Über Jüdinnen und Juden berichten
Heute leben circa 225.000 Juden und Jüdinnen in Deutschland. Nach dem Holocaust, dem millionenfachen Mord und der Vertreibung von Juden und Jüdinnen, verblieb nur eine kleine Zahl jüdischer Menschen in Deutschland. Erst durch die Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion in den 1990er-Jahren wuchsen die Gemeinden wieder deutlich an: Aus etwa 30.000 Mitgliedern wurden über 100.000. Dieser Wandel prägt das jüdische Leben in Deutschland bis heute. Die Gemeinschaft vereint unterschiedliche Biografien, Erfahrungen und Selbstverständnisse und zeichnet sich durch eine große ethnische, kulturelle und religiöse Vielfalt aus.Quelle
Wie gelingt eine differenzierte Berichterstattung über jüdisches Leben in Deutschland? Dieses How-To bietet Tipps und Orientierung für Journalist*innen.
RECHERCHE & ARTIKEL
Begriffe präzise verwenden: „Israelisch" ist ein staatsbürgerlicher Begriff, der sich auf die Zugehörigkeit zum Staat Israel bezieht, während „israelitisch" ein historischer deutscher Ausdruck für „jüdisch" ist. „Zionistisch" bezeichnet eine politische Bewegung mit dem Ziel eines jüdischen Staates. „Jüdisch“ kann sich sowohl auf die religiöse Zugehörigkeit zum Judentum als auch auf eine kulturelle, ethnische oder familiäre Identität beziehen – unabhängig von Staatsangehörigkeit oder religiöser Praxis.Quelle
Vielfältigkeit des jüdischen Lebens beachten: Oft wird jüdisches Leben in den Medien im Kontext von Antisemitismus, dem Holocaust oder Israel sichtbar gemacht. Das lässt die Vielfalt jüdischer Gegenwart aus dem Blick geraten, wie etwa jüdisches Engagement in Kunst, Politik, Wissenschaft und die Diversität politischer Meinungen unter Juden und Jüdinnen. Eine vielfältige Berichterstattung über jüdisches Leben kann einen Beitrag zur Sichtbarkeit und Selbstverständlichkeit jüdischer Präsenz in Deutschland leisten. Falls Sie Kontakte für die Berichterstattung suchen: Der Mediendienst vermittelt innerhalb von 30 Minuten Kontakte aus der eigenen Datenbank für Journalist*innen.Quelle
Stereotype Darstellungen vermeiden: Jüdisches Leben wird in der medialen Bildsprache häufig auf religiöse Symbole reduziert, etwa den Chanukka-Leuchter, Tora-Rollen oder die Kippa. Solche Darstellungen prägen ein einseitiges Bild von Juden und Jüdinnen – zumal die Mehrheit in Deutschland säkular lebt. Auch die Verwendung der israelischen Flagge als Bildsymbol für das Judentum ist problematisch, da viele Themen weder einen politischen noch einen geographischen Bezug zu Israel haben. Diese Bildsprache verstärkt die Vermischung von „jüdisch" mit „israelisch".Quelle
Über Antisemitismus heute berichten: Gewalt und Anfeindungen sind Alltag für viele Juden und Jüdinnen: Antisemitische Einstellungen sind in der deutschen Bevölkerung weit verbreitet, alle Zahlen dazu finden Sie hier. Auch die Zahl der antisemitischen Straftaten ist auf einem Höchststand, die Zahlen dazu hier. Juden und Jüdinnen machen in Deutschland eine Vielzahl an antisemitischen Erfahrungen im Beruf, in der Schule und im Alltag, und erleben etwa Diskriminierung, Beleidigungen und körperliche Angriffe – die Zahlen und Studien dazu finden Sie hier.
Über Altersarmut berichten: Ein oft übersehener Teil jüdischer Gegenwart in Deutschland ist die Altersarmut vieler jüdischer Kontingentflüchtlinge aus der ehemaligen Sowjetunion. Rund 65.000 bis 70.000 der rund 225.000 Juden und Jüdinnen in Deutschland sind davon betroffen. Viele dieser Menschen kamen im höheren Alter oder am Ende des Berufslebens nach Deutschland, konnten keine oder nur geringe Rentenansprüche aufbauen und leben heute in prekären Verhältnissen.Quelle
Jüdische Feiertage beachten: Am Samstag feiern gläubige Juden und Jüdinnen den Shabbat. Für diejenigen, die die Glaubensregeln streng einhalten, bedeutet das an dem Tag keine elektronischen Geräte zu benutzen. Eine Übersicht über die jüdischen Feiertage finden Sie hier.
KONTAKTE ZU JÜDISCHEN ORGANISATIONEN
Das jüdische Leben in Deutschland wird von einer Vielzahl an Organisationen mit unterschiedlichen Schwerpunkten getragen. Hier finden Sie eine kleine Auswahl:
Zentralrat der Juden
Der Zentralrat ist die größte Dachorganisation jüdischer Gemeinden in Deutschland und vertritt diese auf Bundesebene. Auf seiner Website bietet er außerdem eine übersichtliche Linkliste zu zentralen jüdischen Organisationen in Deutschland und weltweit. Die Übersicht finden Sie hier.
Landesverbände jüdischer Gemeinden in Deutschland
Baden – Israelitische Religionsgemeinschaft Baden (Oberrat) K.d.ö.R.
Bayern – Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern K.d.ö.R.
