Für die Studie "Segregation an Grundschulen: Der Einfluss der elterlichen Schulwahl" haben Gunilla Fincke, die den Forschungsbereich beim SVR leitet, und ihr Mitarbeiter Simon Lange deutschlandweite Untersuchungen ausgewertet. Darüber hinaus haben sie Daten von über hundert Berliner Grundschulen und den sie umgebenden Bezirken unter die Lupe genommen. Dabei zeigte sich, dass viele Eltern einen hohen Anteil von "Zuwandererkindern" mit einem schlechten Lernniveau und einem problematischen Umfeld gleichsetzen. Eine Auswertung von mehr als 900.000 Zugriffen auf Online-Portraits von Schulen in Berlin und Sachsen ergab, dass mit Abstand am häufigsten nach dem Zuwandereranteil gefragt wurde.
Ist dieser hoch, versuchen viele Eltern, die Schule zu meiden. Eigentlich wird in Deutschland jedem Kind von den Behörden eine Grundschule zugeteilt, die in der Nähe des Wohnortes liegt (Einzugsschule). Es gibt jedoch Möglichkeiten, diese zu umgehen und sein Kind an einer anderen Schule anzumelden. Allerdings muss das begründet werden, beispielsweise mit einem besonderen Konzept oder Schwerpunkt, die an der Einzugsschule nicht geboten werden. In den Goßstädten gelingt es immerhin zehn Prozent der Eltern, ihr Kind auf die von ihnen bevorzugte Schule zu schicken.
Dadurch lässt sich auch erklären, dass die Bevökerungszusammensetzung des unmittelbaren Wohnumfeldes einer Schule sich nicht immer in deren Klassenzimmern wiederspiegelt. So haben der Studie zufolge 21,3 Prozent der Grundschulen in den vier untersuchten Berliner Innenstadtbezirken einen Zuwandereranteil, der doppelt so hoch ist wie der Anteil der Sechs- bis Zwölfjährigen im dazugehörenden Schulbezirk. "Gerade Eltern der Mittelschicht wollen das Beste für ihr Kind, verschlechtern dadurch aber ungewollt die Bedingungen für die verbleibenden Kinder vor allem mit Migrationshintergrund", so Fincke.
Von Rana Göroglu, 30.11.2012
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