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50 Jahre nach dem Anwerbestopp 16.11.2023

"Die Anwerbung war keine Schweinerei, aber..."

Gastarbeiter*innen waren maßgeblich beteiligt am Wirtschaftsboom Deutschlands in den 1960er Jahren. 1973 wurde ihre Anwerbung gestoppt. Heute, 50 Jahre danach, leben viele von ihnen in Armut. Im Interview erklärt der Sozialforscher Eric Seils, warum das so ist.

Gastarbeiter aus der Türkei sitzen auf einer Bank auf dem Gelände der Zeche Neu-Monopol in Bergkamen im Kreis Unna. Foto: Picture Alliance

MEDIENDIENST: Herr Seils, warum leben heute viele ehemalige Gastarbeiter in Armut?

Eric Seils: Das Armutsrisiko für sie ist höher aus mehreren Gründen: Die Männer haben viel gearbeitet. Aber sie waren geringer qualifiziert und ihre Löhne waren im Schnitt niedriger. Die Frauen blieben häufiger zu Hause, weil sie sich um die Kinder kümmern mussten. Auch deshalb zahlten sie weniger in die Rentenkassen ein. Kurz gesagt: Sie waren damals "ganz unten". Und sie sind unten geblieben, sofern sie heute noch leben.

Wie viele Gastarbeiter kamen während der Anwerbung nach Deutschland?

Zwischen 1961 und 1973 stieg die Zahl der Ausländer im damaligen Westdeutschland von 686.000 auf 3,9 Millionen an. Von 1955 an hatte die Bundesrepublik über Abkommen sogenannte Gastarbeiter aus verschiedenen Ländern angeworben, darunter Italien, Griechenland, Spanien, die Türkei und Portugal. Der Arbeitsmarkt hungerte damals regelrecht nach Arbeitskräften.

Wo arbeiteten die Gastarbeiter und was verdienten sie?

Sie wurden häufig von Großbetrieben angeheuert, die relativ gut zahlten, zum Beispiel in der Auto- oder Montanindustrie. Es war eine dreckige Arbeit, es war eine gefährliche Arbeit, aber sie war vergleichsweise gut bezahlt. Ihre Stundenlöhne lagen zwar unter denen deutscher Arbeitnehmer. Sie kompensierten diesen Nachteil aber durch Überstunden und Zulagen für Schwerstarbeit. Im Durchschnitt waren ihre Monatslöhne bis Anfang der 70er noch vergleichbar hoch. Später änderte sich das. Mit der Ölkrise der 70er gab es einen Deindustrialisierungs-Schub und als Randarbeiter in den Fabriken verloren sie als erste ihre Jobs. Viele fanden danach Arbeit im Dienstleistungsbereich, wo viel schlechter bezahlt wird.

Was wurde damals für ihre Integration getan?

Nichts. Das Konzept der Gastarbeiter-Anwerbung basierte auf Nicht-Integration. Die Idee war: Dringend benötigte Arbeiter kommen her, helfen und gehen wieder. Das hat ja auch lange Zeit geklappt. Der große Teil der Gastarbeiter kehrte in die Heimatländer zurück. Aber das machte das Modell auch sehr teuer, weil immer wieder neue Arbeitskräfte angelernt werden mussten. Ein Teil blieb auch in Deutschland. Irgendwann staunte man, dass in manchen Stadtteilen so viele Ausländer wohnten.

Die Anwerbung war keine Schweinerei. Sie war von allen Seiten gewollt: Die Bundesrepublik brauchte Arbeitskräfte. Die Herkunftsländer konnten ihre Arbeitslosigkeit senken. Die Arbeiter verdienten gut. Aber Integration war eben nicht vorgesehen.

Was bedeutete der Anwerbestopp im November 1973?

Der Stopp war der Endpunkt einer längerfristigen Abkehr von der Anwerbepolitik. Er war eine Reaktion auf die Probleme, die mit der Gastarbeiter-Migration einhergingen. Für die Migranten gab es keine Infrastruktur, keine Integrationsangebote. Man wusste eigentlich nicht, was man da tat. 1973 wollte die Regierung einfach erst einmal eine Pause. Das Einsetzen der ersten Ölkrise im November 1973 bot den Anlass, die Anwerbung ganz einzustellen.

Dr. Eric Seils ist Sozialforscher am gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) in Düsseldorf. Seine Spezialgebiete sind Soziale Sicherung, Einkommen und Verteilung sowie Probleme des Arbeitsmarktes. Unter anderem hat er zur sozialen Lage der Gastarbeiter publiziert.

Wie profitierten deutsche Arbeitskräfte von der Gastarbeiter-Anwerbung?

Die Gastarbeiter haben vom ersten Tag an zum Wirtschaftswachstum beigetragen. Sie haben die harte und gefährliche Arbeit gemacht. Sie trugen dazu bei, dass 2,3 Millionen deutsche Arbeiter in die "sauberen" Büro-Jobs als Angestellte aufsteigen konnten. Mit etwas Abstand weiß man aber auch: Die Verfügbarkeit billiger Arbeitskräfte sorgte dafür, dass der eigentlich nötige Strukturwandel verzögert wurde. In arbeitssparende Maschinen wurde nicht investiert. Die Schwerindustrie lief weiter. Und als der Wandel hin zu den Dienstleistungen dann doch einsetzte, waren die Arbeitsplätze der Ausländer überproportional betroffen.

Was kann man aus der fehlenden Integration damals für heute lernen?

Die Gastarbeiter wurden damals nur über Arbeit integriert. Der einmillionste Gastarbeiter, der in Köln-Deutz ankam, bekam ein Motorrad geschenkt. Am nächsten Tag stand er schon auf der Baustelle und hat gearbeitet. Die Gastarbeiter bekamen keine Sprachkurse, keine Integrationsangebote. Häufig blieben sie in ihren schlechter bezahlten Jobs. Der Staat muss sie deshalb heute über die Grundsicherung im Alter unterstützen. Das ist sicher keine nachhaltige Integrationspolitik. Sie sind unten geblieben, sofern sie heute noch leben.

Aber wir sehen auch wahnsinnige Aufstiege in der zweiten und dritten Generation, unter den Kindern und Enkeln der Gastarbeiter. Das prominenteste Beispiel ist sicherlich Uğur Şahin, der mit seiner Frau den Corona-Impfstoff entwickelt und mit ihr das Unternehmen Biontech gegründet hat. Das macht inzwischen Milliarden-Gewinne. Auch diese Geschichten sind wichtig.

Interview: Carsten Wolf

Weitere Quellen:

Der Anwerbestopp wurde am 23. November 1973 per Fernschreiben an die Bundesagenturen für Arbeit gegeben. Das Original-Fernschreiben finden Sie >> hier.

Über die soziale Lage der Gastarbeiter*innen veröffentlichte das gewerkschaftsnahe Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut in Düsseldorf 2014 einen >> Report.

Mehr Informationen zu Gastarbeiter*innen aus der Türkei gibt es in unserer >> FAQ

 


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