Seit 2010 ziehen jedes Jahr mehr Menschen nach Brandenburg als wegziehen. Vor allem der Zuzug aus Berlin und dem Ausland trägt zur positiven Wanderungsbilanz bei. Durch Migrationsbewegungen innerhalb des Bundesgebiets verlor Brandenburg 2023 rund 1.500 Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit, im selben Jahr lag die Nettozuwanderung aus dem Ausland jedoch bei rund 17.000 Menschen. Eine Eigenschaft der neuen Zuwanderung nach Brandenburg: Ein Großteil der Nettozuwanderung im Jahr 2023 entfällt auf Personen im Alter zwischen 30 und 45 Jahren. Quelle
Es zeigt sich ein großer Unterschied zwischen unterschiedlichen Regionen: Viele Menschen ziehen in das Berliner Umland – deutlich weniger in die weiteren Städte Brandenburgs. Somit wächst die Bevölkerung des Berliner Umlandes durch Zuwanderung, während die Bevölkerung im weiteren Metropolraum stagniert. Eine ähnliche Entwicklung ist bei sozialversicherungspflichtig Beschäftigten festzustellen. Berechnungen der Bertelsmann Stiftung zufolge soll der Anteil an Menschen im erwerbsfähigen Alter bis 2040 um rund ein Sechstel schrumpfen. In kleinen Gemeinden wird ein besonders starker Rückgang erwartet.Quelle
Zahl der ausländischen Beschäftigten hat sich verfünffacht
In Brandenburg haben rund 11 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten keine deutsche Staatsangehörigkeit. Über 40 Prozent der ausländischen Beschäftigten kommen aus Polen (Stand Dezember 2023). Damit liegt das Bundesland über dem Durchschnitt der neuen Bundesländer. Die Zahl der ausländischen Beschäftigten in Brandenburg war bis vor wenigen Jahren sehr gering. Vor allem in den letzten zehn Jahren kamen viele Ausländer*innen hinzu: ihre Zahl hat sich in zehn Jahren fast verfünffacht.Quelle
Im Vergleich zu anderen Bundesländern, insbesondere den Stadtstaaten und westdeutschen Bundesländern, bleibt der Anteil ausländischer Arbeitskräfte in Brandenburg dennoch niedrig.
Aktive Bevölkerung wächst dank Zuwanderung
Insgesamt stieg die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter zwischen 2013 und 2023 um rund 100.000 auf knapp 880.000 an. Der Zuwachs geht demnach zu einem großen Teil auf ausländische Personen zurück. Die Zahl deutscher Arbeitskräfte ist in den letzten Jahren tendenziell rückläufig. Quelle
Wie in allen ostdeutschen Bundesländern geht auch in Brandenburg die Zahl deutscher Beschäftigter tendenziell zurück. Quelle
In bestimmten Berufsgruppen sind ausländische Beschäftigte deutlich überrepräsentiert: Sie machten im Dezember 2023 etwa 30 Prozent der Beschäftigten in der Logistik- und Verkehrsbranche (außer Fahrzeugführung) aus. 2013 lag diese Quote noch bei 8 Prozent. Auch in Hoch- und Tiefbau hat sich der Anteil ausländischer Beschäftigter in dieser Zeit mehr als verfünffacht. In Engpassberufen, wie der Energietechnik, Klempnerei und dem Tiefbau sind ausländische Beschäftigte prozentual jedoch eher unterrepräsentiert. Quelle
Auch in Ausbildungsberufen ist in vielen Bereichen ein Rückgang deutscher und eine Zunahme ausländischer Auszubildender zu verzeichnen. In Berufen wie beispielsweise der Hotellerie und Gastronomie arbeiten inzwischen deutlich mehr Ausländer*innen als vor zehn Jahren – dennoch geht die Gesamtzahl der Auszubildenden in diesen Branchen zurück.Quelle
Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) 2023 herrscht im Westen und Osten ein ähnlich hoher Fachkräftemangel. In den westdeutschen Bundesländern komme der Mangel von einer hohen Arbeitsnachfrage der Unternehmen, in den ostdeutschen Ländern spiele das geringere Arbeitskräfteangebot eine größere Rolle. Die Alterung der Bevölkerung wurde im Westen seit den 1990ern stärker durch Migration aus dem Ausland abgefedert.
Viele offene Stellen, viele arbeitslose Ausländer*innen
Rund die Hälfte der offenen Stellen, für die 2023/2024 in Brandenburg eine qualifizierte Arbeitskraft gesucht wurde, konnte nicht besetzt werden. Es fehlten rund 23.000 Arbeits- und Fachkräfte. Das betrifft unter anderem Kraftfahrzeugtechnik und- führung, Pflegeberufe, Elektrik und Berufe der Sozialen Arbeit. Weitere Engpässe gibt es laut Bundesagentur für Arbeit in Brandenburg etwa im Bereich Energietechnik, Tiefbau, Klempnerei, Hotellerie und Pflegeberufe. Die Anzahl der Berufe in Engpasslage hat sich seit 2017 beinahe verdoppelt. Ausländische Beschäftigte nehmen eine immer wichtigere Rolle ein. Quelle
Die Arbeitslosenquote unter Ausländer*innen liegt in Brandenburg bei 21,2 Prozent – und somit über dem Bundesdurchschnitt von 15,2 Prozent (Schnitt August 2023 bis Juli 2024).Quelle
Das liegt unter anderem daran, dass Geflüchtete einen vergleichsweise hohen Teil der ausländischen Bevölkerung in Brandenburg ausmachen. Bei ihnen dauert die Arbeitsmarkintegration unter anderem wegen der Aufenthaltssituation oder fehlender Sprachkenntnisse länger als bei anderen Migrant*innen. Quelle
Fachkräftestrategie des Landes Brandenburg
Insgesamt 10 Beratungsstellen der Richtlinie „Willkommen in Brandenburg“ unterstützen in Zusammenarbeit mit den Kommunen ausländische Fachkräfte bei der Integration vor Ort. Die Wirtschaftsförderung Brandenburg unterstützt mit ihrem „International Talent Service“ Unternehmen dabei, ausländische Fachkräfte anzuwerben und die Betriebliche Begleitagentur des Landes unterstützt sie bei der Schaffung einer angemessenen Integrationsmaßnahmen und einer Willkommenskultur im Unternehmen. Quelle
Im Mai beschloss die Landesregierung ein Konzept zur Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland für Brandenburg. Im Fokus stehen kleine und mittelständische Unternehmen in der Lausitz, Pflegefachkräfte, sowie die Begleitung sich neu ansiedelnder Großunternehmen. Quelle
Von Fabian Sugar
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