Europäische Union
Über 5 Millionen EU-Bürger leben in Deutschland. Besonders nach der EU-Osterweiterung zogen viele Menschen nach Deutschland zum Arbeiten, die Zuwanderung geht aber zurück.
Wie viele EU-Bürger wandern nach Deutschland ein?
2024 sind 407.300 EU-Bürger nach Deutschland zugewandert. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der zugewanderten EU-Staatsangehörigen um rund 13 Prozent. Die meisten kamen 2024 aus Rumänien (rund 138.100), Polen (62.700) und Bulgarien (41.800). Im gleichen Zeitraum sind rund 368.600 EU-Bürger abgewandert – darunter rund 118.900 Rumänen, 63.300 Pol*en und 42.700 Bulgaren. Die drei Länder machen mit rund 60 Prozent den Großteil der Zu- und Fortzüge von EU-Staatsangehörigen aus.Quelle
Wie viele EU-Bürger leben in Deutschland?
Zum Stichtag 31. Dezember 2024 lebten laut Ausländerzentralregister (AZR) rund 5 Millionen Staatsangehörige anderer EU-Staaten in Deutschland (5.049.225). Das sind rund 62.300 Personen weniger als Ende 2023.Quelle
Einwander*innen aus EU-Staaten und deren Kinder stellen fast ein Drittel der Bevölkerung mit Migrationshintergrund hierzulande: Von den rund 25,2 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, die Ende 2024 in Deutschland lebten, hatten rund 7,5 Millionen Bezüge zu einem Mitgliedstaat der Europäischen Union.Quelle
Von den Menschen mit EU-Migrationshintergrund haben die meisten Bezüge zu:
- Polen: Rund 2,2 Millionen Menschen. Nach Menschen mit familiären Bezügen zur Türkei (rund 1,3 Millionen) bilden sie die zweitgrößte Gruppe unter den Menschen mit Migrationshintergrund.
- Rumänien: 1,1 Million
- Italien: 853.000
- Griechenland: 429.000
- Kroatien: 368.000
- Bulgarien: 367.000
- Österreich: 340.000
- Ungarn: 267.000
- Spanien: 235.000
- Frankreich: 221.000
- Tschechien: 210.000
- Niederlande: 206.000
- Portugal: 167.000Quelle
Wie viele EU-Ausländer arbeiten in Deutschland?
In Deutschland arbeiten rund 2,72 Millionen Staatsangehörige aus anderen EU-Ländern (Stand: Januar 2024). Die Beschäftigungsquote liegt bei rund 61,3 Prozent. In der Gesamtbevölkerung sind es 68,7 Prozent. Viel weniger sind arbeitslos: Im Januar 2024 waren etwa 238.000 EU-Staatsbürger arbeitslos, das ist ein Anteil von 8,9 Prozent (Gesamtbevölkerung: 7 Prozent).Quelle
Die Zahlen gehen aus dem "Zuwanderungsmonitor" des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Gezählt werden hier alle, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, auch in Minijobs. Selbstständige sind dabei nicht berücksichtigt.Quelle
Besonders aus den Gebieten der EU-Osterweiterung arbeiten viele Menschen in Deutschland, insgesamt 1,6 Millionen Beschäftigte (EU-8 und EU-2). Allein aus Bulgarien und Rumänien (EU-2) sind es über 730.000. Die befürchtete "Armutszuwanderung" ist größtenteils ausgeblieben, stattdessen kamen sehr viele Arbeitskräfte. Forscher sprechen von einer Erfolgsgeschichte für die Wirtschaft. Die Beschäftigungsquoten für diese beiden Länder liegen für die EU-8 Staaten bei 62,1 Prozent, für die EU-2 sogar bei 69,1.
Wie viele EU-Bürger sind arbeitslos?
Leistungen nach SGB II ("Hartz IV") erhalten laut IAB 400.000 EU-Ausländer in Deutschland (Stand: Dezember 2023). Arbeitslos waren im Januar 2024 etwa 238.000 EU-Staatsbürger. Die sogenannte SGB-II-Hilfequote von Unionsbürger*innen lag im Dezember 2023 bei 8,8 Prozent (Gesamtbevölkerung: 8,4 Prozent). Darunter fallen auch sogenannte Aufstocker, die zwar arbeiten, aber so wenig verdienen, dass sie zusätzlich Hartz IV beantragt haben.Quelle
Wie viele EU-Ausländer bekommen Sozialleistungen in Deutschland?
