Rund die Hälfte der offenen Stellen, für die 2022/2023 in Sachsen eine qualifizierte Arbeitskraft gesucht wurde, konnte nicht besetzt werden. Es fehlten rund 36.000 Arbeits- und Fachkräfte. Das betrifft unter anderem Pflegeberufe, Elektrik, Kraftfahrzeugführung und Berufe der Sozialen Arbeit. Weitere Engpässe gibt es laut Bundesagentur für Arbeit in Sachsen etwa im Bereich Metallbau, Energietechnik, Tiefbau, Hotellerie und Gastronomie. Ausländische Beschäftigte nehmen eine immer wichtigere Rolle ein. Ein Überblick über die wichtigsten Zahlen und Fakten für Sachsen.Quelle
Seit 2010 ziehen jedes Jahr mehr Menschen nach Sachsen als wegziehen, vor allem der Zuzug aus dem Ausland trägt zur positiven Wanderungsbilanz bei. Dennoch geht die Bertelsmann Stiftung bis 2040 von einem deutlichen Bevölkerungsrückgang in Sachsen vor allem in den ländlichen Regionen aus. Auch der Anteil an Menschen im erwerbsfähigen Alter werde immer weiter zurückgehen: Diese Gruppe soll bis 2040 um rund ein Siebtel schrumpfen, etwas mehr als im Bundesdurchschnitt.Quelle
Ausländische Beschäftigte spielen immer größere Rolle
In Sachsen besitzen rund 8,2 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten keine deutsche Staatsbürgerschaft, ähnlich wie in anderen ostdeutschen Bundesländern (Stand Dezember 2023). Die Zahl der ausländischen Beschäftigten in Sachsen war bis vor wenigen Jahren sehr gering. Vor allem in den letzten zehn Jahren kamen viele hinzu: Ihre Anzahl hat sich von 2013 (28.000) bis 2023 (135.000) fast verfünffacht.Quelle
Im Vergleich zu anderen Bundesländern, insbesondere den Stadtstaaten und westdeutschen Bundesländern, ist der Anteil an ausländischen Arbeitskräften in Sachsen niedrig.
In Sachsen arbeiteten 2023 rund 45.000 deutsche Beschäftigte mehr als noch 2013. Insgesamt stieg die Gesamtzahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter um rund 150.000 Personen auf über 1,6 Millionen. Der Zuwachs geht also zu einem großen Teil auf ausländische Personen zurück. In den letzten Jahren war die Zahl deutscher Arbeitnehmer tendenziell rückläufig.Quelle
Auch in den anderen Bundesländern ist die Zahl der ausländischen Beschäftigten gewachsen. In den ostdeutschen Bundesländern und dem Saarland geht zudem die Zahl deutscher Beschäftigter zurück.Quelle
Großer Anteil bei Engpassberufen
In bestimmten Berufsgruppen sind ausländische Beschäftigte deutlich überrepräsentiert: Sie machten im Dezember 2023 etwa 24 Prozent der Beschäftigten im Gastgewerbe aus. 2013 lag diese Quote noch bei 7 Prozent. Auch in Engpassberufen wie der Logistik (16 Prozent) und der Reinigung (21 Prozent) hat sich der Anteil ausländischer Beschäftigter in dieser Zeit mindestens versiebenfacht.Quelle
Auch in Ausbildungsberufen ist in vielen Bereichen ein Rückgang deutscher und eine Zunahme ausländischer Auszubildender zu verzeichnen. So hatten 2022 in der Gastronomie rund 29 Prozent aller Azubis keine deutsche Staatsbürgerschaft. Nicht der Fall ist das in Bereichen wie der IT oder dem Baugewerbe.Quelle
Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) 2023 herrscht im Westen und Osten ein ähnlich hoher Fachkräftemangel. In den westdeutschen Bundesländern komme der Mangel von einer hohen Arbeitsnachfrage der Unternehmen, in den ostdeutschen Ländern spiele das geringere Arbeitskräfteangebot eine größere Rolle. Die Alterung der Bevölkerung wurde im Westen seit den 1990ern stärker durch Migration aus dem Ausland abgefedert.
Arbeitsmarktintegration ausländischer Arbeitskräfte
Die Arbeitslosenquote unter Ausländer*innen liegt in Sachsen bei 24,9 Prozent – und somit über dem Bundesdurchschnitt von 15,2 Prozent (Schnitt August 2023 bis Juli 2024).Quelle
Das liegt unter anderem daran, dass Geflüchtete einen vergleichsweise hohen Teil der ausländischen Bevölkerung in Sachsen ausmachen. Bei ihnen dauert die Arbeitsmarkintegration unter anderem wegen der Aufenthaltssituation oder fehlender Sprachkenntnisse länger als bei anderen Migrant*innen. Quelle
In Sachsen sind rund 99,8 Prozent der Unternehmen kleine und mittelständische Betriebe. Kay Tröger vom IQ-Netzwerk Sachsen sagt, dass es gerade für diese Unternehmen eine Herausforderung darstelle, ausländische Fachkräfte anzuwerben und zu halten. "Vielen fehlt Grundwissen etwa über bürokratische Anforderungen der Anwerbung", so Tröger. Auch hätten sie nicht genug Kapazitäten, neue Fachkräfte angemessen bei Herausforderungen zu begleiten und etwa ein Mentoring anzubieten. Schwierigkeiten bei der der interkulturellen Kommunikation und der Verständigung führten immer wieder zur Auflösung des Arbeitsverhältnisses.Quelle
Von Fabian Sugar
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