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Polizeiliche Kriminalstatistik 02.04.2025

Migration und Kriminalität

Heute wird die Polizeiliche Kriminalstatistik vorgestellt. Die neuen Zahlen zeigen: Ausländische Tatverdächtige sind in der Statistik überrepräsentiert. Im Factsheet gibt es die wichtigsten Zahlen und Studien zu den Fragen, warum das so ist, und ob Migration und Kriminalität zusammenhängen.

Einsatz in der Flüchtlingsunterkunft. Viele Straftaten von "Zuwanderern" finden in Unterkünften statt. Foto: picture alliance

1. Führt Migration zu mehr Kriminalität?

Migration nach Deutschland hat die Kriminalität in den letzten 20 Jahren nicht erhöht: Die Zahl der Straftaten ging in der Tendenz zurück, gleichzeitig lebten immer mehr Ausländer*innen in Deutschland – die Zahl der Ausländer stieg seit 2005 um über 70 Prozent.

Insbesondere bis vor der Corona-Pandemie gingen Straf- und Gewalttaten in Deutschland insgesamt zurück. Zwischen 2005 und 2019 sank die Zahl der Straftatenohne ausländerrechtliche Verstöße, die nur Ausländer begehen können um rund 16 Prozent, von 6,3 auf 5,3 Millionen. Die Zahl der Gewalttaten sank von rund 213.000 auf 181.000 – ein Rückgang um rund 15 Prozent. Im selben Zeitraum hat die Zahl der Ausländer in Deutschland um etwa 39 Prozent (von 7,3 auf 10,1 Millionen) zugenommen.QuelleBundeskriminalamt (2024): "PKS 2023 - Zeitreihen", T01 Grundtabelle - Fälle ab 1987, Codes 890000 und 892000, LINK; Sowie Statistisches Bundesamt (2024): "Mikrozensus - Bevölkerung nach Migrationshintergrund 2023", Tabelle 12211-02, LINK

Nach der Corona-Pandemie gab es insgesamt wieder mehr Straf- und Gewalttaten. Die Straftatenohne ausländerrechtliche Verstöße, die nur Ausländer begehen können lagen 2024 aber noch immer rund  11,7 Prozent unter dem Niveau von 2005, die Gewalttaten 2,1 Prozent darüber. Zum Vergleich: Zwischen 2005 und 2023 stieg die ausländische Bevölkerung in Deutschland um 72 Prozent, die Zahlen für 2024 liegen hier noch nicht vor.QuelleBundesinnenministerium (2025): Polizeiliche Kriminalstatistik 2024, S. 16, LINK; Bundeskriminalamt (2024): "PKS 2023 - Zeitreihen", T01 Grundtabelle - Fälle ab 1987, Codes 890000 und 892000, LINK; Sowie Statistisches Bundesamt (2024): "Mikrozensus - Bevölkerung nach Migrationshintergrund 2023", Tabelle 12211-02, LINK, BMI (2024): "Polizeiliche Kriminalstatistik 2023: Gewalt-, Jugend-, Ausländerkriminalität sind gestiegen", LINK

Der Anstieg der Straftaten nach der Corona-Pandemie liegt laut Bundesinnenministerium unter anderem am Wegfall der Corona-BeschränkungenNachholeffekt unter Jugendlichen sowie Belastung während der Pandemie, vgl. Walburg 2023, Folgen der wirtschaftlichen Belastung durch die Inflation sowie der Migration. 2022/2023 sind besonders viele Menschen nach Deutschland zugewandert, unter ihnen viele Geflüchtete, die im Schnitt eine höhere Kriminalitätsbelastung haben (mehr dazu hier).

