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"Sprachprobleme" im Blätterwald 17.05.2013

Keine neuen Erkenntnisse über Sprachdefizite zu finden

Ausgelöst durch einen Bericht in der BILD-Zeitung kursierten in dieser Woche alarmierende Zahlen in den Medien: Kinder von Migranten würden zu Hause immer weniger Deutsch sprechen. Bei vielen reichten demnach die Sprachkenntnisse nicht aus, um dem Schulunterricht zu folgen, bis zu 50 Prozent bräuchten eine gesonderte Förderung. Nur: Die Datenlage zur Feststellung von Sprachdefiziten ist sehr uneinheitlich und lässt solche pauschalen Aussagen kaum zu.

Am 13. Mai titelte die BILD-Zeitung auf Seite zwei: "Immer mehr Migranten-Kinder nicht gut genug in Deutsch für Schule". Jedes dritte Kind unter fünf Jahren komme aus einer Einwandererfamilie. In einzelnen Bundesländern brauche fast jedes zweite Kind eine gezielte Sprachförderung. Der Grund: viele Zuwanderer-Familien würden zu Hause kaum oder gar nicht Deutsch sprechen. Die Sprachkenntnisse der Kinder reichten deshalb oft nicht aus, um dem Schulunterricht zu folgen.

Dies belegten "neue Zahlen von Bund und Ländern", die der Zeitung vorlägen, hieß es in einem am selben Tag auf BILD online veröffentlichten Artikel. So sprächen etwa in Hamburg laut Statistikamt Nord 23 Prozent der Grundschüler zu Hause kaum Deutsch, in Rheinland-Pfalz seien es dem dortigen Bildungsministerium zufolge 11,1 Prozent. Laut Bayerischem Kultusministerium sei bei 14,7 Prozent der Grundschüler im Bundesland die "Verkehrssprache in der Familie nicht Deutsch", in Nordrhein-Westfalen treffe dies auf 18 Prozent von ihnen zu.

Viele andere Medien griffen das Thema auf. So vermeldete die Online-Ausgabe der WELT ebenfalls am 13. Mai "Warum Migrantenkinder kein Deutsch mehr lernen". Bei SPIEGEL Online hieß es "Immer mehr Migrantenkinder brauchen Sprachförderung". Auch die Frankfurter Allgemeine, die Süddeutsche Zeitung und ntv.de veröffentlichten am kommenden Tag Meldungen verschiedener Presseagenturen zum Thema. Genauer gesagt: zur Berichterstattung der BILD-Zeitung, denn diese wird in allen Berichten als Quelle genannt.  

Woher kommen die Zahlen und was sagen sie aus?

Schaut man sich die in den Berichten genannten Zahlen und Fakten genauer an, ergeben sich einige Ungenauigkeiten und Ungereimtheiten. 

Zunächst einmal ist festzustellen, dass die Datenlage zu den Sprachkenntnissen, dem Sprachförderbedarf und auch zum Merkmal Migrationshintergrund äußerst uneinheitlich ist. Insgesamt werden derzeit in 14 Bundesländern 17 verschiedene Testverfahren angewandt, um die Sprachkenntnisse von Kindern im Vorschulalter festzustellen. Seit langem wird deshalb gefordert, die Sprachstandstests bundesweit zu vereinheitlichen. Auch die Feststellung des Sprachförderbedarfs erfolgt anhand unterschiedlicher Kriterien, weshalb die Quoten nicht miteinander vergleichbar sind. Die folgende Tabelle gibt einen Einblick in die Uneinheitlichkeit der Testverfahren und daraus resultierenden Daten. Auch der Migrationshintergrund wird sehr unterschiedlich definiert. Das Integrationsmonitoring der Länder 2011 verzichtet deshalb explizit auf eine Darstellung bundesweiterErgebnisseSiehe S. 40 des Berichts hinsichtlich des Sprachföderbedarfs bei Vorschulkindern.

Auf Anfrage des Mediendienstes gab das Statistische Bundesamt an, auf die BILD-Meldung hin mehrere Presseanfragen bekommen, aber keine neuen Zahlen vorliegen zu haben. In der Kinder- und Jugendhilfestatistik, die vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht wird, finden sich folgende Zahlen: rund 29 Prozent der Kinder zwischen drei und sechs Jahren, die am 1. März 2012 in einer Kindertageseinrichtung betreut wurden, hatten einen Migrationshintergrund (hier definiert als Kinder mit mindestens einem ausländischen Elternteil). 60,9 Prozent von ihnen sprachen in der Familie vorrangig nicht Deutsch. (Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistik der Kinder- und Jugendhilfe, Kinder in Kindertageseinrichtungen am 01.03.2012). Diese Zahlen sagen jedoch zunächst nichts über den Sprachförderbedarf aus: Wenn ein Kind zu Hause überwiegend nicht Deutsch spricht, muss das nicht zwangsläufig ein Sprachdefizit oder einen erhöhten Förderbedarf im Deutschen bedeuten. Diese Zahlen werden aber in der aktuellen Berichterstattung oft miteinander gleichgesetzt. 

Was den Sprachförderbedarf betrifft, gibt es für die Bundesebene also keine amtlichen Angaben. Anhaltspunkte können lediglich die Ergebnisse einer Elternbefragung von 2009siehe Erster Kinder-Migrationsreport des DJI, 2013, S. 176. bieten, die das Deutsche Jugendinstitut (DJI) durchgeführt hat. Den Angaben der Eltern zufolge lag der Sprachföderbedarf bei Drei- bis Siebenjährigen, die zu Hause noch eine andere Sprache als Deutsch sprechen, bei rund 39 Prozent. Bei den Kindern der selben Altersgruppe ohne Migrationshintergrund lag er aber immerhin auch bei 21 Prozent.