Berlin – Jüdische Gemeinde zu Berlin K.d.ö.R.
Brandenburg – Landesverband der Jüdischen Gemeinden Land Brandenburg K.d.ö.R.
Bremen – Jüdische Gemeinde im Lande Bremen K.d.ö.R.
Frankfurt am Main – Jüdische Gemeinde Frankfurt Main K.d.ö.R.
Hamburg – Jüdische Gemeinde Hamburg K.d.ö.R.
Hessen – Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen K.d.ö.R.
Köln – Synagogen-Gemeinde Köln K.d.ö.R.
Mecklenburg-Vorpommern – Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern K.d.ö.R.
München und Oberbayern – Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern K.d.ö.R.
Niedersachsen – Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen K.d.ö.R.
Niedersachsen – Landesverband der israelitischen Kultusgemeinden von Niedersachsen K.d.ö.R.
Nordrhein – Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein K.d.ö.R.
Rheinland-Pfalz – Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz K.d.ö.R.
Saarland – Synagogengemeinde Saar K.d.ö.R.
Sachsen – Landesverband Sachsen der Jüdischen Gemeinden K.d.ö.R.
Sachsen-Anhalt – Landesverband jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt K.d.ö.R.
Schleswig-Holstein – Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein K.d.ö.R.
Schleswig-Holstein – Jüdische Gemeinschaft Schleswig-Holstein K.d.ö.R.
Thüringen – Jüdische Landesgemeinde Thüringen (Erfurt) K.d.ö.R.
Westfalen-Lippe – Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe K.d.ö.R.
Württemberg – Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs (Stuttgart) K.d.ö.R.
Union progressiver Juden in Deutschland
Die Union progressiver Juden in Deutschland vertritt die liberalen jüdischen Gemeinden. Sie setzt sich dafür ein, jüdische Tradition im Einklang mit der Moderne zu fördern und ist Teil der Weltunion für progressives Judentum World Union for Progressive Judaism (WUPJ).
Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V.
Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) ist der Dachverband der jüdischen Wohlfahrtspflege in Deutschland. Sie versteht sich als Einrichtung, die sich für soziale Gerechtigkeit und solidarische Unterstützung innerhalb der jüdischen Gemeinschaft einsetzt.
Keshet Deutschland e.V.
Keshet Deutschland ist ein Verein queerer Menschen in der jüdischen Gemeinschaft. Er hat das Ziel, jüdische LGBTQI-Menschen sichtbarer zu machen und ihre Rechte zu fördern.
New Israel Fund
Der New Israel Fund (NIF) ist eine gemeinnützige Organisation, die seit über 40 Jahren israelische und palästinensische Initiativen für Demokratie, Gleichberechtigung und ein friedliches Zusammenleben unterstützt – in Deutschland über den unabhängigen Verein NIF Deutschland e.V.
Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost - EJJP Deutschland e.V.
Die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost – EJJP Deutschland e. V. ist die deutsche Sektion eines europaweiten jüdischen Netzwerks (European Jews for a Just Peace), das sich für die Rechte der Palästinenser:innen, ein Ende der israelischen Besatzung und einen Frieden im Nahen Osten einsetzt.
Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e.V.
Der Bundesverband RIAS e.V. koordiniert ein bundesweites zivilgesellschaftliches Netzwerk zur einheitlichen Erfassung und Dokumentation antisemitischer Vorfälle über das Meldeportal www.report-antisemitism.de.
Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk
Das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (ELES) ist ein Begabtenförderungswerk der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und unterstützt jüdische Studierende und Promovierende mit Stipendien und einem Bildungsprogramm.
»Jehi ˈOr« Jüdisches Bildungswerk für Demokratie – gegen Antisemitismus
Die »Jehi ˈOr« Jüdisches Bildungswerk für Demokratie – gegen Antisemitismus (JBDA) ist ein jüdischer Träger politischer Bildung, der sich für demokratische Werte, gegen Antisemitismus und für ein gleichberechtigtes jüdisches Leben in einer pluralistischen Gesellschaft einsetzt.
Hillel Deutschland – jüdische Bildungsinitiative in Deutschland e.V.
Hillel Deutschland ist eine jüdische Bildungsinitiative, die junge jüdische Erwachsene im Alter von 18 bis 35 Jahren über verschiedene Projekte zusammenbringt und jüdisches Leben stärken möchte.
Denkfabrik Schalom Aleikum
Die Denkfabrik Schalom Aleikum entstand aus einem Projekt des Zentralrats der Juden und fördert den interreligiösen Dialog zwischen Jüd:innen und Muslim:innen sowie den Austausch von Wissenschaft und Praxis. Sie erforscht religiöse Lebensrealitäten in Deutschland, veröffentlicht Policy Papers und organisiert Veranstaltungen.
OFEK e.V. - Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung
OFEK ist eine Fachberatungsstelle in Deutschland, die auf Antisemitismus und Community-basierte Betroffenenberatung spezialisiert ist. Sie bietet Beratung, Begleitung und Hilfe für direkt oder indirekt von antisemitischen Vorfällen betroffene Personen sowie und berät Institutionen.
Makkabi Deutschland e.V.
Makkabi Deutschland ist der Dachverband jüdischer Sport- und Turnvereine in Deutschland. Er fördert jüdisches Leben durch Sport, setzt sich gegen Antisemitismus ein und organisiert nationale wie internationale Sportveranstaltungen.
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