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Rechtspopulismus

Rechtspopulistische Parteien erzielen zunehmend Wahlerfolge, ihr gesellschaftlicher Einfluss wächst – und das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Doch was macht Rechtspopulismus genau aus? Und wie lässt er sich vom Rechtsextremismus unterscheiden? Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was ist Rechtspopulismus?

Stand: Aug. 2024

Als Populismus wird grundsätzlich ein Politikstil bezeichnet, der mit groben Feindbildern operiert und einfache, meist autoritäre Lösungen vorschlägt. Die Bevölkerung wird dabei in ein "Wir" und "die Anderen" aufgeteilt. Das "Wir" wird vermeintlich von einem "Establishment" oder einer "korrupten Elite" hintergangen. Populismus lebt von dieser moralisch aufgeladenen Polarisierung.QuelleMüller, Jan Werner (2016): "Was ist Populismus? Ein Essay", Berlin, sowie Mudde, Cas, und Kaltwasser, Cristóbal Rovira (2019): "Populismus: Eine sehr kurze Einführung", Berlin, und Tombuş, Ertuğ (2019): "What is populism and is it a useful term?" Interview für Migration Matters

Während sich linker Populismus in der Regel gegen eine ökonomische Elite wendet, sind laut Fachleuten bei rechtspopulistischen Erzählungen "die Anderen" gewöhnlich Migrant*innen, Geflüchtete, ethnische, religiöse oder sexuelle Minderheiten oder andere Gruppen. Sie werden nicht als Teil des "wahren Volkes" angesehen und daher ausgegrenzt. Die "Eliten" kümmern sich der Erzählung zufolge zu sehr um diese Gruppen und vergessen das "wahre Volk".  Häufig werden auch Medien, Menschenrechtler*innen, Künstler*innen und Intellektuelle zu dieser "Elite" gezählt.QuellePriester, Karin (2007): "Populismus. Historische und aktuelle Erscheinungsformen", Frankfurt am Main.

Exemplarisch für Rechtspopulismus ist Fachleuten zufolge zudem ein ausgeprägter Nationalismus. Andere Staaten, Staatenbündnisse wie die EU oder internationale Organisationen und Institutionen wie die UNO, die Weltbank oder die WHO dienen häufig als Feindbilder.QuellePankratz, Andreas (2016): „Europa, nein Danke! – die EU als populistisches Feindbild", www.bpb.de, und Grabow, Karsten und Hartleb, Florian (2013): "Europa – nein Danke? Studie zum Aufstieg rechtspopulistischer Parteien in Europa" und Priester, Karin: "Wesensmerkmale des Populismus", in: BpB, Aus Politik und Zeitgeschichte (APUZ 5-6/2012) sowie Pelinka, Anton (2017): "FPÖ: Von der Alt-Nazi-Partei zum Prototyp des europäischen Rechtspopulismus", www.bpb.de.

Was unterscheidet Rechtspopulismus von Rechtsextremismus?

Stand: Aug. 2020

Rechtspopulismus und Rechtsextremismus unterscheiden sich in ideologischer Hinsicht. Im Gegensatz zu Rechtsextremismus hat Rechtspopulismus keinen klaren ideologischen Kern. Teilweise sind die Grenzen fließend, da sich rechtspopulistische Gruppierungen rechtsextreme Narrative aneignen.QuelleWiles, Peter: "A Syndrome, not a Doctrine. Some Elementary Theses on Populism" in: Ionescu, Ghita & Gellner, Ernest (1969): "Populism. Its Meanings and National Characteristics", London, S. 166-179.

