Der MEDIENDIENST INTEGRATION hat bei den Kultusministerien der Länder nachgefragt, ob es bei ihnen herkunftssprachlichen Unterricht gibt – als staatliches Angebot oder als Konsulatsunterricht. Das Ergebnis: Zwölf Bundesländer bieten staatlichen Unterricht in Herkunftssprachen an. In sieben Ländern gibt es parallel dazu Sprachunterricht, den konsularische Vertretungen organisieren. In zwei weiteren Bundesländern gibt es nur Konsulatsunterricht.
Manche Bundesländer haben den staatlichen Unterricht in den vergangenen zwei Jahren weiter ausgebaut, etwa Berlin, Brandenburg, Bremen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Acht Bundesländer konnten Angaben zur Zahl der Schüler*innen im staatlichen herkunftssprachlichen Unterricht machen. Demnach sind es rund 140.000 Schüler*innen bundesweit – etwa so viele wie in den vergangenen Jahren.
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In Bayern und Baden-Württemberg können Schüler*innen nur Konsulatsunterricht besuchen. Ein solcher Unterricht wird von Konsulaten und Botschaften organisiert. Immer wieder gibt es Kritik am Konsulatsunterricht, vor allem am türkischen. Einige Bundesländer hatten in Reaktion auf die Kritik den staatlichen Unterricht ausgebaut. So hatte das Saarland 2019 den Konsulatsunterricht an staatlichen Schulen abgeschafft. Aber etwa in Hamburg und Hessen besuchten wieder deutlich mehr Schüler*innen einen solchen Unterricht als noch vor zwei Jahren: In Hamburg waren es etwa 30 Prozent mehr Teilnehmer*innen, in Hessen sogar rund 40 Prozent.
Türkisch die am häufigsten vertretene Sprache
Die Mediendienst-Recherche zeigt auch: Die Sprache mit den meisten Schüler*innen ist Türkisch. In ostdeutschen Bundesländern sind Arabisch, Polnisch und Russisch beliebte Sprachen. Zudem häufig vertreten sind südeuropäische Sprachen wie Spanisch, Italienisch oder Kroatisch. Ein Großteil des herkunftssprachlichen Unterrichts findet an Grundschulen statt. An weiterführenden Schulen gibt es zu wenig Angebote, kritisieren Expert*innen.
Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Rheinland-Pfalz haben das größte staatliche Angebot an Herkunftssprachen. Laut Bildungsforscherin Dita Vogel gibt es viele Angebote jedoch nur in größeren Städten: „Kinder haben nicht überall die Möglichkeit, ihre Erstsprache in der Schule weiterzuentwickeln, da vor allem im ländlichen Raum oft keine Lernmöglichkeiten existieren."
Nach Auskunft der Bundesländer fand der herkunftssprachliche Unterricht zuletzt wegen der Corona-Pandemie häufig im home schooling statt. Die Bildungsforscherin Vogel sagt, dass man aus den Erfahrungen mit dem Online-Unterricht lernen könnte, damit mehr Schüler*innen am herkunftssprachlichen Unterricht teilnehmen können. „Es sollte geprüft werden, ob seltenere Sprachen auch über neue Unterrichtsformen wie Distanzunterricht in Kombination mit Präsenzwochen angeboten werden können.“
Von Reza Nazir und Joe Bauer
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