Sachsen-Anhalt ist ein Land der starken Kontraste: Auf der einen Seite brechen fast nirgends so viele Schüler*innen mit Migrationshintergrund die Schule ab wie dort. Auf der anderen leben in Sachsen-Anhalt viele Menschen mit einer Einwanderungsgeschichte, die einen Hochschulabschluss haben – Tendenz steigend.
Schlecht schneidet das Land bei der Arbeitsmarktintegration ab: Nach Bremen ist Sachsen-Anhalt das Land mit dem höchsten Anteil von Arbeitslosen unter den Ausländer*innen (23,2 Prozent).
Was ist noch über Migration und Integration in Sachsen-Anhalt bekannt? Der MEDIENDIENST hat die wichtigsten Zahlen zusammengetragen:
Bevölkerung
Nach Thüringen ist Sachsen-Anhalt das Bundesland mit dem geringsten Anteil von Menschen mit einem Migrationshintergrund: etwa acht Prozent waren es Ende 2019, das enspricht 173.000 Menschen.Quelle
Wie in anderen ostdeutschen Bundesländern sind viele Menschen mit Einwanderungsgeschichte in Sachsen-Anhalt erst seit wenigen Jahren in der Bundesrepublik. Mehr als die Hälfte von ihnen kam nach 2015 nach Deutschland.Quelle
Das spiegelt sich auch im Aufenthaltsstatus der Menschen mit Migrationshintergrund wider: Etwa 62 Prozent von ihnen sind Ausländer*innen, von ihnen mehr als die Hälfte (55,7 Prozent) ohne langfristigen Aufenthaltsstatus.Quelle
Ungefähr ein Drittel aller Ausländer*innen im Land kamen als Schutzsuchende nach Deutschland.Quelle
Geflüchtete
Zum Stichtag 31.12.2019 lebten etwa 38.500 Schutzsuchende in Sachsen-Anhalt – also Menschen, die einen Asylantrag gestellt haben und Schutz bekommen haben beziehungsweise deren Antrag abgelehnt wurde. Mehr als drei Viertel von ihnen sind anerkannte Flüchtlinge.Quelle
Bildung
In keinem anderen Bundesland erreichen so wenige ausländische Schüler*innen das Abitur wie in Sachsen-Anhalt. 2019 haben nur neun Prozent der ausländischen Schulabgänger*innen das Abitur gemacht. Unter Gleichaltrigen mit deutschem Pass sind es 30 Prozent. Rund 29 Prozent der ausländische Schüler*innen verließen die Schule ohne Abschluss, damit war Sachsen-Anhalt mit Thüringen Schlusslicht.Quelle
Zugleich haben Menschen mit Migrationshintergrund doppelt so oft die Hochschulreife wie Menschen ohne Migrationshintergrund. Etwa jede fünfte Person mit Migrationshintergrund hatte 2019 einen Hochschulabschluss – das sind fünf Prozentpunkte mehr Menschen als 2017.Quelle
Arbeit
Sachsen-Anhalt hat den niedrigsten Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund, die einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit nachgehen in ganz Deutschland (55,2 Prozent). Das betrifft allerdings vor allem die erste Generation der Einwanderer*innen. Die Erwerbstätigenquote bei Menschen mit einer Einwanderungsgeschichte der zweiten Generation liegt mit 65,9 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.Quelle
Sachsen-Anhalt ist auch das Bundesland, in dem Menschen, die nach 2015 nach Deutschland gezogen sind, am seltensten Arbeit gefunden haben: Nur ein Drittel von ihnen hat einen Job. In Sachsen-Anhalt lebte rund jede zweite Person mit Migrationshintergrund unter der sogenannten Armutsrisikoschwelle. Das heißt: die Hälfte der Personen mit Migrationshintergrund verdienen so wenig, dass sie als "arm" gelten.Quelle
Politische Partizipation
Nirgends gibt es so wenige Wahlberechtigte mit Migrationshintergrund wie in Sachsen-Anhalt: Sie machen lediglich 2,5 Prozent aller Wahlberechtigten aus. Sachsen-Anhalt ist auch eines der Bundesländer mit dem geringsten Anteil von politisch engagierten Menschen – sowohl mit als auch ohne Migrationshintergrund. Das Vertrauen in Institutionen ist in Sachsen-Anhalt wenig ausgeprägt. 66 Prozent der Menschen ohne Migrationshintergrund sagen, sie vertrauen den Institutionen "eher" oder "voll und ganz". Bei Menschen mit Migrationshintergrund sind es 12 Prozentpunkte mehr.Quelle
Von Fabio Ghelli
Sie sind Journalist*in und haben weitere Fragen oder suchen Fachleute zum Thema? Dann können Sie uns gern kontaktieren. Wir helfen schnell und unkompliziert. Unsere Texte und Grafiken können kostenfrei unter den Regeln der Creative Commons und unserer Namensnennung verwendet werden. Dies gilt nicht für Bilder und Fotos, die wir von Dritten erworben haben.