Charakteristisch für rechtspopulistische Einstellungen sind:

  • Demokratie wird nicht grundsätzlich abgelehnt (Aspekt der Volkssouveränität wird betont, der Schutz von Minderheiten etwa negiert)
  • häufig: Forderungen nach mehr direkter Demokratie und Volksabstimmungen (viele Strömungen treten auch in Form von Bürgerbewegungen auf)
  • ebenfalls häufig: Aneignung rassistischer und rechtsextremer Vorstellungen
  • Ziel ist die Errichtung einer illiberalen Demokratie, die sich durch einen autoritären Regierungsstil ("Law and order") und die Ausgrenzung von Minderheiten und Andersdenkenden auszeichnet.QuelleHäusler, Alexander (2008): "Rechtspopulismus als Bürgerbewegung. Kampagnen gegen Islam und Moscheebau und kommunale Gegenstrategien", Wiesbaden, und Zakaria, Fareed: "The Rise of Illiberal Democracy" in: Foreign Affairs (November/Dezember 1997).

Charakteristisch für rechtsextremistische Einstellungen sind:

  • Völkischer Nationalismus (die Zugehörigkeit zum "Staatsvolk" wird an ethnischen und rassistischen Kriterien festgemacht)
  • Chauvinismus (der Glaube, das eigene "Volk" und dessen "Kultur" sei anderen grundsätzlich überlegen)
  • Ablehnung gleicher Rechte für alle Menschen
  • ausgeprägter Autoritarismus (Führerkult)
  • Billigung von Gewalt als Mittel zur Durchsetzung der eigenen Interessen
  • Verharmlosung oder Verherrlichung des Nationalsozialismus.QuelleNandlinger, Gabriele (2008): "Wann spricht man von Rechtsextremismus, Rechtsradikalismus oder Neonazismus …?", www.bpb.de

 

Welche rechtspopulistischen Parteien gibt es in Europa?

Stand: Mar. 2025

Anders als bei rechtsextremistischen Parteien (die vom Verfassungsschutz als solche eingestuft werden) gibt es keine klare Kategorisierung rechtspopulistischer Parteien. Die folgende Aufzählung orientiert sich an einer Übersicht, die die Politikwissenschaftlerin Britta Schellenberg für die bpb erstellt hat. QuelleSchellenberg, Britta (2016): "Rechtspopulistische Parteien und Strömungen", www.bpb.de

Welche Rolle spielt Migration für den Erfolg der Strömungen?

Stand: Aug. 2023

Migration spielt eine wichtige Rolle für viele rechtspopulistische Bewegungen. Sie ist ein Mobilisierungs- und ein Wahlkampfthema, bei dem häufig Zugewanderte und Geflüchtete als Feindbilder und Sündenböcke dienen.QuelleMIDEM (2018): "Migration und Populismus. Jahresbericht 2018", Dresden, und Brinkmann, Heinz Ulrich und Panreck, Isabelle-Christine (2019): "Rechtspopulismus in Einwanderungsgesellschaften", Wiesbaden, sowie Lochocki, Timo: "Immigrationsfragen: Sprungbrett rechtspopulistischer Parteien", in: BpB, Aus Politik und Zeitgeschichte (APUZ 5-6/2012).

Zum Beispiel während der Corona-Pandemie: Europaweit behaupteten rechtspopulistische Parteien, Zugewanderte und Menschen mit Migrationshintergrund seien eine Bedrohung für die Gesundheit der übrigen Bevölkerung. Rechtspopulistische Parteien unterstellten ihnen, sich nicht an die Maßnahmen zu halten und das Virus zu verbreiten, so eine Studie. QuelleMIDEM (2021): "Corona und Rechtspopulismus. Jahresstudie 2021".

Mehr Zuwanderung bedeutet aber nicht automatisch mehr Erfolg für rechtspopulistische Parteien und Bewegungen. Sie konnten in den letzten Jahren Erfolge verzeichnen:

  • in manchen klassischen Einwanderungsländern (USA, Kanada, Australien),
  • in europäischen Ländern mit längerer Einwanderungsgeschichte (Frankreich, Großbritannien, Niederlande),
  • aber auch in Ländern, in denen es kaum Einwanderung gibt oder die stark von Auswanderung betroffen sind (zum Beispiel Polen, Slowakei, Ungarn, Tschechien, Rumänien, Bulgarien).QuelleSchellenberg, Britta (2018): "Rechtspopulismus im europäischen Vergleich – Kernelemente und Unterschiede", www.bpb.de.

