Seit kurzem gibt es die Tagesschau mit ukrainischen und russischen Untertiteln. RTL veröffentlicht täglich Nachrichten über den Krieg in ukrainischer Sprache. Und der Tagesspiegel übersetzt einzelne Artikel ins Ukrainische. Das sind nur einige Beispiele dafür, wie deutsche Medien ihre Nachrichtenangebote anpassen, um Geflüchtete aus der Ukraine zu erreichen.
Viele Medien tun noch mehr: Die ARD übersetzt viele Kinderprogramme ins Ukrainische. Etwa die Sendung mit der Maus, Shaun das Schaf oder "Deutsch lernen mit Socke". Viele Medienhäuser bieten zudem Informationen zur Ankunft und zum Leben in Deutschland an. Zum Beispiel der MDR. Auf einer Unterseite listet der Sender Hilfsangebote in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen auf. "Wir möchten dafür sorgen, dass sich die Ukrainerinnen und Ukrainer nach der Ankunft in Deutschland gut zurechtfinden können", so Referentin Bettina Friedrich.
Medienhäuser suchen ukrainische Journalist*innen
Der MDR überlegt außerdem, ukrainische Journalist*innen einzustellen. Das Katapult Magazin ist da bereits einen Schritt weiter: 21 ukrainische Journalist*innen arbeiten derzeit in der Ukraine-Redaktion des Magazins – vier in Deutschland, siebzehn in der Ukraine. "Es ist wichtig, die ukrainischen Journalisten selbst ihre Geschichten erzählen zu lassen", sagt Max Rieck von Katapult. "Wir möchten die Betroffenen von ihrem Standpunkt aus berichten lassen und ihre Perspektiven wahrnehmen." Die Journalist*innen bespielen einen Twitter-Kanal mit Updates zum Krieg in der Ukraine und veröffentlichen täglich Artikel auf deren Ukraine-Webseite.
Russischsprachige Sender ändern das Programm
Mehrere russischsprachige Medien in Deutschland konzentrieren sich seit Ausbruch des Ukraine-Krieges stärker auf Inhalte für Geflüchtete. Ein Beispiel: Der russischsprachige Sender Radio Golos Berlina sendet täglich ein FAQ mit einer Psychologin. Darin geht es zum Beispiel darum, wie man mit traumatisierten Kindern umgehen kann. Zudem pflegt der Radiosender die Plattform Dopomoga24. Hier erfahren Geflüchtete etwa, dass sie mit einem ukrainischem Ausweis kein Fahrticket in Bussen und Bahnen benötigen. Ebenso, dass sie kostenfreie Sim-Karten für den deutschen Mobilfunk erhalten können.
"Bisher dominierte im Sender ein lustiger Ton. Unterhaltung und Spaß am Leben standen im Vordergrund", so Maria Kritchevski, die Programmdirektorin des Senders. Nun gibt es ausführliche Nachrichten. Und sogar das Musikangebot hat Radio Golos Berlina angepasst. Manche Putin-nahe russische Interpret*innen seien aus dem Programm gestrichen worden, so Kritchevski. Dafür sei nun mehr ukrainische Musik zu hören.
Medienangebote für Geflüchtete:
⇒ Im "Ukraine Update" berichtet RTL wochentags über den Krieg in deutscher sowie in ukrainischer Sprache. Moderiert wird das Format von der geflüchteten TV-Moderatorin Karolina Ashion.
⇒ Cosmo, das internationale Radioprogramm des WDR, sendet täglich die ukrainische Deutschlandminute, ein Kurzpodcast auf Ukrainisch.
⇒ Die ARD-Mediathek bietet Zugang zur Tagesschau mit ukrainischen und russischen Untertiteln sowie zur Sendung mit der Maus und vielen weiteren Kinderprogrammen auf Ukrainisch.
⇒ Der Tagesspiegel veröffentlicht ukrainische Übersetzungen einzelner Artikel.
⇒ Die Deutsche Welle schreibt sowohl auf Ukrainisch als auch auf Russisch und veröffentlicht täglich Nachrichtenzusammenfassungen in beiden Sprachen auf YouTube.
⇒ BILD TV bietet ukrainische Untertitel an. Und Bild.de veröffentlicht Texte über den Konflikt in ukrainischer Sprache.
⇒ Funk, das Jugendportal von ARD und ZDF, betreibt den Instagram-Account how.to.deutschland und vermittelt dort Informationen über den Alltag in Deutschland.
⇒ Der Mitteldeutsche Rundfunk veröffentlichen Nachrichten, Informationen und Hilfsangebote auf Ukrainisch. Ebenso gibt es täglich einen 5-10-minütigen Nachrichtenpodcast in ukrainischer Sprache.
⇒ Das Katapult Magazin hat ein Sonderheft mit einem ukrainischen News-Team veröffentlicht und twittert täglich via Katapult-Ukraine
Informationen von Behörden und NGOs:
⇒ Das Bundesinnenministerium hat die Plattform Germany4Ukraine erstellt. Dort finden Geflüchtete Antworten auf Fragen zur Einreise, zu Arbeitserlaubnissen oder zur medizinischen Versorgung.
⇒ Auf der Internetseite der Bundesbeauftragte für Integration, Migration und Flucht gibt es FAQs zu Einreise-, Aufenthalts- und Asylrecht, Unterkünften, dem Gesundheitswesen sowie zu den wichtigen Behörden und Ansprechpartner*innen. Die Informationen sind auf Englisch, Deutsch, Ukrainisch und Russisch, auch als Handout zum Download verfügbar.
⇒ Handbook Germany bietet auf einer eigenen Ukraine-Seite rechtliche und praktische Informationen zu Arbeitserlaubnis, Aufenthalt, staatlichen Hilfen, Kinderbetreuung, Studium und dem Wohnen. Das Angebot ist barrierefrei und auf Ukrainisch, Russisch, Englisch und Deutsch verfügbar.
⇒ Die Verbraucherzentrale hat wichtige Informationen zu Einreise, Aufenthalt, Mobilität, Unterkunft und Registrierung, Telefon- und Internettarifen, Geldtransfers von und in die Ukraine, der Kontoeröffnung in Deutschland auf Ukrainisch veröffentlicht.
Von Yasemin Kamisli und Jule Klopke
Sie sind Journalist*in und haben weitere Fragen oder suchen Fachleute zum Thema? Dann können Sie uns gern kontaktieren. Wir helfen schnell und unkompliziert. Unsere Texte und Grafiken können kostenfrei unter den Regeln der Creative Commons und unserer Namensnennung verwendet werden. Dies gilt nicht für Bilder und Fotos, die wir von Dritten erworben haben.