Die Politik setzt verstärkt darauf, möglichst qualifizierte Einwanderer anzuziehen. Das hat sie mit der Einführung des neuen Zuwanderungsgesetzes im Jahr 2005 noch einmal deutlich gemacht. Das Institut zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), eine Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit, untersuchte nun die Folgen und nimmt in einer aktuellen Veröffentlichung die Struktur der Neuzuwanderer seit Einführung des Gesetzes unter die Lupe.
Die Ergebnisse sind zunächst sehr aufschlussreich: Besaßen 2005 bereits 30 Prozent der Neuzuwanderer einen akademischen Abschluss (der in Deutschland anerkannt ist), waren es fünf Jahre später 44 Prozent. Weitere fünf Prozent sind in Ausbildung oder Studium. Das IAB wertet das als "erfreuliche Entwicklung".Quelle
Doch ein Blick auf die Herkunft der Neuzuwanderer lässt hinterfragen, inwiefern der positive Trend im Zusammenhang mit der Reform des Zuwanderungsgesetzes steht.
Aus welchen Ländern stammen die Neuzuwanderer?
Während sich die ethnische Zusammensetzung von 2005 bis 2009 in der Wohnbevölkerung kaum verändert hat, gibt es "deutliche Verschiebungen" bei den Neuzugewanderten, so die Autoren der IAB-Untersuchung. Quelle
Von den im Jahr 2009 befragten Neuzuwanderern stammen nur noch 3 Prozent aus der
Türkei. Die Neuzuwanderer aus der Türkei machen damit einen Anteil von 0,3 Prozent an der bereits in Deutschland lebenden Bevölkerung mit türkischem Migrationshintergrund aus. Zwar verfügen türkische Neuzuwanderer deutlich häufiger über akademische Bildungsabschlüsse als ihre bereits hier lebenden Landsleute, trotzdem ist diese Zahl mit 12 Prozent nicht so hoch, wie im Durchschnitt.
Neuzuwanderer aus Griechenland, Italien, Spanien und Portugal sind insgesamt deutlich besser qualifiziert als ihre bereits in Deutschland lebenden Landsleute. Während etwa jeder zweite hier Lebende keinen beruflichen Abschluss hat, gilt das bei den Neuzuwanderern nur noch für jeden Dritten. Zweidrittel der Südeuropäer kommen also qualifiziert für den Berufsmarkt nach Deutschland. Allerdings steht dieser positive Trend nicht im Zusammenhang mit der Reform des Zuwanderungsrechts, da sie im Zuge der EU-Freizügigkeit gekommen sind.
Die größte Gruppe wandert mit 26 Prozent aus den neuen EU-Beitrittsländern (nach 2004) ein, wie etwa aus Polen, Tschechien, Ungarn oder Rumänien. Auch ihre Wanderung steht nicht im Zusammenhang mit der Reform des Zuwanderungsrecht.
Den höchsten Anteil an Akademikern hat die so genannte Gruppe der "Personen aus den sonstigen EU-15-Staaten", also nicht Ost- oder Südeuropa. Mit 54 Prozent betrifft das über die Hälfte der Neuzuwanderer.Quelle
Gelingt den Neuzuwanderern eine bessere Integration in den Arbeitsmarkt?
Grundsätzlich fällt auf, dass Männer deutlich besser in den Arbeitsmarkt integriert werden als Frauen.Quelle
Zudem fällt auf, dass die männlichen Neuzuwanderer aus den EU-Ländern besser oder genauso gut in den Arbeitsmarkt integriert sind wie diejenigen, die bereits in Deutschland leben. Dies gilt auch im Vergleich zu den deutschen Männern ohne Migrationshintergrund.
Die übrigen Herkunftsgruppen sind deutlich seltener erwerbstätig. Einen Grund dafür vermuten die Autoren in unterschiedlichen formalen Zugangshürden für EU- und Nicht-EU-Zuwanderer. Zum anderen liege die Vermutung nahe, dass ein Arbeitsplatz bei EU- Zuwanderern viel häufiger das primäre Wanderungsmotiv bildet. Bei den Nicht-EU-Zuwanderern dürften hingegen Familiennachzug und humanitäre Gründe häufiger die zentralen Beweggründe zur Auswanderung darstellen.
Sie sind Journalist*in und haben weitere Fragen oder suchen Fachleute zum Thema? Dann können Sie uns gern kontaktieren. Wir helfen schnell und unkompliziert. Unsere Texte und Grafiken können kostenfrei unter den Regeln der Creative Commons und unserer Namensnennung verwendet werden. Dies gilt nicht für Bilder und Fotos, die wir von Dritten erworben haben.