Hinsichtlich der in der BILD-Zeitung angeführten Zahlen aus den einzelnen Bundesländern ist Folgendes festzustellen:

Bei den 14,7 Prozent der Grundschüler in Bayern, bei denen "die Verkehrssprache in der Familie überwiegend nicht Deutsch" ist, handelt es sich nach Angaben des dortigen Kultusministeriums um eine interne Statistik aus dem Schuljahr 2011/2012. Die Zahl sage jedoch nichts über die Deutschkenntnisse oder den Sprachförderbedarf aus.

Die 18 Prozent der Grundschüler aus NRW, auf die dies zutrifft, sind nach Auskunft des  Statistischen Landesamtes der Veröffentlichung "StatistikKompakt" vom 15. Mai 2012 entnommen.

Die Angabe des Statistikamtes Nord, der zufolge für 23 Prozent der Hamburger Grundschulkinder die zu Hause überwiegend gesprochene Sprache nicht Deutsch ist, wurde im März 2013 veröffentlicht.

Auffallend ist dabei zweierlei: Zum einen erreichen diese Zahlen, die sich zudem lediglich auf die überwiegend zu Hause gesproche Sprache und nicht auf den Sprachföderbedarf beziehen, nicht annähernd 50 Prozent. Zahlen, die einen solch hohen Sprachförderbedarf konstatieren, in den meisten Berichten aber gar nicht angeführt werden, finden sich in Hessen. Dort hat das Kindersprachscreening (KiSS), das den Sprachstand der Vier- bis Viereinhalbjährigen erfasst, ergeben: Rund die Hälfte der Kinder mit, aber immerhin auch 22 Prozent der Kinder ohne Migrationshintergrund wiesen "Sprachauffälligkeiten" auf.

Auch der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund wurde teilweise falsch wiedergegeben. So heißt es in einem Artikel der WELT: "Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund in den Klassen steigt seit einigen Jahren kontinuierlich. In der Grundschule liegt er inzwischen bei 50 Prozent bundesweit." Das ist nicht zutreffend. Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zufolge lag er 2009 lediglich bei 31,4 Prozent.QuelleKinder-Migrationsreport des DJI 2013, S. 166.

Die guten Nachrichten zuletzt

Zu der erstaunlichsten Meldung kam wohl die Frankfurter Allgemeine Zeitung im Lokalteil für das Rhein-Main-Gebiet am 13. Mai: Während in der Headline verkündet wird "Mangelnde Deutschkenntnisse - Zu Hause wird oft nur Türkisch gesprochen", heißt es in der Unterzeile: "Der Anteil der Migrantenkinder, deren Schulbesuch sich wegen mangelnder Deutschkenntnisse verzögert, ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich gesunken". Das ist wiederum eine positive Nachricht – wenn auch ziemlich gut versteckt. Wurde zum Schuljahr 1999/2000 noch jedes dritte Kind in Hessen aufgrund von Sprachdefiziten vom Schulbesuch zurückgestellt, war es nach Auskunft des hessischen Kultusministeriums 2009/2010 nur noch jedes Zehnte, heißt es im Artikel weiter. Der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund, die die erste Klasse wiederholen mussten, sei im gleichen Zeitraum von 44 auf knapp 17 Prozent gesunken.

Darüber hinaus zeigt ein Vergleich mit den Zahlen aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik von 2006, dass der Anteil der Kinder mit mindestens einem ausländischen Elternteil, die eine Kindertageseinrichtung besuchen und zu Hause überwiegend nicht Deutsch sprechen, bis 2012 um neun Prozentpunkte abgenommen hat. Dies widerlegt die aktuell in den Medien verbreitete Aussage, dass Kinder von Einwanderern zu Hause immer weniger Deutsch sprechen würden.

Auch der unlängst veröffentlichte erste Kinder-Migrationsreport des Deutschen Jungendinstituts (DJI) hält eine Nachricht parat, die man den Negativ-Berichten der letzten Tage entgegenhalten könnte: Der Studie zufolge gewinnt das Deutsche bei den Grundschülern im Vergleich zur Vorschulaltersgruppe deutlich an Gewicht. Drei Viertel der Sechs- bis Achtjährigen sprächen mit ihren Eltern und Geschwistern zu Hause überwiegend Deutsch. Ein weiterer Befund ist, dass sich ein Zusammenhang zwischen der überwiegenden Sprachpraxis im familiären Umfeld und der Schichtzugehörigkeit feststellen lässt: Je höher die soziale Schicht, desto häufiger wird zu Hause Deutsch gesprochen. QuelleKinder-Migrationsreport des DJI 2013, S. 82.

Für weitere Verwirrung im Dschungel der schlechten und guten Nachrichten dürfte auch ein Befund aus der letzten Grundschulvergleichsstudie IGLU sorgen, die im Dezember 2012 veröffentlicht wurde: Hier gaben nur 0,8 Prozent der befragten Kinder an, zu Hause nie Deutsch zu sprechen, 19 Prozent manchmal. Der Rest – also knapp 80 Prozent – sagten, dass sie in der Familie immer oder fast immer Deutsch sprechen. 

Von Rana Göroğlu

 


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