Für die internationalen Vergleichsstudien TIMS („Trends in International Mathematics and Science Study“) und IGLU („Internationale Grundschule-Lese-Untersuchung“) wurden Grundschüler aus über 45 Staaten in Lesen, Mathe und Naturwissenschaften getestet. In Deutschland waren rund 4.000 Kinder von 200 Grund- und Förderschulen aus allen Bundesländern beteiligt. Die am Dienstag in Berlin veröffentlichten Ergebnisse attestieren ihnen gute Leistungen.
Die aufwendigen Untersuchungen werden nicht jährlich, sondern in größeren Abständen durchgeführt. Wie bereits bei den vorangegangenen Studien von 2006 und 2007 lagen die Leistungen der deutschen Grundschüler im internationalen Vergleich über dem Durchschnitt. Sie erreichten Plätze im oberen Drittel. In Mathe und Naturwissenschaften stehen Südkorea und Singapur an der Spitze, bei der Lesekompetenz schnitten Hongkong und Russland am besten ab.
Die Studien zeigen jedoch auch Nachbesserungsbedarf im deutschen Bildungssystem auf. So erreichten rund 20 Prozent der getesteten Schüler nicht die Mindestanforderungen, die für den Besuch einer weiterführenden Schule eigentlich nötig wären. Die Ergebnisse bestätigen zudem erneut, dass die schulischen Leistungen in Deutschland an die soziale Lage gekoppelt sind. Kinder aus besser gestellten Familien schneiden besser ab. Der soziale Hintergrund beeinflusst auch, welche Schullaufbahn Lehrer und Eltern für die Kinder vorsehen. Bei diesem Thema ordnen die Autoren der Studie Deutschland international im Mittelfeld ein.
Kinder mit Migrationshintergrund, deren Anteil in den deutschen Schulen stetig steigt, konnten ihre Leistungen trotz aller Widrigkeiten in allen Bereichen deutlich verbessern. Die Studien unterscheiden zwischen Schülern mit einem und solchen mit zwei im Ausland geborenen Elternteilen. Im Lesen konnten sich besonders die Kinder von zwei im Ausland geborenen Kindern signifikant, also statistisch absicherbar, verbessern (von 498 Punkten in 2006 auf 513 Punkte in 2011). In Mathematik wiederum traf dies besonders auf die Kinder mit einem im Ausland geborenen Elternteil zu. Auch sie steigerten sich im Vergleich zur Studie von 2007 um 15 Punkte (von 507 auf 522). In Naturwissenschaften erreichten die Schüler mit nur einem im Ausland geborenen Elternteil 15 Punkte mehr, die mit zwei im Ausland geborenen Eltern verbesserten sich im Vergleich zu 2007 um 11 Punkte. Ungeachtet dessen ist der Leistungsvorsprung von Kindern ohne Migrationshintergrund jedoch nach wie vor deutlich.
Von Rana Göroglu, 11.12.2012
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