Auch wenn mehr Geflüchtete kommen, führt das nicht direkt zu mehr Erfolgen von Rechtspopulisten. In manchen Ländern, die viele Geflüchtete aufgenommen haben, waren sie weniger erfolgreich. In anderen Ländern, die seit 2015 kaum Geflüchtete aufgenommen haben, konnten rechtspopulistische Parteien vergleichsweise stark zulegen.QuelleMercator Forum Migration und Demokratie (MIDEM): Migration und Populismus. Jahresbericht 2018, Seite 18

Migration ist also nicht die Ursache für den Erfolg von Rechtspopulismus. Migration verschärft aber die Diskussionen über bestehende gesellschaftliche Konflikte, von denen populistische Bewegungen profitieren – zum Beispiel: Debatten über Identitätsverlust, dem Verlust von gesellschaftlichem Zusammenhalt, dem Verlust nationaler Souveränität oder Debatten um sozialen Abstieg.QuelleMercator Forum Migration und Demokratie (MIDEM): Migration und Populismus. Jahresbericht 2018, Seite 9

Schreckt Rechtspopulismus Fachkräfte ab?

Stand: Oct. 2024

Der Fachkräftemangel ist in den letzten Jahren zu einem der größten Probleme der deutschen Wirtschaft geworden. Aktuelle Zahlen haben wir hier zusammengestellt.

Starker Rechtspopulismus ist vermutlich schlecht für Fachkräfte-Anwerbung

Die rechtspopulistischen und teils rechtsextremen Positionen der AfD belasten vermutlich den Wirtschafts-Standort Deutschland. Das ist das Ergebnis einer Forschungs-Übersicht von 2024, die empirische Studien zum Thema ausgewertet hat. Wo die AfD oder ähnliche rechtspopulistische Bewegungen stark seien, gebe es "einen nicht zu unterschätzenden Nachteil bei der Anwerbung von in- und ausländischen Fachkräften". Unter anderem wird auf ein Experiment hingewiesen, wonach Dresden weniger attraktiv sei für inländische Fachkräfte, weil dort über Jahre "asyl- und migrationskritische Kundgebungen" stattfanden.QuelleLeibniz-Zentrum für europäische
Wirtschaftsforschung (2024): Rechtspopulismus und Standortattraktivität, Seiten 2 und 5, Link

Mehr als 500 Unternehmen haben sich Anfang 2024 gegen Rechtspopulismus ausgesprochen. Auch die deutschen Handwerks-Betriebe sprachen sich gegen "Hetze und Rassismus" aus. Bei direkten Befragungen sehen die Vertreter von Wirtschafts- und Arbeitgeberverbänden die AfD kritisch: Die Mehrheit lehnt laut einer Befragung des WZB 2024 den Kontakt zur Partei ab und sieht von ihr keine positiven Beiträge zur Wirtschaft in Deutschland. Vielmehr werde die Partei als "systemfeindlich und systemgefährdend" angesehen. Ein Grund: die wirtschaftspolitischen Ideen der AfD. Kritisch sehen die Wirtschaftsvertreter*innen Forderungen nach dem Austritt aus der EU oder dem Euro-Raum und die Ablehnung von Zuwanderung.QuelleWissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) (2024): Die deutsche Wirtschaft und die AfD, Seite 25, Link

Qualifizierte Arbeitskräfte fühlen sich abgeschreckt

Intoleranz und Diskriminierung beeinflussen stark, ob qualifizierte Arbeitskräfte in ein Land gehen wollen oder nicht, das belegen Studien. Zwar ist Deutschland beliebt bei Studierenden, aber nur mittelmäßig beliebt bei ausgebildeten Arbeitskräften. Ein wichtiger Grund: Die als mittelmäßig wahrgenommene Willkommenskultur ("inclusiveness"), so OECD-Befragungen.QuelleOECD (2019): Measuring and Assessing Talent Attractiveness in OECD Countries, Seite 19 und Seite 47, Link