Rund 400.000 EU-Ausländer erhalten Bürgergeld (398.151 SGB-II-Leistungsberechtigte). Das sind 8,9 Prozent aller EU-Ausländer in Deutschland und etwa so viel wie in der Gesamtbevölkerung (8,3 Prozent, Stand: Dezember 2024). Etwa 2,7 Millionen EU-Ausländer arbeiten in Deutschland.Quelle
EU-Ausländer arbeiten etwa so häufig wie die Gesamtbevölkerung. Die Arbeitslosenquote von EU-Ausländern liegt bei 8,8 Prozent, die der Gesamtbevölkerung bei 7,0 Prozent (Stand: Dezember 2024), so der IAB-Zuwanderungsmonitor.Quelle
Je nach Herkunftsland unterscheiden sich die Arbeitslosenquoten (Dezember 2024):
- Frankreich (6,6 Prozent)
- Rumänien (7,3 Prozent)
- Polen (7,6 Prozent)
- Bulgarien (18,3 Prozent).Quelle
Während EU-Ausländer zum Beispiel aus Frankreich kaum Sozialleistungen beziehen (3 Prozent, SGB-II-Quote), ist das häufiger bei Personen aus Polen (6,3 Prozent), Rumänien (8,7 Prozent) oder Bulgarien (25,9 Prozent).Quelle
Insgesamt steigt die Zahl der ausländischen Bürgergeld-Empfänger. Das liegt derzeit besonders am Zuzug ukrainischer Kriegsflüchtlinge. Die von EU-Bürgern ist seit 2015 leicht zurückgegangen. Ihre Arbeitslosenquote ist seit Jahren relativ konstant.Quelle
Einige hundert Betrugsfälle pro Jahr
EU-Ausländer erhalten nur unter bestimmten Bedingungen Sozialleistungen (siehe unten). In den letzten Jahren gab es vermehrt Berichte darüber, dass diese Regeln in einigen Fällen umgangen wurden, etwa indem Beschäftigungen vorgetäuscht wurden, um dann "Aufstocker-" Leistungen oder Bürgergeld zu beziehen.
Um wie viele Fälle es dabei geht, ist nicht bekannt. Seit 2023 erheben die Jobcenter Zahlen zu sogenannten "bandenmäßigem Leistungsmissbrauch", also einem organisierten Umgehen der Regeln. Es handelt sich um einige hundert Fälle pro Jahr. In den letzten Jahren waren es: 195 Fälle (bis Mai 2025), 421 Fälle (2024) und 229 Fälle (2023).Quelle
EU-Bürger haben besondere Schwierigkeiten beim Beantragen sozialer Leistungen und im Umgang mit Jobcentern, wie Umfragen gezeigt haben, zum Beispiel vom Sozialverband BAGFW 2021 und des DeZIM-Instituts 2022. Sie werden etwa ohne Begründung abgewiesen oder müssen besondere Dokumente vorweisen.Quellen
Aktuelle Zahlen zu Beschäftigung und Sozialleistungen bei EU-Bürgern bietet der >>IAB-Zuwanderungsmonitor.
Wer bekommt Sozialleistungen? Wer nicht?
EU-Ausländer können dank der EU-Freizügigkeit zwar jederzeit nach Deutschland ziehen, ihr Zugang zu Sozialleistungen hier ist aber eingeschränkt. Seit 2017 gelten folgende Regelungen:
Keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben:
- Alle EU-Bürger*innen in den ersten drei Monaten ihres Aufenthalts, sofern sie hier keine Arbeit ausgeübt haben.Quelle
- EU-Bürger*innen, die "allein zum Zweck der Arbeitssuche" oder für Sozialleistungen nach Deutschland eingewandert sind. Quelle
Anspruch auf Sozialleistungen haben:
- Personen, die in Deutschland arbeiten oder gearbeitet haben, gelten als "Arbeitnehmer" und haben wie deutsche Staatsbürger*innen Zugang zu Sozialleistungen, im ersten Jahr eingeschränkt.
