Hinweis: Die Zahlen zu "Ein- und Abwanderung" wurden am 6.12.2022 aktualisiert.
Sie sind größtenteils jung und gut ausgebildet: Die Zahl der Inder*innen, die nach Deutschland migrieren, steigt seit der Jahrtausendwende. 7.000 waren es im Jahr 2000, 39.000 im Jahr 2019. So viele wie noch nie. Die Zahl der Menschen mit indischer Nationalität hat sich in den vergangenen 10 Jahren damit mehr als verdreifacht: von 46.000 im Jahr 2009 auf 144.000 im Jahr 2019.Quelle
Viele von ihnen kamen als Fachkräfte nach Deutschland. Zunächst im Rahmen der Green Card-Initiative (2000-2005), die sich vor allem an IT-Kräfte richtete. Die 2012 verabschiedete Blue Card-Regelung verfestigte dann diesen Trend. Staatsangehörige aus Indien machten 2019 mit 24,6 Prozent den größten Teil aller Karteninhaber*innen aus.Quelle
Zugleich ist die Zahl indischer Studierender in Deutschland kontinuierlich gestiegen. Nahmen im Wintersemester 1999/2000 noch 539 Inder*innen ein Studium in Deutschland auf, waren es im Wintersemester 2019/2020 4.285.Quelle
Welche Phasen der Migration aus Indien gibt es?
Insgesamt lassen sich vier Phasen unterscheiden:
In den 1950er und 1960er Jahren kamen viele Inder*innen zum Studium nach Deutschland. Die meisten waren Männer, die Ingenieurswesen oder Medizin studierten. Viele verließen das Land danach wieder, andere blieben als gut qualifizierte Arbeitskräfte.
In den späten 1960ern und frühen 1970ern kamen vor allem junge Frauen aus der Region Kerala, um in Deutschland als Krankenschwestern zu arbeiten. Die katholische Kirche hatte sie angeworben und kümmerte sich um Ausbildung und Arbeitsplätze. Als der Bedarf an Krankenschwestern Mitte der 1970er Jahre sank, mussten viele von ihnen das Land verlassen.
Mit Beginn der 1980er Jahre kamen vor allem Inder*innen aus dem Bundesstaat Punjab nach Deutschland, die meisten gehörten zur Religionsgemeinschaft der Sikhs. Viele von ihnen beantragten Asyl und beriefen sich dabei auf die Spannungen zwischen Sikh-Gruppierungen, die einen eigenen Staat forderten, und der indischen Zentralregierung.
Mit Beginn der 2000er Jahre begann dann die Migration der Fachkräfte und Hochqualifizierten.Quelle
Kürzerer Aufenthalt
Indische Staatsangehörige bleiben im Schnitt deutlich kürzer in Deutschland als andere Ausländer*innen: 5,9 Jahre beträgt ihre durchschnittliche Aufenthaltsdauer; bei der gesamten ausländischen Bevölkerung sind es 15,3 Jahre.Quelle
Carsten Butsch, Geograph mit Schwerpunkt Migrationsforschung an der Universität zu Köln, erklärt das mit „transnationalen Verflechtungen“. In Deutschland lebende Inder*innen seien in beiden Ländern eng in "familiäre, soziale, geschäftliche und religiöse Netzwerke eingebunden", sagt er, daher falle ihnen die Rückkehr nach Indien leicht. Oft sei die sogar von Anfang an mit eingeplant.
Alter und Bildung
Menschen mit indischem Migrationshintergrund sind im Schnitt deutlich jünger als die Gesamtbevölkerung: 30,8 statt 44,4 Jahre.Quelle
Zugleich liegt der Anteil der Abiturient*innen unter den Indischstämmigen bei 52,8 Prozent. Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung sind es 21,9 Prozent.Quelle
Ähnlich sieht es bei den akademischen Abschlüssen aus: 44,8 Prozent aller Menschen mit indischem Migrationshintergrund haben einen akademischen Abschluss, in der Gesamtbevölkerung sind es 16 Prozent.Quelle
Einkommen und Berufsfeld
Der höhere Anteil an Abiturient*innen und an akademischen Abschlüssen spiegelt sich im Einkommen wider: Das durchschnittliche Nettoeinkommen von Menschen mit indischem Migrationshintergrund liegt bei 2.414 Euro. Das sind rund 275 Euro mehr als bei der Gesamtbevölkerung.Quelle
In welchen Branchen Inder*innen in Deutschland tätig sind, zeigt der Zensus von 2011. 41,7 Prozent der in Deutschland lebenden indischen Staatsangehörigen, die einen eigenen Migrationserfahrung hatten, arbeiteten in akademischen Berufen. Und unter den indischstämmigen Menschen, die keine eigene Migrationserfahrung haben, die also zur zweiten Generation gehören, waren rund 40 Prozent als Führungskräfte tätig.Quelle
Von Sascha Lübbe
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