in Niedersachsen e.V.) und die DITIB Niedersachsen-Bremen vertreten. organisiert. In Baden-Württemberg gibt es sunnitisch geprägten Unterricht, dafür wurde 2019 unter dem Dach des Landes die Stiftung Sunnitischer SchulratDer Landesverband der Islamischen Kulturzentren Baden-Württemberg (LVIKZ) und die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland (IGBD) sind darin eingebunden. DITIB und die Islamische Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg (IGBW) lehnen eine Mitarbeit ab. Hier sind auch islamische Gemeinden vertreten, zugleich muss der Staat bei drei der fünf Kommissionsmitglieder und der Besetzung der Schiedskommission zustimmen. gegründet.Quelle Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg auf Anfrage des Mediendienstes (2025); Niedersächsisches Kultusministerium auf Anfrage des Mediendienstes (2025, 2023).
  • In Hessen gibt es zum einen staatliche Islamkunde (mehr dazu unten), und zum anderen wird ein bekenntnisorientierter islamischer Religionsunterricht in Kooperation mit islamischen VerbändenDiese sind der hessische Landesverband der DITIB und die Ahmadiyya-Gemeinde, sie bieten jeweils getrennte Unterrichtsangebote an.  angeboten. Die Lehrpläne entwickeln die Religionsgemeinschaften und die staatlichen Stellen gemeinsam. Hessen beendete die Zusammenarbeit mit DITIB wegen fehlender Unabhängigkeit vom türkischen Staat zum Schuljahr 2020/21. Der Verband klagte erfolgreich dagegen, seit 2022/23 findet wieder von DITIB verantworteter Unterricht statt und wird auch nach einer Begutachtung weiter fortgeführt.QuelleHessisches Kultusministerium auf Anfrage des Mediendienstes (2025, 2023); Hessisches Kultusministerium (2024): Umfassende Begutachtung: Islamischer Religionsunterricht in Kooperation mit DITIB Hessen wird bis auf Weiteres fortgeführt, LINK; Hessisches Kultusministerium (2022): Religionsunterricht: Nach der Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs, LINK.
  • In Rheinland-Pfalz soll bekenntnisorientierter islamischer Religionsunterricht zukünftig als ordentliches Unterrichtsfach eingeführt werden. Dazu unterzeichnete das Land im Dezember 2024 Verträge mit vier islamischen ReligionsgemeinschaftenDiese sind Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland KdöR, DITIB Rheinland-Pfalz e. V., der Landesverband der Islamischen Kulturzentren Rheinland-Pfalz e. V. und SCHURA Rheinland-Pfalz Landesverband der Muslime e. V.. Einen konkreten Zeitplan gibt es noch nicht. Es müssen noch ein Lehrplan und Unterrichtsmaterialien entwickelt werden, so das Bildungsministerium auf Anfrage. Der Unterricht soll in deutscher Sprache und unter staatlicher Aufsicht erfolgen. Bisher erprobte das Land den islamischen Religionsunterricht modellhaft in den Klassenstufen 1 bis 10. Islamische Verbände oder lokale Moscheegemeinden wurden dabei auf unterschiedliche Weise einbezogen.QuelleMinisterium für Bildung Rheinland Pfalz auf Anfrage des Mediendienstes (2025); Landesregierung Rheinland-Pfalz (2024): Ein Meilenstein für die Zusammenarbeit: Land unterzeichnet Verträge mit vier islamischen Religionsgemeinschaften, LINK.