Es ist allerdings nicht klar, wie sich das genau auf die Kriminalität ausgewirkt hat. In der langfristigen Statistik zeigt sich kein direkter Zusammenhang von Kriminalität und Zuwanderung. Gleichzeitig sind Ausländer und Migranten überdurchschnittlich in den Kriminalstatistiken vertreten und häufiger von Faktoren betroffen, die zu Kriminalität führen. Die Forschungsergebnisse zum Zusammenhang von Migration und Kriminalität sind jedoch nicht eindeutig. Mehrere ökonometrische Studien finden etwa keine Hinweise darauf, dass Migration zu mehr Kriminalität führt, finden aber Zusammenhänge bei gewissen Gruppen, etwa jungen Flüchtlingen, oder bestimmten Straftaten. Eine Übersicht dazu gibt es hier.QuelleVgl. Bliesener (2024): „Ausländer- und Zuwandererkriminalität“, S. 38, LINK

Für diesen vermeintlichen Widerspruch gibt es bisher nur vereinzelte Erklärungsansätze. Es könnte unter anderem daran liegen, dass Ausländer*innen häufiger bei der Polizei angezeigt werden, wie Studien zeigen. Ein weiterer Grund kann sein, dass unterschiedliche Migration – etwa Arbeits- oder Fluchtmigration – sehr unterschiedliche Auswirkungen haben kann und das schwer gemeinsam zu erfassen ist. Eine weitere Erklärung könnte sein, dass die Kriminalität ohne Migration noch stärker gesunken wäre, das ist bisher wissenschaftlich nicht untersucht.Quellevgl.Marie und Pinotti (2024): "Immigration and Crime: An International Perspective", S. 196 LINK; Bliesener (2024): "Ausländer- und Zuwandererkriminalität", S. 38, LINK

2. Warum sind Ausländer überproportional in der Polizeilichen Kriminalstatistik vertreten?

2024 registrierten die Behörden in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) insgesamt 2.184.834 Tatverdächtige. 41,8 Prozent waren ausländische Tatverdächtige (913.196). Um die Zahlen von deutschen und ausländischen Tatverdächtigen zu vergleichen, müssen jedoch die „ausländerrechtlichen Verstöße“ herausgerechnet werden: Denn das sind Verstöße, die überhaupt nur von Ausländern, nicht aber von Deutschen begangen werden können, wie zum Beispiel die illegale Einreise. Die PKS gibt daher auch die Zahl der „Straftaten ohne ausländerrechtliche Verstöße“ an: 2024 wurden demnach insgesamt 1.967.731 Tatverdächtige registriert – von ihnen waren 696.873 ausländische Tatverdächtige, das sind 35,4 Prozent. Dies umfasst allerdings alle ausländischen Tatverdächtigen, selbst wenn sie gar nicht in Deutschland leben, sondern etwa gezielt eingereist sind, um eine oder mehrere Straftaten zu begehen (genaue Zahlen dazu unten). QuelleBundesministerium des Innern (2025): "Polizeiliche Kriminalstatistik 2024, Ausgewählte Zahlen im Überblick", Seite 12, LINK

Die Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) bildet das „Hellfeld“ der Straftaten ab – also all diejenigen Straftaten, die polizeilich bekannt geworden worden sind. Da nicht alle kriminellen Handlungen aufgedeckt und registriert werden, gibt es zudem ein großes Dunkelfeld. Die PKS ist außerdem eine sogenannte Ausgangsstatistik: Das bedeutet, dass sie alle Straftaten enthält, die die Polizei bearbeitet hat. Wenn allerdings vor Gericht ein Freispruch erfolgt, wird dies nicht mehr in der PKS abgebildet.Quelle Zum Dunkelfeld siehe BKA: "Kriminalistisch-kriminologische Analysen und Dunkelfeldforschung", LINK; zur PKS siehe Bundeskriminalamt: "Polizeiliche Kriminalstatistik 2023", LINK

35,4 ProzentDies beinhaltet alle Straftaten mit Ausnahme der ausländerrechtlichen Verstöße, zur Erklärung siehe erster Absatz des Artikels der Tatverdächtigen 2024 waren Ausländer. Sie sind damit in der Polizeilichen Kriminalstatistik überproportional vertreten: Der Anteil ausländischer Staatsbürger an der gesamten Wohnbevölkerung in Deutschland liegt bei rund 15 Prozent.QuelleBundesministerium des Innern (2025): "Polizeiliche Kriminalstatistik 2024", Seite 12, LINK Statistisches Bundesamt (2024): "Bevölkerung nach Migrationshintergrund und Geschlecht", Erstergebnisse 2023, LINK 

Dies hat verschiedene Gründe.

