Niedersachsen wählt am 9. Oktober einen neuen Landtag. Doch etwa 660.000 Menschen dürfen nicht an der Wahl teilnehmen, weil sie eine ausländische Staatsbürgerschaft haben (Stand 31.12.2021). Das entspricht etwa zehn Prozent der Bevölkerung des Bundeslands ab 18 Jahren. Nach Angaben der Landeswahlleiterin sind etwa 6,079 Millionen Bewohner*innen Niedersachsens wahlberechtigt (Stand 29.09.2022).Quelle
Was ist über die nicht-Wahlberechtigten bekannt? Der MEDIENDIENST hat Daten des Statistischen Landesamts zu erwachsenen Ausländer*innen ausgewertet. Rund 322.000 Menschen leben schon seit mehr als zehn Jahren in Deutschland. Etwa 38.000 Personen sind erst im letzten Jahr gekommen, gut 104.000 Menschen in den vergangenen ein bis vier Jahren.Quelle
Die ausländischen Erwachsenen sind im Durchschnitt jünger als die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.
Der größte Teil der ausländischen Erwachsenen ist zwischen 18 und unter 30 Jahren alt – rund 99.000 Männer und 74.000 Frauen. Die zweitgrößte Gruppe ist die der 30- bis unter 40-Jährigen.Quelle
Bevölkerung
2021 lebten rund 1,9 Millionen Menschen aus Einwandererfamilien in Niedersachsen, das entspricht knapp einem Viertel (23,9 Prozent) der Gesamtbevölkerung im Bundesland.Quelle
Mehr als 822.000 Personen in Niedersachsen haben einen ausländischen Pass und damit 10,2 Prozent der Bevölkerung. Seit 2014 ist die ausländische Bevölkerung um rund 58 Prozent gestiegen.Quelle
Die drei größten Communities in Niedersachsen waren 2021 die polnische, die türkische und die syrische. In Niedersachsen lebte in diesem Jahr auch die zweitgrößte irakische Community in Deutschland nach Nordrhein-Westfalen (etwa 46.000 Personen).Quelle
Geflüchtete in Niedersachsen
2021 wurden in Niedersachsen 15.343 Asylanträge gestellt. 2020 waren es 10.994 Anträge. Zum Stichtag 31.12.2021 lebten rund 211.600 Schutzsuchende in Niedersachsen, also Menschen, die einen Asylantrag gestellt haben, Schutz bekommen haben oder abgelehnt wurden.Quelle
Geflüchtete aus der Ukraine
In Niedersachsen wurden seit Beginn des russischen Angriffskriegs rund 100.000 Geflüchtete aus der Ukraine registriert (Stand: 27. September 2022). Niedersachsen liegt somit auf Platz vier der Bundesländer, die 2022 die meisten Kriegsflüchtlinge aufgenommen haben – nach NRW, Bayern und Baden-Württemberg. Das niedersächsische Innenministerium geht davon aus, weitere 70.000 Geflüchtete im nächsten halben Jahr aufzunehmen (Stand 27. September 2022). Quelle
Politische Repräsentation
Es liegen keine Zahlen dazu vor, wie viele Abgeordnete des niedersächsischen Landtags derzeit einen Migrationshintergrund haben. Zur Zeit der letzten Erhebung – 2015 – waren es nur 4,4 Prozent aller Landtagsabgeordneten.Quelle
Außerhalb des Landtags kann Niedersachsen einen der wenigen Oberbürgermeister*innen mit Migrationshintergrund in Deutschland vorweisen: Belit Onay von Bündnis 90/Die Grünen ist seit 2019 Oberbürgermeister von Hannover. Von den 337 Oberbürgermeister*innen bundesweit haben nur vier einen Migrationshintergrund.Quelle
Von Cordula Eubel, Fabio Ghelli und Andrea Pürckhauer
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