In einer Online-Umfrage (MethodikAn der nicht-repräsentativen Online-Umfrage beteiligten sich rund 12.000 Teilnehmer aus 173 Ländern. Damit Ergebnisse gewertet wurden, mussten mindestens 50 Teilnehmer aus einem Land antworten. Für Deutschland antworteten "rund 1.000 Personen", Link) unter mehr als 12.000 "Expats" landete Deutschland 2023 unter beliebten Zielen zum Arbeiten auf Platz 49 von 53 weltweit. Die Hauptgründe für die Unzufriedenheit vieler Expats: die fehlende Willkommenskultur. Drei von zehn Expats finden, dass die deutsche Bevölkerung "nicht freundlich" zu ausländischen Arbeitskräften sei (weltweit: 18 Prozent). Die Ergebnisse von solchen Online-Umfragen sind offenbar wenig zuverlässig und weichen teils stark voneinander ab. QuelleInternations (2024): Expat City Ranking 2023, Link

 

Rechtspopulistische Einstellungen in der Bevölkerung

Stand: Nov. 2024

Nach einem Rückgang populistischer Einstellungen in der Bevölkerung sind diese in den vergangenen Jahren wieder erstarkt. Die „Mitte“-Studie 2022/'23 stuft 33 Prozent der Befragten als populistisch ein (2020/'21: 14 Prozent, 2018/'19: 18 Prozent).QuelleFriedrich-Ebert-Stiftung 2023: „Die distanzierte Mitte. Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2022/23“, S. 120, LINK

Hohes Misstrauen in Demokratie

Untersucht wurden in der „Mitte“-Studie zwei Aspekte populistischer Einstellungen: Antielitismus sowie Antipluralismus. Im Antielitismus drückt sich ein Misstrauen in die Demokratie, ihre Institutionen und Akteure aus: So glauben laut Studie 46 Prozent nicht daran, dass die Parteien die Probleme lösen können, und 34 Prozent meinen, die Regierung halte die Wahrheit vor der Bevölkerung zurück. Damit in Zusammenhang stehen auch antipluralistische Ansichten: 30 Prozent finden, die Demokratie führe nicht zu sinnvollen Entscheidungen.QuelleFriedrich-Ebert-Stiftung 2023: „Die distanzierte Mitte. Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2022/23“, S. 118, LINK

 

26 Prozent der Befragten finden außerdem, Minderheiten würden zu sehr berücksichtigt. 2018/19 stimmten dem 23 Prozent zu, 2020/21 waren es 20 Prozent.QuelleFriedrich-Ebert-Stiftung 2023: „Die distanzierte Mitte. Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2022/23“, S. 118, LINK

Auch eine Studie der Universität Hohenheim befragte Menschen, ob ihrer Ansicht nach zu viel Rücksicht auf Minderheiten genommen werde. Hier antworteten 36 Prozent der Befragten mit „stimme zu“, 24 Prozent konnten sich der Aussage teils anschließen.QuelleUniversität Hohenheim 2023:„Rechtspopulismus, Verschwörungs-Erzählungen, Demokratiezufriedenheit und Institutionenvertrauen in Deutschland 2023“, S. 10, LINK

Populismus besonders verbreitet im rechten Spektrum

Laut „Mitte“-Studie ist der Populismus in Deutschland eng mit einer Ideologie verknüpft, die nicht alle Menschen als gleichwertig betrachtet und bestimmte gesellschaftliche Gruppen abwertet. Demnach könne Populismus hierzulande überwiegend als Rechtspopulismus eingestuft werden. Zudem: Wer empfänglicher für Populismus sei, neige auch häufiger zu rechten Einstellungen.QuelleFriedrich-Ebert-Stiftung 2023: „Die distanzierte Mitte. Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2022/23“, S. 151, S. 96, LINK