Fehlende Vergleichbarkeit der Statistiken:

  • Zum einen sind die Zahlen zur ausländischen Wohnbevölkerung und zu ausländischen Tatverdächtigen nicht statistisch vergleichbar: Unter Straftaten von Ausländern werden alle Straftaten von Ausländern erfasst – auch von solchen, die ihren Wohnsitz gar nicht in Deutschland haben. Dazu zählen zum Beispiel Touristen und Personen, die gezielt die Grenze nach Deutschland überqueren, um eine Straftat zu begehen. Daher ist die statistische Vergleichbarkeit der ausländischen Wohnbevölkerung mit den ausländischen Tatverdächtigen nicht gegeben. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik hatten im Jahr 2023 insgesamt 19,5 Prozent der ermittelten ausländischen TatverdächtigenHierbei ist zu beachten, dass diese Zahl alle Tatverdächtigen inklusive ausländerrechtlicher Verstöße enthält. Die Wohnsitz-Zahlen ohne ausländerrechtliche Verstöße liegt aktuell nicht vor. ihren Wohnsitz im Ausland, bei weiteren 7,5 Prozent ist der Wohnsitz unbekannt.QuelleBundeskriminalamt (2024): Polizeiliche Kriminalstatistik, T29 Tatort-Wohnsitz-Beziehung nach nichtdeutschen Tatverdächtigen, Link
  • Zum anderen geraten Ausländer schneller in die Statistik, weil sie eher angezeigt werden als Deutsche: Studien haben gezeigt, dass Personen, die als „fremd“ wahrgenommen werden, häufiger angezeigt werden als Personen, die als „deutsch“ wahrgenommen werden. Ein Beispiel in Bezug auf jugendliche Gewaltdelikte: Sind Opfer und Täter deutsch, wird in 6,6 Prozent der Fälle angezeigt, ist das Opfer deutsch und der Täter nichtdeutsch, wird in 12 Prozent die Polizei informiert.Quelle Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen, Jugendliche in Niedersachsen (2023). Ergebnisse des Niedersachsensurveys 2022, Seite 60, Link
  • Möglicherweise geraten Ausländer zudem schneller in die Statistik, weil sie öfter polizeilich kontrolliert werden: Studien und Befragungen haben gezeigt, dass Angehörige von Minderheiten überdurchschnittlich oft von der Polizei kontrolliert werden.QuelleMediendienst Integration: "Racial Profiling: Zahlen und Studien", Link

Mehr Risikofaktoren für Kriminalität unter Zuwanderern:

