Messerkriminalität

2024 erfasste die Polizei rund 29.000 Taten mit Messern. Neun von zehn Tatverdächtigen waren männlich. Ausländer sind statistisch gesehen überproportional vertreten.

2024 zählte das Bundeskriminalamt (BKA) rund 29.000 Straftaten als "Messerangriffe". Als Messerangriffe gelten "Tathandlungen, bei denen der Angriff mit einem Messer unmittelbar gegen eine Person angedroht oder ausgeführt wird." Dazu zählen unterschiedliche Straftaten wie etwa Bedrohungen (ca. 12.600 Delikte), vollendete und versuchte Körperverletzungen (9.900), vollendete und versuchte Raubdelikte (4.800), sexuelle Nötigung (106) sowie Mord und Totschlag – vollendet und versucht (922).QuelleBundeskriminalamt (2025), Polizeiliche Kriminalstatistik 2024, Ausgewählte Zahlen im Überblick, Seite 20 LINK; Bundeskriminalamt (2024), Polizeiliche Kriminalstatistik 2023, Ausgewählte Zahlen im Überblick, Seite 15 LINK

In den vergangenen JahrenMesserangriffe werden seit 2020 vom Bundeskriminalamt (BKA) sowie der Mehrheit der Landeskriminalämter erfasst. erfasste das BKA "Messerangriffe" insbesondere in den Kategorien "gefährliche und schwere Körperverletzung" und "Raubdelikte". Bei den Körperveletzungen stieg die Zahl der "Messerangriffe" 2024 um ca. 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei Raubdelikten ging sie hingegen um rund 2,6 Prozent zurück.QuelleBundeskriminalamt (2025), Polizeiliche Kriminalstatistik 2024, Ausgewählte Zahlen im Überblick, Seite 20 LINK; Bundeskriminalamt (2024), Polizeiliche Kriminalstatistik 2023, Ausgewählte Zahlen im Überblick, Seite 15 LINK

Die Zahl der Delikte mit Tatwaffe Messer nimmt zu oder sinkt tendenziell mit der Gesamtzahl der entsprechenden Delikten. So stieg 2024 die Zahl der Körperverletzungen 2024 um 2,4 Prozent, während Raubdelikte um rund 3,7 Prozent zurückgegangen sind. Schaut man sich die beiden Anstiege im Verhältnis an – also, wie sich der Anteil der "Messerangriffe" innerhalb des jeweiligen Straftatbereichs verändert hat – ergibt sich folgendes Bild: Bei Körperverletzungen stieg der Anteil 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 0,5 Prozentpunkte, bei Raubdelikten um 0,1 Prozentpunkte.QuelleBundeskriminalamt (2025), Polizeiliche Kriminalstatistik 2024, Ausgewählte Zahlen im Überblick, Seite 20 LINK; Bundeskriminalamt (2024), Polizeiliche Kriminalstatistik 2023, Ausgewählte Zahlen im Überblick, Seite 15 LINK

Situation in den Bundesländern

In fast allen BundesländernEs fehlen Daten aus Brandenburg (mit Ausnahme des Saarlands) gab es 2023 mehr "Messerangriffe" als im Vorjahr. Im Durchschnitt nahm die Fallzahl um rund 15 Prozent zu. In allen Bundesländern stieg die Zahl der "Messerangriffe" parallel zur Zahl der Körperverletzungen und anderer Rohheitsdelikte.QuelleBaden-Württemberg: Sicherheitsbericht 2023, Seite 68 LINK; Bayern: Anfrage des Mediendienstes; Berlin: Polizeiliche Kriminalstatistik Berlin 2023 LINK; Bremen: Senator für Inneres und Sport, Pressemitteilung 15.3.2024 LINK; Hamburg: PKS 2023, Seite 35 LINK; Mecklenburg-Vorpommern: PKS 2023, Seite 107 LINK; Niedersachsen: Landespolizeipräsidium, Polizeiliche Kriminalstatistik und Befragung zu Sicherheit und Kriminalität, Seite 17 LINK; Rheinland-Pfalz: PKS 2023, Seite 72 LINK; Saarland: Stand und Entwicklung der Kriminalität Saarland 2023, Seite 24 LINK; Sachsen: Anfrage des Mediendienstes; Sachsen-Anhalt: Anfrage des Mediendienstes; Schleswig-Holstein: PKS 2023, Seite 20 LINK; Thüringen: Anfrage des Mediendienstes

