- Der Geschäftsführende Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, Gerd Gigerenzer,
- der Vizepräsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung, Thomas Bauer
- und der Leiter des Instituts für Wirtschafts- und Sozialstatistik der TU-Dortmund, Walter Krämer,
haben 2012 eine Aktion ins Leben gerufen: Die "Unstatistik des Monats" soll dazu beitragen, dass mit Daten und Fakten vernünftig umgegegangen wird. In ihrer Pressemitteilung für Februar widmen sich die Professoren der Berichterstattung zum alarmierenden Positionspapier des Deutschen Städtetags und stellen fest: Medien vermitteln derzeit ein falsches Bild der Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien nach Deutschland.
Der Deutsche Städtetag schrieb, dass zahlreiche Kommunen große Schwierigkeiten mit "Armutswanderung" aus Rumänien und Bulgarien hätten. Als Beleg nennt er darin Zahlen des Statistischen Bundesamts, wonach 2011 aus Rumänien und Bulgarien rund 147.000 Personen eingewandert sind und schon jetzt feststehe, dass die Zuwanderung aus diesen Ländern im ersten Halbjahr 2012 um 24 Prozent gestiegen sei. Die Wissenschaftler kritisieren, dass hier zum einen lediglich die Einwandererzahlen genannt werden, während die hohen Abwanderungszahlen unerwähnt bleiben. Zum anderen kritisieren sie, dass alle Zuwanderer aus diesen beiden Ländern als "Armutsmigranten klassifiziert" werden.
Tatsächlich gehen 80 Prozent der Menschen, die seit Beginn der EU-Mitgliedschaft im Jahr 2007 aus diesen beiden Ländern nach Deutschland gekommen sind, einer Erwerbsarbeit nach. Das belege eine Sonderauswertung der Daten des Mikrozensus für den Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). 22 Prozent dieser Erwerbstätigen sind demnach hochqualifiziert und 46 Prozent qualifiziert. "Bei diesen Zuwanderern handelt es sich häufig um Menschen mit Berufen, die wir in Deutschland dringend benötigen", so die Autoren.
Und weiter heißt es in ihrer Erklärung: "Die Freizügigkeit innerhalb der EU kann neben vielen Vorteilen eben auch dazu führen, dass arme Menschen nach Deutschland kommen, die das deutsche Sozialsystem belasten. Gerade in einer solchen Situation sollte man sich jedoch die Struktur der Zuwanderung aus den neuen EU-Mitgliedstaaten genau ansehen, um daraus eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung zu entwickeln."
MDI
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