  • Demografische Zusammensetzung der Tatverdächtigen: Ein gewisser Teil der häufigeren Registrierung von Ausländern ist darauf zurückzuführen, dass diese Bevölkerungsgruppe anteilig mehr junge Männer aufweist als die deutsche Bevölkerung. Bei Männern im Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenalter sind in allen Gesellschaften und zu allen Zeiten die höchsten Kriminalitätsraten zu beobachten. Besonders bedeutsam ist dieser Umstand bei der Einordnung der Registrierungshäufigkeit von in den letzten Jahren zugezogenen Asylsuchenden, unter denen sich erheblich mehr Männer in einem "kriminologisch relevanten" Alter befanden als in der Gesamtbevölkerung.QuelleWalburg, Christian (2020): "Migration und Kriminalität – Erfahrungen und neuere Entwicklungen", BPB, Link
  • Die sozioökonomischen Lebensbedingungen und eigene Gewalterfahrungen erhöhen das Risiko, Straftaten zu begehen. Migrant*innen sind häufiger mit belastenden Lebensumständen konfrontiert als Nichtmigrant*innen. So ist beispielsweise das Armutsrisiko höher und die Möglichkeiten der Teilhabe – z.B. am Arbeitsmarkt –, geringer. Auch Gewalterfahrungen im Herkunftsland und auf der Flucht zählen zu den belastenden Faktoren. Eine umfassende Studie zu Gewaltkriminalität von Schülern und Schülerinnen zeigt: Unabhängig von der Herkunft beeinflussten vor allem der sozioökonomische Status, Bildung, Normen, eigenes Gewalterleben sowie delinquente Freundeskreise und gewaltlegitimierende Männlichkeitsnormen das Risiko für kriminelles Verhalten.QuelleMediendienst Integration (2016):"Expertise zum Thema Kriminalität und Migration" und Walburg, Christian (2020): " Migration und Kriminalität – Erfahrungen und neuere Entwicklungen", BPB, Link; Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e. V. (2023): „Jugendliche in Niedersachsen. Ergebnisse des Niedersachsensurveys 2022", Forschungsbericht Nr. 169, S. 134 ff., LINK 
  • Ortsspezifische Faktoren: Eine Studie des ifo-Instituts aus dem Februar 2025 zeigt, dass ausländische Staatsangehörige in Deutschland tendenziell an Orten wohnen, die ohnehin schon eine erhöhte Kriminalitätsdichte aufweisen. Dort zu wohnen erhöht für Einwohner – unabhängig von der Nationalität – das Risiko, straffällig zu werden. Gründe sind die Infrastruktur, wirtschaftlichen Lage, Polizeipräsenz und Bevölkerungsdichte. Dass Flüchtlinge häufig in wirtschaftlich schwache Städte mit hoher Arbeitslosigkeit ziehen, liegt laut einer neuen Studie des WZB daran, dass sie nur dort günstigen Wohnraum finden.QuelleIfo-Instut (2025): "Steigert Migration die Kriminalität? Ein datenbasierter Blick", Link, WZB (2025): "Flüchtlinge zieht es oft in wirtschaftlich schwache Städte", Pressemitteilung, Link

 



3. Wie hoch ist die Kriminalität unter Flüchtlingen? 

2024 lag die Zahl der "ZuwandererAls "Zuwanderer" bezeichnet das BKA Asylbewerber*innen, Schutzberechtigte und Asylberechtigte, Geduldete, Kontingent- und Bürgerkriegsflüchtlinge sowie Menschen, die sich unerlaubt in Deutschland aufhalten. Damit umfasst die Zahl auch Personen, die gezielt illegal nach Deutschland einreisen, um eine Straftat zu begehen", die einer StraftatDies umfasst alle Straftaten der Allgemeinkriminalität mit Ausnahme ausländerrechtlicher Verstöße verdächtigt wurden, bei 172.203 Personen. Die Zahl aller Zuwanderer in Deutschland lag zum Stichtag 31.12.2023 bei rund 3,26 Millionen. Somit wurden rund 5 % der Zuwanderer mindestens einmal straffällig. Hierbei ist zu beachten, dass zu den Zuwanderern auch solche Personen zählen, die gar nicht in Deutschland leben, sondern etwa gezielt zur Begehung einer Straftat einreisen.QuelleBundesinnenministerium (2025): Polizeiliche Kriminalstatistik 2024, Seite 12, LINK; Bundeskriminalamt (2024): Bundeslagebericht Kriminalität im Kontext von Zuwanderung 2023, Seite 7 für die Anzahl aller "Zuwanderer" in Deutschland 2023, LINK.

Demografische Aspekte

Ein gewisser Teil der häufigeren Registrierung von Ausländern ist darauf zurückzuführen, dass diese Bevölkerungsgruppe anteilig mehr junge Männer aufweist als die deutsche Bevölkerung: Über die Hälfte der tatverdächtigen Zuwanderer sind unter 30 Jahre alt und über drei Viertel männlich. Bei Männern im Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenalter sind in allen Gesellschaften und zu allen Zeiten die höchsten Kriminalitätsraten zu beobachten. Besonders bedeutsam ist dieser Umstand bei der Einordnung der Registrierungshäufigkeit von in den letzten Jahren zugezogenen Asylsuchenden, unter denen sich mehr Männer in einem "kriminologisch relevanten" Alter befanden als in der Gesamtbevölkerung. Weitere Gründe für die vergleichsweise hohe Kriminalitätsrate finden Sie im vorigen Abschnitt hier.QuelleBundeskriminalamt (2024): Bundeslagebericht Kriminalität im Kontext von Zuwanderung 2023, S.6, Link; Walburg, Christian (2020): "Migration und Kriminalität – Erfahrungen und neuere Entwicklungen", BPB, Link; Mediendienst Integration (2025): Begehen Ausländer häufiger Straftaten als Deutsche?, Link