Grundsätzlich können populistische Einstellungen mit unterschiedlichen politischen Orientierungen auftreten. Im rechten politischen Spektrums seien sie am weitesten verbreitet, so das Populismusbarometer von 2020. Rechtspopulistische Logik und rechtsextreme Ideologie würden außerdem immer wieder ineinandergreifen. Als Beispiel nennt die Mitte-Studie die Vorstellung eines homogenen Volkes mit einem einheitlichen Willen.QuelleFriedrich-Ebert-Stiftung 2023: „Die distanzierte Mitte. Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2022/23“, S. 95, LINK; Bertelsmann Stiftung (2020): „Populismusbarometer", S. 31, LINK

Populistische Einstellungen besonders hoch unter AfD-Wähler*innen

Vergleicht man die Wähler*innen unterschiedlicher Parteien, zeigt sich: Wähler*innen der AfD sind am häufigsten populistisch eingestellt. 38 Prozent gelten laut Populismusbarometer 2020 der Bertelsmann Stiftung als "klar populistisch" eingestellt, weitere 35 Prozent zumindest „teils/teils populistisch". Zudem hat die Mehrheit der AfD-Wähler*innen latent oder manifest rechtsextreme Einstellungen (latent rechtsextrem: 27 Prozent, manifest rechtsextrem: 29 Prozent).QuelleBertelsmann Stiftung (2020): „Populismusbarometer", S. 18, LINK

Auch die Studie der Universität Hohenheim kommt 2023 zu dem Schluss, Populismus sei bei Anhänger*innen der AfD besonders stark ausgeprägt. Besonders niedrige populistische Einstellungen finden sich bei Anhänger*innen der Grünen, gefolgt Wähler*innen der SPD und der Linken.QuelleUniversität Hohenheim 2023: „Rechtspopulismus, Verschwörungs-Erzählungen, Demokratiezufriedenheit und Institutionenvertrauen in Deutschland 2023“, S. 24, LINK

Überdurchschnittlich viele AfD-Wähler*innen misstrauen der Bundesregierung

Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hat über mehrere Jahre hinweg Stamm-, Wiederholungs- sowie Neuwähler*innen der AfD zu ihren Einstellungen befragt. Das Ergebnis: AfD-Wähler*innen haben ein überdurchschnittlich großes Misstrauen gegenüber politischen Akteuren, Institutionen und öffentlich-rechtlichen Medien. Die befragten AfD-Stammwähler*innen äußerten zwischen Oktober 2021 (88 Prozent) und Juli 2023 (96 Prozent) „nur wenig“ bis „überhaupt kein“ Vertrauen in die Bundesregierung. „Nur wenig“ bis „überhaupt kein“ Vertrauen in die öffentlich-rechtlichen Medien hatten in der Wählergruppe im gleichen Zeitraum zwischen 84 und 91 Prozent.QuelleWirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI): „Das Umfragehoch der AfD – Aktuelle Erkenntnisse über die AfD-Wahlbereitschaft aus dem WSI-Erwerbspersonenpanel“, S. 21-22, LINK

Ist die AfD rechtsextrem?

Stand: May. 2025

Im Mai 2025 hat der Verfassungsschutz die Partei "Alternative für Deutschland (AfD)" als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Zuvor galt sie als rechtsextremistischer "Verdachtsfall". Medienberichten zufolge hat die Partei gegen die Einstufung Klage eingereicht.QuelleTagesschau, AfD "gesichert rechtsextremistisch" (2.5.2025) LINK, Spiegel: AfD reicht Klage gegen Verfassungsschutz ein, Artikel vom 5.5.2025, LINK

Die AfD hatte zuvor gegen die Einstufung als Verdachtsfall geklagt, doch im Mai 2024 entschied das Oberverwaltungsgericht (OVG) NRW: Diese Einstufung der Partei durch den Verfassungsschutz ist rechtens. Laut OVG gibt es in der AfD ausreichend konkrete Anhaltspunkte für verfassungsfeindliche Bestrebungen, die sich etwa gegen Menschen mit Migrationshintergrund richten.