  • In Nordrhein-Westfalen und im Saarland wird islamischer Religionsunterricht in Zusammenarbeit mit islamischen Partnern als Modell angeboten. Nordrhein-Westfalen hat dafür im Mai 2021 eine ständige KommissionBisher hat ein Beirat den islamischen Religionsunterricht in NRW organisiert. In ihm waren zur Hälfte Vertreter*innen, die das Schulministerium in NRW ernennt, und zur Hälfte Entsandte der islamischen Verbände vertreten. eingerichtet, in der sechs islamische VerbändeBündnis Marokkanische Gemeinde (BMG), Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland (IGBD), Islamische Religionsgemeinschaft NRW (IRG NRW), Union der Islamisch-Albanischen Zentren in Deutschland (UIAZD), Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ). vertreten sind. Derzeit wird der islamische Religionsunterricht evaluiert, ein Abschlussbericht soll voraussichtlich Ende 2025 vorliegen. Im Saarland wird der islamische Religionsunterricht als Modell mit sechs Kooperationspartnern DITIB-Landesverband (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V., Verband der Islamischen Kulturzentren e. V. (VIKZ), Islamische Gemeinschaft Millî Görüš e. V. (IGMG), die Islamische Gemeinde Saar e. V. (IGS), das Bosnische Kulturzentrum Saarbrücken e. V. (BKS) und die Islamischen Kulturzentren Saarbrücken e. V. (IKS). verantwortet. Der Unterricht findet derzeit an vier Grundschulen statt, soll jedoch auf weitere Grundschulen ausgeweitet werden, wenn der Bedarf steigt und es genug geeignete Lehrkräfte gibt. Bei einer Prüfung 2023 bewerteten die beteiligten Schulen den islamischen Religionsunterricht positiv. Der Modellversuch wurde daraufhin um weitere vier Jahre verlängert.QuelleMinisterium für Bildung und Kultur Saarland auf Anfrage des Mediendienstes (2025); Ministerium für Schule und Bildung Nordrhein-Westfalen auf Anfrage des Mediendienstes (2025); Ministerium für Schule und Bildung Nordrhein-Westfalen (2021): Neue Kommission nimmt ihre Arbeit auf, LINK; Sunnitischer Schulrat (2020): "Stiftung Sunnitischer Schulrat", LINK.
  • In Bayern, Schleswig-Holstein und auch in Hessen wird das Fach "Islamkunde" in staatlicher Verantwortung angeboten. Bayern hat das Fach seit 2009 als Modellprojekt erprobt. Seit dem Schuljahr 2021/2022 wird es als Wahlpflichtfach angeboten. Islamische Gemeinden kritisieren diese Praxis, ihrer Auffassung nach müssten sie selbst über die Inhalte und die Lehrkräfte entscheiden. In Schleswig-Holstein wird der islamkundliche Unterricht seit 2013 ausschließlich an Grundschulen angeboten. Bei Bedarf soll das Angebot ausgeweitet werden. Hessen hat seinen Versuch 2023 um drei Jahre verlängert.QuelleBayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus auf Anfrage des Mediendienstes (2025, 2023); Hessisches Kultusministerium auf Anfrage des Mediendienstes (2025); Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur in Schleswig-Holstein auf Anfrage des Mediendienstes (2025); Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (o. J.): Islamischer Unterricht am Gymnasium, LINK; Süddeutsche Zeitung (2021):"Wir können nicht Dankeschön sagen", LINK.
  • In Bremen wird Religionsunterricht generell als Religionskunde, also staatlich, erteilt. Das Bremer Modell ist konfessionsübergreifend. In Hamburg gibt es den "Religionsunterricht für alle" (RUfa). Der RUfa ist ein weltanschaulicher Unterricht. Verschiedene religiöse Gemeinden und Gemeinschaften verantworten diesen gemeinsam. Die Kooperation zwischen der Stadt und islamischen Gemeinden basiert hier auf einem Staatsvertrag. Zum Schuljahr 2023/24 wurde dieser flächendeckend eingeführt.QuelleFreie und Hansestadt Bremen - Die Senatorin für Kinder und Bildung auf Anfrage des Mediendienstes (2025, 2023), Mediendienst Integration (2022): "Zehn Jahre Staatsvertrag mit muslimischen Verbänden", LINK.

In fünf Bundesländern gibt es keinen islamischen Religionsunterricht:

  • In den fünf östlichen Bundesländern Thüringen, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern gibt es kein Angebot für muslimische Schüler*innen. Als Alternative zum christlichen Religionsunterricht stehen dort Fächer wie Ethik, Lebenskunde oder Philosophie zur Auswahl.QuelleBildungsministerien der jeweiligen Bundesländer auf Anfrage des Mediendienstes (2025, 2023).

Wie viele Schüler*innen nehmen am islamischen Religionsunterricht teil?

Im Schuljahr 2024/25 nehmen bundesweit mindestens 81.000 Schüler*innen am islamischen ReligionsunterrichtAktuelle Zahlen liegen für Bayern, Berlin, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und das Saarland vor. Für Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein wurden die Vorjahreszahlen verwendet. Aus Bremen und Hamburg gab es keine Angaben zu Zahlen. teil. Im Schuljahr 2015/16 waren es nach einer Auswertung der Kultusministerkonferenz rund 43.000 Schüler*innen.Quelle Bildungsministerien der jeweiligen Bundesländer auf Anfrage des Mediendienstes (2025, 2023).

Die Nachfrage nach islamischem Religionsunterricht ist damit bei Weitem nicht gedeckt: Die Deutsche Islam Konferenz (DIK) kam bereits 2009 zu dem Ergebnis, dass etwa 580.000 Schüler*innen im Alter von 6 bis 18 Jahren einen islamischen Religionsunterricht besuchen würden. Stand 2023 sind mehr als eine Million Schüler*innen in Deutschland islamischen Glaubens.QuelleMediendienst Integration (2023): Islamischer Religionsunterricht: "Es besteht ein massiver Ausbaubedarf", LINK; Mediendienst Integration (2018): Islamischer Religionsunterricht in Deutschland, LINK.

Islamische Theologie an Universitäten

Stand: Jan. 2023

Wo wird islamische Theologie gelehrt?

Auf Empfehlung des Wissenschaftsrates und in Zusammenarbeit mit der Deutschen Islamkonferenz wurden mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ab 2011 fünf Standorte für islamische Theologie eingerichtet. Nach positiver Evaluierung durch das BMBF wurde beschlossen, das Projekt weiter zu finanzieren, es kamen zwei weitere Standorte hinzu.QuelleLena Dreier, Constantin Wegner (2020): "AIWG-Expertise, Wer studiert Islamische Theologie?"

