Recherchen des Mediendienstes zufolge sitzen im neuen Bundestag 37 Parlamentarier mit eigener Migrationserfahrung bzw. einem sogenannten Migrationshintergrund. Im Verhältnis zu allen 631 Abgeordneten stammen somit 5,9 Prozent aus Einwandererfamilien. In der gesamten Bevölkerung liegt ihr Anteil mehr als dreimal so hoch, bei rund 19 Prozent.
Ein Blick auf die Verhältnisse in den einzelnen Parteien zeigt: Gemessen an ihren Sitzplätzen im Parlament verzeichnen die Linksfraktion mit 12,5 Prozent und Bündnis 90/Die Grünen mit 11,1 Prozent den höchsten Anteil von Abgeordneten mit Migrationshintergrund. Die SPD hat zwar in reellen Zahlen mit 13 Politikern den höchsten Wert, liegt jedoch im Verhältnis zur Gesamtzahl ihrer Abgeordneten mit 6,7 Prozent eher im Mittelfeld. Schlusslicht sind die Unionsparteien mit 3,1 Prozent bei der CDU und 1,8 Prozent bei der bayerischen CSU.
Mit Blick auf die Herkunftsländer fällt auf, dass vor allem die Zahl der türkeistämmigen Abgeordneten gestiegen ist: Sie hat sich von fünf auf elf mehr als verdoppelt. Rund ein Drittel der Abgeordneten stammt aus Ländern der Europäischen Union. Und erstmals sitzen mit Karamba Diaby und Charles M. Huber zwei Afrodeutsche im Bundestag.
Vergleich zu Ergebnissen von 2009
In der 17. Legislaturperiode saßen im Bundestag 21 Abgeordnete aus den verschiedenen Parteien, denen statistisch ein Migrationshintergrund zugesprochen werden kann: CDU eine Person, SPD vier, FDP vier, Linke sechs, Grüne sechs. Im Vergleich zu den damals insgesamt 622 Abgeordneten lag ihr Anteil somit bei 3,4 Prozent.
Hintergrund zur Recherche
Der Mediendienst hat im April 2013 bei allen 96 Landesgeschäftsstellen der Bundestagsparteien die Anzahl der Kandidaten mit Migrationshintergrund recherchiert. In vielen Fällen waren die Pressestellen nicht bereit oder fähig, Auskunft über ihre Kandidaten aus Einwandererfamilien zu geben. Der Mediendienst hat hier die Kandidaten-Listen nach Namen und vorliegenden Informationen ausgewertet. Entsprechende Hinweise wurden mit Biografien auf der Website oder Interview-Aussagen abgeglichen oder über direkte Anfragen bei den Kandidaten selbst überprüft. Wenn keine Bestätigung für einen Migrationskontext vorlag, wurden die Kandidaten nicht berücksichtigt. Am Tag nach der Wahl hat der Mediendienst untersucht, wie viele der Kandidaten mit Migrationshintergrund in den Bundestag gewählt wurden.
Die Analyse mit einer Liste der gezählten Abgeordneten erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Aktualisiert am 15.10.2013
Von Lea Hoffmann, Jennifer Pross, Ferda Ataman
Sie sind Journalist*in und haben weitere Fragen oder suchen Fachleute zum Thema? Dann können Sie uns gern kontaktieren. Wir helfen schnell und unkompliziert. Unsere Texte und Grafiken können kostenfrei unter den Regeln der Creative Commons und unserer Namensnennung verwendet werden. Dies gilt nicht für Bilder und Fotos, die wir von Dritten erworben haben.