Mehr als 250 Geflüchtete haben sich in Unterkünften der Bundesländer mit dem Coronavirus infiziert. Das zeigt eine Umfrage des MEDIENDIENSTES bei den zuständigen Landes-Ministerien. Die Bundesländer sind für Erstaufnahmeeinrichtungen und Ankerzentren zuständig.
Allein in den Ankerzentren und Aufnahmeeinrichtungen in Bayern gab es demnach zum Stichtag 7. April 147 Fälle. 47 waren es in den Aufnahmeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen. Jeweils rund 30 in Baden-Württemberg und Berlin. 26 in Sachsen-Anhalt und mehr als 20 in einer Aufnahmeeinrichtung in Hamburg-Harburg. In den anderen Bundesländern gibt es nur vereinzelte Fälle. Rheinland-Pfalz und Sachsen melden bis jetzt keine Covid-19-positive Patienten in Aufnahmeeinrichtungen. Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen haben bis Mittwochabend keine Zahlen genannt.
Die Zahl der Infizierten ist damit deutlich höher, als das Bundesinnenministerium (BMI) schätzt. Das BMI gab die Zahl der Fälle gegenüber dem MEDIENDIENST mit 89 an. Jedoch sind dabei nur Fälle in Einrichtungen erfasst, in denen das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge vertreten ist.
Über die Zahl der Infizierten unter den Asylbewerber*innen und Geflüchteten, die in sogenannten Anschlussunterbringungen leben, gibt es keine bundesweiten Daten.
Wie werden Infizierte untergebracht?
In allen Aufnahmeeinrichtungen der Bundesländer werden neu ankommende Schutzsuchende und Asylbewerber*innen, die positiv auf Covid-19 getestet werden, getrennt von anderen Bewohner*innen untergebracht. Baden-Württemberg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt haben spezielle Einrichtungen für die Unterbringung von Infizierten arrangiert.
Ärzt*innen und Gesundheitsspezialist*innen sehen Gemeinschaftsunterkünfte für Geflüchtete als besonders gefährliche Infektionsherde: Trotz der Sicherheitsvorkehrungen sei die Ansteckungsgefahr in geschlossenen Strukturen, in denen mehrere hundert Menschen in engen Quartieren leben, sehr hoch.
Von Fabio Ghelli
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