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Gastbeitrag zu Studie 31.03.2016

"Erfolgreiche Sinti und Roma bleiben unsichtbar"

Von Prof. Dr. Albert Scherr und Lena Sachs

Arm und ungebildet: Negative Stereotype über Sinti und Roma sind weit verbreitet. Was aber ist mit denjenigen, die in Schule und Beruf erfolgreich sind? In einem Forschungsprojekt befragen Wissenschaftler der "Pädagogischen Hochschule Freiburg" dazu Studierende der Minderheit an deutschen Hochschulen. Anlässlich des Welt-Roma-Tags am 8. April stellen sie erste Ergebnisse der Studie vor und erklären, warum erfolgreiche Sinti und Roma oft unerkannt bleiben.

Junge Roma in Berlin engagieren sich für die Rechte der Minderheit. Foto: Thomas Lobenwein

Sie seien nicht sesshaft, arme Tagelöhner oder gar Bettler: Über Sinti und Roma existieren viele Vorurteile, aber kaum fundiertes Wissen. Die wenigen Studien zu ihrer aktuellen Lebenssituation in Deutschland zeigen, dass Angehörige beider Minderheiten sozial benachteiligt sind. Auch Untersuchungenvgl. Max Matter (2005): "Die Situation der Roma und Sinti nach der EU-Osterweiterung" und Norbert Mappes-Niediek (2012): "Arme Roma, böse Zigeuner: Was an den Vorurteilen über die Zuwanderer stimmt" zur Lage in anderen europäischen Ländern stellen Diskriminierung und soziale Benachteiligung ins Zentrum. Diese Studien folgen der Absicht, kritisch über die Probleme beider Gruppen aufzuklären. Sie tragen damit aber auch zur Verfestigung eines klassischen Stereotyps bei: des Stereotyps, dass Sinti und Roma eine gesellschaftlich kaum integrierbare Minderheit seien. Die Bilder von Bettlerinnen und Bettlern in Innenstädten, die als Roma wahrgenommen werden, sind allgemein bekannt – Gegenbilder, in denen einheimische Sinti und zugezogene Roma als schulisch und beruflich erfolgreiche Bürger sichtbar werden, dagegen nicht.

In unserem Forschungsprojekt „Erfolgreiche Bildungskarrieren von autochthonen und allochthonen Sinti und Roma“ wollen wir genau dieses Gegenbild aufzeigen. In Zusammenarbeit mit dem „Zentralrat Deutscher Sinti und Roma“ haben wir biografische Interviews mit 20 Studierenden an deutschen Universitäten sowie Gruppendiskussionen und Expertengespräche geführt. Erste Ergebnisse der Befragung zeigen, was eigentlich nahe liegt: Sinti und Roma gelingt es durchaus, Abitur zu machen und Studiengänge an deutschen Hochschulen zu absolvieren. Ihre Erfolgsgeschichten sind jedoch gesellschaftlich kaum sichtbar.

Das liegt vor allem daran, dass Sinti und Roma mit Ablehnung und Stigmatisierung rechnen müssen und es deshalb vermeiden, sich als Angehörige der Minderheit auszugeben. „Ich habe mich nicht geoutet“, sagt etwa Daniel, Student an einer deutschen Universität: „Ich habe zum Beispiel unsere Sprache in der Grundschule nicht gesprochen, weil ich diese Furcht hatte.“ Auch Ardit beschreibt die Sorge vor Diskriminierung: "Das war vor allem Angst vor den Negativfolgen, ständig gemobbt und vielleicht auch benachteiligt zu werden."

Prof. Dr. ALBERT SCHERR ist Leiter des Instituts für Soziologie an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Er ist Mitglied im "Rat für Migration" (RfM) und hat zahlreiche Publikationen zur Migrations- und Flüchtlingsforschung sowie zu den Themen Bildung, Diskriminierung und Rassismus veröffentlicht. 2023 ist er als Visiting Professor bei der German Jordanian University in Amman tätig. 