Das OVG bestätigte damit die Entscheidung der Vorinstanz – ein Urteil des Kölner Verwaltungsgerichts von März 2022. Damit sind Klagen der AfD vorerst gescheitert, mit denen sie die Beobachtung durch den Inlandsgeheimdienst verhindern wollte. Laut Medienberichten will die Partei jedoch auch die Entscheidung des OVG anfechten.

Zunächst hatte der Bundesverfassungsschutz die Partei im Februar 2021 als rechtsextremistischen Verdachtsfall eingestuft. Dagegen ging die AfD vor: Sie stellte einen Antrag beim Verwaltungsgericht Köln, das im März 2021 die Einstufung als Verdachtsfall aussetzte. Ein Jahr später hat das Gericht die Beobachtung wieder erlaubt.QuelleTagesschau (2024): "AfD-Einstufung als Verdachtsfall ist rechtens", LINK; Süddeutsche Zeitung (2024): "Die AfD verliert gegen den Verfassungsschutz", LINK; Süddeutsche Zeitung 2021: Verfassungsschutz beobachtet gesamte AfD; RBB 2021: Verfassungsschutz darf AfD vorerst nicht beobachten; Verwaltungsgericht Köln 2022: Verfassungsschutz darf AfD als Verdachtsfall einstufen.

Die AfD hatte 2025 nach eigenen Angaben rund 52.000 Mitglieder*innen.QuelleBundeszentrale fürpolitische Bildung (2025),Alternative für Deutschland – Factsheet Feb.2025, LINK

Gruppierungen der AfD, die der Verfassungsschutz bis Mai 2025 als gesichert rechtsextrem einstufte:

  • Die Landesverbände in Brandenburg, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt gelten als gesichert rechtsextrem.QuelleTagesschau (2023): "AfD in Sachsen gesichert rechtsextremistisch", Link; "AfD Sachsen-Anhalt gesichert rechtsextremistisch", Link; Süddeutsche Zeitung 2021: Höckes AfD-Landesverband ist "erwiesen rechtsextrem"; Bundesinnenministerium 2021: Verfassungsschutzbericht 2020, S. 94; Tagesschau (2025): AfD in Brandenburg gesichert rechtsextrem, LINK
  • Das Bundesamt für Verfassungsschutz stufte die Jugendorganisation der Partei ("Junge Alternative", JA) als gesichert rechtsextrem ein. Im März 2025 hat sich der Verein offiziell aufgelöst. Medienberichten zufolge soll er durch eine neue Jugendorganisation ersetzt werden. Die Organisation verfügte über 16 Landesverbände und hatte eigenen Angaben zufolge mehr als 3.000 Mitglieder (Stand: Dezember 2024). Über die Einstufung der Landesverbände entschieden die Landesämter für Verfassungsschutz. Als gesichert rechtsextrem galten der thüringische, sächsische und der Brandenburger Landesverband.QuelleBundesinnenministerium (2024): "Verfassungsschutzbericht 2023", S. 117, 126, LINK; Verfassungsschutz Thüringen (2024): ",Junge Alternative Thüringen' als erwiesen rechtsextremistische Bestrebung eingestuft", LINK; ZEIT Online (2024): "Verfassungsschutz darf AfD-Nachwuchs als rechtsextrem einstufen", LINK; MDR (2023): "Verfassungsschutz stuft AfD-Jugend auch in Sachsen als rechtsextremistisch ein", LINK; Polizei Brandenburg (12.7.2023): "Verfassungsschutz stuft AfD-Jugendorganisation als gesichert rechtsextremistische Bestrebung hoch", LINK; RND (2024): "AfD will Jugendorganisation durch neue Gruppierung ersetzen", LINK
  • Auch den "Flügel" in der AfD stufte der Verfassungsschutz als Gruppierung mit "gesichert rechtsextremistischer Bestrebung" ein. Nachdem das Bundesamt für Verfassungsschutz die Einstufung der Gruppierung im März 2020 bekanntgab, löste sich der "Flügel" zum 30. April offiziellVon den zwei wichtigsten Vertretern des „Flügels“ ist nur noch Björn Höcke als AfD-Fraktionsvorsitzender in Thüringen tätig. Andreas Kalbitz verlor seine Position als Fraktionsvorsitzender der AfD in Brandenburg, nachdem bekannt wurde, dass er seine Mitgliedschaft in der mittlerweile verbotenen neonazistischen Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) bei Abschluss der AfD-Mitgliedschaft verschwiegen hatte. Der Verfassungsschutz vermutet, dass der „Flügel“ inoffiziell weiteragiert. auf.QuelleBundesinnenministerium 2021: Verfassungsschutzbericht 2020, S. 93f; Bundesamt für Verfassungsschutz (2020): Pressemitteilung vom 12. März 2020, "Bundesamt für Verfassungsschutz stuft AfD-Teilorganisation 'Der Flügel' als gesichert rechtsextremistische Bestrebung ein"