Einzelne Nationalitäten über- oder unterrepräsentiert

Für das Jahr 2023 liegen bereits nach Nationalitäten ausdifferenzierte Zahlen vor. Darin zeigt sich: Der Anteil von Ukrainern an den tatverdächtigen Zuwanderern ist unterproportional, der Anteil an Personen aus Algerien, Marokko, Tunesien, Georgien und Moldawien überproportional. Der vergleichsweise geringe Anteil von Ukrainern könnte zum einen an der demografischen Zusammensetzung der Ukrainer in Deutschland liegen: 63 Prozent der erwachsenen Flüchtlinge aus der Ukraine sind Frauen. Für die nordafrikanischen Staaten hat eine Untersuchung 2019 ergeben, dass überproportional viele junge Männer unter den Asylsuchenden sind.

Neben Alter und Geschlecht ist laut kriminologischer Forschung vor allem die sozioökonomische Lage entscheidend für die Frage, ob eine Person kriminell wird oder nicht. So dürfen etwa Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland sofort arbeiten. Personen aus sogenannten "Sicheren Herkunftsstaaten" wie Moldawien und Georgien dürfen nicht arbeiten. Eine weitere Studie hat den Zusammenhang zwischen Aufenthaltsstatus und Kriminalität untersucht: Demnach sind die Kriminalitätsraten von Menschen, die einen unsicheren Aufenthalt haben (Aufenthaltsgestattung und Duldung) deutlich höher als die Kriminalitätsraten von Menschen mit sicherem Aufenthalt (Aufenthaltserlaubnis und Niederlassungserlaubnis). Auch hier lässt sich ein Verbindung zu den Nationalitäten ziehen: Alle Ukrainer bekommen automatisch ein Bleiberecht, Personen aus Marokko, Tunesien, Georgien und Moldawien durchlaufen nur selten erfolgreich ein Asylverfahren.Quelle Bundeskriminalamt (2024): Bundeslagebericht Kriminalität im Kontext von Zuwanderung 2023, S.6, Link; Mediendienst Integration (2025): Ukrainer in Deutschland, Link; Pfeiffer/Baier/Kliem (2018): "Zur Entwicklung der Gewalt in Deutschland" S. 77ff, Link; Wollinger (2024): Über Ausländerkriminalität, Link; Glaubitz / Bliesener (2019): Flüchtlingskriminalität – Die Bedeutung des Aufenthaltsstatus für die kriminelle Auffälligkeit, Link

Gewalttaten in Flüchtlingsunterkünften und zwischen Flüchtlingen

Eine Studie von 2018 hat die Opfer aufgeklärter Fälle von Gewaltkriminalität mit tatverdächtigen Flüchtlingen untersucht. Darin zeigt sich: Die Gewalttaten der Flüchtlinge haben sich ganz überwiegend unter Personen nichtdeutscher Staatsangehörigkeit abgespielt. So waren unter den 45 Tötungsdelikten 4 deutsche Opfer, 19 Flüchtlinge als Opfer und 22 anderweitige nichtdeutsche Opfer. Quelle Pfeiffer/Baier/Kliem (2018): "Zur Entwicklung der Gewalt in Deutschland" S. 84ff, Link

Einige Bundesländer veröffentlichen in Polizeilichen Kriminalstatistiken den Tatort Asylbewerberunterkunft. Eine Studie aus 2020 hat diese Zahlen untersucht. Demnach zeigte etwa die Polizeistatistik für Bayern für das Jahr 2018, dass die meisten Straftaten von „Zuwanderern“ innerhalb der Unterkunft begangen wurden, und dass in der "Tatörtlichkeit Unterkunft" die größte Anzahl an zugewanderten Opfern erfasst wurde. Ein ähnliches Bild gab es für Hessen.Quelle Singelnstein et al (2020):Die Rolle von Flüchtlingsunterkünften bei der Kriminalität im Kontext Flucht, Link

