Seit Beginn der Pandemie häufen sich die Fälle von anti-asiatischem Rassismus. Betroffene berichten von Beschuldigungen, infiziert zu sein und das Virus zu übertragen. Sie werden auf der Straße rassistisch beleidigt, gemieden oder in Arztpraxen abgewiesen.
Rassismus gegen asiatisch gelesene Menschen wurde im letzten Jahr stärker diskutiert. Doch in Deutschland gibt es kaum Forschung zum Thema. Der MEDIENDIENST hat erste Zahlen und Fakten zum Thema in einem Factsheet zusammengefasst.
Die wichtigsten Zahlen und Fakten hier im
>> FACTSHEET "ANTI-ASIATISCHER RASSIMUS"(pdf)
Die Ergebnisse stammen aus dem Forschungsprojekt "Soziale Kohäsion in Krisenzeiten – Die Corona-Pandemie und anti-asiatischer Rassismus in Deutschland". Das Projekt hat in einer nicht-repräsentativen Bevölkerungsumfrage etwa 4.500 Personen befragt. Außerdem erfasste eine weitere Befragung die Sicht der Betroffenen. Das Projekt führten Forscher*innen der Humboldt-Universität zu Berlin, der Freien Universität Berlin und dem Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) durch.
Wie verbreitet sind anti-asiatische Einstellungen?
"Die Corona-Pandemie hat bestehende Ablehnung gegenüber als asiatisch wahrgenommenen Menschen neu ans Tageslicht gebracht", sagt der Politikwissenschaftler Christoph Nguyen, der zusammen mit anderen Forscher*innen in dem Projekt gearbeitet hat. "Ich war aber überrascht, dass so viele befragte Personen Asiat*innen für die Verbreitung des Corona-Virus verantwortlich machten". Demnach gaben 15,2 Prozent der Befragten einer Teilgruppe an, „Asiat*innen“ seien für die rasante Ausbreitung der Corona-Pandemie in Deutschland verantwortlich.
Nur ein kleiner Teil der Befragten stimmte in der Umfrage anti-asiatischen Aussagen zu. Jede*r sechste war aber der Meinung, dass "Asiat*innen" ihren Kindern andere Werte beibringen würden als solche, die für das Leben in Deutschland "nützlich" sind.
Was berichten Betroffene?
Jede zweite Person mit asiatischem Migrationshintergrund gibt an, während der Corona-Pandemie Diskriminierungserfahrungen gemacht zu haben. Die meisten berichten von Beleidigungen oder von ablehnender Körpersprache und Mimik. Laut Nguyen zeigen die Berichte der Betroffenen auch, dass es heute ein größeres Bewusstsein für Rassismus gibt. Es sei aber dennoch erschreckend, wie viele Betroffene Angriffe erlebt haben. Und dass etwa 11 Prozent von körperlicher Gewalt berichten.
Was ist anti-asiatischer Rassismus?
Zwar wird anti-asiatischer Rassismus in Deutschland kaum erfasst, es gibt jedoch Hinweise, dass Angriffe während der Corona-Zeit zugenommen haben. So haben sich Anfragen, die bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes wegen Diskriminierung eingegangen sind, im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt (rund 6.000 Anfragen), davon etwa jede vierte Anfrage mit Bezug zur Corona-Pandemie (1.500, Stand: Ende November 2020) – häufig gegen Menschen mit einer vermeintlich asiatischen Herkunft.Quelle
Rassismus gegenüber asiatisch gelesenen Menschen gibt es nicht erst seit der Corona Pandemie. Er geht in verschiedene Richtungen. Zum einen werden asiatisch gelesene Personen als "anders" oder "gefährlich" stigmatisiert. Beispielsweise wenn sie – wie in der Corona-Pandemie – für die Verbreitung von Krankheiten verantwortlich gemacht werden. Zum anderen gibt es das Narrativ der "fleißigen Vorzeige-Migrant*innen". Aufgrund dieses Stereotyps wird asiatisch gelesenen Menschen häufig abgesprochen, überhaupt Rassismus zu erleben.Quelle
Von Carsten Janke und Caroline Schäfer
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