In den meisten Bundesländern liegt der Anteil der neu eingestellten Polizisten mit Migrationshintergrund weit unter dem der Landesbevölkerung. Zwei Beispiele: In Schleswig-Holstein hatten 2016 lediglich 3,5 Prozent der neuen Polizisten einen Migrationshintergrund. In der Landesbevölkerung waren es gut 13 Prozent. In Nordrhein-Westfalen waren unter den neu Eingestellten nur knapp 12 Prozent aus Einwandererfamilien, im Vergleich zu fast 26 Prozent in der Bevölkerung.
Zum zweiten Mal hat der MEDIENDIENST Behörden in allen Bundesländern zur Vielfalt bei der Polizei befragt und die Daten in einem INFORMATIONSPAPIER zusammengefasst. Daraus gehen auch positive Entwicklungen hervor: Einige Länder konnten in den vergangenen Jahren den Anteil der Bewerber und neu Eingestellten mit Migrationshintergrund steigern.
In Berlin lag der Anteil der neuen Polizisten mit Migrationshintergrund mit 29,2 Prozent sogar über dem Anteil der Landesbevölkerung. Ebenso in Sachsen-Anhalt: Dort kamen 2016 mehr als neun Prozent der neu Eingestellten aus Einwandererfamilien, bei einem Landesschnitt von rund fünf Prozent. Bis 2016 gab es nur 19 Beamte mit Migrationshintergrund in Sachsen-Anhalt, aktuell sind es 39.
Schätzungen zum Anteil von Polizisten mit Migrationshintergrund auf Bundesebene sind nicht möglich, denn weder das Bundeskriminalamt noch die Bundespolizei führen entsprechende Statistiken. Eine Befragung sei jedoch bei der Bundespolizei geplant, teilte das Bundesinnenministerium mit.
Bundesländer werben um Polizisten mit Migrationshintergrund
Das Thema Vielfalt scheint eine wichtigere Rolle in den Polizeibehörden zu spielen als noch vor wenigen Jahren. Zum einen erheben immer mehr Bundesländer Daten zum Migrationshintergrund. Vor drei Jahren befragten nur sechs Bundesländer Bewerber und neu Eingestellte bei den Landespolizeien zum Thema. Heute sind es zehn.
Zum anderen bemühen sich etliche Bundesländer darum, mehr Menschen mit Migrationshintergrund für den Polizeidienst zu gewinnen. Alle Landespolizeien – mit Ausnahme von Brandenburg und Thüringen – sowie die Bundespolizei und das Bundeskriminalamt haben entsprechende Werbemaßnahmen ergriffen. Zwei Beispiele: Beamte mit Migrationshintergrund sind auf Werbematerialien sichtbar und stellen die Polizei auf Berufsmessen und in Schulen vor. Zudem sind Internetauftritte, Broschüren, Flyer und Plakate teilweise in mehreren Sprachen verfasst.
Einige Landespolizeien gehen auch ungewöhnliche Wege: Die Polizei Hessen wirbt auf Popcorn-Tüten für Nachwuchs. Die Landespolizei Rheinland-Pfalz hat ein Werbevideo mit dem türkeistämmigen Musiker Ercan Demirel gedreht.
Das komplette Informationspapier finden Sie hier. Eine Tabelle mit den zentralen Ergebnissen der Länderpolizeien finden Sie hier.
Von Jenny Lindner und Fabio Ghelli
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