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Antiziganismus 20.01.2014

"Sätze, die für keine andere Gruppe geschrieben würden"

In der aktuellen Debatte wird der Begriff "Armutszuwanderer" häufig als Synonym für Roma aus Osteuropa verwendet. Antiziganismusforscher Markus End kritisiert das in einem Interview mit der Deutschen Welle. Die Existenz gebildeter und wohlhabender Roma, die nicht ins Klischeebild passen, gehe in der Diskussion völlig unter. In den Medien sei zu wenig Sensibilität für Antiziganismus vorhanden.

Die Debatte um "Armutsmigration" beherrscht seit einigen Wochen die Schlagzeilen. Dabei geht es in der Bild- und Textsprache häufig unterschwellig um Romagruppen. Aus gegebenem Anlass veröffentlicht der Mediendienst Integration das Interview mit Markus End:

Herr End, in Deutschland wird über die sogenannte Armutsmigration aus Südosteuropa diskutiert, was stört Sie an dieser Debatte?

Markus End: Mir stößt übel auf, dass diese Debatte antiziganistisch geführt wird. Seit Mitte 2012 wurde der Begriff "Armutszuwanderer" in der Öffentlichkeit gleichgesetzt mit dem Begriff "Roma“. Dadurch wurden Roma die Eigenschaften zugeschrieben, die man den sogenannten Armutszuwanderern zuschrieb: Sie wurden pauschal als faul und als Sozialschmarotzer bezeichnet. Es hieß, sie würden Müll und Lärm produzieren oder zur Kriminalität neigen. Wer regelmäßig Medien konsumierte, hat gelernt, dass Roma Armutszuwanderer seien.

Antiziganismus ist eine Form des Rassismus?

Ja, Antiziganismus ist eine Form des Rassismus, die eine besonders lange Tradition in Deutschland hat und ihren Höhepunkt im nationalsozialistischen Genozid an Sinti und Roma fand. Er macht sich an der Fremdzuschreibung "Zigeuner" fest und an den Stereotypen, die dieses "Zigeuner-Bild" prägen.

In den Medien findet man Berichte aus Städten, in die offenbar viele arme EU-Zuwanderer kommen. Oft heißt es, viele davon seien Roma – was genau ist falsch oder gefährlich an diesen Berichten?

Man muss sich fragen, was der Hinweis auf Roma soll: Es gibt ein Haus in Duisburg, das besonders in der Diskussion steht. Es wird abwechselnd "Roma-Haus" und "Problem-Haus" genannt. Das Wort Roma steht in dieser Debatte also ganz undifferenziert für Problem. Neben der Kritik an solchen Zuschreibungen muss man Differenzierungen einfordern. Dass es amerikanische, australische und eben rumänische Roma gibt und deutsche Roma. In der Debatte werden Roma per se als Fremde dargestellt, obwohl viele seit Generationen in Deutschland leben. Auch dass es gebildete Roma gibt und ungebildete, arme und reiche, geht in der Diskussion völlig unter, Roma wird hier beinahe gleichbedeutend mit Armut, Kriminalität oder Müll verwendet. Das muss kritisiert werden.

Welche Haltung zu den Zuwanderern und zu den Angehörigen der Minderheit prägt sich da aus?

Ich glaube, dass es gar keine Haltung gegenüber der Zuwanderung ist, sondern dass umgekehrt der Antiziganismus mittlerweile die Debatte um Zuwanderung prägt. Es ist also ein Ressentiment gegenüber Menschen, die als "Zigeuner" und damit pauschal als fremd, bedrohlich oder unangenehm wahrgenommen werden. Auch wenn das Wort "Zigeuner" selbst öffentlich kaum noch verwendet wird, die antiziganistischen Bilder haben die Debatte um die Zuwanderung aus Rumänien und Bulgarien sehr stark geprägt.

Welche Rolle spielen die Politiker?

Die Politik befeuert diese Debatten immer wieder, meist ohne ausdrücklich Roma zu nennen, etwa wenn zuletzt die CSU fordert, dass man die Gesetze verschärfen müsse. "Wer betrügt, der fliegt" ist ja der Spruch, der kritisiert wird. Die Forderungen der CSU stehen allerdings so im Koalitionsvertrag, dem auch die SPD zugestimmt hat. Aber auch die Kritik an diesem Spruch kann dazu führen, die Vorurteile gegen Roma zu verstärken.

Die Kritik lautet im Kern, die meisten Migranten aus Rumänien und Bulgarien seien gar keine Armutszuwanderer, sondern qualifiziert oder hoch qualifiziert. Danach ist die Rede von Brennpunkten mit Problemen. Ein Autor in der Tageszeitung "Die Welt" schreibt: "Wer so spricht, denkt an Sozialbetrüger und Kriminelle, an Roma-Familien, die ihre Kinder zum Betteln schicken, an Zuhälter, die Frauen zur Prostitution zwingen." Betteln wird an das Roma-Sein geknüpft, Roma mit Sozialbetrug und Kriminalität in eine Reihe gestellt. Vor diesen Zuschreibungen möchte der Autor Rumänen und Bulgaren schützen und bestätigt die antiziganistischen Bilder.

Welche Auswirkungen hat die Debatte auf die Angehörigen der Minderheit?

Migranten aus Rumänien und Bulgarien, die tatsächlich arm oder marginalisiert sind, sind umso stärker von Ausgrenzung und Rassismus betroffen, Roma aber auch Nicht-Roma. Man befürchtet auch gewalttätige Übergriffe und Brandanschläge. Roma oder Sinti, die nicht aus Rumänien oder Bulgarien kommen oder nicht prekär leben, bekommen diesen Rassismus ebenfalls zu spüren. Das führt häufig dazu, dass Sinti und Roma ihre Zugehörigkeit zu diesen Minderheiten nicht öffentlich machen. Sie befürchten Diskriminierung durch das persönliche Umfeld, Arbeitgeber, Mitschüler oder Vermieter. Die Debatte hat auch Auswirkungen auf alle übrigen Migranten aus Rumänien und Bulgarien. Auch sie müssen mit Diskriminierung rechnen.

Sie schreiben ein Gutachten über Antiziganismus in den Medien. Welche Sensibilität gibt es für das Thema?

Sensibilität für Antiziganismus in den Medien ist kaum vorhanden. Es finden sich immer wieder – auch in öffentlich-rechtlichen Medien und in seriösen Tageszeitungen – Sätze, die so für keine andere Gruppe geschrieben würden. Die Web-Redaktion von heute.de, der Nachrichtensendung des Zweiten Deutschen Fernsehens, titelte beispielsweise: "Es kommen nicht nur Roma, es kommen auch Akademiker". Hochqualifizierte Roma, die es selbstverständlich auch gibt, kennt die Debatte nicht, weil sie nicht ins Bild passen. Dieser Satz könnte so für keine andere Gruppe geschrieben werden. "Es kommen nicht nur Muslime, es kommen auch Akademiker", das würde zu Recht nicht als Titel für eine Nachricht durchgehen. Wenn man die Maßstäbe ansetzt, die analog von einer kritischen Rassismus- und Antisemitismus-Forschung angelegt werden, findet man kaum Beiträge, die vorurteilsfrei und minderheitensensibel sind.

Markus End, Politikwissenschaftler und Autor aus Berlin, ist Mitherausgeber der Sammelbände "Antiziganistische Zustände". Zurzeit arbeitet er an einem Mediengutachten für das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma.

Interview: Andrea Grunau, mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Welle.

 


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