Die glücklichsten Menschen in Deutschland leben in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen – das geht aus der aktuellen Studie der Deutschen Post hervor. Zum dritten Mal hat das Unternehmen Menschen in ganz Deutschland gefragt, was Glück für sie bedeutet und wie zufrieden sie mit ihrem Leben sind. Schwerpunkt der diesjährigen Untersuchung ist die Zufriedenheit von Menschen mit Migrationshintergrund.
Die Ergebnisse des "Glücksatlas" beruhen auf den Daten einer repräsentativen Langzeitbefragung sowie auf Interviews, die das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) im Auftrag der Post mit 3.073 Menschen geführt hat, davon 1.070 mit Migrationshintergrund.
Zweite Generation zufriedener als erste
Die Antworten der Befragten zeigen:
- Auf einer Skala von 0 ("ganz und gar unzufrieden") bis 10 ("ganz und gar zufrieden") sind Einwanderer und ihre Nachkommen in Deutschland mit 6,90 Punkten genauso zufrieden wie der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung (6,94 Punkte).
- Ein Unterschied findet sich jedoch im Vergleich zwischen der ersten und zweiten Einwanderergeneration: Menschen, die selbst eingewandert sind, sind im Durchschnitt weniger zufrieden mit ihrem Leben als die "Ureinwohner" in Deutschland. Ihre Kinder dagegen sind überdurchschnittlich zufrieden. Grund hierfür ist laut Studie ihre bessere wirtschaftliche und sprachliche Situation.
- Enge Bindung zu Deutschland: 61 Prozent aller Befragten aus Einwandererfamilien sehen Deutschland als ihre Heimat, in der sie auch ihre Zukunft verbringen möchten. Besonders hoch ist hier die Zustimmung der Bevölkerung mit polnischer Herkunft (71 Prozent). Vor allem signifikant: Nur 7 Prozent aller Befragten geben an, sich in Deutschland "fremd" zu fühlen.
- Zufrieden mit dem Einkommen: Nahezu die Hälfte der Befragten mit Migrationshintergrund (49 Prozent) bewertet ihre wirtschaftliche Lage als gut oder sehr gut. In der Gesamtbevölkerung stimmen nur 45 Prozent dieser Aussage zu.
- Viele Aufsteiger: Auch mit ihrer sozialen Situation scheinen Migranten und ihre Nachkommen zufriedener zu sein. So geben 61 Prozent an, dass ihre gesellschaftliche Stellung besser ist als die ihrer Eltern. In der Gesamtbevölkerung sagen das lediglich 48 Prozent.
- Optimistisch: Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der unter 30-jährigen Befragten mit Migrationshintergrund ist der Überzeugung, dass es ihren Kindern später einmal besser gehen wird. In der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund glauben nur 27 Prozent daran.
Integration statt Isolation
Neben der Lebenszufriedenheit hat die Studie bei den "Neubürgern" auch Einschätzungen zum Thema Integration erhoben:
- Klare Vorstellungen von Integration: Die überwiegende Mehrheit aller befragten Einwanderer und ihrer Kinder (95 Prozent) hält gute deutsche Sprachkenntnisse für unabdinglich, damit Integration funktioniert. Als ebenso wichtig beurteilen sie die Achtung von Gesetzen (85 Prozent), die aktive Unterstützung von Kindern (78 Prozent), Kontakte zu Deutschen ohne Migrationshintergrund (66 Prozent), wirtschaftlichen Erfolg und gesellschaftlichen Aufstieg (57 Prozent).
- Jeder zweite Befragte mit Migrationshintergrund hat nach eigenen Angaben viele Freunde in Deutschland. 27 Prozent sind überwiegend oder ausschließlich mit Herkunftsdeutschen befreundet. Nur 3 Prozent stimmen der Aussage zu, "so wenig wie möglich" mit ihnen zu tun haben zu wollen.
Die Untersuchung gibt jedoch auch Hinweise auf eine starke Unzufriedenheit. So berichtet mehr als die Hälfte der befragten Migranten (57 Prozent) von Situationen, in denen sie sich aufgrund ihrer Herkunft ungerecht behandelt gefühlt haben. Ein Wert, der deutlich höher ist als in anderen Untersuchungen. Diskriminierung, etwa auf dem Arbeits- oder Wohnungsmarkt, stellt laut Studie die Hauptursache von Unzufriedenheit unter Einwanderern dar – ein kaum verwunderliches Ergebnis, so der Migrationsforscher Klaus J. Bade: "Je qualifizierter, je integrierter die zweite oder auch schon dritte Generation ist, desto sensibler reagiert sie auf Verletzungen der Chancengleichheit."
Von Jennifer Pross
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