Bei der Bundestagswahl am 22. September werden rund 5,8 Millionen Deutsche mit Migrationshintergrund wahlberechtigt sein. Das erklärt der Bundeswahlleiter in einer aktuellen Pressemitteilung. Die Zahl entspricht einem Anteil von neun Prozent aller Wahlberechtigten. Die Zahl ergibt sich aus den Daten des Mikrozensus 2012, so die Statistiker, allerdings seien die Ergebnisse des Zensus 2011 hierbei noch nicht berücksichtigt.
Die Zahl der Wähler aus Einwandererfamilien ist damit offenbar deutlich gestiegen. Vor der letzten Bundestagswahl 2009 vermeldete der Bundeswahlleiter noch 5,6 Millionen Wahlberechtigte, also 200.000 weniger.
Unter den Wahlberechtigten aus Einwandererfamilien ist jeder Zehnte ein potenzieller Erstwähler: 534.000 Deutsche mit Migrationshintergrund haben seit der letzten Bundestagswahl ihren achtzehnten Geburtstag gefeiert. Die Zahl wird in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigen: 2018 werden die ersten Kinder volljährig, die aufgrund des neuen Staatsangehörigkeitsrechts automatisch deutsche Staatsbürger sind. Das bedeutet, dass schon bei den übernächsten Wahlen die Zahl der Erstwähler deutlich wächst, sofern sich nicht viele "Optionspflichtige" gegen die deutsche Staatsbürgerschaft entscheiden.
Statistiker erklären, dass es grundsätzlich immer schwieriger wird, den Migrationshintergrund von in Deutschland geborenen Menschen zu erfassen. So seien inzwischen etwa hundertausende Spätaussiedler in der Statistik nicht mehr erkennbar.
Landtagswahl Bayern
Auch bei der Landtagswahl in Bayern, die eine Woche vor der Bundestagswahl stattfinden wird, haben von den 9,3 Millionen Wahlberechtigten rund 830.000 einen Migrationshintergrund. Das entspricht dem bundesweiten Durchschnitt von rund 9 Prozent Wählern mit Migrationshintergrund. Demgegenüber finden sich in den bayrischen Parteien lediglich 13 Kandidaten mit einem Migrationshintergrund: zwei in der SPD, drei bei den Grünen, zwei von der FDP, drei Linken-Kandidaten und keinen bei der Regierungspartei CSU.
Viele Ausländer wollen politisch teilhaben
Wie ein aktueller "Policy Brief" des SVR-Forschungsbereichs zeigt, schlummert auch unter Ausländern ein großes Potenzial für kommende Wahlen. Die Forscher haben aus dem "Immigrant Citizens Survey" (ICS) von 2011 bis 2012 einige Fragen zu Deutschland ausgewertet. Da es sich um eine Befragung in mehreren europäischen Ländern handelte, wurden nur Drittstaatenausländer befragt. Demnach würde sich in Deutschland jeder Zweite von ihnen gern an Wahlen beteiligen. Jan Schneider, Leiter des SVR-Forschungsbereichs empfiehlt daher, "mittelfristig möglichst vielen dieser Ausländer durch eine Einbürgerung zu ermöglichen, an Bundestagswahlen teilzunehmen". Denn in einer Demokratie sollten Wohn- und Wahlbevölkerung möglichst deckungsgleich sein.
Ferda Ataman, MDI, (aktualisiert am 15. August 2013)
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