Wie viele Abgeordnete haben einen Migrationshintergrund?

Die Vielfalt in Parlamenten ist gestiegen: Im Bundestag haben inzwischen rund 11 Prozent der Abgeordneten Migrationshintergrund. Verglichen zur Bevölkerung ist das immer noch wenig. Und je nach Partei gibt es deutliche Unterschiede.

Gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil (rund 29,7 Prozent) sind Menschen mit sogenanntem MigrationshintergrundWer die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt besitzt oder mindestens einen Elternteil hat, bei dem das der Fall ist, hat einen "Migrationshintergrund" sowohl im Bundestag als auch in den Landes- und Kommunalparlamenten deutlich unterrepräsentiert.QuelleStatistisches Bundesamt (2024): Mikrozensus – Bevölkerung nach Migrationshintergrund, Erstergebnisse 2023, LINK; Wüst und Bergmann (2024): "Repräsentation von Menschen mit Einwanderungsgeschichte in deutschen Parlamenten", Expertise für den Mediendienst, LINK

Im Laufe der Jahre ist der Anteil der Abgeordneten mit Migrationshintergrund im Bundestag und Landtagen gestiegenDas gilt auch, wenn man die seit 1990 stetig gewachsene Zahl der Abgeordneten berücksichtigt, wie eine Expertise der Hochschule München 2023 für den Mediendienst zeigt:

DieAbweichung in der Angabe für 2021 für den Bundestag (83 zu 84 Abgeordnete) liegt an einer Nachrecherche. Für die Vergleichbarkeit werden unten weiterhin 83 Abgeordnete für 2021 angegeben.

BUNDESTAG

Einer Recherche des Mediendienstes zufolge haben im 2025 gewählten Bundestag mindestens 73 Abgeordnete einen Migrationshintergrund. Das sind rund 11,6 Prozent der insgesamt 630 Abgeordneten. Im Vergleich zur letzten Erhebung 2021 ist der Anteil minimal gestiegen (11,3 Prozent/83 von 736 Abgeordneten).

Zwischen den Parteien gibt es deutliche Unterschiede:

  • Die Grünenhaben mit 20 Prozent den höchsten Anteil an Abgeordneten mit Migrationshintergrund (2021: 14,4 Prozent).
  • In der Fraktion Die Linke sind es 18,8 Prozent (2021: 28,2 Prozent).
  • In der SPD-Fraktion haben 17,5 Prozent der Abgeordneten einen Migrationshintergrund (2021: 17 Prozent).
  • In der CDU/CSU sind es 6,3 Prozent (2021: 4,1 Prozent).
  • Die AfD ist die Fraktion mit dem geringsten Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund: 5,9 Prozent (2021: 7,2 Prozent).

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LANDTAGE

In den Landtagen ist die Repräsentationslücke noch größer: Laut Mediendienst-Expertise hatten lediglich 7,3 Prozent Abgeordneten aller Landtage hatte einen Migrationshintergrund (Stand 2021). Die Autoren der Expertise machten große Unterschiede zwischen den Bundesländern aus: Die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen haben beispielsweise deutlich mehr Abgeordnete mit Migrationshintergrund als ostdeutsche Bundesländer.

Wie die Forscher zeigen, fällt der Anteil in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern aber nur leicht unterdurchschnittlich aus, in Thüringen sogar leicht überdurchschnittlich. Denn dort ist der Anteil von Wahlberechtigten mit Migrationshintergrund an allen Wahlberechtigten beziehungsweise der Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte an der Gesamtbevölkerung geringer. Besonders schlecht schneiden die Bundesländer Saarland, Rheinland-Pfalz, NRW, Hessen und Bayern ab – hier gebe es eine deutliche "Repräsentationslücke".QuelleWüst und Bergmann (2024): "Repräsentation von Menschen mit Einwanderungsgeschichte in deutschen Parlamenten", Expertise für den Mediendienst, LINK

Zur vollständigen Expertise "Repräsentation von Menschen mit Einwanderungsgeschichte in deutschen Parlamenten" hier.

Zu den neuen Landtagen liegen nur vereinzelt Daten vor. Für den, im Frühjahr 2022 neu gewählten, NRW-Landtaghat der Mediendienst die aktuellsten Zahlen ermittelt: 17 der 195 Landesabgeordneten haben demnach einen Migrationshintergrund – das sind 8,7 Prozent. Zum Vergleich: 2021 hatten im gesamten Bundesland 31,7 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund.QuelleStatistisches Bundesamt (2022): Ergebnisse des Mikrozensus 2021 (Erstergebnisse), S. 5, 43; Mediendienst Integration (2022): Migration und Integration in Nordrhein-Westfalen

KOMMUNALE PARLAMENTE

Zum Anteil der Mandatsträger mit Migrationsbezügen in den Kommunen gibt es keine aktuellen Erhebungen. Zuletzt hat das eine Studie des Max-Planck-Instituts untersucht. Sie wurde zwischen 2006 und 2011 in den damals 77 deutschen Großstädten durchgeführt. Demnach hatten 4 Prozent der Stadtratsmitglieder einen Migrationshintergrund.QuelleMax-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften (2011): "Vielfalt sucht Rat", S. 23

Besonders unterrepräsentiert waren zuletzt Frauen mit Migrationshintergrund: Sie stellten laut einer Studie von 2013 ein Prozent der Ratsmitglieder in den Kommunen.QuelleFernuniversität Hagen, Institut für Politikwissenschaft (2013): Repräsentation von MigrantInnen in bundesdeutschen Parlamenten, Seite 41