Welche Kurse gibt es? Wer darf an einem Kurs teilnehmen? Was bemängeln Fachleute? - Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Integrationskursen finden Sie in einem aktualisierten Factsheet des MEDIENDIENSTES.
Wie viele Personen nehmen an Integrationskursen teil?
2019 besuchten rund 176.000 Teilnehmer*innen die Integrationskurse. Seit Einführung der Kurse 2005 haben über 2,3 Millionen Personen einen Kurs begonnen. Da 2015 viele Geflüchtete zugewandert sind, ist auch die Zahl der Teilnehmenden stark gestiegen: begannen 2014 noch rund 140.000 Personen einen Kurs, waren es 2016 fast 340.000 Personen. Seitdem sind die Zahlen wieder rückläufig.Quelle
Woher kommen die Teilnehmenden?
Die Zusammensetzung der Kurse hat sich stark verändert: Vor 2015 kamen die meisten Teilnehmenden aus Osteuropa, danach stellten Geflüchtete die größte Gruppe. Zuletzt stieg der Anteil der Teilnehmer*innen aus EU-Staaten wieder: 2019 kam mehr als ein Viertel der Teilnehmenden aus EU-Staaten. Rund 14 Prozent waren aus Syrien, jeweils knapp sechs Prozent aus der Türkei und aus Afghanistan.Quelle
Wie schließen die Teilnehmenden ab?
Mit Ausnahme der Alphabetisierungskurse sollen die Teilnehmenden am Ende das Sprachniveau B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER) erreicht haben. 2019 hat das rund die Hälfte derjenigen geschafft, die den Deutschtest geschrieben haben. Rund ein Drittel kam auf das Niveau A2, rund 18 Prozent blieben darunter. In den vergangenen Jahren erreichten immer weniger Personen das Niveau B1. Teilnehmende können den Test wiederholen, 2019 erreichten nur rund 25 Prozent der Personen, die den Test nochmal schrieben, B1.Quelle
Warum erreichen viele Teilnehmende nicht das Niveau B1?
Immer weniger Kurs-Teilnehmer*innen erreichen das Niveau B1, welches eigentlich das Ziel ist. Laut BAMF liegt das vor allem an der Zusammensetzung der Kurse: Seit 2015 nehmen viele Geflüchtete teil, die oft zunächst die lateinische Schrift lernen müssen. Ihre Muttersprachen sind weiter entfernt von der deutschen Sprache als europäische Sprachen. Zudem lernen Geflüchtete oft unter schwierigen Bedingungen: Viele haben traumatische Erfahrungen gemacht, leben getrennt von ihren Familien oder in Gemeinschaftsunterkünften und haben eine unsichere Aufenthaltsperspektive. All das kann dazu beitragen, dass sie sich nicht auf das Lernen konzentrieren können oder weniger motiviert sind. Aufgrund dieser Faktoren sei auch ein Abschluss mit A2 als Erfolg zu werten, so das BAMF.Quelle
In eine ähnliche Richtung argumentieren Forscher*innen des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache und des Goethe-Instituts in einer Studie. Das Ziel der Integrationskurse sei mit B1 zu hoch gesteckt - so das Ergebnis. Die Forscher*innen fordern, A2 als Kursziel festzulegen. Damit hätten die Teilnehmer*innen mehr Zeit, um das Niveau A2 zu erreichen und es zu verfestigen. Wer ein höheres Sprachniveau erlangen möchte, könne dann weiterführende Sprachkurse besuchen.Quelle
Nach Angaben von Fachleuten ist ein zentrales Problem der Integrationskurse, dass Personen aus unterschiedlichen Ländern und mit verschiedenem Bildungsstand in den Kursen zusammen lernen. In den vergangenen Jahren sind die Kurse heterogener geworden, darunter leide die Qualität - manche Teilnehmer*innen sind in den Kursen unter-, andere überfordert. Deswegen müssten die Kurse besser an die unterschiedlichen Voraussetzungen der Teilnehmer*innen angepasst werden.Quelle
Von Andrea Pürckhauer
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