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In der Europäischen Union steigt die Zahl der Asylanträge seit sechs Jahren an. Darin spiegelt sich eine globale Entwicklung wider: Den Zahlen des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) zufolge fliehen weltweit jedes Jahr mehr Menschen aus Krisenregionen.
Auch in der Bundesrepublik stieg die Zahl der Anträge 2014 im Vergleich zum Vorjahr erneut – diesmal um 60 Prozent. In der gesamten EU nahm sie lediglich um 44 Prozent zu. Den stärksten Anstieg verzeichneten hier allerdings Dänemark, Italien und Ungarn, wo mehr als doppelt so viele Asylsuchende registriert wurden als im Jahr zuvor.Quelle
Rund 627.000 Menschen haben im vergangenen Jahr in der Europäischen Union Asyl beantragt – etwa ein Drittel davon in Deutschland. 2014 wurden hier 202.800 Asylanträge gestellt, davon 173.000 Erstanträge. Damit belegt Deutschland mit großem Abstand den ersten Platz, gefolgt von Schweden (81.300 Anträge) und Italien (64.600).Quelle
Doch das Ranking ändert sich, wenn man die Zahlen in Relation zur Bevölkerungsgröße betrachtet: Dann hatte im vergangenen Jahr Schweden den höchsten Asylbewerber-Anteil (8,4 Asylanträge pro tausend Einwohner). An zweiter Stelle folgt Ungarn (4,3 Anträge pro tausend Einwohner). Deutschland belegte mit 2,5 Asylbewerbern pro tausend Einwohnern innerhalb der EU-Staaten lediglich Platz sechs – noch hinter Österreich (3,3), Malta (3,1) und Dänemark (2,6).Quelle
Im gesamten europäischen Raum, inklusive den Staaten außerhalb der EU, rutscht die Bundesrepublik auf Platz acht ab, hinter der Schweiz (2,8 Asylanträge pro tausend Einwohner) und Norwegen (2,5). Fragt man danach, in welchem Land weltweit die meisten Anträge im Verhältnis zur Bevölkerung gestellt werden, belegt Deutschland lediglich Platz 13.Quelle
Was den Bearbeitungsstatus von Asylanträgen betrifft, gibt es in keinem anderen EU-Land mehr unerledigte Anträge als in Deutschland: In der Bundesrepublik warten so viele Menschen auf eine Asylentscheidung wie in den fünf anderen wichtigsten Aufnahmeländern der EU zusammen.Quelle
Seit 2013 übersteigt die Zahl der unerledigten Anträge die der Asyl-Entscheidungen. Einer Pressemitteilung des Bundesinnenministeriums zufolge warteten Ende 2014 knapp 170.000 Asylbewerber auf die Entscheidung ihres Antrags – etwa doppelt so viele wie im Vorjahr.
Wohin fliehen die meisten Menschen?
Doch die Zahl der Asylanträge gibt nur eingeschränkt Auskunft darüber, wo sich die meisten Flüchtlinge weltweit aufhalten. Denn erst nach der Entscheidung über den Antrag steht fest, ob ein Flüchtling auch im Aufnahmeland bleiben darf.
Bei der absoluten Zahl der anerkannten Flüchtlinge, also der Anzahl derjenigen, denen Schutz gewährt wird, liegt Deutschland an der Spitze: Hier wurde über rund 40.500 Asylanträge positiv entschieden. Damit lag die Schutzquote bei rund 30 Prozent. In der Europäischen Union wurde 2014 etwa 162.000 Asylsuchenden Schutz gewährt – das entspricht etwa 45 Prozent aller Entscheidungen.
Insgesamt leben in Deutschland rund 185.000 Menschen, die Asylschutz im erweiterten Sinn genießen – dazu zählen sowohl Asylberechtigte als auch Menschen mit Flüchtlings- oder subsidiären Schutz.Quelle
In vielen Aufnahmeländer gibt es jedoch kein System, das es erlaubt, einen Asylantrag zu stellen. Im Vergleich zur Zahl der weltweit vom UNHCR registrierten Flüchtlinge, steht Deutschland mit einer Flüchtlingsbevölkerung von 185.000 Menschen auf Platz 15 in der Liste der wichtigsten Aufnahmeländer. Den ersten Platz belegt Pakistan mit 1,6 Millionen Flüchtlingen, gefolgt vom Libanon und dem Iran.
Von Fabio Ghelli und Jenny Lindner
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