Für den Afrozensus befragte EOTO rund 6.000 Schwarze, afrikanische und afrodiasporische Menschen in Deutschland. Schätzungen zufolge leben annähernd eine Million Schwarzer Menschen in Deutschland.Quelle
Die Ergebnisse verdeutlichen, wie verbreitet struktureller Rassismus gegenüber Schwarzen und afrodiasporischen Menschen in Deutschland ist.
1. Wo erleben Befragte Diskriminierung
97,3 Prozent alle Befragten haben in den vergangenen zwei Jahren Anti-Schwarzen Rassismus im Alltag erlebt: Am häufigsten in 'Öffentlichkeit und Freizeit' (93,2 Prozent), in 'Medien und Internet' (85,5 Prozent), 'Geschäften und Dienstleistungen' (85,1 Prozent) und im 'Arbeitsleben' (84,7 %).Quelle
Vermuteter Grund für Diskriminierung
Befragte, die in den letzten zwei Jahren diskriminiert wurden, vermuteten, dass dies aus 'rassistischen Gründen' bzw. wegen ihrer 'ethnischen Herkunft' geschah (93,9 Prozent), gefolgt von 'Hautfarbe' (91,5 Prozent) und 'Geschlecht' (52,5 Prozent).Quelle
2. Racial Profiling und Polizeigewalt
Mehr als die Hälfte der Afrozensus-Befragten (knapp 56,7 Prozent) gab an, in ihrem Leben mindestens einmal ohne erkennbaren Grund von der Polizei kontrolliert worden zu sein (Racial Profiling). Ein Drittel von 1945 Befragten hat schon einmal Polizeigewalt erfahren.Quelle
3. Bildung
In der Schule oder im Studium ist Diskriminierung gegenüber Schwarzen, afrikanischen oder afrodiasporischen Menschen weit verbreitet. Zweidrittel der Befragten berichteten, während der Schulzeit oder des Studiums von rassistischen Beleidigungen durch Mitschüler*innen oder Kommiliton*innen. Über die Hälfte (54 Prozent) wurde von Lehrkräften beleidigt (von rund 1.800 Befragten).Quelle
3. Gesundheit
Auch in der medizinischen Versorgung erleben Schwarze Menschen häufig Diskriminierung. Rund zwei Drittel der Befragten gab an, dass Ärzt*innen ihre Beschwerden nicht ernst nehmen (von rund 2.100 Befragten). Trans*, inter* und nicht-binäre Befragte berichteten mit 81,7 Prozent besonders häufig, dass sie in den vergangenen zwei Jahren im Bereich 'Gesundheit und Pflege' diskriminiert wurden.Quelle
4. Rassismus-Berichte werden nicht ernst genommen
Der Afrozensus zeigt auch, dass afrodiasporischen, Schwarzen und afrikanischen Menschen sehr häufig nicht nicht geglaubt wird, wenn sie von Rassismuserfahrungen berichten. So ist zu erklären, dass fast 80 Prozent der Befragten rassistische Vorfälle, die ihnen in den vergangenen zwei Jahren widerfahren sind, gar nicht erst meldeten – ob beim Arbeitgeber, einer Beratungsstelle, oder in den Medien (von rund 4.700 Befragten).Quelle
Politische Fördermaßnahmen bauen auf Daten auf
Der Afrozensus macht Anti-Schwarzen Rassismus als strukturelles Phänomen sichtbar. Die Antirassismus-Koordinatorin der EU, Michaela Moua, sagte bei der Vorstellung des Berichts: "Evidenz-basierte Daten sind ein mächtiges Instrument gegen strukturellen Rassismus".
Für die Politik empfehlen die Autor*innen des Berichts unter anderem, eine Expert*innenkommission zu Anti-Schwarzem Rassismus einzusetzen.
Von Martha Otwinowski
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