Die Krise auf dem Arbeitsmarkt traf viele Geflüchtete besonders hart. Das bestätigt ein neuer Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Vor allem während des ersten Lockdowns mussten sie häufiger in Kurzarbeit als andere Beschäftigte und verloren schneller ihre Jobs.
Die Situation habe sich inzwischen erholt. Doch die Forscher*innen sagen auch: Viele Geflüchtete konnten in der Pandemie keine Sprachkurse oder Maßnahmen des Jobcenters besuchen. Das könnte sich langfristig auf ihre Chancen auswirken, einen Job zu finden.Quelle
DIE WICHTIGSTEN ERGEBNISSE
Für den Bericht werteten die Forscher*innen sowohl Arbeitsmarkt-Statistiken aus (bis Dezember 2020) als auch Befragungen zwischen April und August 2020. Die wichtigsten Ergebnisse:
- Schnellere Entlassungen: Vor allem der erste Lockdown ab März 2020 traf Geflüchtete und Migrant*innen besonders hart. Zum Beispiel verloren rund 20.000 oder fünf Prozent der Beschäftigten aus Asylherkunftsländern ihre Jobs. Für sie war das Risiko arbeitslos zu werden dreimal so hoch wie für Menschen ohne Migrationshintergrund.Quelle
- Arbeitslosigkeit stark gestiegen: Bis Ende 2020 stieg die Arbeitslosenquote von Geflüchteten stärker (2,7 Prozentpunkte) als die von EU-Migrant*innen (2 Prozentpunkte) oder Deutschen ohne Migrationshintergrund (1 Prozentpunkt). Viele konnten nicht mehr an Sprach- oder Integrationskursen teilnehmen und rutschten in die Arbeitslosigkeit.Quelle
- Viel häufiger in Kurzarbeit: Die Berfragungen zeigten: Personen mit Migrationshintergrund und Geflüchtete mussten deutlich häufiger in Kurzarbeit (je 25 Prozent der befragten Beschäftigten) als Personen ohne Migrationshintergrund (16 Prozent).Quelle
- Beschäftigung insgesamt wieder gestiegen: Als sich die Wirtschaft nach dem ersten Lockdown wieder erholte, fanden viele ausländische Beschäftigte, darunter viele Geflüchtete, schnell wieder einen Job. Ende 2020 hatten sogar mehr eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung als Ende 2019 (plus von 2,9 Prozent). Bei Menschen ohne Migrationshintergrund waren es etwas weniger als im Vergleich zum Vorjahr (minus 0,5 Prozent).Quelle
Geflüchtete können seltener in Homeoffice wechseln
Was waren die Gründe dafür? Geflüchtete sind eher in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen. Häufiger arbeiten sie mit befristeten Arbeitsverträgen und besonders häufig in Leiharbeit. Außerdem arbeiten sie seltener in Berufen, die auf Homeoffice umstellen konnten – was in manchen Bereichen zu Entlassungen oder Kurzarbeit führte.Quelle
Ein weiterer Grund: Viele Integrations- und Sprachkurse sowie Job-Eingliederungen fanden während der Pandemie nicht statt oder Geflüchtete konnten daran nicht teilnehmen. Wenn sie nicht an Maßnahmen teilnehmen, gelten sie in der Statistik als arbeitslos.Quelle
Das könnte ihren Zugang zum Arbeitsmarkt langfristig erschweren, so die Forscher*innen. Denn Sprachkurse und die Maßnehmen sind sehr wichtig, um später einen Job zu finden. Deshalb bleibt ihr Fazit verhalten: Zwar seien am Ende des Krisenjahrs 2020 wieder ähnlich viele Geflüchtete in Arbeit wie zuvor, der "günstige Integrationsverlauf" der letzten Jahre sei aber durch die Pandemie "deutlich zurückgeworfen" worden.Quelle
Von Carsten Janke
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