Rund 250.000 Polizeibeamte versehen in Deutschland ihren Dienst. Doch wie hoch ist der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund unter ihnen? Und wie viele finden sich beim Verfassungsschutz? Zwar ist es in der Bundesrepublik aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht üblich, ethnische Zugehörigkeiten zu erfassen – die Statistik ermittelt nur die Staatsangehörigkeit – doch immer mehr Einrichtungen, Arbeitgeber und Behörden gehen dazu über, die Vielfalt unter den Mitarbeitern auf freiwilliger Basis abzufragen. Nur so können Fortschritte bei der „interkulturellen Öffnung“ erfasst werden.
Die ausführlichen Recherche-Ergebnisse mit den Antworten aus allen Bundesländern haben wir Ihnen in einem pdf-Dokument zusammengestellt.
Der Mediendienst hat hierzu das Bundeskriminalamt, die Bundespolizei, alle 16 Landespolizeien sowie das Bundesamt und die Landesämter für Verfassungsschutz angefragt. Da die Methoden der Erfassung und Auswertung in den Ländern sehr unterschiedlich sind, bieten die Ergebnisse nur ungefähre Angaben. Dennoch ist aus ihnen eine Entwicklung erkennbar:
Der Anteil von Menschen aus Einwandererfamilien im Polizeidienst und bei den Verfassungsschutzämtern wird nicht konsequent erfasst. Einige Länder bieten jedoch Zahlen über Bewerber, Auszubildende oder sogar alle Mitarbeiter mit Migrationshintergrund im Polizeidienst und beim Verfassungsschutz. Daraus geht hervor:
Die Anteile der Mitarbeiter in der Polizei, die einen Migrationshintergrund aufweisen, entsprechen bei weitem nicht denen in der Bevölkerung. Allerdings zeigen die vorliegenden Ergebnisse, dass der Anteil von Menschen aus Einwandererfamilien kontinuierlich steigt – vor allem dort, wo Werbemaßnahmen und andere Bemühungen für mehr Berufsnachwuchs stattfinden.
Ergebnisse zur Polizei
Lediglich drei Bundesländer verfügen über Angaben zu Mitarbeitern mit Migrationshintergrund im gesamten Polizeidienst:
- Mecklenburg-Vorpommern: 0,4 Prozent (3,8 Prozent in der Bevölkerung),
- Rheinland-Pfalz: 2,5 Prozent (19,6 Prozent in der Bevölkerung) und
- Niedersachsen: 3,2 Prozent (18,7 Prozent in der Bevölkerung).
Wie sich der Anteil von Menschen aus Einwandererfamilien unter den Bewerbern und Neueinstellungen entwickelt hat, können immerhin sechs Länder beziffern: Hamburg, Berlin, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein.
In diesen sechs Ländern laufen seit einigen Jahren Maßnahmen, um den Anteil von Nachwuchskräften aus Einwandererfamilien zu erhöhen. Wie die Statistik zeigt, führen sie fast immer zu einem kontinuierlichen Anstieg. Allerdings liegen die Werte auch hier noch meist deutlich unter ihrem Anteil in der Bevölkerung. Lediglich zwei Bundesländer konnten den Anteil an Bewerbern mit Migrationshintergrund durch gezielte Maßnahmen so stark steigern, so dass er seit 2013 ihrem Anteil in der Bevölkerung entspricht: das betrifft Berlin (32 Prozent der Bewerbungen) und Niedersachsen (17 Prozent).
Ergebnisse zum Verfassungsschutz
In Bund und Ländern werben die Inlandsgeheimdienste nicht gezielt um Mitarbeiter aus Einwandererfamilien. Auch darüber, wie weit es mit der interkulturellen Öffnung beim Verfassungsschutz gediehen ist, gibt es kaum Informationen. Im Bundesamt für Verfassungsschutz wird ebenso wie in zwölf Landesämtern nicht erfasst, wie hoch der Anteil der Mitarbeiter mit Migrationshintergrund ist. Ausnahmen bilden hier nur:
- Brandenburg („niemand mit Migrationshintergrund“),
- Hamburg (2,7 Prozent der Verfassungsschützer),
- Hessen (5,2 Prozent der Belegschaft) und
- Niedersachsen (4,1 Prozent).
Recherche: Ferda Ataman, Maik Baumgärtner, Jenny Lindner, Ricarda Wiese
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