Das Verschweigen hat weitreichende soziale und psychische Folgen: Die soziale Folge besteht darin, dass erfolgreiche Sinti und Roma nicht als solche wahrgenommen werden. Entsprechend hat kaum jemand in Deutschland bewusste Alltagserfahrungen und Begegnungen mit ihnen. Die psychische Folge ist eine erhebliche Belastung der Betroffenen. Denn nicht nur die erlebte Diskriminierung, sondern auch die Furcht davor stellt einen Stressfaktor dar. Das hat die Forschungvgl. etwa Madera/King/Hebl (2012): "Bringing social identity to work: the influence of manifestation and suppression on perceived discrimination, job satisfaction, and turnover intentions" über sogenannte „unsichtbare Minderheiten“ nachgewiesen.

Sinti und Roma, die als Kinder, Jugendliche oder Erwachsene erfolgreich sein wollen, stehen somit vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen nicht nur die üblichen Leistungsanforderungen an Schulen und Universitäten bewältigen. Sie müssen auch in der Lage sein, den psychosozialen Stress zu verarbeiten, der damit einhergeht, als Angehöriger der Minderheit erkannt und möglicherweise diskriminiert zu werden. Das kann zu Beeinträchtigungen ihrer Identität und ihres Selbstwertgefühls führen und verstärkt die Risiken des Scheiterns.

Erschwerend hinzu kommt, dass es sich bei vielen der Befragten um Bildungsaufsteigerinnen und Bildungsaufsteiger handelt, die als erste in ihrer Familie studieren. Ihre Eltern konnten sie zwar in ihren Bildungslaufbahnen emotional ermutigen, aber praktisch kaum unterstützen. Denn nur Eltern, die selbst über einen hohen Bildungsabschluss verfügen, haben die Kenntnisse, um die Erfahrungen ihrer Kinder in Schulen und Hochschulen richtig einordnen und konkrete Hilfestellungen im Lernprozess geben zu können. Besonders problematisch ist die Situation von zugewanderten Roma, deren Asylanträge abgelehnt wurden und die somit keinen gesicherten Aufenthaltsstatus haben.

LENA SACHS ist Erziehungs-wissenschaftlerin an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Sie forscht dort unter anderem zu den Themen soziale Ungleichheiten, Friedenspädagogik sowie Kinder- und Jugendbeteiligung. Ihr Forschungsprojekt "Erfolgreiche Bildungskarrieren von autochthonen und allochthonen Sinti und Roma" wird in Zusammenarbeit mit dem Zentralrat der deutschen Sinti und Roma durchgeführt und vom Bundesinnenministerium gefördert.

Sinti und Roma bewältigen ihre Bildungsbiografien also gegen erhebliche Widerstände. Scheitern sie an den schulischen und beruflichen Anforderungen, nährt das die Vorurteile. Denn erkennt man dieses Scheitern nicht als Folge von sozialer Ausgrenzung und Diskriminierung, scheint es naheliegend, den Fehler bei den Betroffenen selbst zu sehen.

Dennoch wäre es allzu vereinfachend, das Bild einer Gesellschaft zu zeichnen, in der Sinti und Roma jederzeit und überall diskriminiert werden. Die Erfahrungen der Befragten in unseren Interviews zeigen ein differenzierteres Bild: Neben massiv erlebtem Mobbing berichten die Studierenden auch von der Beobachtung, dass ein „Outing“ ihrer Minderheitenangehörigkeit nicht – wie ursprünglich erwartet – zu Diskriminierung geführt hat.

Ein weiteres wichtiges Ergebnis unserer Forschung ist, dass es innerhalb der Community einen Generationenwandel gibt: Während viele Großeltern und Eltern wegen ihrer Erfahrung von Verfolgung und Ermordung im Nationalsozialismus große Angst vor Diskriminierungen haben, sind jüngere Sinti und Roma zuversichtlicher. Sie sehen die Chance, das Verhältnis zur Mehrheitsgesellschaft zu verändern. Sie fordern ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft selbstbewusst ein und sind auch bereit, offen und in erster Person gegen Vorurteile einzutreten.

 


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