Gruppierungen der AfD, die der Verfassungsschutz als rechtsextreme Verdachtsfälle beobachtet:

  • Der Landesverband der JA in Nordrhein-Westfalen wird als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft.QuelleTagesschau (2023): "'Junge Alternative' in NRW wird Verdachtsfall", LINK
  • Außerdem beobachtet der Verfassungsschutz die Landesverbände der AfD in Bremen, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und Bayern als rechtsextreme Verdachtsfälle.QuelleSPD Bürgerschaftsfraktion Land Bremen (2022): Pressemitteilung: Bremer AfD: Jetzt offiziell ein Fall für den Verfassungsschutz; Niedersächsisches Innenministerium (2022): Presseinformation: Niedersächsischer Verfassungsschutzbericht 2021, Innenministerium Baden-Württemberg (2023): "Verfassungsschutz darf AfD in Baden-Württemberg beobachten", LINK; Landesamt für Verfassungsschutz Hessen (2022): Vorstellung des Verfassungsschutzberichts 2021; Hessenschau (2023): "Hessische AfD darf vom Verfassungsschutz beobachtet werden", LINK

Expert*innen bestätigen die Radikalisierung der Partei: Die AfD erkenne zwar die Grundprinzipien der deutschen Verfassungsordnung an und versuche sich vom Rechtsextremismus abzugrenzen. Sie stelle jedoch die Gleichheit aller Menschen in Frage und greife mitunter auf rechtsextreme Begriffe zurück. Mittlerweile ordnen zahlreiche Expert*innen auch die Gesamtpartei als rechtsextrem ein. Das Deutsche Institut für Menschenrechte etwa beobachtet "offen ausgesprochene Drohungen" von Führungspersonen und Mandatsträger*innen der AfD, "in denen sie der Gewalt zur Erreichung ihrer politischen Ziele das Wort reden."QuelleBpB (2020: "Kurz und bündig: Die AfD"; Deutscher Gewerkschaftsbund 2021: Die AfD vor der Bundestagswahl 2021; SWR Report Mainz 2021: Fragwürdige Mitarbeiter: Die AfD und ihre Rechtsextremen; Deutsches Institut für Menschenrechte (2021): "Nicht auf dem Boden des Grundgesetzes"

