Laut Ausländerzentralregister waren im Jahr 2012 rund 119.000 Menschen aus Bulgarien und 205.000 aus Rumänien gemeldet. Zugewandert sind 2012 rund 25.000 Bulgaren und 46.000 Rumänen – im Vergleich zum Vorjahr waren das 29 Prozent mehr Menschen aus Rumänien und 26 Prozent mehr aus Bulgarien.
Für den sprunghaften Anstieg in 2012 gibt es eine einfache Erklärung: Die Bundesregierung hat "wegen des demografischen Wandels" zum 1. Januar 2012 die Zugangsbedingungen erleichtert, damit mehr rumänische und bulgarische Fachkräfte in Deutschland arbeiten können. Hochschulabsolventen oder Auszubildende aus den beiden Ländern brauchen beispielsweise keine gesonderte "Arbeitserlaubnis-EU" mehr, wenn sie eine Tätigkeit aufnehmen möchten. Für Beschäftigungen in Ausbildungsberufen wurde die "Vorrangprüfung" abgeschafft. Und Rumänen und Bulgaren sind seit 2012 für eine Beschäftigung als Saisonarbeitnehmer bis zu sechs Monate von der Arbeitsgenehmigungspflicht befreit.Quelle
Ausnahmen von der Beschränkung der Arbeitnehmerfreizügigkeit bestanden also bereits für qualifizierte Arbeitnehmer mit Hochschulabschluss, Saisonarbeiter und berufliche Aus- und Weiterbildung. Auch Selbstständige aus Rumänien und Bulgarien oder Touristen konnten im Rahmen der Dienstleistungs- und Reisefreiheit ohne Beschränkung einwandern.
Ein Blick auf die Statistik seit 1990 zeigt: Die Zahl der Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien ist von 17.900 in 2008 auf 70.900 um das knapp Vierfache gestiegen. Die Gesamtzahl der Migranten dagegen stieg von -55.700 in 2008 auf 369.000 in 2012 um etwa das Neunfache. Damit ist die Zuwanderung aus den beiden Ländern unterdurchschnittlich stark gewachsen.
Ob und wie stark die Einwanderung ab dem 1. Januar 2014 zunehmen wird, wenn Unionsbürger aus Rumänien und Bulgarien das Recht auf uneingeschränkten Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt haben, ist noch unklar. Experten weisen jedoch mit Blick auf die Debatte um Armutsmigration darauf hin, dass bei der Einführung der Arbeitnehmerfreizügigkeit für Länder wie Polen und Ungarn die Arbeitslosenquote und die Anzahl der Sozialleistungsempfänger gesunken ist.
MDI
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