Aktuell haben sich ca. 2.500 Studierende in Bachelor- und Master- sowie in Lehramts-Studiengängen eingeschrieben. An diesen Standorten werden unter anderem Lehrer*innen für den islamischen Religionsunterricht ausgebildet, aber auch Sozialarbeiter*innen und Theolog*innen für die Arbeit in Moscheen und islamischen Organisationen.QuelleBundesministerium für Bildung und Forschung: Islamische Theologie; Lena Dreier, Constantin Wegner (2020): "AIWG-Expertise, Wer studiert Islamische Theologie?", S. 4.

Für die sieben Standorte an staatlichen Hochschulen und die „Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft“ stellt das Bundesforschungsministerium nach eigenen Angaben von 2011 bis 2024 insgesamt rund 52,5 Millionen Euro zur Verfügung.QuelleBundesministerium für Bildung und Forschung: Zum Koranstudium an die Uni! 29.3.2019

Wer studiert islamische Theologie?

Laut einer Befragung der AIWGDie Studie wurde zwischen Mai 2021 und Januar 2022 durchgeführt. Insgesamt wurden die Ergebnisse von 137 Teilnehmenden ausgewertet, was 23,8% der Absolvent*innen islamischer Theologie in Deutschland der Jahrgänge 2016-19 entspricht. unter Absolvent*innen des Studienfachs Islamische Theologie haben rund ein Drittel auf Lehramt studiert. Auffällig ist laut den Autor*innen, dass im Vergleich zu anderen Studierenden nur wenige aus einer akademischen Familie kommen: Bei islamischer Theologie sind es 15 Prozent, durchschnittlich hingegen 54,4 Prozent. 89 Prozent fühlen sich dem Islam zugehörig, jedoch nur rund 20 Prozent einer bestimmten Gemeinde. Nach Abschluss des Studiums gingen rund 44 Prozent der Absolvent*innen in den pädagogischen Bereich, rund 26 Prozent in die Soziale Arbeit und etwa 15 Prozent in die Wissenschaft. Nur rund 13 Prozent sind in der Gemeindearbeit und rund sieben Prozent in der Seelsorge tätig.QuelleAIWG (2022): Berufsfeld Islam?, S.15ff. u. 25

Vernetzung

Zur Vernetzung von Wissenschaftler*innen wurde 2015 am Zentrum für islamische Theologie (ZIT) in Münster die "Deutsche Gesellschaft für islamisch-theologische Studien" (DEGITS) gegründet. Sie ist der erste akademische Fachverband für islamische Theologie in Deutschland. An der Goethe-Universität Frankfurt am Main wurde zudem seit 2017 mit Bundesmitteln und Hilfe der Stiftung Mercator eine "Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft" (AIWG) eingerichtet. Sie soll die Standorte der islamischen Theologie miteinander vernetzen, gemeinsame Forschungsprojekte fördern und den Transfer in die Gesellschaft verstärken.QuelleDEGITS (2016): Satzung; ZIT Aktuelles (2015): Deutsche Gesellschaft für islamisch-theologische Studien (DEGITS) gegründet"

Die meisten Zentren für Islamische Theologie arbeiten mit sogenannten konfessorischen Beiräten zusammen, in denen Vetreter islamischer Religionsgemeinschaften sitzen. Mit ihnen stimmen sie die Besetzung von Lehrstühlen oder die Erstellung von Studien- und Prüfungsordnungen ab. Die Besetzung dieser Beiräte war an mehreren Standorten umstritten.QuelleLange, Anne Kathrin: Islamische Theologie an staatlichen Hochschulen. Nomos, 2014,

News Zum Thema: Islam und Muslime

Islamische Gemeinden  Muslime in Ostdeutschland

In Erfurt eröffnet die erste Moschee mit Minarett und Kuppel in Ostdeutschland. Wie sieht muslimisches Leben in Ostdeutschland aus - und was sind die Unterschiede zum Westen? Neue Webstory und Factsheet mit Zahlen und Fakten.

Islamischer Religionsunterricht  "Es besteht ein massiver Ausbaubedarf"

Knapp 70.000 Schüler*innen besuchen islamischen Religionsunterricht in Deutschland. Das zeigt eine neue Recherche des MEDIENDIENST. Manche Bundesländer bauen das Angebot aus, jedoch können noch immer nur wenige muslimische Schüler*innen an Religionsunterricht teilnehmen.

Hamburg  Zehn Jahre Staatsvertrag mit muslimischen Verbänden

Als Hamburg 2012 einen Staatsvertrag mit muslimischen Verbänden abschloss, war das Bundesland Vorreiter. Aus Sicht von Expert*innen war das ein wichtiger Schritt zu einer rechtlichen Integration des Islam in Deutschland.

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