Die Wirtschaft schwächelt wegen der Corona-Pandemie. Hunderttausende haben ihre Jobs bereits verloren. Der Jobverlust trifft ausländische Beschäftigte besonders stark und hier vor allem Geflüchtete. Quelle
Die Arbeitslosenquote von Menschen aus Asylherkunftsländern ist seit März um 5,6 Prozentpunkte gestiegen. Bei EU-Bürger*innen waren es rund zwei Prozentpunkte. "Geflüchtete sind die am stärksten betroffene Gruppe, aber auch Migranten generell", sagt der Arbeitsmarktforscher Dr. Ehsan Vallizadeh vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). "Die Corona-Krise trifft sie härter als zum Beispiel die Finanzkrise 2008", so Vallizadeh. Die Forscher am IAB haben Arbeitsmarktzahlen ausgewertet und Migrant*innen und Geflüchtete befragt. Quelle
Warum verlieren besonders Geflüchtete in der Corona-Krise ihre Jobs? "Sie arbeiten besonders häufig in Berufszweigen, die von der Krise am stärksten betroffen sind", so Vallizadeh. In den vergangenen Jahren hätten viele Geflüchtete Arbeit gefunden in Hotels und Gaststätten, bei Reinigungsfirmen oder in der Leiharbeit. Alles Bereiche, die nun in der Corona-Krise besonders viele Menschen entlassen mussten.
Umstellung auf Homeoffice war kaum möglich
Auch die Art der Tätigkeiten spielt offenbar eine Rolle. Eine Umstellung auf Homeoffice war kaum möglich in Bereichen mit "manuellen Tätigkeiten ohne Routinen", also zum Beispiel auf Baustellen oder im Reinigungsgewerbe. Auch hier arbeiten durchschnittlich mehr Geflüchtete. Sie sind oft noch nicht so lang im Betrieb beschäftigt und werden damit eher gekündigt. Auswirkungen hat auch die Größe der Unternehmen. Geflüchtete und Migrant*innen arbeiten häufiger in kleinen und mittleren Betrieben, die weniger Rücklagen haben und in einer Krise schneller Beschäftigte entlassen müssten, so Vallizadeh.
Wenn die Wirtschaftskrise sich fortsetzt, könnte sie zur Gefahr für die Integration am Arbeitsmarkt werden. "Die Integrationsfortschritte der letzten Jahre werden leiden, wenn es so weitergeht", sagt der Arbeitsmarktforscher Vallizadeh. Das spüren auch die Geflüchteten und Migranten selbst. Bei Menschen mit Migrationshintergrund ist die Angst, den Job zu verlieren, doppelt so hoch wie bei anderen. Das zeigte eine Befragung, die die IAB-Forscher*innen gerade durchführen.
Unternehmen wollen Geflüchtete weiter beschäftigen
Viele Unternehmen versuchen, ihre Beschäftigten auch in der Krise zu behalten, sagt Ellen Boettcher, Sprecherin des Netzwerks "Unternehmen integrieren Flüchtlinge“. Die Unternehmen hätten Angst um alle Beschäftigten und suchten nach kreativen Wegen, um Entlassungen zu vermeiden.
Ein Hotel in Mecklenburg-Vorpommern etwa habe die freie Zeit während des Lockdowns genutzt, um den Geflüchteten im Betrieb Deutschkurse und Weiterbildungen anzubieten. Andere Unternehmen hätten vorübergehend auf Teilzeit-Ausbildung umgestellt, um die Geflüchteten auch während der Krise in der Ausbildung behalten zu können.
Von Carsten Janke und Joseph Bauer
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