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Interview 03.03.2021

Corona trifft Minderheiten besonders hart

In Großbritannien starben überproportional viele Angehörige von Minderheiten an Covid-19. Das zeigte eine Studie im Sommer 2020. Die Soziologin Aleksandra Lewicki sagte im Interview, dass das in Deutschland ähnlich sein könnte. Daten dazu gibt es hierzulande keine. Genau das sei Teil des Problems.

Menschen mit Migrationsgeschichte haben in Deutschland einen schlechteren Zugang zur Gesundheitsversorgung (Symbolbild). Foto: dpa

Das Interview ist erstmals am 22. Juni 2020 erschienen. Aus aktuellem Anlass präsentieren wir es erneut.

MEDIENDIENST: Frau Lewicki, in Großbritannien sind Minderheiten überproportional oft vom Covid 19-Virus betroffen. Warum?

In der Tat: Die Sterberate der sogenannten Black, Asian and Minority Ethnic populations – also der postkolonialen Minderheiten – ist seit der Ausbreitung von Covid19 disproportional angestiegen. Sie liegt jetzt bis zu 50 Prozent höher als bei Weißen Briten. Das ergab eine neue Untersuchung im Auftrag der britischen Regierung. Auch die ersten zwölf Ärztinnen und Ärzte, die an Covid-19 gestorben sind, gehörten diesen Minderheiten an.Quelle Public Health England (2020): Disparities in the risk and outcomes of COVID 19.

Das hat verschiedene Gründe: Covid-19 trifft besonders arme Gegenden in Großbritannien – dort leben häufig Menschen mit Migrationsgeschichte. Zudem wohnen in ärmeren Gegenden mehrere Generationen auf engem Wohnraum, was die Ansteckungsgefahr erhöht. Menschen, die einer Minderheit angehören, arbeiten außerdem häufiger in Berufen, in denen sie dem Virus besonders stark ausgesetzt sind: in Krankenhäusern, Pflegeheimen, als Taxifahrerinnen und -fahrer oder Sicherheitskräfte. Darüber hinaus haben Minderheiten einen schlechteren Zugang zur gesundheitlichen Versorgung und wegen Diskriminierungserfahrungen weniger Vertrauen in das Gesundheitssystem. Struktureller Rassismus kann also, wie jetzt auch Covid-19 zeigt, tödlich sein.Quelle Office for National Statistics (2020): Deaths involving COVID-19 by local area and socioeconomic deprivation: deaths occurring between 1 March and 31 May 2020, Newport: ONS; The Guardian (2020): Racism contributed to disproportionate UK BAME coronavirus deaths, inquiry finds.

In Deutschland gibt es keine Zahlen dazu, ob Minderheiten überproportional oft von Covid-19 betroffen sind.

Ja, das stimmt. Man hat keine repräsentativen Antworten auf Fragen wie: Wie sind Menschen mit Migrationsgeschichte von Covid-19 betroffen? Wie gut werden Patientinnen und Patienten, die Minderheitengruppen angehören, gesundheitlich versorgt?

Dabei gibt es in Deutschland vergleichbare Trends: Menschen mit Migrationsgeschichte sind häufiger in Berufen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko tätig. Auch in Deutschland arbeiten sie überproportional häufig in der Pflege und im Gesundheitssystem. Eine Reihe von Studien zeigt zudem, dass Menschen mit Migrationsgeschichte in Deutschland gesundheitlich weniger gut versorgt sind: Sie haben häufig einen schlechteren Zugang zu gesundheitlichen Leistungen und erfahren Diskriminierungen im Gesundheitssystem.Quelle Khalil Samir, Almut Lietz und Sabrina Mayer (2020): Systemrelevant und prekär beschäftigt: Wie Migrant*innen unser Gemeinwesen aufrecht erhalten, DeZIM; Robert-Koch-Institut (2015): Gesundheit in Deutschland, S. 185ff.

Können Sie Beispiele nennen?

Ältere Menschen mit Migrationsgeschichte bekommen weniger Pflegeleistungen. Dies erklärt sich unter anderem damit, dass sie weniger gut informiert sind, auf welche Leistungen - zum Beispiel einen Platz im Pflegeheim - sie einen Anspruch haben. Außerdem haben viele wegen früherer Diskriminierungserfahrungen Berührungsängste mit öffentlichen Einrichtungen.Quelle Camino - Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich GmbH (2014): Interkulturelle Altenhilfe in Berlin - Empfehlungen für eine kultursensible Pflege älterer Migrantinnen und Migranten, Gutachten im Auftrag der Beauftragten des Senats für Integration und Migration, Berlin: Senatsverwaltung, S. 87; Kohls (2012): Pflegebedürftigkeit und Nachfrage nach Pflegeleistungen von Migrantinnen und Migranten im demographischen Wandel, Nürnberg: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Forschungsbericht 12, S. 40; Schimany/ Rühl/ Kohls (2012): Ältere Migrantinnen und Migranten. Entwicklungen, Lebenslagen, Perspektiven, Nürnberg: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Forschungsbericht 18, S. 234.

