Beim Berichten über den Klimawandel und Migration stehen Journalist*innen vor vielen Herausforderungen. Es gibt nur wenige verlässliche Daten, zudem ist nicht immer klar, wie die Folgen des Klimawandels mit Migrationsbewegungen zusammenhängen. Ein paar Empfehlungen:
BEI DER RECHERCHE
Kritischer Umgang mit Prognosen: Immer wieder werden Prognosen veröffentlicht, die besagen, dass hunderte Millionen Menschen in den nächsten Jahrzehnten wegen des Klimawandels fliehen werden. Die Realität ist aber komplexer: Zahlreiche Faktoren spielen eine Rolle für die Frage, ob Menschen in Folge von Umweltbedingungen migrieren – etwa die finanziellen Möglichkeiten. Viele Prognosen berücksichtigen solche Faktoren nicht. Klicken Sie hier für mehr zum Thema Prognosen.
Präzise Behandlung von Daten: Auch wenn Prognosen zum Thema nicht robust sind, gibt es – wenn auch nicht viele – verlässliche Daten zum Thema. Zum Beispiel zur Frage, wie viele Personen wegen Extremwetterereignissen innerhalb ihres Landes vertrieben oder umgesiedelt werden. Mehr Daten finden Sie hier.
Rolle des Klimawandels bei politischen Konflikten prüfen: Auch bei Migrationsbewegungen, die auf den ersten Blick nicht im Zusammenhang mit dem Klimawandel stehen, kann dieser eine Rolle spielen. So kann es zum Beispiel Kämpfe wegen einer Nahrungsmittelknappheit geben, die überhaupt erst wegen klimatischen Veränderungen zustande kam.
IM ARTIKEL
Keine Ängste schüren: Oft schüren Publikationen Angst vor einem zukünftigen "Ansturm" von Klimamigrant*innen auf Europa. Das ist weit entfernt von der Realität. Studien zeigen: Zwar werden mehr Menschen wegen der Folgen des Klimawandels migrieren. Die meisten von ihnen bleiben aber innerhalb ihrer Länder oder der Region und haben nicht das Ziel oder die Möglichkeiten, nach Europa zu gelangen.
Klimabedingte Migration als Phänomen der Gegenwart, nicht der Zukunft benennen: Zwar werden einige Folgen des Klimawandels erst in Zukunft greifbar sein. Aber auch schon jetzt müssen viele Menschen wegen der Klimakrise ihr Zuhause verlassen oder erhebliche Anpassungen vornehmen. Der Klimawandel und seine Auswirkungen sind also weder Ausnahmesituation, noch ein Phänomen, das erst in der Zukunft stattfindet.
Lückenhafte Datenlage aushalten und kommunizieren: Zu manchen Auswirkungen des Klimawandels gibt es robuste Daten, zu anderen nicht. Wenn es keine oder nur wenige Daten gibt, sollten diese Lücken transparent kommuniziert werden.
Genau benennen, was gemeint ist: Es gibt nicht die eine Form und die eine Ursache klimabedingter Migration: Manche Menschen werden kurzfristig vertrieben, andere entscheiden sich freiwillig, langfristig ihr zu Hause zu verlassen, andere werden umgesiedelt.
Persönlicher und weniger technisch berichten: Die Klimaberichterstattung um Klimakonferenzen sind naturwissenschaftlich geprägt. Umso wichtiger ist es, möglichst persönlich und wenig technisch zu berichten, um die Leserschaft ansprechen zu können.
Verantwortung benennen: Die Länder des Globalen Südens sind vom Klimawandel überproportional stark betroffen. Verantwortlich für den Großteil der Emissionen sind allerdings die Industriestaaten.
Vielfalt in der Bildauswahl: Das Thema hat viele Facetten und betrifft sehr viele Menschen. Um zur Diversität der Bildauswahl zum Thema beizutragen, hat das Projekt Climate Outreach eine Bilderdatenbank entwickelt.
LINKS & QUELLEN
Wo können sich Journalist*innen informieren?
• Mediendienst-Dossier "Klimawandel und Migration", LINK
• Klimafakten: Fakten und Informationen rund um den Klimawandel, LINK
• SVR-Jahresgutachten 2023: "Klimawandel und Migration", LINK
• "Leitfaden von Worldweatherattribution für Journalist*innen für Berichte über die Klimakrise, LINK
• Projekt für mehr Diversität bei Bildern zum Klimawandel, LINK
• Netzwerk Klimajournalismus, LINK
Von Andrea Pürckhauer und Donata Hasselmann
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