"Messerkriminalität" ist kein einheitliches Phänomen

Unter "Messerkriminalität" fallen unterschiedliche Konstellationen, etwa

  • Situationen, in denen gezielt ein Messer mitgeführt wird, um ein bestimmtes Delikt zu begehen: zum Beispiel einen Raub, eine Nötigung oder eine Körperverletzung im häuslichen Bereich
  • Psychische Ausnahmesituationen: wenn etwa eine psychisch kranke Person auf eine oder mehrere Personen einsticht
  • Situationen, in denen Personen zwar ein Messer dabeihaben, der Einsatz des Messers aber nicht konkret geplant ist. Im Falle eines Konflikts oder einer Eskalation kommt es dann schneller zum Einsatz eines Messers, da es gerade verfügbar ist. Laut dem Kriminologen Prof. Dr. Stefan Kersting macht die letzte Konstellation den größten Teil der sogenannten Messerkriminalität aus.

Die Tatverdächtigen bei Messerkriminalität sind in der Regel Männer (in knapp 90 Prozent der Fälle) und überwiegend Erwachsene über 21 Jahre. In den Bundesländern, die die Nationalität der Tatverdächtigen in der polizeilichen Kriminalstatistik erfassen, sind zwischen einem Drittel und der Hälfte von ihnen nicht deutsch (Baden-Württemberg: ca. 55 Prozent, Hessen: ca. 50 Prozent, Mecklenburg-Vorpommern: 35 Prozent, Niedersachsen: 41 Prozent, Nordrhein-Westfalen: 47,4 Prozent, Sachsen: 49,2 Prozent, Sachsen-Anhalt: 35 Prozent, Thüringen: 41 Prozent). Ausländer*innen sind unter den Tatverdächtigen also überrepräsentiert – sowohl im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung als auch zur männlichen Bevölkerung zwischen 14 und 60 JahrenEigene Berechnung auf Grundlage der Statistik "Ausländische Bevölkerung nach dem Ausländerzentralregister" vom Statistischen Bundesamts.QuelleBaden-Württemberg: Sicherheitsbericht 2023, Seite 68 LINK; Bayern: Anfrage des Mediendienstes; Berlin: Polizeiliche Kriminalstatistik Berlin 2023 LINK; Bremen: Senator für Inneres und Sport, Pressemitteilung 15.3.2024 LINK; Hamburg: PKS 2023, Seite 35 LINK; Mecklenburg-Vorpommern: PKS 2023, Seite 107 LINK; Niedersachsen: Landespolizeipräsidium, Polizeiliche Kriminalstatistik und Befragung zu Sicherheit und Kriminalität, Seite 17 LINK; Rheinland-Pfalz: PKS 2023, Seite 72 LINK; Saarland: Stand und Entwicklung der Kriminalität Saarland 2023, Seite 24 LINK; Sachsen: Anfrage des Mediendienstes; Sachsen-Anhalt: Anfrage des Mediendienstes; Schleswig-Holstein: PKS 2023, Seite 20 LINK; Thüringen: Anfrage des Mediendienstes