In meiner Forschung habe ich auch Einfallstore für Diskriminierung bei der Einstufung in eine Pflegestufe oder bei der Aufnahme in Pflegeeinrichtungen beobachtet: Beratungsgespräche verlaufen nicht immer auf Augenhöhe. Bei gleicher Pflegebedürftigkeit sind weitere Aufnahmekriterien sehr biegsam: Pflegekräfte berichteten zum Beispiel, dass etwa muslimische Glaubenszugehörigkeit oder schwarze Hautfarbe von ihnen selbst oder anderen Heimbewohnerinnen als "fremd"- und somit nicht zur Gruppe zugehörig - wahrgenommen werden. Eine als zugehörig wahrgenommene Person hat aber eine höhere Chance auf einen Heimplatz.

DR. ALEKSANDRA LEWICKI forscht und lehrt an der University of Sussex. Sie leitet das Sussex European Institute und ist (Mit)Herausgeberin des Journal for Ethnic and Migration Studies. Ihre Forschungsschwerpunkte sind institutionelle Diskriminierung, Gleichstellungspolitik und politische Mobilisierung.

Betrifft der schlechtere Zugang zum Gesundheitswesen nur ältere Menschen mit Migrationshintergrund?

Nein, die Forschung deutet generell auf eine Benachteiligung von Menschen mit Migrationsgeschichte hin. Studien weisen zum Beispiel darauf hin, dass diese Gruppe überproportional häufig Notfallambulanzen aufsucht. Das hängt auch damit zusammen, dass Menschen mit Migrationsgeschichte schlechter darüber informiert werden, welche Vorsorge- und Versicherungsleistungen ihnen zustehen.Quelle Haji Loueian/ Lange/ Borde/ David/ Babitsch (2012): Werden klinische Notfallambulanzen angemessen genutzt?, Notfall und Rettungsmedizin, 15 (8), S. 683 - 689.

Verständigungsprobleme sind ein weiteres Einfallstor für Diskriminierung. Sie führen zu häufigeren Arztwechseln und zu falschen Diagnosen. Ärzte und Ärztinnen befürchten, ihrer Aufgabe nicht gut nachkommen zu können, und Patienten und Patientinnen sind verunsichert oder fühlen sich nicht ernst genommen. Dabei wissen wir aus der Forschung, dass der Einsatz von Dolmetscherinnen und Dolmetschern die Begegnung auf Augenhöhe ermöglicht und das Sicherheitsgefühl aller Beteiligten verbessert. Leider wird diese Chance wenig genutzt.Quelle Babitsch/ Braun/ Borde/ David (2008): Doctor's Perception of Doctor-Patient Relationships in Emergency Departments: What Roles Do Gender and Ethnicity Play?, BMC Health Serv Res, 11(8), S. 82; Timmen/ Gupta/ Schuster/ Geraedts (2017): Wie sind Kinder- und Jugendkliniken in Nordrhein-Westfalen auf die Überwindung von Sprachbarrieren vorbereitet? Eine Pilotstudie zur Strukturqualität in der stationären Gesundheitsversorgung, Gesundheitswesen, 79 (7), S. 535-541; Ullrich/ Briel/ Nesterko/ Hiemisch/ Brähler/ Glaesmer (2016): Verständigung mit Patienten und Eltern mit Migrationshintergrund in der stationären allgemeinpädiatrischen Versorgung, Gesundheitswesen, 78(4), S. 209-214.

Was muss sich ändern, damit alle Personen am Gesundheitssystem teilhaben können?

Das Wichtigste ist: Wir müssen systematisch erfassen, welche Gruppen am Gesundheitssystem teilhaben können und welche Benachteiligungen sie erfahren. In Deutschland wird oft das Argument vorgebracht, man wolle Gesundheitsdaten wegen der Erfahrungen in der NS-Zeit nicht nach Minderheiten aufschlüsseln. Natürlich besteht immer die Gefahr, dass Daten missbraucht werden, etwa in einer Diktatur. Wir sehen aber auch am Beispiel anderer Länder, wie wichtig repräsentative Zahlen sind, um eine Debatte über Teilhabegerechtigkeit führen zu können. Minderheitenorganisationen fordern das übrigens seit Jahren.

Außerdem sollte der Staat, wenn er öffentliche Mittel vergibt, Teilhabegerechtigkeit als Kriterium berücksichtigen. Die Wohlfahrtsverbände werden aus öffentlichen Mitteln finanziert. Sie müssen sich deshalb angemessener für alle gesellschaftlichen Gruppen öffnen und aktiv gegen Diskriminierung vorgehen.

Interview: Donata Hasselmann

 


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