Nachdem 2020 wegen der Corona-Einreisebeschränkungen vergleichsweise wenige Schutzsuchende Asyl in Deutschland beantragt haben, ist die Zahl der Asylanträge 2021 um 56,2 Prozent auf rund 191.000 gestiegen. Mehr als 60 Prozent von ihnen kamen aus nur drei Ländern: Syrien (70.162), Afghanistan (31.721) und Irak (16.872). Nur ein Teil der Anträge wurde jedoch von Menschen gestellt, die auch im vergangenen Jahr nach Deutschland eingereist sind: 22,3 Prozent der Anträge sind sogenannte Folgeanträge – also Anträge von Menschen, die mit großer Wahrscheinlichkeit bereits in Deutschland waren. Weitere 17,5 Prozent der Anträge wurden für Kinder von Geflüchteten gestellt, die in Deutschland geboren sind.Quelle
Weltweit ist die Zahl der Flüchtlinge gestiegen. Nach Angaben des UN-Flüchtlingswerks UNHCR lebten zur Jahreshälfte 2021 rund 26,6 Millionen Menschen als Flüchtlinge in einem anderen Land. Das sind etwa 200.000 Menschen mehr als zur Jahreshälfte 2020. In der zweiten Jahreshälfte ist die Zahl der Geflüchteten erneut stark gestiegen – vor allem nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan: rund 100.000 Personen sind nach Schätzungen vom UNHCR in die Nachbarländern Iran und Pakistan geflüchtet (Stand: Dezember 2021).Quelle
Wie kommen Geflüchtete nach Europa?
Die meisten Geflüchteten erreichen nach wie vor über das Mittelmeer die EU. Rund 67.400 Personen kamen nach Europa über die sogenannte zentrale Mittelmeer-Route, die nach Italien und Malta führt. Sie kamen vor allem aus Tunesien (24 Prozent), Ägypten und Bangladesh (jeweils 12 Prozent). Mehr als 43.000 Menschen erreichten Spanien über die westliche Mittelmeer-Route – vor allem aus Algerien, Marokko und Mali. Weitere 9.000 Personen erreichten Griechenland über die sogenannte östliche Mittelmeer-Route. Sie kamen vor allem aus Afghanistan (26 Prozent) und Somalia (16 Prozent). Nachdem die Zahl der Todesfälle im Mittelmeer zwei Jahre hintereinander zurückging, ist sie wieder gestiegen: die Internationale Organisation für Migration dokumentierte 2.043 Todesfälle – mehr als drei Viertel davon im zentralen Mittelmeer.Quelle
2021 erreichten zum ersten Mal auch einige Tausend Flüchtlinge die Europäische Union über die sogenannte Belarus-Route. Sie kamen vor allem aus dem Norden Iraks – aber auch aus Syrien, Jemen und dem Iran. Die Geflüchteten sollen mithilfe privater und staatlicher Reiseunternehmen eingereist und zu den EU-Grenzen gebracht worden sein. Bis November 2021 wurden rund 50.000 Geflüchtete an den Grenzen zu Polen, Litauen und Lettland aufgegriffen. Nach Deutschland sollen nach Angaben der Bundespolizei rund 11.200 Personen über diese Route eingereist sein (Stand: Januar 2022).Quelle
Wie viele Menschen erhielten Schutz?
Der sogenannten Gesamtschutzquote zufolge bekamen 39,9 Prozent der Asylbewerber*innen Schutz in Deutschland. Dabei muss man allerdings beachten: Etwa die Hälfte der Entscheidungen betreffen Angehörige von Menschen, die bereits Schutz erhalten haben und deshalb automatisch einen positiven Asylbescheid erhalten. Abgelehnt wurde weniger als jeder vierte Antrag. Die anderen Anträge wurden "formell erledigt" – etwa weil ein anderer EU-Mitgliedstaat aufgrund der Dublin-Verordnung für sie zuständig ist.Quelle
Wie viele Angehörige von Geflüchteten zogen nach Deutschland?
2020 ging die Zahl der Familienzusammenführungen aufgrund der Covid-19-Pandemie stark zurück. 2021 ist sie wieder auf 104.100 Personen gestiegen. In dieser Zahl werden nicht die Familienangehörigen sogenannter Ortskräfte berücksichtigt, die seit August aus Afghanistan nach Deutschland gekommen sind: Bis November 2021 haben 4.590 Ortskräfte und 15.376 ihrer Familienangehörigen eine "Aufnahmezusage" erhalten. Eingereist waren bis dahin rund 7.000 Personen.Quelle
Wie viele Flüchtlinge haben einen Job?
Die Zahl der Menschen aus "Asylherkunftsländern" in Beschäftigung ist im Laufe des Jahres um 18 Prozent gestiegen. Nachdem sie im ersten Halbjahr 2020 aufgrund der Pandemie zurückgegangen war, hat sie ihren Aufwärtstrend fortgesetzt. Erstmals haben mehr als eine halbe Million Menschen aus Asyl-Ländern einen Job – Mitte des Jahres 2021 wurde die Marke von 500.000 Beschäftigten (inklusive geringfügig Beschäftigte) überschritten.Quelle
Wie viele Flüchtlinge haben ihren Schutzstatus verloren?
2021 hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) rund 117.000 Widerrufsverfahren eingeleitet. Über etwa 169.300 Verfahren hat das BAMF entschieden: In lediglich 3,2 Prozent der Fälle wurde der Flüchtlingsstatus widerrufen (etwa, weil sich die Situation im Herkunftsland geändert hat) und in 0,7 Prozent der Fälle zurückgerufen – zum Beispiel weil die Person Falschangaben im Asylverfahren gemacht hat.Quelle
Wie viele Menschen haben Deutschland verlassen?
2021 ist die Zahl der Abschiebungen minimal gestiegen. Bis November 2021 gab es 10.945 Abschiebungen – etwas mehr als im gesamten Vorjahr (10.800). Auch die Zahl der freiwilligen Ausreisen im Rahmen des REAG/GARP Förderprogramms ist leicht gestiegen: bis November 2021 waren es rund 5.900 Personen – 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Rund 292.700 Personen sind "ausreisepflichtig" – das heißt: Sie wurden aufgefordert, Deutschland zu verlassen. 83 Prozent von ihnen haben eine Duldung weil sie “aus tatsächlichen oder aus rechtlichen Gründen” nicht abgeschoben werden können.Quelle
Von: Fabio Ghelli
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