Etwas mehr Jugendliche führen ein Messer bei sich als früher

Repräsentative Dunkelfeldstudien unter Schüler und Schülerinnen in Niedersachsen über mehrere Jahre hinweg (2013 – 2022) zeigen: Etwas mehrGewisse Zunahme des „Mitführens“ eines Messers  (mindestens „selten“) seit 2013: 16,8%, 2022: 20,6%. Jugendliche haben gelegentlich ein Messer dabei. Warum etwas mehr Jugendliche sich bewaffnen, ist bislang nicht erforscht. Kriminologen vermuten, dass Angst, Männlichkeitsnormen und fehlende Konfliktfähigkeit die Gründe sind.QuelleKrieg et al (2020): Jugendliche in Niedersachsen. Ergebnisse des Niedersachsensurveys, S. 100, Link; Dreissigacker et al (2023): Jugendliche in Niedersachsen. Ergebnisse des Niedersachsensurveys 2022, S. 103, Link; Mediendienst Integration (2024): Messerkriminalität: Welche Rolle spielt die Nationalität?, Link

Welche Rolle spielt die Nationalität?

Wie oben dargelegt, sind ausländische Tatverdächtige sowohl in der Kriminalstatistik generell, als auch im Bereich der Messerkriminalität, überrepräsentiert. Warum das so ist, hat der Mediendienst Integration hier aufgeschlüsselt. Es gibt zahlreiche verzerrende Faktoren, die dazu führen, dass Ausländer eher in der Kriminalstatistik landen als Deutsche. Aber: Auch abseits der Verzerrung bleibt ein überproportionaler Anteil von Ausländern in der Kriminalstatistik übrig. Grund dafür ist allerdings ist nicht die Nationalität an sich, sondern Faktoren, die auch bei Deutschen Kriminalität befördern: Armut, geringe Bildung, kriminelle Freundeskreise, eigenes Gewalterleben und gewaltverherrlichende Männlichkeitsnormen. Diese Faktoren liegen bei Ausländern und Migranten öfter vorSiehe etwa hier zu Diskriminierungen am Arbeits- und Wohnungsmarkt als bei Deutschen.Quelle Mediendienst Integration (2024): Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Ausländerkriminalität, Link; Mediendienst Integration (2024): Podcast: Über Ausländerkriminalität, Link, Mediendienst Integration (2024): Diskriminierung, Link.

Dasselbe gilt auch für Jugendliche: Nicht die eigene oder familiäre Migrationserfahrung ist Ursache für Kriminalität, sondern die damit oft einhergehenden ungünstigeren Bedingungen. So ist zum Beispiel die Armutsgefährdung bei unter 15- bis 17-Jährigen mit Migrationshintergrund fast dreimal so hoch wie unter Personen ohne Migrationshintergrund (2021: 13,8 zu 37,4 Prozent).Quelle Mediendienst Integration (2023): Expertise von Christian Walburg zu Jugendkriminalität in der Einwanderungsgesellschaft, Link.

Konkret zum Thema Messer ergab die jüngste repräsentative Dunkelfeldstudie unter Schülern und Schülerinnen in Niedersachsen (2022), dass die befragten Jugendlichen mit Migrationshintergrund etwas seltener als Jugendliche ohne Migrationshintergrund ein Messer bei sich führen. Allerdings setzten die Jugendlichen mit Migrationshintergrund etwas eher eine Waffe ein. Die Unterschiede sind allerdings so klein, dass von einer ähnlichen bis gleichen Verwendung von Messern unter Jugendlichen mit oder ohne Migrationshintergrund gesprochen wird.Quelle Dreissigacker et al (2023): Jugendliche in Niedersachsen. Ergebnisse des Niedersachsensurveys 2022 S. 80 und S. 104 Link, Mediendienst Integration (2024): Messerkriminalität: Welche Rolle spielt die Nationalität?, Link

Eine vergleichbare Dunkelfeldstudie zu Erwachsenen gibt es nicht. Eine Studie, die Verurteilungen von Straftätern mit Schwerpunkt auf Messerkriminalität untersuchte, kommt zu dem Schluss dass unter anderem Gewalterfahrungen und psychische Belastungen Risikofaktoren für Messerkriminalität sind.Quelle Rausch et al (2023): Messergewalt in Deutschland: Eine empirische Untersuchung zu Risikofaktoren sowie Täter- und Tatcharakteristik, Link.