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ÜBER DIESE FOLGE
Folge 10: "Rechtsextremismus als Standortrisiko?"
mit der Arbeitsmarktforscherin Tanja Buch (IAB)
Bisher gab es nur wenig Studien dazu, ob migrationsfeindliche Einstellungen ausländische Arbeitskräfte abschrecken. In letzter Zeit häuften sich Berichte, wonach genau das der Fall war, zum Beispiel bei Pflegekräften. In früheren Studien gab es Hinweise darauf, zum Beispiel am Fall von Dresden. Nun gibt es erstmals eine breit angelegte Studie der Autorinnen Tanja Buch und Carola Burkert vom Instititut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die das nachweisen konnte.Quelle
Zum Kontext: Der Fach- und Arbeitskräftemangel in Deutschland ist groß. Bis 2040 müssten mindestens 290.000 Personen jährlich netto nach Deutschland einwandern, um die Lücken in der Wirtschaft zu füllen, so eine aktuelle Prognose. Regionen, die es schaffen, diese Arbeitskräfte anzulocken, dürften im Vorteil sein. Doch Deutschland insgesamt ist für internationale Arbeitskräfte nur mittelmäßig attraktiv: Das Land liegt laut einer aktuellen OECD-Umfrage auf Platz 15 von 38. Die Hauptgründe dafür sind die Sprache, Bürokratie sowie Sorgen vor Rassismus und Diskriminierung.Quelle
Zu den Ergebnissen: In ihrer neuen Studie konnten die Autorinnen zeigen, dass "fremdenfeindliche" Einstellungen zu einer geringeren Arbeitsmigration in Landkreise Deutschlands führten. Dazu werteten sie die Beschäftigungs-Daten von allen Menschen aus, die zwischen 2003 und 2019 nach Deutschland kamen und hier eine Beschäftigung aufgenommen haben.
Besonders Arbeitskräfte aus der EU zögen seltener in Landkreise, in denen rechte Einstellungen häufiger waren. In einer weiteren Publikation stellten sie fest: Bei Umzügen innerhalb Deutschlands reagierten vor allem junge Arbeitskräfte und Hochqualifizierte und mieden diese Regionen eher.Quelle
ZITATE
"Unser Ergebnis in einem Satz: Fremdenfeindlichkeit in einer Region mindert die Zuwanderung von Arbeitskräften in diese Region und besonders gilt das für Arbeitskräfte aus der EU."
"Wir haben in unseren Studien ja herausgefunden, dass rechtsradikale Einstellungen auf regionaler Ebene den Zuzug sowohl aus dem Ausland als auch aus dem Inland bremsen. Und das gilt insbesondere für ostdeutsche Regionen, weil hier der Zuspruch zu rechtsradikalen Einstellungen besonders hoch ist. Und das Problem ist, dass gleichzeitig der demographische Wandel in Ostdeutschland schon deutlich weiter fortgeschritten ist als in westdeutschen Regionen. Und damit auch die Fachkräftebedarfe besonders hoch sind und damit dann wiederum der Bedarf an Zuzug."
"[Dass EU-Bürger eher wegbleiben] erklären wir damit, dass sie ihren Wohn- und Arbeitsort innerhalb der EU frei wählen können. Außerdem dürften auch Informationen eine Rolle spielen. Wir nehmen an, dass Migrant*innen aus der EU durch die Medien in ihrem Land eher Bescheid darüber wissen, wo fremdenfeindliche Einstellungen in Deutschland ein besonderes Problem sind."
"In einer zweiten Studie haben wir aber auch den Einfluss von rechtsradikalen Einstellungen auf den Fortzug aus Regionen untersucht. Und da finden wir, dass ausländische Arbeitskräfte aller Qualifikationslevel häufiger aus diesen Regionen wegziehen."
"Für ausländische Arbeitskräfte, die innerhalb Deutschlands umziehen, gilt: Sie ziehen sogar häufiger in Regionen, in denen fremdenfeindliche Einstellungen verbreitet sind. Das gilt allerdings nur für Gering- und Mittelqualifizierte. Grundsätzlich ist es so, dass weniger gut qualifizierte ausländische Arbeitskräfte schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt haben. Möglicherweise ist es so, dass sie deshalb bereit sind, in diese Regionen umzuziehen, wenn ihnen dort Arbeit angeboten wird."
"Das ist natürlich ein großes Problem für die Unternehmen vor Ort und damit auch für die Wirtschaftsstruktur. Es ist aber auch problematisch, weil sich die ökonomische und soziale Ungleichheit in Deutschland dadurch weiter verschärfen kann. Außerdem kann selektive Migration zur Polarisierung einer Gesellschaft beitragen."
WEITERE QUELLEN
Studie / Publikation 1: zu ausländischen Arbeitskräften (2025): "Do xenophobic attitudes influence migrant workers’ regional location choice?", PLoS ONE, von Buch und Burkert, Link
Studie / Publikation 2: zu innerdeutscher Mobilität (2024): "Who wants to live among racists? The impact of local right-wing attitudes on interregional labour migration in Germany. Journal of Ethnic and Migration Studies, Link
Zur Methode und der Datengrundlage der Studie, Science Media Center (2025), Link
Interview mit den Forscherinnen Buch und Burkert, IAB (2025), Link
Übersicht bisheriger Studien zum Thema, zum Beispiel zu Dresden, Link
Der Podcast "Einwanderungsland" wird von der Robert Bosch Stiftung gefördert.
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