Rechtsextreme Einstellungen unter AfD-Anhänger*innen

21 Prozent der AfD-AnhängerPersonen, die angaben, dass sie bei einer anstehenden Wahl die AfD wählen würden oder schon einmal mit dem Gedanken gespielt haben haben ein geschlossen rechtsextremes Weltbild. Unter Anhänger*innen anderer Parteien sind es sechs Prozent. Das zeigen Befragungen für die Mitte-Studie von 2023. 90 Prozent der AfD-Anhänger*innen stimmen rassistischen und national-chauvinistischen Aussagen eindeutig oder teilweise zu. 60 Prozent befürworten eine Diktatur eindeutig oder teilweise. 52 Prozent billigen Gewalt eindeutig oder teilweise.QuelleZick, Andreas & Eden, Marco (2024): "Mitte rechtsaußen oder rechtsdraußen? Bericht zu den Einstellungen der AfD-Anhängerschaft in der Mitte-Studie 2022/23", S. 8ff, LINK

Rechtsextreme Mitarbeiter*innen von AfD-Abgeordneten

AfD-Bundestagsabgeordnete beschäftigen in ihren Büros Medienrecherchen zufolge mehr als 100 Mitarbeitende aus dem rechtsextremen Milieu. Darunter sind Neonazis, Aktivisten aus dem Umfeld der "Identitären Bewegung" und Ideologen aus der Neuen Rechten. Mehr als die Hälfte der AfD-Abgeordneten beschäftigt Personen von Organisationen, die der Verfassungsschutz als rechtsextrem einstuft.QuelleBayerischer Rundfunkt (2024): "AfD im Bundestag: Mehr als 100 rechtsextreme Mitarbeiter", LINK

Dürfen AfD-Mitglieder Beamt*innen sein?

Beamt*innen müssen sich zur freiheitlich demokratischen Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes bekennen§60 BBG, §33 BeamtStG. Eine Mitgliedschaft in der AfD, die als gesichert rechtsextremistisch gilt, könnte für Beamt*innen Konsequenzen haben, etwa Geldbußen oder Entlassungen. Die Verfassungstreue der Beamt*innen muss einzelfallspezifisch geprüft werden, wie es aus dem Bundesinnenministerium heißtSiehe Tagesschau (2025), Müssen Beamte mit AfD-Bekenntnis mit Konsequenzen rechnen? (6.5.2025) LINK. Wie der Verfassungsschutz die Partei einstuft ist nicht entscheidend für disziplinarrechtliche Verfahren, seine Beurteilung kann aber zur Begründung herangezogen werden.QuelleDeutsches Institut für Menschenrechte (2022): "Rassistische und rechtsextreme Positionierungen im Dienste des Staates?"

Zur Frage, unter welchen Bedingungen Beamt*innen in der AfD um ihre Stellen fürchten müssen, gibt es unterschiedliche Einschätzungen:

  • Im Juni 2020 stellte das Bundesinnenministerium klar: Allein die Mitgliedschaft in einer Partei, die der Verfassungsschutz als "Prüffall" oder "Verdachtsfall" beobachtet, hat keine beamtenrechtlichen Konsequenzen.Quelle Bundesinnenministerium 2020: Bericht des BMI zum Thema Disziplinarrechtliche Konsequenzen bei extremistischen Bestrebungen.
  • Ein von der AfD in Auftrag gegebenes juristisches Gutachten kommt zu demselben Schluss.Quelle Tagesschau 2021: Was passiert mit Beamten in der AfD
  • Eine Analyse des Deutschen Instituts für Menschenrechte sieht hingegen juristische Möglichkeiten, um disziplinarrechtliche Sanktionen für Beamt*innen, die Mitglied der AfD sind, zu verhängen. Nur wenn sie sich aktiv in der Partei gegen verfassungsfeindliche Positionen einsetzen, wäre eine AfD-Mitgliedschaft mit der Pflicht zur Verfassungstreue vereinbar. QuelleDeutsches Institut für Menschenrechte (2022): "Rassistische und rechtsextreme Positionierungen im Dienste des Staates?", Bundesinnenministerium (2020): "Disziplinarrechtliche Konsequenzen bei extremistischen Bestrebungen"
  • Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, erwartet, dass es "Einzelfallprüfungen" geben werde, ob Mitglieder der AfD Beamt*innen bleiben können.

Wie stehen Fußballvereine und -verbände zu Rechtspopulismus?

 

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