Vor dem Krieg: Ukrainer in Deutschland

Bereits nach der Besetzung der Krim 2014 wanderten mehr Ukrainer nach Deutschland ein. Vor der Ausweitung des russischen Angriffskriegs 2022 lebten rund 300.000 Personen mit ukrainischem Migrationshintergrund in Deutschland.

Vor dem Ukraine-Krieg lebten rund 331.000 MenschenStatistisches Bundesamt (2021), Bevölkerung und Erwerbstätigkeit Bevölkerung mit Migrationshintergund - Ergebnisse des Mikrozensus 2020, Seite 58 mit einem ukrainischen Migrationshintergrund in Deutschland. Sie machten rund 10 ProzentSiehe Jannis Panagiotidis (2021), Postsowjetische Migration in Deutschland, Seite 2 der postsowjetischen Migrant*innen und deren Nachkommen aus. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen hatte die deutsche Staatsangehörigkeit (196.000), etwas weniger die ukrainische (135.000).QuelleStatistisches Bundesamt (2021): Bevölkerungsfortschreibung laut Genesis-Datenbank, Link

Bereits nachdem russische Einheiten 2014 die Krim besetzten und Krieg im Osten der Ukraine führten, haben viele Ukrainer*innen ihr Land verlassen. Die Zahl der Ukrainer*innen, die nach Deutschland eingewandertStatistisches Bundesamt (2021), Wanderungsstatistik 2012-2020 sind, nahm zu:

Tatsächlich könnten vor Februar 2022 bis zu 250.000 ukrainische Staatsbürger*innen in Deutschland gewesen sein, schätzte Migrationsforscher Franck Düvell, denn: Viele Menschen pendelten visumsfrei zwischen den beiden Ländern. 

Wo lebten die meisten Ukrainer vor Februar 2022?

Die meistenbezogen auf Landkreise und kreisfreie Städte Ukrainer*innen lebten vor dem Krieg in Berlin (13.000) und München (7.300). Zudem lebten viele in Städten und Ballungsräume im Westen und Süden. Verglichen mit anderen ausländischen Bevölkerungsgruppen wohnten Ukrainer stärker über das Bundesgebiet verteilt. In Ostdeutschland war ihr Anteil höher, vor allem weil dort verhältnismäßig wenige andere ausländische Staatsbürger leben, wie IAB-Forscher gezeigt haben. Das liegt lag unter anderem daran, dass jüdische Kontingentflüchtlinge aus der Ukraine in den 1990er Jahren über das Bundesgebiet verteilt wurden.QuelleInstitut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) (2022): Regionalstruktur ukrainischer Communities in Deutschland, Link; Panagiotidis, J. (2021): "Postsowjetische Migration in Deutschland", Beltz, Link

Viele Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zogen zunächst zu Familie und Bekannten. Vielerorts, beispielsweise in Berlin und in Bayern, wurden im Laufe des Jahres 2022 strengere Regeln eingeführt. Flüchtlinge aus der Ukraine durften sich dann beispielsweise nur niederlassen, wo sie enge Familienmitglieder nachweisen konnten.

Aufenthaltstitel der Ukrainer*innen 

Die meisten ukrainischen Staatsangehörigen, die vor dem Krieg in Deutschland lebten, hatten unbefristete AufenthaltstitelStatistisches Bundesamt (2021), Bevölkerung und Erwerbstätigkeit Ausländische Bevölkerung – Ergebnisse des Ausländerzentralregisters, Seite 126 ff. Von den Personen, die einen befristeten Aufenthaltsstatus hatten, kamen die Hälfte über den Familiennachzug (47 Prozent), als Flüchtlinge (22 Prozent) oder zu Erwerbszwecken (13 Prozent) nach Deutschland.QuelleUNHCR-Pressemitteilung, zitiert in: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) (2022): Die Folgen des Ukraine-Kriegs für Migration und Integration: Eine erste Einschätzung, Forschungsbericht2/22, Seite 9 

Einen Asylantrag hatten vor Februar 2022 nur wenige Ukrainer*innen gestellt – und von ihnen haben nur wenige Asyl erhalten. Ende 2021 lag die Schutzquote für ukrainische Geflüchtete bei rund vier Prozent.QuelleBAMF, Asylgeschäftsstatistiken 2017-2021.

Mehr Zahlen und Fakten zu postsowjetischen Communities in Deutschland in unserem Dossier.