Die verbreitetsten Begriffe sind "Islamophobie" und "Islamfeindlichkeit". "Antimuslimischer Rassismus" wird dagegen überwiegend in der Rassismusforschung verwendet. Die "Deutsche Islam Konferenz" wiederum bevorzugt "Muslimfeindlichkeit". Im Großen und Ganzen bezeichnen alle Begriffe dasselbe: Eine pauschale Ablehnung des Islams oder der Muslime. Doch je nachdem, welchen Begriff man nutzt, betont man unterschiedliche Facetten des Problems.
Islamophobie
Der Begriff tauchte bereits in den späten 1980er Jahren in den Medien auf. Erstmals definiert wurde er 1997 von einem britischen Forschernetzwerk der Anti-Rassismus-Stiftung Runnymede Trust. Laut den Wissenschaftlern zeichnet Islamophobie Folgendes aus: Der Islam wird als monolithisch und statisch, gesondert und fremd oder als aggressiv und minderwertig bezeichnet. In Deutschland prägten von 2002 bis 2010 die Arbeiten zu "Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit" (GMF) den Begriff: Islamophobie wurde definiert als "Ablehnung des Islam und auch offene Feindseligkeit gegenüber Muslimen".
Eine "Phobie" ist eine krankhafte Angst. "Islamophobie" unterstellt eine eher emotional begründete Abneigung gegen den Islam. Doch eine wirkliche Angst – wie die eines Opfers vor einem Täter – ist in Debatten über Muslime selten gemeint. Kritiker des Begriffs warnen davor, gefestigte Einstellungen als Emotionen zu verharmlosen. Darüber hinaus konzentriere sich der Begriff zu stark auf einzelne Menschen, die Vorurteile haben. Die strukturelle Dimension von Diskriminierung bleibe dadurch außen vor.
Islamfeindlichkeit
2011 wurde in den Studien zur GMF der Begriff "Islamfeindlichkeit" eingeführt. Er erweckt andere sprachliche Assoziationen als "Islamophobie". "Feindlichkeit" meint laut Duden eine "Haltung einem anderen Menschen gegenüber, die von dem Wunsch bestimmt ist, diesem zu schaden, ihn zu bekämpfen oder sogar zu vernichten". Auf internationaler Ebene ergeben sich die verschiedenen sprachlichen Assoziationen nicht, da Islamfeindlichkeit im Englischen mit "Islamophobia" übersetzt wird.
Muslimfeindlichkeit
Die Deutsche Islam Konferenz (DIK) zieht die "Muslimfeindlichkeit" vor. Laut DIK hat der Begriff den Vorteil, dass man den Blick auf die Abwertung des Menschen richte, weniger auf die Religion. Im allgemeinen Sprachgebraucht hat sich "Muslimfeindlichkeit" aber bislang nicht durchgesetzt. In der "ZuGleich"-Studie der Universität Bielefeld und in der "Mitte"-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung, die Ende es Jahres vorgestellt werden soll, wird der Begriff "Muslimfeindlichkeit" allerdings verwendet.
Antimuslimischer Rassismus
Beim Begriff des "antimuslimischen Rassismus" steht nicht die Religion im Vordergrund, sondern die Ausgrenzung von bestimmten Minderheiten. Beim "Rassismus" werden gesellschaftliche Machtgefälle mitgedacht. Der antimuslimische Rassismus ist eine Form des Kulturrassismus. Biologische, kulturelle und religiöse Aspekte werden hier so miteinander vermengt, dass Menschen zu einer Art "Rasse" gemacht würden. Der Islam wird dabei als etwas Unveränderliches angesehen. Der Begriff und das dazugehörige Konzept kommen aus der Rassismusforschung. In Deutschland prägten ihn maßgeblich die Wissenschaftlerinnen Iman Attia und Yasemin Shooman.
Islamkritik
Eine legitime "Islamkritik" bedeutet eine sachliche Auseinandersetzung mit theologischen Fragen oder religiösen Praktiken im Islam. Doch in der Praxis wird das Label "Kritik" häufig genutzt, um Vorbehalte zu verharmlosen. Kritik am Islam wird dann problematisch, wenn sie verallgemeinert und "den einen Islam" verurteilt, anstatt Individuen und deren Handeln zu betrachten.
Von Sandra Sperling
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