Deportation, Vertreibung und Flucht 1933 bis 1945

Durch den deutschen Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg wurden Millionen Menschen umgesiedelt, vertrieben oder deportiert, andere emigrierten oder mussten fliehen.

Judenverfolgung und Holocaust im NS-Regime

Die nationalsozialistische Regierung erließ nach der Wahl Adolf Hitlers zum Reichskanzler zahlreiche antisemitische Gesetze. Übergriffe auf Jüdinnen und Juden und ihre Ausgrenzung aus der Gesellschaft wurden geduldet und bestärkt. Bis 1939 verließen 247.000 der etwa 500.000 Jüdinnen und Juden Deutschland. Doch immer mehr Staaten wollten keine jüdischen Flüchtlinge einreisen lassen. Mit einer Konferenz 1938 im französischen Évian versuchte der damalige US-Präsident Franklin D. Roosevelt die Aufnahme global zu regeln, außer der Dominikanischen Republik wollte aber kein beteiligter Staat den Flüchtenden Schutz gewähren. Trotz der weltweit restriktiven Einwanderungspolitik gelang es zwischen 1940 und 1945 nochmals 31.500 Jüdinnen und Juden zu fliehen, den meisten von ihnen nach Palästina und in die USA. Zwischen 1940 und 1945 wurden 130.000 Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Nur schätzungsweise 27.000 bis 32.000 überlebten das NS-Regime in Deutschland. Mehr als sechs Millionen Juden wurden Opfer des Holocausts.QuelleBade et al (Hrsg., 2010): Enzyklopädie Migration in Europa. Vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, 3. Auflage, S.155 und Bundeszentrale für politische Bildung, Dossier: Vertreibung und Vernichtung der Juden aus dem Deutschen Reich, LINK

Zwangsarbeit, Deportation, Vertreibung, Umsiedlung

Millionen Menschen wurden vertrieben, zwangsumgesiedelt oder verschleppt. Um die Kriegswirtschaft am Laufen zu halten, verschleppte das Dritte Reich Menschen aus den eroberten Gebieten als Zwangsarbeitskräfte. Von ihnen gab es im Oktober 1944 knapp acht Millionen. Sie kamen vor allem aus der Sowjetunion, aber etwa auch aus Belgien und Frankreich. Gleichzeitig wurden rund neun Millionen Personen aus den annektierten Gebieten vertrieben, um dort "Volksdeutsche" anzusiedeln, die außerhalb des Reichs lebten. In der Aktion "Heim ins Reich" wurden Deutsche, die beispielsweise in der Bukowina (heute Teil von Ukraine und Rumänien) lebten, dort angesiedelt. Bis 1944 wurden über eine Million Personen so umgesiedelt. Die Gesamtzahl der Geflüchteten, Vertriebenen und Deportierten in Europa belief sich bis Kriegsende 1945 auf geschätzte 50 bis 60 Millionen Menschen. Das waren rund 10 Prozent der damaligen europäischen Bevölkerung. Viele überlebten die Flucht, Vertreibung oder Deportation nicht.QuelleLebendiges Museum Online (2015): Die Umsiedlung der deutschstämmigen Bevölkerung aus der Bukowina (Buchenland), LINK; Jochen Oltmer (2016): Globale Migration. Geschichte und Gegenwart, S. 96ff.; Carl von Ossietzky Universität Oldenburg: "Umsiedlung" im Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, LINK

Politische Emigrant*innen

"Exilant*innen" verließen das nationalsozialistische Deutschland, da sie aufgrund ihrer politischen Ansichten oder ihres künstlerischen Schaffens verfolgt wurden. Die Zahl der politischen Emigrant*innen aus Deutschland wird auf 30.000 bis 40.000 geschätzt. Sie flohen zum Beispiel nach Frankreich oder in die damalige Tschechoslowakei, einige auch in die USA oder nach Südamerika. Bekannte Autor*innen im Exil waren etwa Thomas und Heinrich Mann, Bertolt Brecht, Else Lasker-Schüler, Anna Seghers oder Stefan Zweig.QuelleLebendiges Museum Online (2015): "Emigration aus dem NS-Staat", LINK