Als Gründe für die Kriminalität in Flüchtlingsunterkünften vermuten Forscher: die beengten Wohnverhältnisse in Flüchtlingsunterkünften, Spannungen zwischen einzelnen Gruppen und die schwierigen Lebensbedingungen, wenn die Flüchtlinge über Monate hinweg, teils mit wachsender Frustration, darauf warten, ob und mit welchem Ergebnis über ihren Aufenthalt in Deutschland entschieden worden ist. Quelle Pfeiffer/Baier/Kliem (2018): "Zur Entwicklung der Gewalt in Deutschland" S. 84ff, Link

4. Berichten Medien öfter über Straftaten von Ausländern als von Deutschen?

Medien berichten weit häufiger über Gewalt-Delikte von Ausländern, als es ihrem tatsächen Anteil in der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik entspricht. Das zeigen mehrere Studien des Medienforschers Thomas Hestermann (2023, 2022 und 2019).

Die neusten Zahlen aus 2023 zeigen bei Gewalt-Delikten:

  • In rund einem Drittel der Berichte wird die Herkunft des/der Tatverdächtigen genannt.
  • In den Berichten, die die Herkunft nennen, werden Ausländer weit überproportional oft benannt: In Fernsehberichten in 84,2 Prozent und in Zeitungsberichten in 82 Prozent der Fälle, obwohl ihr tatsächlicher Anteil an Straftaten in der Polizeilichen Kriminalstatistik nur rund einem Drittel entspricht.
  • Deutsche Tatverdächtige werden hingegen unterproportional oft dargestellt: Ihr Anteil an Gewalt-Delikten beträgt in Fernsehberichten, die die Herkunft benennen, 15,8 Prozent, in Zeitungsberichten 18,0 Prozent – in der Polizeilichen Kriminalstatistik hingegen 66,7 Prozent.

 

Auch Polizei nennt Ausländer öfter als Deutsche

Einige Medien übernehmen die Herkunftsnennung der Tatverdächtigen dann, wenn sie auch in der jeweiligen Pressemeldung der Polizei genannt ist. Eine journalistische Analyse hat allerdings am Beispiel der brandenburgischen Polizei gezeigt, dass auch die Polizei Ausländer öfter als Tatverdächtige benennt, als es ihrem tatsächlichen Anteil an der Kriminalstatistik entspricht. Die beiden Statistiken sind nicht direkt miteinander vergleichbar, da die PKS die Anzahl aller ausländischen Tatverdächtigen enthält, während die genaue Anzahl der Beschuldigten nicht in jeder Polizeimeldung bekannt ist. Die Anteile liegen aber so weit auseinander, dass von einer überproportionalen Nennung ausländischer Staatsbürger ausgegangen werden kann.Quelle David Will/Übermedien (2024): Wie die Polizei mithilfe von Medien die Realität verzerrt, Link

Quelle: David /Übermedien (2024): Wie die Polizei mithilfe von Medien die Realität verzerrt, Link


Mediale Verzerrung bei Anschlägen und Terror

Bislang gibt es keine wissenschaftlichen Untersuchungen zu der Frage, ob deutsche Medien bei Anschlägen eher berichten, wenn der oder die Tatverdächtige Ausländer ist, als wenn er oder sie Deutsch ist. Eine journalistische Recherche hat allerdings am Beispiel der Anschläge von München und Mannheim gezeigt, dass Medien doppelt so oft über den Anschlag in München, bei dem der Tatverdächtige ein Ausländer war, berichtet haben. In beiden Fällen fuhr der Attentäter mit einem Auto absichtlich in eine Menschenmenge und tötete jeweils zwei Menschen. Im Falle von München handelte es sich um einen afghanischen Asylsuchenden, der nach aktuellem Erkenntnisstand eine islamistische Motivation gehabt haben könnte. Im Falle von Mannheim um einen Deutschen, der nach aktuellem Erkenntnisstand Kontakte ins rechtsextreme Milieu hatte.Quelle Buzzfeed (2025): Analyse: Medieninteresse nach Mannheim halb so groß wie nach Magdeburg und München, Link

Von Donata Hasselmann und Andrea Pürckhauer, Grafiken: Carsten Wolf

 


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