- Für diejenigen, die länger als ein Jahr am Stück in Deutschland gearbeitet haben, ist dieser Anspruch uneingeschränkt.
- Wer weniger als ein Jahr gearbeitet hat, hat maximal sechs Monate Anspruch auf Sozialleistungen.Quelle
- Wer keine Arbeit hat, hat erst nach fünf Jahren Aufenthalt Anspruch auf Sozialleistungen nach SGB II und SGB XII.Quelle
- Eltern, deren Kinder in Deutschland zur Schule gehen - auch wenn die Eltern hier noch nicht gearbeitet haben.Quelle
Der Europäische Gerichtshof hat 2014 in einem Urteil festgestellt: Wenn sie in einem anderen Mitgliedstaat weder arbeiten noch Arbeit suchen, können EU-Bürger*innen ihr Freizügigkeitsrecht verlieren.
Wie viel Kindergeld fließt ins Ausland?
Insgesamt zahlte Deutschland 2023 für rund 17,5 Millionen Kinder Kindergeld. Davon waren rund 1,6 Prozent (276.851) nicht-deutsche Kinder, die im Ausland leben – in den allermeisten Fällen die Kinder von EU-Arbeitskräften, die in Deutschland arbeiten. Es waren besonders häufig Kinder polnischer Kindergeldberechtigter (127.244), gefolgt von Kindern tschechischer (rund 32.399) und rumänischer Staatsbürger*innen (rund 31.500).Quelle
Mehrere Jahre stieg die Zahl der im Ausland lebenden Kinder von ausländischen Arbeitskräften in Deutschland, für die Kindergeld gezahlt wird. Das war unter anderem darauf zurückzuführen, dass mehr EU-Ausländer*innen in Deutschland lebten, erklärte der Arbeitsmarktforscher Herbert Brücker vom „Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung“ (IAB) im Interview mit dem MEDIENDIENST. Seit 2021 geht die Zahl der Kinder und die gezahlten Beträge zurück.
Nach geltendem EU-Recht sowie nach dem deutschen Einkommensteuergesetz können EU-Bürger*innen für ihre Kinder im Ausland Kindergeld beantragen, sofern sie in Deutschland steuerpflichtig arbeiten. Das gilt auch für Saisonarbeiter*innen, die einkommensteuerpflichtig in Deutschland arbeiten. Die Höhe des Kindergeldes muss exakt dem von inländischen Arbeitskräften entsprechen – so ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs EuGH von 2021. Niedrigere Sätze – etwa für Arbeitskräfte, deren Kinder im Ausland leben – sind nicht zulässig. Im konkreten Fall ging es um eine Sonderregelung in Österreich, die vom EuGH für unzulässig erklärt wurde.Quelle
Dass EU-Bürger*innen für ihre im Ausland lebenden Kinder in Deutschland Kindergeld beziehen können, sorgt immer wieder für Kontroversen. Ein Faktencheck des MEDIENDIENSTES zeigt jedoch, dass die Aufregung nicht angebracht ist. Etwa ist es nicht möglich, in mehreren EU-Staaten volles Kindergeld zu bekommen.
News Zum Thema: Europäische Union
Migration in Portugal "Ausnahmeerscheinung in Europa"
Portugal wirbt seit Jahren um Flüchtlinge und Migrant*innen. Warum? Ein Gespräch mit dem portugiesischen Sozialwissenschaftler Carlos Nolasco.
Faktencheck Kindergeld für EU-Bürger
Deutschland zahlt mehr Kindergeld für Kinder, die im Ausland leben, als vor einigen Jahren. Das sorgt für emotionale Debatten. Der Faktencheck des MEDIENDIENSTES zeigt aber: Die Aufregung ist nicht angebracht.
Europäische Union Fakten zur Kindergeld-Debatte
Seit Tagen gibt es eine kontroverse Debatte über Kindergeld-Zahlungen für Kinder im Ausland. Der MEDIENDIENST hat wichtige Informationen zusammengefasst: Um wie viele Kinder von EU-Bürgern geht es? Was sind die rechtlichen Rahmenbedingungen? Und was würde passieren, wenn man die Zahlungen kürzt?