Buch: "1000 Serpentinen Angst"
"Ich habe mehr Privilegien, als je eine Person in meiner Familie hatte. Und trotzdem bin ich am Arsch." In ihrem Debütroman schreibt Olivia Wenzel über das Leben einer jungen schwarzen Frau aus Ostdeutschland. Das Buch enthält sowohl Autobiografisches als auch Fiktionales. Im Theater ist die Protagonistin des Romans die einzige Schwarze Person im Publikum, am Badesee muss sie sich verstecken, sobald Nazis schwimmen gehen wollen. Als sie ihre spätere Freundin kennenlernt, will sie sich ihre Gefühle zunächst nicht eingestehen: "Ich redete mir ein, dass ich eigentlich nicht auf Frauen stünde. Dass ich eigentlich nicht in die nächste marginalisierte Randgruppe gehörte." Dank des spielerischen Schreibstils von Wenzel ist der 350-seitige Roman sehr gut lesbar – trotz schwerer Themen wie Beziehungsprobleme mit der Mutter, Selbstmord des Bruders und Rassismus.
Von Donata Hasselmann
Buch: "Hasskrieger – der neue globale Rechtsextremismus"
Christchurch, Halle, Hanau – viele Terroranschläge der vergangenen Jahre gehen auf Rechtsextremist*innen zurück, die sich zuvor online radikalisiert haben. "Schon in den Kindertagen des Internets" hätten sich Mitglieder der rechten Szene digital vernetzt, schreibt die Journalistin Karolin Schwarz in ihrem Buch "Hasskrieger". Auf 200 Seiten stellt die Autorin Akteure und Strategien rechter Propaganda im Netz vor und erklärt, was Politik, Justiz und Plattformbetreiber dagegen tun können. Sie fordert unter anderem eine gute Medienbildung – nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für ältere Menschen. Wichtig seien auch Weiterbildungen für Polizei, Gerichte und Behörden, die oft nicht ausreichend mit Internettechnologien vertraut seien.
Von Jennifer Pross
Hörbuch: "Exit Racism – rassismuskritisch denken lernen"
Schwarze Menschen und People of Color sind nahezu täglich mit rassistischen Beleidigungen und Angriffen konfrontiert. Sprechen sie das Thema an, reagiert ihr Gegenüber oft mit Abwehr: Man habe es doch nicht so gemeint, derjenige sei nur "empfindlich". In ihrem Buch "Exit Racism" erklärt die Rassismus-Expertin Tupoka Ogette, was das mit Betroffenen macht, und ermutigt weiße Menschen dazu, das eigene Denken kritisch zu hinterfragen – ohne erhobenen Zeigefinger und mit vielen Beispielen. Das Buch ist 2017 erstmals erschienen und auf allen gängigen Plattformen als Hörbuch verfügbar.
Von Jennifer Pross
Jugendbuch: "Ein Blick in die deutsche Geschichte"
Der Migrationswissenschaftler Jochen Oltmer und der Geschichtslehrer Nikolaus Barbian haben ein Jugendbuch über die Geschichte der Migration geschrieben. Sie zeigen, dass in den zurückliegenden 150 Jahren viele Menschen nach Deutschland ein- oder ausgewandert sind: Im deutschen Kaiserreich kamen zahlreiche Menschen aus Polen in das Ruhrgebiet, hunderttausende Deutsche wanderten in die USA aus, die Nazis zwangen Menschen, Deutschland zu verlassen, Vertriebene sind nach Kriegsende nach Deutschland gekommen und in den 1960er Jahren kamen „Gastarbeiter“ unter anderem aus Spanien, Griechenland und der Türkei. Ein Fazit der Autoren: Die Geschichte der Wanderungen ist noch lange nicht vorbei. Das Buch enthält viele Bilder und eignet sich für Leserinnen und Leser ab 13 Jahren.
Von Sarah Gräf
Podcasts zu Migration, Identität und Liebe
Die Themen Migration und Integration stehen auch im Zentrum vieler Podcasts: "Halbe Katoffl" des Journalisten Frank Joung bietet humorvolle Gespräche mit Deutschen, die "nicht-deutsche Wurzeln" haben. In "Rice and Shine" sprechen die Journalistinnen Minh Thu Tran und Vanessa Vu über ihr Leben, die Welt und vietnamesische Küche. Der deutsch-türkische Satiriker Osman Engin erzählt in seinem Podcast für WDR-Cosmo über den "alltäglichen Wahnsinn" in einer Familie mit Einwanderungsgeschichte. Und wenn Sie sich schon mal gefragt haben: "Wie kanackisch ist deutsche Kommunalpolitik?", dann ist "Kanackische Welle" der Journalisten Marcel Aburakia und Malcolm Ohanwe der Podcast für Sie. Im Podcast "Diaspor.Asia" geht es um Rassismus, Identität, Sex, Liebe und Dating in der "asiatischen Diaspora". Reportagen, Hintergrundberichte und Interviews rund um Migration, Integration und kulturelle Vielfalt gibt es im "Interkulturellen Magazin" des Bayerischen Rundfunks. Migrationsgeschichten aus aller Welt bietet der englischsprachige Podcast "Broken English" des amerikanischen Journalisten Andrew Mahar. Mal bittere, mal skurrile – aber immer pointierte Beobachtungen über Alltagsrassismus finden Sie im amerikanischen Podcast "Yo, is this racist?" der amerikanischen Komiker*innen Andrew Ti und Tawny Newsome.
Von Fabio Ghelli
Dieser Artikel wurde am 9. Juni 2020 aktualisiert.
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